Wahre Askese II

Johannes Cassian und die Weisheit der Wüstenväter

Im ersten Teil dieser Arbeit haben wir dargelegt, daß der hl. Johannes Cassian in der Ägyptischen Wüste das Mönchsleben erlernt hat und sodann zurückgekehrt nach Gallien dort gebeten wurde, ein Kloster nach den Gebräuchen der Ägyptischen Mönchsväter zu gründen. Daher schrieb er seine Mönchsregel nieder. Darin handelt er auch über die acht Hauptlaster, die es auch im Kloster zu überwinden gilt.

Wer seine bisherigen Erklärungen aufmerksam gelesen hat, der war sicherlich überrascht über die Aktualität des Gesagten. Uns Katholiken sollte diese Aktualität eigentlich nicht wirklich überraschen, denn wir wissen, daß der Mensch seinem Wesen sich nach immer gleich bleibt. Mag der moderne Mensch sich noch so viel auf seine Modernität einbilden, daß er anders und besser sei als die früheren Menschen, immerhin ist auch er noch Mensch und bleibt er Mensch. Erwägt man die weiteren, vom hl. Cassian besprochenen Laster, ist man noch mehr überrascht, denn seine Anweisungen klingen sehr modern. Das kommt wohl daher, daß in der Einsamkeit der Wüste die Wesenszüge des erbsündlich geschwächten Menschen besonders hervorgekehrt werden. Je weniger sich nämlich der Mensch ablenken kann, desto mehr wird er mit sich selbst, d.h. vor allem mit seinen eigenen Schwächen konfrontiert. Der Mönch in der Wüste hat keine Vergnügungsindustrie zur Seite, die ihn ständig bespaßt, er ist immer nur allein mit dem Alleinen. Diese wesentliche Einsamkeit soll auch die klösterliche Gemeinschaft nicht verdeckten, sondern vielmehr dem Mönch helfen, daß er sich der Herausforderung dieser Einsamkeit tapfer und beharrlich stellt. 

Der Zorn

Die Erfahrung lehrt, daß unter den Lastern der Zorn eine zentrale Rolle spielt. Der Kampf gegen den Zorn ist darum sehr aufwendig, weil dieser in der Einsamkeit der Wüste nicht einfach verraucht, wie man meinen könnte, sondern sich in die letzten Winkel der Seele verkriecht. Der heilige Mönchsvater schreibt hierzu (alle Texte sind wiederum genommen aus: Johannes Cassian, Gott Suchen – sich selbst erkennen, Einweisung in das christlichen Leben Teil 1, Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1981):

Die Verfinsterung des Herzens durch den Zorn

Im vierten Kampf müssen wir das tödliche Gift des Zornes aus den letzten Winkeln unserer Seele gründlich entfernen. Wenn nämlich Zorn in unserem Herzen haust, dann wird das Auge unseres Herzens verfinstert. Wir können kein klares Urteil mehr fällen, können nicht Maß halten, haben kein Organ für die Kontemplation, sind unreif, einen Rat zu geben; wir sind nicht lebendig und nicht beharrlich in der Gerechtigkeit; wir können das geistliche und wahre Licht nicht in uns aufnehmen, wie es im Psalm heißt: »Getrübt ist vom Zorn mein Auge« (6,8). Auch an der Weisheit haben wir keinen Anteil, selbst wenn alle meinen, wir seien weise. Wie es im Predigerbuch heißt: »Der Zorn haust im Inneren der Toren« (Pred 7,10).

Es ist leicht ersichtlich, daß hier mit Zorn mehr gemeint ist, als was wir gewöhnlich mit diesem Wort bezeichnen. Zum Zorn gehört der ganze Unmut der Seele, der diese, wenn auch unbewußt, im Urteil behindert. Sobald man etwa einen Menschen nicht leiden kann, beurteilt man ihn meist nicht mehr gerecht, sondern schlechter als er in Wirklichkeit ist. Der Unmut macht das Herz befangen: »Getrübt ist vom Zorn mein Auge«. Es ist darum nötig, den Zorn zu überwinden, um ganz frei von Vorurteilen zu werden und ganz unbefangen dem Nächsten dienen zu können. Der hl. Johannes Cassian erklärt weiter:

Wer nach dem Vollmaß der Liebe strebt und für den geistlichen Kampf legitimiert zu sein wünscht, dem sei jegliches Laster von Zorn und Grimm fremd. Er beherzige, was Paulus ihm sagt: »Jede Art von Bitterkeit, Zorn, Wut, Geschrei und Lästerung samt aller Bosheit sei fern von euch« (Eph 4,31). Wenn er schreibt: »Jeder Zorn sei ferne von euch«, dann nimmt er keine Art von Zorn aus (auf irgend einen anderen Menschen), auch nicht den Zorn, der uns gleichsam nötig und nützlich erscheint.

Bedenken wir, der Zorn ist der Sanftmut des Herzens entgegengerichtet. Unser göttlicher Lehrmeister fordert nun aber von uns: „Kommt alle zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken, nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und demütig von Herzen, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Mt. 11, 28-30). Wie einladend und wie eindringlich ist diese Forderung des göttlichen Erlöserherzens. Wie viel muß darum unserem göttlichen Erlöser daran liegen, daß wir wie Er demütig und sanftmütig von Herzen sind. Dabei sollen wir diese Tugenden von IHM lernen, aus Seinem gottmenschlichen Leben herauslesen und uns aneignen.

Die Bitterkeit im Inneren des Herzens

In unserem inneren Kampf gegen den Zorn ist es nun notwendig, besonders eines zu beachten: Dem aufkommenden Zorn muß man sofort widerstehen, damit er sich im Herzen nicht einnistet und sodann weiter ausbreiten kann. Der hl. Paulus mahnt: „Wenn ihr zürnt, so sündigt nicht! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen“ (Eph 4, 26.) Diesen Ratschlag beachtet auch der hl. Johannes Cassian, wenn er erklärt: Was soll ich von denen sagen – nicht ohne dabei über mich selbst zu erröten –, die so unversöhnlich sind, daß nicht einmal der Untergang der Sonne ihrem Zürnen eine Grenze setzt! Über Sonnenuntergang hinaus lassen sie ihren Zorn mehrere Tage andauern; sie halten denen gegenüber, über die sie wütend sind, an ihrem Groll fest. Zwar versichern sie mit den Lippen, sie seien keineswegs mehr zornig, aber in Wirklichkeit sind sie über jene weiterhin aufs schwerste erzürnt. Man merkt dies daran, daß sie sie überhaupt nicht anreden und nicht in der sonst gewohnten Freundlichkeit mit ihnen sprechen. Sie selbst meinen, sich dabei keineswegs zu verfehlen, da sie sich ja nicht rächen für das, was ihren Grimm erregt hat (und insofern ihren Zorn nicht kühlen!). Da sie es aber nicht wagen oder es ihnen auch nicht möglich ist, ihre Rachegelüste offen zu zeigen und in die Tat umzusetzen, lassen sie zu ihrem Verderben das Gift des Zornes heimlich in ihrem eigenen Herzen wirken, ihn schweigend in sich hineinfressend. So werden sie ihre finstere Erbitterung nicht durch die Kraft ihrer Seele los, sondern brauchen mehrere Tage, bis sie sich mit der Zeit von selbst wieder sänftigt.

Der Zornige schneidet denjenigen, auf den er zornig ist. Er geht ihm aus dem Weg und läßt ihn auf diese Weise spüren, daß er etwas gegen ihn hat. Das Gift des Zornes wirkt also heimlich im Herzen weiter, wenn man es sozusagen nicht sofort ausspuckt und führt zum Verderben der Seele. 

Die Gefahr der Verfestigung des Zornes

Dabei haben die Wüstenväter noch eine zweite Erfahrung gemacht, die es bezüglich des Zornes zu bedenken gilt. Wir bilden uns leicht ein, den Zorn überwunden zu haben, wenn wir eine Weile nicht in Zorn geraten sind. Diese Selbsttäuschung stellt sich im Kloster sehr leicht ein, weil der Mönch gewöhnlich mit anderen Menschen sehr wenig Umgang hat. Der Heilige merkt darum an: Unseren Hochmut und unsere Ungeduld sollen wir nicht durch Flucht in die Einsamkeit überwinden wollen, wo uns niemand reizt. Wir entschuldigen gerne unser Versagen mit der Behauptung, unsere Brüder seien daran schuld, nicht unsere Ungeduld. Indem wir so die Ursache unserer Verirrung bei anderen suchen, werden wir nie zum Ziel der Geduld und zum Vollmaß der Liebe gelangen.

Es gilt also, dem Zorn hochgemut entgegenzutreten und ihn jeweils sofort aus dem Herzen zu reißen, sobald er aufkommt, dann wird man dieses Laster überwinden können. Ansonsten besteht die große Gefahr, daß es sich verfestigt, wie der Mönchsvater anmerkt: Wenn wir gegen jemand in der Bitterkeit unseres Unwillens verharren, dann schwillt unsere Seele vor Zorn gleichsam an.

Mancher weiß wohl aus eigener Erfahrung, wie mühevoll es ist, mit einem zornmütigen Menschen zusammenleben zu müssen. Schon die geringste kritische Bemerkung bringt ihn außer Rand und Band und niemand ist vor seiner Rache sicher. Der Zorn vergiftet tatsächlich das ganze Seelenleben, weshalb es notwendig ist, den Kampf gegen dieses Laster tapfer auf sich zu nehmen:

Eine vierfache Medizin

Der nach den Kampfregeln angetretene Athlet Christi muß den Zorn radikal, mit der Wurzel nämlich, ausreißen. Eine vierfache Medizin kann man gegen diese Krankheit des Zornes (der Wut, der Entrüstung) anwenden: wenn wir erstens überzeugt sind, daß wir nie, unter keinen Umständen, weder aus gerechten noch aus ungerechten Gründen, dem Zorn Raum geben dürfen; wenn uns zweitens bewußt ist, daß die Reinheit unseres Herzens bald getrübt wäre und das Herz nicht mehr Tempel des Heiligen Geistes sein würde, wenn der Geist des Zornes in uns haust; wenn wir drittens wissen, daß wir im Zustand des Zornes nicht beten dürfen, wofür es genügt, sich täglich den eigenen Tod vor Augen zu halten; wenn wir viertens erkannt haben: Nichts nützt uns unsere Keuschheit, nichts die Weltentsagung, nichts der Verzicht auf unsere Habe, nichts die Verachtung des Reichtums, nichts die Mühsal von Fasten und Nachtwachen, falls wir vom Richter der Welt mit ewigen Strafen bedroht sind, weil wir in Zorn oder Haß befangen sind.

Der Trübsinn

Nach dem Laster des Zornes spricht der hl. Johannes Cassian über ein Laster, das dem modernen Menschen sehr vertraut ist, das er jedoch sicherlich nicht als Laster, sondern vielmehr als seelische Krankheit ansieht: Das Laster des Trübsinnes. Man nennt dieses heute Depression. Diese seelische Krankheit breitet sich in der modernen Gesellschaft immer mehr und immer schneller aus. Woher kommt es, daß immer mehr Menschen im Trübsinn versinken? Was ist die seelische Ursache einer Depression – wobei zu beachten ist, daß es auch körperliche Ursachen dafür gibt, die ein Arzt behandeln müßte? Hören wir einmal, was die Wüstenväter aus ihrer reichen Erfahrung darüber zu sagen wissen:

In unserem fünften Kampf müssen wir die Stacheln des nagenden Trübsinns (tristitia: finsterer Ernst, trist-sein, resignative Verstimmtheit, deprimiertes Mürrischsein) ausziehen. Wenn nämlich diese Gemütsstimmung erst einmal durch überraschende Attacken unsere Seele überwältigt hat, dann macht sie in einem Augenblick jede Kontemplation des Göttlichen unmöglich, verdrängt das Herz aus dem Zustand der Reinheit, schwächt die Kraft der Seele bis in ihre Wurzeln und schnürt das Herz zusammen. Sie verhindert, daß die Seele durch das Gebet mit innerer Heiterkeit erfüllt werde, läßt geistliche Lesung, die doch ein Heilmittel ist, nicht zu. Sie verhindert, daß man ausgeglichen und mild gegen seine Mitmenschen ist. Bei allem, was man pflichtschuldig tut, läßt sie einen mürrisch und hart sein. Sie macht uns unzugänglich für jeden heilsamen Rat, erschüttert die Standhaftigkeit des Herzens, und läßt den Menschen wie ohne Verstand sein, gleichsam wahnsinnig und trunken. Sie bricht das Rückgrat und stürzt uns in sträfliche Verzweiflung. »Wie die Motte dem Kleid und der Wurm dem Holz, so schadet der Trübsinn dem Herzen des Mannes« (Spr 25,20).

Die besondere Gefahr des Trübsinns

Eine recht traurige Billanz zieht hier der Heilige. Der Trübsinn ist offensichtlich eine überaus große Gefahr für jeden, der ernsthaft und konsequent ein religiöses Leben führen möchte. In dem Augenblick, in dem sich jemand entschließt, ernsthaft nach der christlichen Vollkommenheit zu streben, muß er vermehrt mit den hinterhältigen Angriffen des Teufels rechnen, der einen solchen Vorsatz mit aller Gewalt wieder zu Fall bringen will. 

Worin besteht nun die besondere Gefahr dieses Lasters? Der Trübsinn verdirbt das vertraute Zusammensein mit Gott, das Leben in der Gegenwart Gottes. Er erzeugt Überdruß am Gebet und an der geistlichen Lesung und infolgedessen vertreibt er die Freude an Gott aus dem Herzen. Der Trübsinn macht uns unzugänglich für jeden heilsamen Rat, erschüttert die Standhaftigkeit des Herzens, und läßt den Menschen wie ohne Verstand sein, gleichsam wahnsinnig und trunken. Wenn man diesem Laster nicht energisch und ausdauernd entgegenwirkt, führt es zur Verzweiflung, zur gefährlichsten aller Sünden.

Verschiedene Gründe des Trübsinns

Der Trübsinn kann verschiedenen Gründe haben, wie unser Mönchsvater ebenfalls aus Erfahrung zu berichten weiß: Manchmal folgt der Trübsinn dem Zorn, manchmal ist er Folge einer unerfüllten Begierde. Oft sind wir aber auch durch Anreizung des Feindes wie aus heiterem Himmel plötzlich völlig niedergedrückt. Wir können uns dann z. B. nicht einmal über den Besuch unserer liebsten Freunde oder nächsten Verwandten freuen. Was diese dann reden, das halten wir für dummes und überflüssiges Zeug. Ja, wir bringen es nicht einmal über uns, ihnen freundlich zu antworten: So sehr überschwemmt die Galle der Bitterkeit alle Winkel unseres Herzens.

Man sollte es sich ab und zu ganz nüchtern vergegenwärtigen, um es ausdrücklich wahrzunehmen: Der Teufel hat Einfluß auf unser Gemüt, auf die Stimmung unserer Seele. Wenn Gott es zuläßt, dann kann es sein, daß er uns wie aus heiterem Himmel plötzlich völlig nieder[…]drückt. Solch abrupte Stimmungswandel sind ein sicheres Zeichen des dämonischen Einflusses. Bei dieser Versuchung hat man den Eindruck, als würde einem von einer Sekunde auf die andere der Boden unter den Füßen weggezogen. Schlagartig schwindet jede Freude aus dem Herzen; infolgedessen werden einem alle Menschen zur Qual, sodaß wir uns nicht einmal über den Besuch unserer liebsten Freunde oder nächsten Verwandten zu freuen vermögen. Was für eine Seelennot folgt daraus!

Wir müssen also überaus vorsichtig sein, sobald wir einen solchen Stimmungswandel wahrnehmen. Es gilt sodann, sich nüchtern und fest daran zu erinnern, daß unser Leben mit Gott ein Leben innerer Freude und Zuversicht ist.

Rechte und falsche Trauer

Zum besseren Verständnis und als Hilfe zur klaren Unterscheidung macht unser Mönchsvater eine Anmerkung über die zwei Arten der Trauer: Es gibt eine Trauer, die der Korrektur des Lebens und der Ausrottung der Laster dient. Daneben gibt es aber auch jene Art von Trauer, die die sündige Seele in die verderblichste Verzweiflung stürzt: sie hinderte Kain, seinen Brudermord zu büßen, und ließ Judas nach dem Verrat seine Tat nicht wiedergutmachen, sondern trieb ihn dazu, sich aufzuhängen.

Während die rechte Trauer über die eigenen Sünden die Seele stärkt und aufrichtet, treibt die falsche Trauer die Seele in die Verzweiflung. Deshalb muß man die Stimmungen der eigenen Seele nüchtern beobachten, um beurteilen zu können, welcher Art die Trauer ist. Hindert mich meine Trauer am Gebet, am Vertrauen auf Gott und Seine Barmherzigkeit? Oder hilft sie mir, mich Gott ganz hingeben? Der hl. Johannes Cassian beschreibt die Wirkungen dieser beiden Arten von Trauer, aufgrund der man sie klar unterscheiden kann:

Ein Mensch, den jene heilsame Trauer erfüllt, die Buße zur ewigen Seligkeit bewirkt, ist in seinem Verhalten:

– nachgebend, ansprechbar, demütig, mild, sanft und geduldig, denn solche Trauer erwächst ja aus der Gottesliebe.

Die Traurigkeit dieser Welt aber, der Trübsinn, macht den Menschen

– ganz ungefällig, ungeduldig, hartherzig, voll von Groll und unfruchtbarem Kummer, sträflich verzweifelt.

Die Wirkungen der falschen Trauer

Wer in solche Traurigkeit verstrickt ist, schwingt sich zu nichts mehr auf; sein Schmerz hat nichts Heilsames. Denn diese Art von Traurigkeit ist ohne alle Vernunft; sie untergräbt das Gebet und vereitelt die Früchte des Heiligen Geistes. Bedenkt man diese äußerst schädlichen Folgen der falschen Traurigkeit, wird sofort einsichtig, daß man sich vor dieser mit aller Kraft der Seele hüten muß:

Die Traurigkeit dieser Welt, die uns den geistigen Tod bringt, müssen wir aus unserem Herzen verbannen, nicht weniger energisch, als wir den Geist der Unzucht, der Geldgier und des Zornes aus unserem Herzen ausrotten müssen. Was hilft uns aber bei diesem schweren und langwierigen Kampf, daß wir nicht müde werden und vor allem ob der eigenen Schwachheit nicht den Mut verlieren? Die Wüstenväter lehren:

Das überaus verderbliche Laster des Trübsinns können wir aus uns austreiben, indem wir unseren Geist durch beständige geistliche Meditation vor einem Vakuum bewahren und ihn durch die Hoffnung auf (ewige) Zukunft und die Kontemplation der verheißenen Glückseligkeit aufrichten. Auf diese Weise werden wir aller Arten von Traurigkeit Herr werden, mögen sie durch vorausgehenden Zorn oder durch Vermögensverluste bedingt sein, mögen sie aus erlittenem Unrecht oder aus unentwirrbaren Konflikten stammen, die uns in tödliche Verzweiflung stürzen. Was ewig ist und Zukunft hat, das Jenseits, das sollen wir ausdauernd, in Freude und unverrückbar, im Auge haben. Dann werden wir uns nicht durch momentane Zwischenfälle niederdrücken und durch das Glück des Augenblicks zur Überheblichkeit verführen lassen, denn beides ist relativ und geht schnell vorüber, wenn wir es genau betrachten.

Die Gefahr des seelischen Vakuums

Jedes seelische Vakuum, jede innere Leere ist äußerst gefährlich, denn der Teufel wird sie sofort ausfüllen. Unser göttlicher Lehrmeister mahnt so eindringlich vor dieser inneren Leere, wenn er erklärt: „Wenn der unreine Geist vom Menschen ausgefahren ist, schweift er durch öde Steppen und sucht sich eine Ruhestätte. Findet er keine, so denkt er: ‚Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich ausgezogen bin.‘ Und er kommt zurück und findet es ausgefegt und geschmückt. Da geht er hin und holt noch sieben andere Geister, die schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen ein und lassen sich dort nieder. Und die letzten Dinge jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten“ (Lk 11, 24-26).

Vor allem die Betrachtung des ewigen, wunderschönen, alle Mühe lohnenden Ziels erhebt unsere Seele zu Gott und schenkt ihr feste Zuversicht in allen Prüfungen dieses irdischen Lebens, das doch ganz sicher vorübergeht und sodann hört die die Zeit der Prüfungen auf. 

Der Überdruß

Mit dem Trübsinn geht gewöhnlich ein weiteres Laster Hand in Hand: Der Überdruß (acedia). Johannes Cassian lehrt darüber:

„An sechster Stelle haben wir den Kampf gegen jenes Laster zu bestehen, das die Griechen Akedia (geistliche Lustlosigkeit und Trägheit) nennen und was wir mit taedium (Überdruß, Widerwille) oder anxietas cordis (all das, was das Herz zusammenschnürt, beengt und unruhig macht) bezeichnen. Die Acedia ist verwandt mit dem Trübsinn. Für die in der Einsamkeit lebenden Menschen ist sie ein ziemlich häufig und heftig auftretender Feind. Den Mönch – wie jeden einsam Lebenden – belästigt sie vor allem um die Mittagsstunde (in unserer Zivilisation vielleicht noch stärker am Abend! d. Ü.). Sie ist wie ein Fieber, das periodisch wiederkehrend mit brennendster Glut die kranke Seele befällt.“

Eine ebenfalls äußerst zeitgemäße Erfahrung. Welcher Lehrer weiß nicht ein Lied über die Lustlosigkeit seiner Schüler zu singen? Aber auch an der Arbeitsstätte werden die zuverlässigen und einsatzfreudigen Arbeiter immer seltener. Woher diese Lustlosigkeit? Woher dieses Desinteresse an den meisten Dingen? Nun, die meisten Menschen arbeiten nur noch, um zu leben, d.h. heutzutage konkret, sie arbeiten, um sich zu vergnügen. Im Mittelpunkt steht das Vergnügen. Es sei hierzu an die Gedanken Max Picards über den Menschen auf der Flucht vor Gott erinnert.

Flucht vs. Glaube

Der moderne Mensch ist immer auf der Flucht, weil er nirgends mehr einen Halt hat. Wer sich nämlich von Gott lossagt, der fällt in die Haltlosigkeit. Nun sind es aber nicht mehr nur einzelne, die sich von Gott losgesagt haben, es ist die ganz Gesellschaft. Es ist sicherlich etwas ganz anderes, in einem Kloster zu leben, in dem doch alle an Gott glauben und sich zudem noch ernsthaft bemühen ein gottverbundenes Leben zu führen als in einer gottlosen und gottfremden Welt. Max Picard gibt deswegen zu bedenken: „Heute ist es umgekehrt: der Glaube als objektive äußere Welt ist zerstört, der einzelne muß in jedem Augenblick sich immer von neuem durch den Akt der Entscheidung den Glauben schaffen, indem er sich von der Welt der Flucht löst; denn die Flucht, nicht mehr der Glaube, ist heute als eine objektive Welt da, und jede Situation, in die der Mensch kommen kann, ist von vornherein, ohne daß der Mensch sie erst dazu macht, eine Situation der Flucht, die selbstverständlich ist: alles in dieser Welt ist nur in der Form der Flucht vorhanden. Wohl ist es möglich, jede Situation der Flucht durch die Entscheidung in die entsprechende Situation des Glaubens zu verwandeln; aber es ist schwer. Und wenn es auch dem einzelnen gelingt, sich von der Welt der Flucht loszureißen in den Glauben, so gelingt es doch nur für ihn, den Einzelnen; die Welt der Flucht besteht unabhängig von seiner Entscheidung“ (Mac Picard, Wie der letzte Teller eines Akrobaten…, Jan Thorecke Verlag, Sigmaringen 1988, S. 59).

Der Katholik, der seinem Glauben treu bleiben möchte, muß ausdrücklich aus dieser Welt der Flucht heraustreten, sodann steht er mit seinem Glauben plötzlich alleine da. Er muß sich eingestehen, es sind nur noch wenige, die den Mut haben, Gott treu zu bleiben, weshalb sein persönlicher Glaube viel stärker sein muß als früher. Max Picard führt seinen Gedanken so fort: „Außerhalb der Flucht scheint es keine Menschen zu geben, der Mensch existiert nur in dem Maße, als er an der Flucht teilhat. Ein Mensch lebt, und indem er lebt, flieht er. Leben und Fliehen sind eines. Der Einzelne ist zuerst als Fliehender da; dann, erst durch Reflexion, entdeckt er, daß es auch so etwas wie ein Nicht-Fliehendes geben könnte. Die Flucht ist so zu ihm gehörig, daß es scheint, sie sei das Normale und nicht das Außergewöhnliche. Wenn die Flucht eine Angelegenheit für sich ist, unabhängig vom Menschen, dann fragt man nicht mehr, warum man flieht, man vergißt, daß man vor Gott flieht“ (Ebd. S. 59f).

Ein in der Tat äußerst trostloser Zustand. Der Mensch auf der Flucht findet nirgends mehr einen Halt oder gar ein Zuhause. Es ist nun recht überraschend, daß unser Mönchsvater dieselbe Erfahrung so beschreibt:

Der horror loci

Wenn der Dämon der Acedia einmal von dem unglücklichen Geist Besitz ergriffen hat, dann erzeugt er in ihm einen horror loci (Widerwillen gegen den Ort, der sein Lebensort ist). Der horror loci läßt ihn dann die näher oder entfernter lebenden Brüder, mit denen er täglichen Umgang hat, verachten, weil es ihm so vorkommt, als seien sie alle ungeistige Menschen und als könne er unter ihnen keine geistigen Früchte bringen, solange er an ihre Gemeinschaft gebunden sei. Dieser Ort, an dem er lebe, sei eben für ihn unfruchtbar. Er rühmt andere Orte, die weit weg liegen, und malt sich die Gemeinschaft mit den dort lebenden Brüdern als überaus lieblich aus. Dort habe man wirklich geistlichen Umgang miteinander. Dagegen sei alles, was man hier vor Augen habe, unerquicklich. Zuletzt wähnt er sein Heil zu verlieren, wenn er am bisherigen Ort bleibt und nicht so schnell wie möglich eine Veränderung seiner Lebenssituation herbeiführt, da er sonst an diesem Ort zugrunde gehe.

Auch wenn das Reisefieber durch die derzeitigen weltweiten Beschränkungen ziemlich gedämpft wird, steckt es dennoch so tief im modernen Menschen, daß er das Reisen nicht einfach lassen kann. Bei jemanden, der das ganze Jahr in einer Großstadt lebt, ist es zwar verständlich, daß er unbedingt einmal etwas anderes sehen möchte, dennoch fällt es auf, daß der Urlauber in den seltensten Fällen einfach nur Ruhe und Erholung sucht. Auch im Urlaub – oder vielmehr gerade im Urlaub – lechzt der moderne Mensch rastlos nach Vergnügen. In einem Kloster ist diese Versuchung selbstverständlich etwas feiner. Der Dämon der Acedia treibt den Mönch umher, indem er ihm einredet, er könne woanders viel mehr Gutes oder sogar Besseres wirken. Dieser irrige oder schon irrsinnige Eindruck wird mit der Zeit so groß, daß er es in den eigenen vier Wänden nicht mehr aushält. Die Wirkung davon ist wiederum folgende: Dann ruft dieser Dämon um die fünfte oder sechste Stunde, d. h. gegen 11 oder 12 Uhr (heute eher um die Abendzeit, d. Ü.), eine solch körperliche Ermüdung hervor und einen wahren Heißhunger nach Essen, daß es unserem Mann erscheint, als sei er von einer sehr langen Reise oder von sehr schwerer Arbeit erschöpft und ermüdet und als habe er zwei oder drei Tage nichts mehr gegessen.

… und die geistige Erschöpfung

Und so blickt er ängstlich hierhin und dorthin und seufzt, daß ihn niemand besuchen komme; er läuft aus seiner Behausung heraus und wieder hinein; schaut immer wieder nach der Sonne, die Zeit kriecht nur so dahin. Und so lagert sich, wie Nebel über die Erde, über seinen Geist gewissermaßen eine nicht greifbare Verwirrung. Er wird geistlich träge und kraftlos. Schließlich weiß er gegen solche Anfechtung kein anderes Heilmittel, als irgendjemand zu besuchen; oder er flüchtet sich in den Schlaf.

Es wäre direkt interessant, diese Beschreibung einmal einem Arzt in die Hände zu geben, um abzuklären, welche seiner Erfahrungen mit depressiven Patienten damit übereinstimmen. Doch eigentlich brauchen wir gar nicht so weit gehen, denn manches hat man durchaus auch schon selbst erlebt – etwa die körperliche Ermüdung oder der Heißhunger nach Essen. Und außerdem: Wie oft fühlt man sich geistlich ganz träge und kraftlos, daß man sich direkt zwingen muß zu beten. 

Arbeit als Heilmittel

Das Grundheilmittel gegen derartige Versuchungen wurde schon erwähnt, es ist die beharrliche, geordnete Arbeit. In Ägypten gilt der von alters her von den Vätern aufgestellte Grundsatz: Ein Mönch, der arbeitet, wird von einem (Arbeits-)Teufel gezwickt, ein arbeitsscheuer wird von zahllosen Dämonen überfallen, so unser Meister des inneren Lebens. 

Wie die Erfahrung lehrt, kann natürlich auch die Arbeit dem Mönch zur Versuchung werden, aber diese Versuchung ist viel geringer als die Versuchung des Müßigganges. Darum hat jedes Kloster einen geordneten, ausgefüllten Tagesplan. Der geistige Kampf braucht nämlich eine Regel, d.h. einen beständigen Halt, nur dann kann man Erschöpfung oder Erschlaffung vermeiden. Johannes Cassian berichtet abschließend:

Bei meinem ersten Aufenthalt in der Wüste erzählte ich einmal dem Abbas Moses, einem der heiligsten Männer, daß ich, als ich einmal von der Krankheit der Acedia befallen worden sei, mir nicht anders zu helfen gewußt hätte, als am nächsten Tag zum Abbas Paulus zu eilen. Da antwortete Abbas Moses: »Nein, damit hast du dich nicht von diesem Übel befreit, sondern dich demselbst noch mehr ausgeliefert. Als einen >Ausreißer< wird dich der Dämon auch in Zukunft anfechten, da er dich als einen Besiegten aus dem Konflikt fliehen sah. Desertiere in Zukunft nicht aus deiner Behausung, und laß die Gluten (der Acedia), die dich überfallen, nicht in der Erschlaffung des Schlafes von selbst verrauchen. Lerne vielmehr, durch Ausdauer und Kampf den Konflikt auszutragen.«

Der Hochmut

Wir überspringen die Ausführungen des Heiligen über die Ruhmsucht und wenden uns dem letzten Laster zu, dem Hochmut:

Den achten und letzten Kampf haben wir gegen die superbia, den Hochmut, zu führen, obwohl Hochmut dem Ursprung nach das erste Laster ist. Er ist ein grausames Untier, das selbst die Vollkommenen aufs äußerste anficht und sogar die schon der Vollendung Nahen mit tödlichen Bissen verwunden kann.

Das Laster des Hochmuts liegt allen Lastern zugrunde, es ist sozusagen die Ursünde, die hinter allen Sünden steht. Dieses Laster steht der Wesenskonstitution des Menschen als eines Geschöpfes vollkommen entgegen. Der Hochmut ist eine Auflehnung gegen Gott, eine Auflehnung dagegen, daß wir alles von Gott empfangen haben und nichts aus uns selbst besitzen. Dementsprechend ist zu bedenken:

Kein anderes Laster bringt einen solchen Totalabsturz wie der Hochmut. Die anderen Laster sind jeweils nur Widerpart einer bestimmten Tugend (so steht zum Beispiel die Eßgier der Strenge der Mäßigung entgegen, die sexuelle Lust der vollständigen geschlechtlichen Enthaltung), wenngleich auch hier jedes Laster alle anderen Tugenden mitverdunkelt. Hochmut aber zerstört nicht nur die Demut, sondern zerstört auch alle anderen Tugenden.

Der Hochmut steht niemals als Laster allein, er zieht alle anderen Tugenden mit in den Abgrund der Rebellion gegen Gott, wie man es am Beispiel Luzifers ganz besonders zeigen kann:

Die Ursünde des Hochmuts

An Luzifer kann man die Ursachen des Hochmutes studieren, denn nur wer die Ursache kennt, findet das Heilmittel. Luzifer, von seiner eigenen Weisheit und seinem Wert geblendet, glaubte, Gottes nicht mehr zu bedürfen. Dadurch wurde er plötzlich unstet und wankend. Die Schwäche seiner eigenen Natur fühlend, verlor er seine Glückseligkeit, die doch so sehr ein Geschenk war von Gott, an dem er sich erfreuen sollte. Das Laster seines Hochmutes, das ihn stürzte, ging durch Luzifer auf den ersten Menschen über, und so wurde der Stoff für alle anderen Sünden in den Menschen eingezeugt.

Sobald man all die Revolutionen der letzten Jahrhunderte vor dem Hintergrund des Lasters des Hochmuts beurteilt, ändert sich das Urteil über diese radikal. Es wundert einen nämlich nicht mehr, daß all diese Revolutionen letztlich im Atheismus, also in der Gottesleugnung endeten, denn diese stand immer schon, wenn auch zunächst vielleicht nur unterschwellig, aber dennoch deutlich genug an deren Anfang. Diese Revolutionen sind vergleichbar mit dem Turmbau von Babel. Der hochmütige Mensch will aus eigener Kraft den Himmel erobern. Ausdruck dafür ist der Bau eines himmelhohen Turmes, der übrigens zugleich das Symbol für den gottlosen Staat ist. Der hochmütige Mensch ist geblendet von den eigenen Fähigkeiten, vom eigenen Können. Durch den technischen Fortschritt der letzten zwei Jahrhunderte wurde die Versuchung, sich von Gott loszusagen und eine gottlose Welt aufzubauen, aufs höchste gesteigert. Endlich schien es möglich, das Paradies auf Erden zu bauen – also ein Paradies ohne Gott und eine Erlösung ohne unseren Herrn Jesus Christus. Wie Johannes Cassian zu bedenken gibt, wurde vom Teufel durch den Hochmut der Stoff für alle anderen Sünden in den Menschen eingezeugt. Ein sehr eindringlicher Ausdruck für diese Sünde. 

Die Erfahrung der Wüstenväter ist folgende:

Teuflischer Hochmut vs. göttliche Demut

Gott, der Schöpfer und Arzt des Universums, wußte um den Hochmut als Anfang und Ursache aller Laster. Darum wollte er ihn durch das ihm genau Entgegengesetzte heilen: was durch den Hochmut gefallen war, sollte durch die Demut wieder auferstehen:

Luzifer: »Zum Himmel will ich hinaufsteigen« (Is 14,13).  Der Heiland: »Demütig geworden ist meine Seele bis in den Staub« (Ps 44,26). Luzifer: »Gleich sein will ich dem Allerhöchsten« (Is 14,14).  Der Heiland: »Er, der in Gottesgestalt war, erachtete das Gottgleichsein nicht wie ein Beutestück; er entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, demütigte sich und ward gehorsam bis in den Tod« (Phil 2,8f.) Luzifer: »Meinen Thron will ich noch höher als Gottes Sterne aufschlagen« (Is 14,13). Der Heiland: »Lernt von mir. Ich bin sanft und demütig von Herzen« (Mt 11,29). Luzifer: »Mein sind die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Ich gebe sie, wem ich sie geben will« (Ex 5,2). Der Heiland: »Er ist arm geworden, obwohl er reich war, damit wir durch seine Armut reich würden« (2 Kor 8,9). Durch das Beispiel des demütigen Christus werden wir belehrt, wie man dem jähen Tod entgehen kann, den uns der Hochmut bereiten will.

Das Vorbild des Herrn

Das ganze Leben unseres Herrn Jesus Christus ist eine äußerst lebendige Predigt gegen das Laster des Hochmuts und für die Tugend der Demut. Obwohl Er Gott war, entäußerte Er sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, demütigte sich und ward gehorsam bis in den Tod. Was für ein überwältigendes Vorbild, was für eine eindringliche Lehre der Demut stellt das Leben unseres Herrn Jesus Christus dar. An diesem Vorbild sollen wir uns immer wieder aufrichten, verlangt doch der Herr: Lernt von mir. Ich bin sanft und demütig von Herzen. So spricht der allmächtige Sohn Gottes, der gerechte Richter der Lebendigen und Toten! Wenn wir Seinem Beispiel tapfer nachstreben, werden wir das Laster des Hochmuts überwinden.

Die Übung der Dankbarkeit

Wie alle geistlichen Lehrer verweist hierbei auch der hl. Johannes Cassian auf die Wichtigkeit der Dankbarkeit. Wer diese fleißig übt, wird niemals vergessen, daß alles Gnade, freies Geschenk Gottes ist:

Mag einer noch so sehr wollen und laufen, mag er noch so geschickt sein umkleidet mit dem »Fleisch«, das »dem Geist widerstrebt«, ist die Siegespalme nicht zu gewinnen – d. h. ohne Gott, ohne seine huldvolle Erbarmung. »Was hast du, Mensch, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, als ob du es nicht empfangen hättest?« (1 Kor 4,7) … Schon der Anfang der Berufung ist reine Gnade. Wir »erlaufen« den Siegeskranz nicht. Gott läßt uns Sieger sein, wenn wir den Gipfel der Vollendung ersteigen. Denn kein (noch so großes) körperliches Leiden, keine (noch so gewaltige) Erschütterung des Herzens läßt uns die wahre Keuschheit des inneren Menschen erringen oder die himmlische Heimat erreichen. Ohne Gott erlangen wir nichts, denn daß ein gutes Werk gelingt, das ist Gnade.

Dieses Wissen, so denkt man, ist relativ leicht erworben, insofern man nur ein wenig ehrlich zu sich selbst ist. Dennoch ist der Sinn des Menschen durch den Hochmut soweit verblendet, daß er meint, aus sich selbst glücklich werden zu können, was nichts anderes heißt, als sich selbst aus dem Sumpf der Sünde zu erheben ohne die Hilfe der Gnade. Das moderne Lebensgefühl ist letztlich getragen vom Laster des Hochmuts. Umso notwendiger ist es, diesem entgegenzuarbeiten durch die Übung der Dankbarkeit Gott gegenüber: 

Dankbarkeit ist die eigentliche Demut Gott gegenüber. Das ist authentischer Glaube der Väter, von den frühesten Zeiten bis auf den heutigen Tag. Diesen Glauben, getragen von der Autorität der Apostel, bezeugen die Tugenden der Väter: offenkundig gibt es ihn aber nicht nur bei uns, sondern auch bei Häretikern und Nichtchristen. Diesen ganz einfachen Glauben der Fischer bewahrten die Väter in der Einfalt des Herzens; sie hatten ihn ja nicht gewonnen durch dialektische Vernunftschlüsse oder aufgrund philosophischer Redekünste nach Art dieser Welt. Sie erfaßten ihn vielmehr in augenfälligen Zeichen: in der Erfahrung eines lauteren Lebens und des Tuns aus reinster Gesinnung.

Die Demut der Apostel

Was war größer als die Dankbarkeit der Apostel? Wie dankbar waren sie, daß sie an unseren Herrn Jesus Christus glauben durften, daß sie Ihn kennen und lieben lernen durften. Diese Dankbarkeit bildete die Grundlage für ihre tiefe Demut. Nach getaner Arbeit fühlten sie sich wie der unnütze Knecht, den der Herr aber auserwählt hatte, für die Verbreitung Seines himmlischen Reiches auf der ganzen Welt zu kämpfen. Diese Dankbarkeit erreicht ihren Höhepunkt bei der Erwägung des ewigen Lohnes, den ihnen Gott für all ihre Mühen, ihren treuen Dienst verheißen hat. Der hl. Johannes Cassian erinnert daran, welche Macht diese Dankbarkeit entfalten kann: Betrachtet man die Ewigkeit künftiger Herrlichkeit, dann ist auch das längste Menschenleben ein Nichts. Tauchst du kontemplativ ein in jene unendliche Glückseligkeit, dann empfindest du keine Schmerzen mehr. Wie Rauch zu einem Nichts verweht und Feuer zu Asche wird, so sind sie verschwunden.

Die Dankbarkeit der Martyrer

Bei den Martyrern wurde es offenbar, daß es tatsächlich eine Dankbarkeit gibt, die jene unendliche und ewige Glückseligkeit so sehr vergegenwärtigt, daß sie keine Schmerzen mehr empfanden. Diese Dankbarkeit führt nämlich zur vollkommenen Gottesliebe, die alles Irdische überwindet. 

Die Lauheit der Hochmütigen

Der hl. Cassian erinnert noch daran, daß der Hochmut verschiedene Gesichter haben kann. 

Was wir bisher über den Hochmut ausführten, betrifft, wie schon bemerkt, den geistigen Hochmut, von dem nur die auf dem geistlichen Weg Fortgeschrittenen geplagt werden. Viele kennen diese Art von Hochmut gar nicht, weil es ja nur wenige sind, die sich abmühen, die völlige Reinheit des Herzens zu erreichen. Uns, die wir noch in den niederen Leidenschaften verstrickt sind, ficht nicht solche, sondern grobe, fleischliche Selbstüberhebung an. Die alte weltliche Aufgeblasenheit will sich nicht zur wahren Demut Christi wandeln. Der Überhebliche wird ungehorsam, mürrisch, hart und unansprechbar; er ist unwillig zum Sterben, voll krankhafter Angst vor Krankheiten, mißtrauisch und habgierig.

Durch solcherart Leidenschaften verhärtet, beginnt die Seele, lau zu werden; täglich macht sie »Fortschritte« im Schlechten, d. h. Rückschritte. Für den gewöhnlichen Menschen reicht es aus, wenn der Teufel ihn bei seinen niederen Leidenschaften packt. Es gibt so viele, an sich lächerliche Gründe für den Menschen, sich selbst zu überheben, also sich besser vorzukommen als die anderen. Gewöhnlich macht der Hochmut unzufrieden, der Überhebliche wird ungehorsam, mürrisch, hart und unansprechbar; er ist unwillig zum Sterben, voll krankhafter Angst vor Krankheiten, mißtrauisch und habgierig. Das dauernde, wenn auch uneingestandene Vergleichen mit den anderen verhärtet die Seele in all diesen Fehlhaltungen. Folge davon ist die Lauheit, die Freude am Gebet, am hl. Meßopfer, an den Sakramenten schwindet immer mehr. 

Unser Meister im geistlichen Leben verdeutlicht noch etwas genauer, wie sich diese niederen Leidenschaften im Hochmut zeigen:

Fleischlicher Hochmutsdünkel

Fleischlicher Hochmutsdünkel äußert sich so:

Man brüstet sich seiner vornehmen Geburt oder stellt aufgebläht alte Würden zur Schau. Man wird stolz auf den Besitz, den man hat. Belehrung durch einen Älteren ist einem gründlich zuwider. Man hält es für unter seiner Würde, sich irgendwo unterzuordnen oder gar gehorsam zu sein. Es wächst der Überdruß am geistlichen Wort.

Wird ein geistliches Gespräch geführt, dann kann sich der Hochmütige nicht darauf konzentrieren. Gelangweilt läßt er seine Augen umherschweifen. Der Hals wird ihm trocken, er räuspert sich, spuckt aus, ob notwendig oder nicht, er knurrt; seine Finger spielen nervös herum, als schriebe oder malte er etwas. Unruhig sitzt er da wie auf einem Haufen Ameisen oder auf Nadeln, denn er argwöhnt, alles, was vorgetragen wird zu allgemeiner Erbauung – und so auch von den anderen verstanden wird, sei nur gesagt, um ihn zu beschämen. Während die anderen ihr Leben überdenken, ist er damit beschäftigt, zu überlegen, ob man mit dem Gesagten ihn verdächtigen will; ängstlich forscht er nach den Gründen, weshalb dies oder jenes jetzt gesagt wird. Oder er grübelt vor sich hin, was bei jedem einzelnen Punkt des Vorgetragenen kritisch zu entgegnen sei, so daß er das, was zum wahren Heil dargelegt wurde, gar nicht erfaßt, und er sich darum auch nicht ändern kann. So nützt ihm die Unterweisung in keinem Punkt etwas; im Gegenteil, sie schadet ihm. Denn indem er in seinem Geist argwöhnt, alles sei gegen ihn gesprochen, verhärtet er sich hartnäckig und wird schließlich von den Stacheln des Zornes um so heftiger gereizt. Darauf redet er dann hochfahrend und abstoßend daher, gibt bittere und verworrene Antworten. Hochnäsig und gehetzt geht er einher, redet schnellzüngig, beschwert sich ständig frech über etwas. Freundliche, wohlwollende Schweigsamkeit kennt er nicht. Sein Schweigen ist hochmütig und zornig, niemals Zeichen von Herzenserschütterung und Demut. Mal zeigt er sich ausgelassen, auf unehrerbietige Weise lustig, dann wieder steif und auf giftige Weise ernst. Durch diese Art von Schweigen hegt und pflegt er jeweils seinen Groll gegen andere, um eine Aussöhnung hinausschieben zu können. Versöhnungsversuche des anderen reizen ihn zu noch größerem Zorn.

Die Demut: Das Fundament der Vollkommenheit

In dieser Beschreibung des Hochmütigen verbirgt sich sehr viel Seelenkunde, Psychologie sagt man heute. Der Hochmut macht den Menschen unnatürlich, unecht und in seinem Verhalten launig. Der Hochmütige kreist letztlich immer um sich selbst und versucht darum die anderen Menschen irgendwie zu instrumentalisieren. In jedem Mitmenschen sieht der Hochmütige einen Gegner, weswegen er immer unruhig ist, fühlt er sich doch ständig angegriffen. Dabei dringt der Hochmut bis ins Innere der Seele vor, was sich besonders im Schweigen offenbart. Selbst sein Schweigen ist hochmütig und zornig, niemals Zeichen von Herzenserschütterung und Demut. Liest man diese Beschreibung des Hochmütigen aufmerksam, sieht man leicht ein, wie wahr es ist, daß der Hochmut nicht nur die Demut, sondern auch alle anderen Tugenden zerstört.  Deswegen ist es überaus wichtig, sich beharrlich und ernsthaft um die Tugend der Demut zu bemühen. Alle geistigen Lehrer betonen:

In unserer Seele kann unmöglich das Gebäude der Tugenden errichtet werden, wenn nicht vorher in unserem Herzen das Fundament wahrer Demut gelegt wurde. Denn nur ein ganz solides Fundament der Demut kann das ganze Haus bis zur Dachspitze der Vollkommenheit und Liebe tragen. Im innigsten Gefühl unseres Herzens sind wir gegen unsere Brüder aber nur dann demütig, wenn wir unter keinen Umständen dulden, daß sie betrübt oder verletzt werden. Doch das werden wir nie erreichen, wenn wir nicht wahrhaft weltlichem Denken entsagen und uns losschälen von den Gütern dieser Welt und wenn die Liebe zu Christus uns nicht völlig beherrscht.

Der innere Zusammenhang der Tugenden wird vor allem bei der Tugend der Nächstenliebe ersichtlich. Den Nächsten wahrhaft lieben kann nur derjenige, der Gott aus ganzem Herzen liebt und daher seine Anhänglichkeit an die irdischen Güter ganz und gar überwunden hat. Die wahre Nächstenliebe, die die Gottesliebe voraussetzt, verlangt notwendigerweise, dem weltlichen Denken zu entsagen und sich loszuschälen von den Gütern dieser Welt, denn nur dann kann uns die Liebe zu Christus vollkommen beherrschen. Wie das Laster des Hochmuts das ganze Gebäude der Tugenden zum Einsturz bringt, trägt die Tugend der Demut alle anderen Tugenden, weil sie sich selbst ganz und gar mißtraut, der göttlichen Gnadenhilfe hingegen alles zutraut. Dementsprechend lehrt unser Mönchsvater:

Demütig sein heißt:

sich für geringer, minder, halten als alle; alles, was man uns zufügt, sei es auch beleidigend, unangenehm und schädlich, geduldig ertragen, so als wäre es uns gleichsam von unseren Oberen auferlegt.

Das alles wird uns sogar leicht, ja, alles Widrige werden wir für null und nichtig erachten, wenn wir immer die Leiden unseres Herrn und aller Heiligen verehrend im Herzen tragen und wenn der Gedanke in uns lebendig ist, in welch kurzer Zeit wir aus dieser Welt wandern werden, um mit ihnen zu sein.

Solche Kontemplation tilgt nicht nur unseren Hochmut, sondern auch alle anderen Sünden.

Der Diener Christi soll also durch solche Kontemplation – also durch Nachdenken über die alles durchwaltende Vorsehung Gottes! – zu einem unerschütterlichen Gottvertrauen gelangen. Selbst das Übel, das Gott in dieser Welt zuläßt, weil Er die Engel und die Menschen bei der Schöpfung mit wahrer Freiheit beschenkt hat, muß den Plänen Gottes dienen. Je mehr wir das Leiden Christi und aller Heiligen betrachten, desto mehr werden wir einsehen, daß unser Lohn nun einmal nicht in dieser Welt, sondern erst in der Ewigkeit ausgezahlt wird. Hierzu berichtet der hl. Johannes Cassian noch folgendes: 

Die Zulassungen Gottes

In Palestina wohnten nahe dem Marktflecken Thecue (etwa 6 Meilen südlich von Bethlehem) in einer wüsten Gegend, die sich bis nach Arabien und dem Toten Meer erstreckt, Mönche von höchster Heiligkeit des Lebens. Sie lebten in dieser Wüste über sehr lange Zeit, bis sie eines Tages von herumschweifenden Sarazenen ermordet wurden. Viele Brüder wurden dadurch angefochten, und auch wir waren von der Frage bewegt, wieso Männer von solchem Verdienst und solcher Tugend von einer vagabundierenden Räuberbande massakriert werden konnten, ja, warum Gott ein solches Verbrechen an seinen Dienern zugelassen und Männer, die von allen bewundert wurden, den Händen von Gottlosen überlassen habe. Niedergeschlagen gingen wir zu dem heiligen Abbas Theodor, einem in praktischer Frömmigkeit bewährten Mann. Theodor wohnte im Kellienland, etwa fünf Meilen abseits der Klöster in der Nitrischen Wüste, von der Sketis aber, in der wir damals weilten, 80 Meilen entfernt. »Warum hat Gott zugelassen«, so fragten wir, »daß gegen seine Diener ein solches Verbrechen verübt wurde ?«

Eine solche Frage, so antwortete Abbas Theodor, bewegt die Gemüter von Menschen, denen es an Glauben und geistlicher Einsicht fehlt. Sie meinen nämlich, Gott müsse seinen Dienern den Lohn, den sie sich verdient haben, schon in diesem Leben »auszahlen«. Der Siegespreis ist jedoch für das zukünftige Leben „hinterlegt“. Wir haben doch, wie der Apostel sagt, nicht nur in diesem Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt – dann nämlich wären wir die bedauernswertesten aller Menschen (1 Kor 15,19), weil wir, die wir für diese Weltzeit keine Verheißungen haben, das uns für die Zukunft Verheißene durch unseren Unglauben auch noch verlören. Dächten wir nämlich so, wie ihr anscheinend voraussetzt, so würden wir Gott der Ungerechtigkeit und Sorglosigkeit gegenüber dem menschlichen Geschick zeihen, weil er heilige und recht lebende Männer in der Gefahr nicht geschützt und den Guten nicht mit Gutem, den Bösen nicht mit Bösem vergolten hat.

Viele Menschen zerschellen an der Klippe der Zulassungen Gottes. Es geschieht viel Böses in unserer Welt – warum? Weil Gott dem Menschen die Freiheit gegeben hat. Nicht Gott ist also für das Böse verantwortlich, sondern der böse Mensch. In einem gewissen Rahmen läßt Gott das Böse zu. Mit unserem äußerst beschränkten Verstand können wir deswegen die Wege Gottes nicht immer verstehen, genauso wie die Mönche, die sich fragten: Warum hat Gott es zugelassen, daß diese so heiligen Männer ermordet wurden? Hätte Gott das nicht verhindern können, ja wegen deren Heiligkeit sogar verhindern müssen? So denkt der irdisch gesinnte Mensch, Gott aber denkt anders. Ist nicht durch deren Maryrium ihr Lohn im Himmel noch größer, noch schöner geworden? Diese Mönche haben sicherlich bei ihrem Tod vor ihren Mördern Zeugnis für Jesus Christus abgelegt – jetzt wird Er in Ewigkeit für sie Zeugnis ablegen vor allen Engel und Heiligen des Himmels! Abbas Theodor erweitert den Denkhorizont seiner Zuhörer, indem er weiter zu bedenken gibt: 

Um hier aber klar sehen zu können, müssen wir erst einmal fragen, was denn eigentlich »gut« ist und was »böse«, so wie es die Schrift versteht. Nichts ist gut als die Tugend allein, die aus der Gottesfurcht und aus Liebe zu Gott entspringt. Und nichts ist böse als allein die Sünde und die Lostrennung von Gott. Immer wird man finden, daß dem heiligen Menschen weder durch Gott noch durch einen anderen Böses widerfährt. Denn noch nie konnte einer einem anderen gegen seinen Willen und Widerstand das Übel der Sünde zufügen, wenn dieser es nicht in Herzensträgheit und verderbtem Willen in sein Inneres hineingelassen hat.

Was für eine herbe, aber große Wahrheit. Nur die Sünde ist böse, weil sie uns von Gott trennt. Wer aber in der Liebe zu Gott feststeht, der überwindet alles Böse mit seinem guten Herzen, wie es der hl. Paulus im Römerbrief so wunderbar beschreibt:

Wer wird uns trennen von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Es steht ja geschrieben: ‚Deinetwegen werden wir täglich hingemordet, werden Opferschafen gleichgeachtet.‘ Aber in all dem bleiben wir siegreich in dem, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Kräfte, weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes vermag uns von der Liebe Gottes zu scheiden, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn.“

(Röm. 8, 35-39)

Ganz in diesem Sinne lehrt auch Abbas Theodor:

Nichts, was uns als vermeintliches Übel von Feinden oder sonstwem zugefügt wird, sollten wir für etwas Böses halten, sondern für etwas Indifferentes. Es kommt nämlich nicht darauf an, wofür der es hält, der es einem antut in seiner Raserei, sondern was jener daraus macht, dem es angetan wird. Wenn also ein heiliger Mann ermordet wird, so darf man nicht glauben, daß ihm etwas Böses zugefügt wurde, sondern etwas zwischen Gut und Böse, etwas »Mittleres«, Indifferentes. Während der Tod nämlich für den Sünder in der Tat ein Übel ist, schenkt er dem Gerechten die selige Ruhe und Befreiung vom Übel. »Für den Gerechten, dessen Leben verborgen ist, ist der Tod die Ruhe« (Ijob 3,23 -LXX -). Wie könnte also der gerechte Mann durch den Tod einen Nachteil erleiden!