Geheimnis des heiligen Meßopfers

Der heutige, "aufgeklärte" Mensch ist aus dem sakramentalen Weltbild herausgefallen. Seine Weltsicht ist entweder naturwissenschaftlich-atheistisch oder neuheidnisch-esoterisch. Auch die meisten sog. Katholiken der Menschenmachwerkskirche haben wissentlich oder auch unwissentlich eines dieser falschen Weltbilder übernommen. Infolgedessen ist ihr Leben auseinandergebrochen, auf der einen Seite die weltliche Wissenschaft, auf der anderen der Glaube, auf der einen Seite das alltägliche materielle Leben, auf der anderen Seite die Seele und der Geist, auf der einen Seite das Diesseits, auf der anderen das Jenseits. Beides steht unverbunden und zusammenhangslos nebeneinander.



Weil aber der Glaube aus der alltäglichen Weltsicht ausgeklammert wurde, wurde er ganz ins Irrationale gedrängt. Das Weltbild war grundsätzlich materialistisch, die Weltsicht allein an den vermeintlichen Ergebnissen der Naturwissenschaften orientiert, ein sakramentales Weltbild erschien daher nur noch als Mythos, es war unfähig, Wirklichkeit rational zu beschreiben. Durch diese Trennung von Welt und Gott, Diesseits und Jenseits, Natur und Gnade wird auch das Verständnis der hll. Sakramente in Mitleidenschaft gezogen. Den Sakramenten fehlt nämlich der Wirklichkeitsbezug, sie reduzieren sich auf bloße religiöse Erfahrungen, auf spirituelle Hilfsmittel – neben vielem anderen.

Alpha und Omega – Der Ursprung und das Ziel allen Seins

Im Sakramentalen Weltbild dagegen ist Jesus Christus das Alpha und Omega. „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung, weil in ihm alles erschaffen worden ist im Himmel und auf Erden, Sichtbares und Unsichtbares, seien es Throne oder Herrschaften, Fürstentümer oder Mächte: Alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor allem und alles hat in ihm seinen Bestand“ (Kol. 1, 15-17), so schreibt der hl. Paulus an die Kolosser. Und in der Geheimen Offenbarung des hl. Johannes liest man:

„Johannes an die sieben Gemeinden in Asien: Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommen wird, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten, dem Herrscher über die Könige der Erde, der uns geliebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst und uns zu einem Königreich, zu Priestern für Gott, seinen Vater, gemacht hat - ihm sei Ehre und Macht in alle Ewigkeit. Amen.
Seht, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn schauen, auch die, die ihn durchbohrt haben; und wehklagen werden über ihn alle Stämme der Erde. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommen wird, der Allmächtige“ (Offb. 1, 4-8).

Sakramentales Weltbild heißt also: Alle Dinge der Welt sind auf Jesus Christus hingeordnet – als Schöpfer und als Erlöser. Alles Sein kommt vom Herrn, „weil in ihm alles erschaffen worden ist im Himmel und auf Erden, Sichtbares und Unsichtbares“, aber auch jegliche Gnade, denn Er hat „uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst und uns zu einem Königreich“ gemacht, „zu Priestern für Gott, seinen Vater“. Man muß es ganz langsam lesen und erwägen, wenn Er zu uns spricht: „Ich bin das Alpha und das Omega, … der Herr, der ist und der war und der kommen wird, der Allmächtige.“

Im sakramentalen Weltbild ist Jesus Christus das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende aller Wirklichkeit. Ohne Ihn hat daher nichts Bestand, und ohne Ihn gibt es keinerlei Heil und keine Gnade und keine Heiligkeit. Ja, ohne Ihn verfällt alles und sinkt ins Chaos. Ohne Ihn bleibt die ganze Welt unverständlich, sie bleibt für den Menschen ein ewig unlösbares Rätsel. Wer nicht an Jesus Christus glaubt, sucht daher nach anderen Lösungen für die Rätsel unserer Welt, er sucht falsche, dämonisch inspirierte Lösungen, die nur Unheil und Verderben bringen können, weil ihm die Gnade der Erlösung fehlt.

Die Einsetzung der heiligen Messe

Wenn wir am Gründonnerstag die Einsetzung der hl. Messe feiern, sollten wir uns auch Gedanken über die weitreichende Bedeutung dieses Geheimnisses machen, Gedanken über das sakramentale Weltbild, das unlösbar mit dem hl. Meßopfer verbunden ist. Die hl. Messe ist kein geistiger Wohlfühl-Event, wie es die Menschenmachwerkskirche ihren Leuten suggeriert, sondern sie ist das Opfer des Neuen Bundes im Blut Jesu Christi.

Die Heilsordnung des Neuen Bundes

Im Abendmahlsaal wird die Heilsordnung des Neuen Bundes begründet und rituell festgelegt. Die durch das Kreuzesopfer neu geschenkte Heilswirklichkeit soll bis zum Ende der Welt unter den Menschen gegenwärtig bleiben. Der tatsächliche Kontakt des einzelnen mit dem Opfer Jesu ist zum Heil notwendig. Inmitten der sakramentalen Welt des Neuen Bundes steht darum die Wirklichkeit des Kreuzesopfers.

Damit ist ausgesagt, das Leben und Opfer Jesu Christi ist der Mittelpunkt nicht nur unserer Geschichte, sondern des ganzen Alls, ja der ganzen sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung. Alles, die sichtbare und unsichtbare Welt, braucht den Segen des Opfers Jesu Christi. Nicht nur unsere Seele, auch die materielle Welt braucht den Segen Jesu Christi, wie der hl. Paulus in seinem Brief an die Römer so ergreifend tief schreibt: „Wir wissen ja, daß die ganze Schöpfung bis zur Stunde seufzt und in Wehen liegt; nicht allein sie, sondern auch wir, die wir die Erstlingsgabe des Geistes bereits besitzen: wir seufzen in unserem Innern und harren auf die Gotteskindschaft und die Erlösung unseres Leibes“ (Röm. 8, 22f).

Das Seufzen der Schöpfung nach Erlösung

Im wahren, sakramentalen Weltbild seufzt die ganze Schöpfung nach der Erlösung durch Jesus Christus, weil nämlich alle Geschöpfe durch die Sünde in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diese Erlösung verwirklicht sich jedoch nicht in einem Augenblick, vielmehr muß sie wieder und wieder gewirkt werden, solange Menschen auf Erden leben und sündigen. Das Heilige bleibt also immer gefährdet. Nochmals der hl. Paulus im Römerbrief: „Alle sind der Sünde verfallen und entbehren der Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3, 23).

In diese heillose Welt mußte das Heil zurückgebracht werden durch Jesus Christus, unseren Herrn, dem der hl. Johannes der Täufer zugerufen hat: „Das ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt!“ (Joh. 1, 29). Im Glauben an Jesus Christus muß sich jeder ganz persönlich das Heil wieder zueigen machen, wie der hl. Paulus ebenfalls zu bedenken gibt: „Allein mit der Gnade verhält es sich nicht wie mit der Sünde. Wenn durch den Fehltritt des einen die vielen dem Tod verfallen sind, so haben sich durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus auf die vielen in sehr viel reicherem Maß Gottes Gnade und Gabe ausgewirkt“ (Röm. 5, 15). Genauso der hl. Petrus in seinem ersten Brief: „Er trug unsere Sünden an seinem Leib hinauf auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. – Durch seine Striemen wurdet ihr geheilt“ (1 Petr. 2, 24).

Die Heilung unserer Seelen geschieht aber nur im Glauben und vornehmlich durch die hll. Sakramente. Diese vermitteln uns die heilsnotwendigen Gnaden und gießen das göttliche Leben der Gnade in unsere Seele ein. Es ist ganz und gar wahr, was der hl. Paulus feststellt: „Er hat sich für uns hingegeben, um uns aus aller Ungesetzlichkeit zu erlösen und als sein auserwähltes Volk zu reinigen, das eifrig ist in guten Werken“ (Tit. 2, 14).

Der Gnadenstrom aus der geöffneten Seite Jesu

Darum befindet sich am Fuß des Kreuzes Jesu die neu entsprungene Quelle des Paradiesesflusses in unserer Sündenwelt. Aus der durchstoßenen Seite Jesu flossen nämlich Blut und Wasser heraus – und dieser Gnadenstrom sollte niemals mehr versiegen. Bis zum Ende der Zeiten soll das Opfer des Neuen Bundes gefeiert werden, damit das Blut Christi allzeit unsere Rettung sei. Der hl. Petrus ermahnt uns dementsprechend: „Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person jeden nach seinen Werken richtet, wandelt in Furcht, solange ihr in der Fremde weilt, im Wissen, daß ihr von eurem verkehrten, von den Vätern ererbten Wandel nicht mit vergänglichen Werten, mit Gold und Silber, losgekauft seid, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel“ (1 Petr. 1, 17-19).

Treten wir also im Glauben an Jesus Christus mit unserem ewigen Hohepriester ein ins Heiligtum und an den Thron der göttlichen Herrlichkeit. „Denn Christus ist nicht in ein Heiligtum, das von Menschenhand gemacht und nur ein Abbild des wahren ist, eingetreten, sondern in den Himmel selbst, um nunmehr vor dem Angesicht Gottes für uns einzutreten. Er ist auch nicht eingetreten, um sich selbst des öfteren als Opfer darzubringen, wie der Hohepriester, der Jahr für Jahr mit fremdem Blut in das Allerheiligste eintritt; sonst hätte er ja seit Erschaffung der Welt auch oftmals leiden müssen. – Nun ist er aber einmal am Ende der Zeiten erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben und darauf das Gericht folgt, so hat sich auch Christus einmal zum Opfer dargebracht, um die Sünden der vielen hinwegzunehmen. – Das zweite Mal wird er ohne Beziehung zur Sünde erscheinen zum Heil derer, die auf ihn warten“ (Hebr. 9, 24-28).

Die Demut Gottes

Jetzt verstehen wir sicherlich auch etwas besser das Mahnwort des hl. Franz von Assisi an seine Söhne: „Der ganze Mensch erschauere, die ganze Welt erbebe und der Himmel juble, wenn auf dem Altar in der Hand des Priesters Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist! O wunderbare Hoheit und staunenswerte Herablassung! O erhabene Demut! O demütige Erhabenheit, daß der Herr des Alls, Gott und Gottes Sohn, sich so erniedrigt, daß er sich zu unserem Heil unter der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt! Seht, Brüder, die Demut Gottes, und schüttet vor Ihm eure Herzen aus! Demütigt auch ihr euch, damit ihr von Ihm erhört werdet! Behaltet darum nichts von euch für euch zurück, damit euch als Ganze aufnehme, der sich euch ganz hingibt!“

Durch diese Vorerwägungen ist nun der Boden bereitet, mit Hilfe der Visionen Anna Katharina Emmerichs in dieses Geheimnis der wunderbaren Hoheit und staunenswerten Herablassung unseres göttlichen Erlösers tiefer einzudringen. Bei den Schauungen Anna Katharina Emmerichs muß man immer bedenken, daß die meisten ihrer Bilder Gleichnisse für die unsichtbare Wirklichkeit sind. Die Seherin „sieht“ etwa das Wirken der Gnade als Lichtstrahlen. Natürlich sind die Gnaden keine Lichtstrahlen, aber das Licht versinnbildet die heiligende Wirkung der Gnade. Auf diese Weise können uns diese Bilder helfen, diese unsichtbare Wirklichkeit besser zu fassen und verstehen. Und nur dann, wenn wir die Gnade einigermaßen verstehen, können wir auch mit ihr mitwirken und uns durch sie so heiligen lassen, wie es Gott von uns erwartet.

Der Mittelpunkt der Schöpfung

Die Seherin aus Dülmen berichtet: „Ich hatte ein unermeßliches Bild von den Mysterien der heiligen Messe und wie alles Heilige von Anfang der Welt sich darauf bezieht. Ich sah das A und O und wie alles im O enthalten ist. Ich sah die Bedeutung der Zirkelform, der runden Gestalt der Erde, der Himmelskörper, aller Erscheinungsumgebungen und der heiligen Hostie“ (Alle Texte genommen aus: Katharina Emmerich – ihr Leben und ihre Visionen nach Karl Wagner, Als Manuskript gedruckt, Wien 1969, S. 107-118).

Alles Heilige vom Anfang der Welt bis heute hat einen Bezug zum Kreuzesopfer und damit auch zum hl. Meßopfer. Denn jede Gnade stammt vom Kreuz. Auch die Gerechten des Alten Bundes lebten von der Gnade Jesu Christi, die ihnen im Voraus zuteil wurde – im Voraus, aber auch immer in Hinblick auf und vom Opfer Jesu Christi her. Alles ist im O, d.h. in Jesus Christus enthalten. Die ganze Welt ist auf Ihn und Sein hl. Opfer hingeordnet. Anna Katharina Emmerich deutet an, daß deswegen die runde Form der hl. Hostie nicht zufällig ist, sondern auch in ihr Geheimnisse über die Gestaltung der Welt eingeschlossen sind. Das O, also der Kreis, galt bei den Alten als die vollkommene Form, denn der Kreis ist ohne Anfang und ohne Ende; seine Linie verläuft immer im gleichen Abstand vom Mittelpunkt und ist vollkommen in sich geschlossen und somit ist die Kreisfläche ganz harmonisch geordnet. So wie sich also der Kreis um den Mittelpunkt ordnet, so ordnet sich auch die ganze Schöpfung um unseren göttlichen Herrn.

Die Seherin fährt weiter: „Ich sah den Zusammenhang der Geheimnisse der Menschwerdung, der Erlösung und des heiligen Meßopfers, und wie die Mutter Gottes alles umfaßt, was selbst der ganze Himmel nicht umschließen kann.“ Im sakramentalen Weltbild ist das Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung der Schlüssel zum Verständnis von allem. In diesem Weltbild gibt es nicht das plumpe Dasein wie im materialistischen Weltbild. Die Welt wird niemals erschöpfend durch ihre Naturgesetze beschrieben, sondern diese materielle Welt bildet immer nur den Rahmen für die eigentliche Welt, die heilige Welt Gottes und der Gnade.

Erst durch den Glauben an Jesus Christus wird uns diese unsichtbare Welt zugänglich und verständlich. Durch diesen hl. Offenbarungsglauben erhält auch alles in der Welt eine neue, eine höhere Bedeutung – und man versteht mit einem Mal, „wie die Mutter Gottes alles umfaßt, was selbst der ganze Himmel nicht umschließen kann“, weil sie die wahre Mutter des ewigen Sohnes des Vaters geworden ist. Diese Erkenntnisse sind und bleiben den Ungläubigen verschlossen.

Die Bedeutung der Gebeine im Altarstein

Die Seherin erzählt nun, wie ihre Schau-Bilder durch das Alte Testament gingen:

„Ich sah das Opfer von der ersten Darbringung an und die wunderbare Bedeutung der heiligen Gebeine. Ich sah die Bedeutung der Reliquien in dem Altar, auf dem die heilige Messe gelesen wird. Ich sah Adams Gebeine unter dem Kalvarienberg ruhen, und zwar etwas über dem Wasserstand in senkrechter Linie unter dem Kreuzigungsplatz Jesu Christi. Ich sah in ein Gewölbe von der Seite herein und sah das Gerippe Adams ganz liegen, außer dem rechten Arm und Fuß und dem rechten Brustgerippe, so daß ich in das Innere des linken Gerippegebäudes sah. Und in dieser rechten hohlen Seite sah ich den Schädel der Eva liegen, gerade an der Stelle, aus der sie der Herr hervorgezogen.
Ich sah dieses Grab von der Sintflut unverletzt, und daß Noe einen Teil der Gebeine in der Arche gehabt und daß er auch bei seinem ersten Opfer dieselben so auf den Altar gestellt, wie dieses nachmals von Abraham geschehen. Und ich sah, daß die Gebeine, die Abraham aufgestellt, Adams Gebeine gewesen, die von Sem auf ihn gekommen waren.
So ist der Opfertod Jesu auf dem Kalvarienberg über den Gebeinen Adams recht eine Vorbedeutung des heiligen Meßopfers, wo die Reliquien unter dem Altarstein sind. Und die Opfer der Altväter sind die Vorbereitung darauf. Auch sie hatten dabei heilige Gebeine, durch die sie Gott an seine Verheißungen erinnerten. Noe hatte die Gebeine von Adam in der Arche, und an der Arche waren fünf Öffnungen, die sich auf den Heiland und seine Kirche bezogen.“

Schon von Alters her hatten die Reliquien eine Bedeutung. Die Gebeine Adams kamen über viele Generationen hinweg bis zu Abraham. In ihnen wußte man sozusagen die göttliche Verheißung gegenwärtig, jenes Protoevangelium, in dem der Retter angekündigt wurde: „Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst nach seiner Ferse schnappen“ (Gen. 3, 15). Darum legten sie Noe und auch die Patriarchen auf den Opferaltar. Jedes wahre Opfer der Vorzeit und des Alten Bundes war eine Vorausahnung und Vorausnahme des wahren Opfers Jesu Christi, denn „die Opfer der Altväter sind die Vorbereitung darauf. Auch sie hatten dabei heilige Gebeine, durch die sie Gott an seine Verheißungen erinnerten.“ Schließlich wird es die göttliche Vorsehung so fügen, daß das einzig wahre Opfer über den Gebeinen Adam und Evas dargebracht werden wird. Sie ruhten all die Jahrtausende unter dem Kalvarienberg, um den Erlöser zu erwarten. Man kann sagen, auf den Gebeinen Adams und Evas wurzelte der Kreuzesstamm: „Ich sah Adams Gebeine unter dem Kalvarienberg ruhen, und zwar etwas über dem Wasserstand in senkrechter Linie unter dem Kreuzigungsplatz Jesu Christi.“

Solche Zusammenhänge gewinnen selbstverständlich nur in einem sakramentalen Weltbild eine wirkliche Bedeutung. In diesem wird nämlich die Gnadengeschichte als Wirklichkeit erfahren und verstanden. Gott fügt alles zur Heilsgeschichte. Wenn man es nur ernsthaft bedenkt: Die Gebeine Adams und Evas ruhen unter dem Kalvarienberg und warten auf den göttlichen Erlöser und Sein Opfer. Immer schon ist die Gnade Christi geheimnisvoll am Wirken und am Retten.

Die sühnende Wirkung der Opfer des Alten Bundes durch die Verheißung

Aber folgen wir weiter der Schau Anna Katharina Emmerichs.

„Ich sah Noe in der Arche Rauchopfer darbringen. Sein Altar war auch mit Weiß und Rot bedeckt, und so oft er betete und opferte, stellte er die Gebeine Adams auf den Altar. Diese Gebeine kamen später an Abraham und er stellte sie auf dem Altar des Melchisedech auf, von dem er wußte und nach dem er sich gesehnt hatte. Die Rückseite des Altars war gegen Mitternacht. Die Altväter stellten den Altar immer so auf, weil das Böse von Mitternacht gekommen.“

Die übernatürliche Welt nährt sich vom Opfer Christi und dem Vertrauen auf die göttliche Verheißung. Denn die Opfer der sündigen Menschen hätten vor Gott keinen Wert, wenn ihnen nicht durch die Verheißung eine sühnende Wirkung und Rettung zuerkannt worden wäre. Durch diese Opfer wurde auch das Böse zurückgedrängt, das von Mitternacht in unsere Welt gekommen war. Es waren viele Opfer notwendig, um der Macht Satans entgegentreten zu können. Auch Moses brachte Gott Opfer dar, wie die Seherin weiter erzählt:

„Ich sah auch Moses vor einem Altar beten, auf dem er Gebeine von Jakob aufgestellt, die er sonst in einer Büchse umhängen hatte. Als er etwas auf den Altar goß, loderte eine Flamme auf, in die er Rauchwerk warf. Er beschwor Gott mit seinem Gebet bei der Verheißung, die er diesen Gebeinen getan. Er betete so lange, bis er niedersank, und des Morgens erhob er sich zu neuem Gebet. Moses betete mit ins Kreuz ausgebreiteten Armen. Diesem Gebet widersteht Gott nicht, denn sein eigener Sohn hat so bis in den Tod im Gebet treulich ausgeharrt. Wie Moses sah ich auch Josue beten, als die Sonne auf sein Gebot stehen blieb.“

Die von Gott angeordneten Opfer waren auch immer in ein Geheimnis gehüllt. Gott zeigte Moses sein Wohlgefallen am Opfer sogar durch ein Wunder an, denn: „Als er etwas auf den Altar goß, loderte eine Flamme auf, in die er Rauchwerk warf. Er beschwor Gott mit seinem Gebet bei der Verheißung, die er diesen Gebeinen getan.“ Also auch Moses wird bei seinem Opfer getragen von dem Vertrauen auf die Verheißung, die Gott dem Jakob gegeben. Moses gilt als Vorbild Jesu. Wohl auch deswegen betete er „mit ins Kreuz ausgebreiteten Armen“ – und Gott war dieses Gebet wohlgefällig. Wie könnte es auch anders sein: „Diesem Gebet widersteht Gott nicht, denn sein eigener Sohn hat so bis in den Tod im Gebet treulich ausgeharrt.“

Auch hierin werden wieder geheimnisvolle Zusammenhänge offenbar, die nur im sakramentalen Weltbild als Wirklichkeit erfaßt werden können. Selbst eine Geste wie das Beten mit ausgebreiteten Armen erhält darin eine tiefe und gnadenhafte Bedeutung! Das Walten der göttlichen Vorsehung zeigt sich uns letztlich an vielen verschiedenen Zeichen, die Sinnbilder sind für das Geheimnis unserer Erlösung, das von Anbeginn am Wirken ist.

Die Hilfe der Engel beim heiligen Meßopfer

Doch kommen wir zurück zum Bericht unserer Seherin:

„Ich sah, wie unser Herr Jesus in jeder Minute für die Sünder genugtut und sich in jeder Minute opfert. Ich sah einen Priester bei der heiligen Messe und hatte in diesem Augenblick das Karfreitagsbild, wie der Herr sich am Kreuz opfert, und ich sah Maria und Johannes unter dem Kreuz über dem Altar des messelesenden Priesters.
Ich sehe dies in jeder Stunde Tag und Nacht und sehe die ganze Gemeinde, wie sie gut und schlecht betet, und sehe auch, wie der Priester sein Amt versieht.
Ich sehe die heilige Messe zu allen Stunden des Tages und der Nacht durch die ganze Welt gefeiert, ja ich sehe entfernte Gemeinden, wo die heilige Messe noch ganz gelesen wird wie bei den Aposteln. Und über dem Altar sehe ich im Gesicht einen himmlischen Dienst, wo die Engel alles ersetzen, was der Priester versäumt. Ich sehe viele Priester das heilige Amt erbärmlich halten. Die Steifen, die alles anwenden, um die Äußerlichkeit nicht zu verletzen, versäumen oft alle Innerlichkeit über diese Sorge. Sie denken stets: ‚Wie werde ich gesehen vom Volk?‘ Und darüber sehen sie nicht auf Gott. Und die Skrupulanten wollen sich ihrer Andacht bewußt werden.“

Das Opfer Jesu Christi ist zwar am Kreuz vollendet worden, aber es ist damit nicht beendet: „Ich sah, wie unser Herr Jesus in jeder Minute für die Sünder genugtut und sich in jeder Minute opfert.“ Dieses Opfer ist das Fundament für jedes hl. Meßopfer, indem das Kreuzesopfer sakramental erneuert wird. Jede hl. Messe ist ein so erhabenes, heiliges, ja göttliches Geschehen, aber welche Erbärmlichkeit vieler Priester bei ihrem hl. Amt! In der Tat zeigt es sich, nur ein lebendiger Glaube bringt es fertig, den hl. Ritus gebührend zum sakramentalen Leben zu erwecken. Die ganze unsichtbare Welt muß der lebendige Glaube zum Vollzug des Ritus hinzufügen. Je unandächtiger der Priester die hl. Messe feiert, desto mehr müssen die Engel eingreifen: „Und über dem Altar sehe ich im Gesicht einen himmlischen Dienst, wo die Engel alles ersetzen, was der Priester versäumt.“ Es ist schwer, eine hl. Messe ganz andächtig zu feiern, ganz gesammelt und mit den Gedanken ganz bei Gott.

Die Einsetzung des Altarsakramentes

Am Gründonnerstag hat der ewige Hohepriester sein Erlösungswerk den Priestern in die Hände gelegt: „Tuet dies, sooft ihr es tut, zu meinem Gedächtnis.“ Anna Katharina Emmerich schreibt: „Jesus liebt so, daß er sein Erlösungswerk in der heiligen Messe immer fortsetzt. Die heilige Messe ist die verhüllte, zum Sakrament gewordene, historische Erlösung.“ Das ist ganz und gar wahr, geheimnisvoll wahr. Jedes hl. Meßopfer ist Sein Erlösungsopfer in der Zeit und die Zuwendung der Erlösungsfrüchte. Man kann es sich nicht oft genug vor Augen halten: „Es ist verhüllte, zum Sakrament gewordene, historische Erlösung.“ Zuweilen fragt man sich aber schon: Ist ein so großes, heiliges Geheimnis nicht fast zu schwer für Menschenschultern zu tragen?

Die Schwierigkeit der Sammlung und die Hilfe vom Himmel

Anna Katharina schreibt weiter:

„Ich hatte auch ein Bild über die Mängel der irdischen Gottesdienste und deren übernatürliche Ergänzung. Die Vernachlässigungen des irdischen Gottesdienstes mehren nur die Schuld der Versäumenden, dem Herrn wird der ihm gebührende Dienst auf eine höhere Weise ersetzt. So sehe ich zum Beispiel die Zerstreuungen der Priester bei heiligen Handlungen und bei der heiligen Messe ganz wesentlich, indem ich ihre Personen wirklich da sehe, wo gerade ihre Gedanken sind. Währenddem aber sehe ich statt ihrer einen heiligen Vertreter am Altar.
Diese Bilder zeigen die Größe der Schuld einer so unandächtigen Behandlung göttlicher Geheimnisse auf eine gräßliche Weise. So sehe ich zum Beispiel einen Priester im Meßgewand aus der Sakristei treten. Aber er geht nicht zum Altar, er läuft zur Kirche hinaus in einen Garten oder in eine Gesellschaft oder zu einem Buch und dergleichen, und ich sehe ihn bald da, bald dort, wie seine Gedanken abspringen, als sei er persönlich da, und das sieht ganz erbärmlich und schändlich aus. Es ist aber ungemein rührend zu sehen, wie unterdessen ein heiliger Priester an seiner Stelle am Altar den Dienst tut. Oft sehe ich dann wohl den anderen Priester unter dem Amt einige Male an den Altar zurückkommen, aber dann doch wieder auf einmal an irgend einen unschicklichen Ort davonlaufen. Wenn ich aber eine Besserung sehe, erscheint sie als andächtige Sammlung beim heiligen Dienst, als Verweilen und Bleiben.“

Es ist nur zu wahr: Wie schwer fällt es selbst bei diesen heiligsten Handlungen, gesammelt zu bleiben. Wie oft gehen die Gedanken spazieren, der Priester steht zwar am Altar, aber seine Gedanken sind ganz woanders, „er läuft zur Kirche hinaus in einen Garten oder in eine Gesellschaft oder zu einem Buch und dergleichen, und ich sehe ihn bald da, bald dort, wie seine Gedanken abspringen, als sei er persönlich da, und das sieht ganz erbärmlich und schändlich aus“. Aber auch hier gibt es einen Ersatz: „Es ist aber ungemein rührend zu sehen, wie unterdessen ein heiliger Priester an seiner Stelle am Altar den Dienst tut.“

Trotz aller Schwäche bemühen sich dennoch die meisten Priester darum, den hl. Ritus würdig zu zelebrieren – und auch mit ihren Gedanken am Altar zu bleiben. Die Priester haben nicht nur die schwere Verantwortung für eine würdige Feier der hl. Messe, sie verwandeln nicht nur Brot in den Leib und Wein in das Blut Jesu Christi, sie sollen zudem die Seelen verwandeln, ja die ganze Welt. Auch hierzu hatte Anna Katharina Emmerich eine Schau:

Heilung und Wiederherstellung

„Ich hatte ein unbeschreiblich großes Bild von der Sünde und der Heilung durch Jesus und vom Zustand der Priesterschaft, und ich erkannte, wie mit tausend und tausend Mühen alles ersetzt, geheilt und umgearbeitet werden muß, um das Verdorbene, Zerstörte, Verlorene, das Losgerissene wieder anzuknüpfen und in den Heilsbezug zu bringen. Ich war im Hochzeitshause und sah in seinen unzähligen Kammern in sinnlichen Handlungen alle Arten der Schuld und der Wiederherstellung. Ich sah die Sünde vom Sturz der Engel und von Adams Sündenfall an bis auf heute in ihren unzähligen Verzweigungen. Und zugleich sah ich alle Vorbereitungen des Heilens und Herstellens bis zu Jesus und bis zu seinem Kreuzestod. Ich sah, wie jeder Christ aus Jesus empfängt, und ich sah die von Jesus den Priestern übergebene Kraft in Beziehung auf Heilung und Wiederherstellung. Ich sah die Mängel und den Verfall des Priestertums und dessen Ursachen, und es wurde mir diese Gabe des Priestertums unter dem Propheten gezeigt und die Ursache ihrer Form.“

Die Notwendigkeit von Opfer und Sühne

Das Wissen um die Mühe der Wiederherstellung der Welt ist inzwischen ganz verloren gegangen. Der Sinn für die Notwendigkeit von Opfer und Sühne ist fast vollkommen ausgelöscht. Dabei muß „mit tausend und tausend Mühen alles ersetzt, geheilt und umgearbeitet werden…, um das Verdorbene, Zerstörte, Verlorene, das Losgerissene wieder anzuknüpfen und in den Heilsbezug zu bringen“. Mit der Übernahme der kirchlichen Strukturen durch die Afterkirche, wie sie Anna Katharina Emmerich oft nennt, und der Einführung der sog. Neuen Messe wurde der Heilsbezug allgemein zerstört. Seitdem wird „das Verdorbene, Zerstörte, Verlorene, das Losgerissene“ nicht wieder an die Heilstat Jesu Christi angeknüpft.

Unsere Seherin sah, „wie jeder Christ aus Jesus empfängt, und ich sah die von Jesus den Priestern übergebene Kraft in Beziehung auf Heilung und Wiederherstellung“. Zudem sah sie aber auch „die Mängel und den Verfall des Priestertums und dessen Ursachen“. Lange und im Verborgenen wurde das Priestertum unterhöhlt von falschen Lehren, von sog. modernen Ansichten. Die Priester, die kein sakramentales Weltbild mehr hatten, sondern ein materialistisches, wurden immer mehr. Diese konnten das Geheimnis des Hochzeitshauses, der makellosen Braut Jesu Christi nicht mehr verstehen. Darum begannen sie dieses abzureißen und eine neue „Kirche“ zu bauen. Ihr Denken paßte nicht mehr zu unserem göttlichen Erlöser und Seinem hl. Kreuz.

Die Abwendung von Gefahren, Strafen und Heimsuchungen aller Art durch die hl. Messe

Anna Katharina Emmerich sah aber nicht nur die Priester, sie sah auch das Volk bei der hl. Messe:

„Am Feste des heiligen Bauers Isidor wurde mir vieles vom Wert des Messelesens und Messehörens gezeigt und dabei gesagt, es sei ein großes Glück, daß so viele Messen, wenn auch von unwissenden und unwürdigen Priestern, gelesen würden, denn es würden Gefahren, Strafen, Heimsuchungen aller Art dadurch von den Menschen abgewendet. Es sei gut, daß viele Priester dabei nicht wüßten, was sie tun; denn wüßten sie es, so würden sie vor Schrecken das heiligste Opfer nicht mehr vollziehen können. Ich sah den wunderbaren Segen des Messehörens, wie alle Arbeit und alles Gute befördert und nichts versäumt werde, wie oft ein Glied einer Haushaltung den Segen dadurch für diesen Tag ins ganze Haus bringe. Ich sah, wieviel mehr Segen durch das Messehören als Lesen- und Hörenlassen hervorgebracht werde. Ich sah, wie die Fehler in der Messe durch übernatürliche Hilfe ersetzt werden.“

Sobald man diese Bemerkung nur einigermaßen ernst nimmt – „es sei ein großes Glück, daß so viele Messen, wenn auch von unwissenden und unwürdigen Priestern, gelesen würden, denn es würden Gefahren, Strafen, Heimsuchungen aller Art dadurch von den Menschen abgewendet“ – wird einem unheimlich zumute. Denn wie steht es heute mit den vielen hl. Messen? Durch den bugninischen Afterritus ist das Heiligtum weitgehend zerstört worden. Die Altäre sind entweder verwaist oder, was noch schlimmer ist, von den Dämonen erobert worden. Da wundert es einen nicht mehr, wenn „Gefahren, Strafen, Heimsuchungen aller Art“ immer mehr werden. Und ist nicht die derzeitige gottesdienstlose Zeit eine ganz besondere Heimsuchung Gottes? Will womöglich Gott die Menschen spüren lassen, was es bedeutet ganz ohne Gott zu leben?

Der Segen des Messehörens

Unsere Seherin verweist aber auch noch auf etwas sehr Bedeutendes: „Ich sah, wieviel mehr Segen durch das Messehören als Lesen- und Hörenlassen hervorgebracht werde.“ Das Wertvollste ist das Messehören, denn hier ist der ganze Mensch gefordert und dabei. Aber letztlich kommt es auch hierbei auf die Sammlung an, auf das betende Eindringen in das Geheimnis des Opfers des Neuen Bundes.

In den alten Zeiten war auch für die sog. Weltmenschen die tägliche Messe ein großes Anliegen, darum haben sich etwa um viele Klöster Ortschaften gebildet. Nein, nicht nur die Mönche sollten Gott täglich das hl. Meßopfer darbringen und mehrmals am Tag Gottesdienst feiern, auch die anderen Leute wollten daran teilnehmen. Damals waren die Kirchen nicht fast den ganzen Tag leer, wie es heute meist der Fall ist. Die Katholiken kannten noch „den wunderbaren Segen des Messehörens, wie alle Arbeit und alles Gute befördert und nichts versäumt werde, wie oft ein Glied einer Haushaltung den Segen dadurch für diesen Tag ins ganze Haus bringe“. Dieser Segen ist nun fast vollständig versiegt.

Das Letzte Abendmahl

Anna Katharina Emmerich sah nicht nur die Opfer im Alten Bund und den tiefen Sinn des Priestertums, sie hatte auch Schauungen über das letzte Abendmahl:

„Ich sah ein Bild der Einsetzung des heiligsten Sakramentes. Der Herr saß an der einen Langseite des Tisches in der Mitte, zu seiner Rechten Johannes, zu seiner Linken ein schlanker, feiner Apostel, der viel von Johannes hatte; neben ihm saß Petrus, der sich oft über ihn vorneigte. Anfangs sah ich den Herrn noch eine Weile sitzend lehren. Hierauf standen er und alle auf; es sahen nun alle still und begierig auf ihn, was er tun würde. Ich sah aber, daß er die Schüssel mit dem Brot emporhielt, die Augen emporrichtete und das Brot mit dem beinernen Messer in Linien vorritzend, in Bissen brach. Ich sah ihn hierauf die Rechte wie segnend darüber bewegen. Als er dieses tat, ging ein Glanz von ihm aus, das Brot leuchtete, er selbst ward leuchtend und wie aufgelöst in Licht, und es ging dieses Licht auf alle Gegenwärtigen über und wie in sie ein. Und sie wurden alle stiller und inniger; nur den Judas sah ich dunkel und dieses Licht abstoßend. Jesus hob auch den Kelch empor und die Augen und segnete ihn ebenso. Ich kann für das, was ich während dieser heiligen Handlung mit ihm vorgehen sah, keinen anderen Ausdruck finden, als ich sah und fühlte, daß er sich verwandelte. Nachher war das Brot und der Kelch Licht. Ich sah aber, daß er die Bissen auf einem flachen Teller, wie eine Patene, liegen hatte, und daß er diese Bissen mit seiner Rechten den einzelnen in den Mund gab; zuerst, wie ich glaube, der Mutter Gottes, welche zwischen den gegenüberstehenden Aposteln zum Tische herantrat. Ich sah dabei Licht aus seinem Munde ausgehen. Ich sah das Brot leuchtend und wie eine lichte menschliche Körperform in den Mund der Apostel gehen. Ich sah alle wie von Licht durchdrungen, nur Judas sah ich finster und dunkel. Den Kelch nahm der Herr auch in die Hand und ließ sie aus demselben trinken. Er hatte ihn am Stiel gefaßt. Auch hier sah ich Glanz wie vorhin in die Apostel strömen. Nach dieser Handlung sah ich alle noch eine Weile gerührt stehen und dann das ganze Bild verschwinden. Es hatten die Bissen, welche der Herr gab, zwei Abteilungen des Brotes in der Breite eingenommen, so daß sie eine Furche in der Mitte hatten.“

Was für ein heiliger Augenblick war das, als der ewige Hohepriester das Brot und den Kelch in Seine heiligen und ehrwürdigen Hände nahm! Wie wenig sehen wir davon in der hl. Messe und doch ist es dieselbe heilige Handlung. Da hilft uns womöglich ein wenig das Schau-Bild unserer Seherin: „Als er dieses tat, ging ein Glanz von ihm aus, das Brot leuchtete, er selbst ward leuchtend und wie aufgelöst in Licht, und es ging dieses Licht auf alle Gegenwärtigen über und wie in sie ein.“

Man kann es nur als Licht beschreiben, was damals Heiliges und Heiligendes geschah – heißt es doch im ersten Johannesbrief: „Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm“ (1 Joh. 1, 5). Alles wird geheiligt durch Seine Gegenwart. Aber hier geschieht noch viel mehr als eine bloße Heiligung: Das Brot wird zu seinem heiligen Leib!

Göttliche Speise

Was für ein Kontrast war jedoch im Saal: „Und sie wurden alle stiller und inniger; nur den Judas sah ich dunkel und dieses Licht abstoßend.“ Einer verweigert seine Seele dem göttlichen Licht, einer ist und bleibt verhärtet und blind. Unser göttlicher Heiland, der doch alles wußte, mußte es ertragen, daß der Verräter in dieser heiligsten Stunde zugegen war. Nein, nicht alle wollen erlöst werden. Das hinderte Ihn aber nicht daran, das geheimnisvolle Opfer zu vollenden: „Jesus hob auch den Kelch empor und die Augen und segnete ihn ebenso. Ich kann für das, was ich während dieser heiligen Handlung mit ihm vorgehen sah, keinen anderen Ausdruck finden, als ich sah und fühlte, daß er sich verwandelte.“

Er verwandelt sich, indem Er Brot und Wein verwandelt: „Nachher war das Brot und der Kelch Licht.“ Was vernehmen wir von diesem Licht bei der hl. Messe? Was spüren wir von der unermeßlichen Heiligkeit dieses Augenblicks der hl. Wandlung – und der hl. Kommunion? Wir werden es niemals wirklich fassen können, Er macht sich für uns zur Speise, zur Licht-Speise, zu einer göttlichen Speise für die Seele zum ewigen Leben. „Ich sah dabei Licht aus seinem Munde ausgehen. Ich sah das Brot leuchtend und wie eine lichte menschliche Körperform in den Mund der Apostel gehen. Ich sah alle wie von Licht durchdrungen, nur Judas sah ich finster und dunkel.“ Noch einmal dieser furchtbare Kontrast zwischen Licht und Finsternis, zwischen würdiger und unwürdiger Kommunion…

Die Gemeinschaft der Heiligen

Die hl. Kirche ist eine Gebetsgemeinschaft. An der göttlichen Liturgie nehmen alle Glieder der Kirche irgendwie teil, die Engel und Heiligen, die Armen Seelen und wir. Auch hierüber schaute Anna Katharina Emmerich ein beeindruckendes Bild:

„Und ich wurde von meinem Engel wie auf einer unendlich hohen Treppe emporgeführt und sah noch einzelne andere Betende von anderen Punkten wie auf Fäden hinauf geleitet. Ich stand oben, etwa fünf Stufen tiefer als eine große, wunderbar leuchtende Stadt oder Welt. Es tat sich vor mir ein unbeschreiblich großer blauer Vorhang nach beiden Seiten auseinander und ich sah nun in die glänzende Stadt hinein: Alle Reihen der Paläste und Blumengärten liefen nach dem Mittelpunkt zu, in dem alles noch viel leuchtender war, so daß man nicht hineinblicken konnte.
Wohin ich mich im Schauen mit meiner Sehnsucht wendete, tat sich mir eine andere Ordnung der Heiligen und der Engel auf, und ich flehte durch alle Chöre der Heiligen und alle Chöre der Engel um Fürsprache.
Ich sah aber, daß die Jungfrauen und die Märtyrer ihre Fürbitte zuallererst darreichten vor dem Throne Gottes und daß die Chöre dann wie vortraten und die Allerheiligste Dreifaltigkeit wie eine Sonne aus den Wolken sich zu nähern schien. Ich sah nun diese Chöre wie viele Lichtgestalten, wie Lichtengel im Licht. Ich sah Cherubim und Seraphim, geflügelte Engel, ihre Flügel bestanden aus Strahlen, die sich immer bewegten. Ich sah auch andere Chöre der Engel und Schutzengel.
Bei den heiligen Jungfrauen sah ich auch solche, die in der Ehe gelebt, zum Beispiel die heilige Mutter Anna und viele aus der ersten Zeit, auch Kunigunde und andere keusche Frauen. Aber Magdalena sah ich nicht dabei.
Ich sah, wenn ich vor mich niedersah, auf die Stufen, auf denen ich stand. Rechts und links war es grau und blau gegen den Vorhang. Hinter mir hinab sah ich wie Inseln allerlei Städte und Länder und Gärten liegen. Es waren irdische Gegenden. Ich sah darin allerlei Betende und sah ihr Gebet wie beschriebene Bahnen, wie Zettel emporstreben, und diese gingen in die Brust der Heiligen und Engel hinein und strahlten aus ihren Angesichtern wieder leuchtender heraus, dem Throne Gottes entgegen. Ich sah aber auch einzelnes Gebet schwarz niederfallen. Und Gebet, das einzelne nicht vollenden konnten, sah ich durch andere unterstützt und emporgebracht. Ich sah dies Zusammenwirken von Menschen und auch von Engeln und Heiligen im fürbittenden Gebet, ich sah besonders in den Engeln große Bewegung und Auf und Nieder, und auch die Heiligen bewegten sich und so sah ich vielfacher Not geholfen werden. Ich sah auch die besondere Kraft und Wirksamkeit des Gebetes in Vereinigung mit den Verdiensten Jesu und der Mutter Gottes in folgender Anschauung: Ich war in einem großen leuchtenden Raum, der sich, je länger ich in die Runde sah, umso mehr erweiterte. Mir wurde gezeigt, wie es mit unseren Gebeten vor Gott beschaffen ist.“

Wie unsagbar reich macht uns die hl. Kirche! Wir dürfen inmitten der Gemeinschaft der Engel und Heiligen leben und uns dauernd ihres Schutzes und ihrer Hilfe erfreuen. Was für ein Trost müßte das für uns sein und was für eine Ermunterung in allen Prüfungen des Lebens. Alles soll zur Verherrlichung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit dienen. Der Lobpreis des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes soll Himmel und Erde erfüllen. Und wir dürfen einstimmen in diesen Chor der Engel und Heiligen. Dabei sind wir als Glieder am Leibe Christi immer mit dem Haupt vereint, was sich auch in unseren Gebeten äußern sollte. All unser Gebet soll Gebet der Kirche und damit Gebet Jesu Christi sein. Durch Ihn steigen unsere Gebete auf zum Vater. Wir sollen ein Herz mit Ihm sein – und mit unserer himmlischen Mutter: „Ich sah auch die besondere Kraft und Wirksamkeit des Gebetes in Vereinigung mit den Verdiensten Jesu und der Mutter Gottes in folgender Anschauung: Ich war in einem großen leuchtenden Raum, der sich, je länger ich in die Runde sah, umso mehr erweiterte. Mir wurde gezeigt, wie es mit unseren Gebeten vor Gott beschaffen ist.“

Gutes und nutzloses Gebet

Bei aller Anstrengung um wahre Sammlung wissen wir sehr wohl, welch unterschiedlichen Wert unsere Gebete haben können. Unsere Seherin schaute diese Unterschiede folgendermaßen:

„Die Gebete wurden wie auf große weiße Tafeln aufgezeichnet, und sie schienen in vier Klassen aufgeteilt. Einige Gebete wurden mit prächtigen goldenen Buchstaben aufgeschrieben, andere mit silberglänzender Farbe, andere mit dunkler und wieder andere mit schwarzer Farbe, und durch diese wurde ein Strich gezogen. Mein Engel gab mir dazu die Erklärung: Was aufgezeichnet ist mit goldenen Buchstaben, ist das Gebet derjenigen, die ihre guten Werke ein für allemal mit den Verdiensten Jesu Christi und der Mutter Gottes vereinigt haben und diese Vereinigung öfter erneuern, die dabei aber sich sehr angelegen sein lassen, seine Gebote zu halten und sein Beispiel nachzuahmen. Was aufgezeichnet ist mit Silberglanz, ist das Gebet jener, die an die Vereinigung mit den Verdiensten des Herrn nicht denken, die aber doch fromm sind und in der Einfalt des Herzens beten. Was mit dunkler Farbe aufgeschrieben ist, ist das Gebet derer, die nicht ruhig sind, wenn sie nicht oft beichten und kommunizieren und täglich gewisse Gebete verrichten, die dabei aber doch lau sind und das Gute nur aus Gewohnheit tun. Was endlich mit schwarzer Farbe geschrieben und wieder durchgestrichen wird, ist das Gebet solcher, die ihr ganzes Vertrauen auf mündliche Gebete und auf ihre vermeintlich guten Werke setzen, aber die Gebote Gottes nicht achten und ihren bösen Begierden keine Gewalt antun. Dies Gebet hat kein Verdienst vor Gott, darum wird es durchgestrichen. So werden auch die guten Werke jener durchgestrichen, die sich zwar viele Mühe geben, etwas Gutes zu stiften, die dabei aber ihre Ehre und zeitliche Vorteile im Auge haben.“

Leider können wir diese Unterschiede nicht so wahrnehmen wie Anna Katharina Emmerich. Wenn wir den Mangel so sehen könnten, würden wir uns sicherlich noch viel mehr Mühe geben, während des ganzen Gebetes in der Gegenwart Gottes zu verweilen. Am besten wäre es natürlich, unsere Gebete mit goldenen Buchstaben aufzuzeichnen, also unsere guten Werke ein für allemal mit den Verdiensten Jesu Christi und der Mutter Gottes zu vereinigen und diese Vereinigung öfter zu erneuern, wobei wir es uns sehr angelegen sein lassen, die Gebote zu halten und das Beispiel Jesu Christi nachzuahmen.

Der Zusammenbruch der letzten Jahrzehnte

Beenden wir unsere Gedanken mit einer letzten Schau der Seherin aus Dülmen, in der sie den Zusammenbruch der letzten Jahrzehnte eindrücklich beschreibt:

„Ich sah eine Zeit kommen, die schrecklich war und ich bin froh, dies nicht erleben zu müssen. Ich sah die Peterskirche, als Symbol der katholischen Kirche. Um diese herum war ein tiefer Graben. Drüben standen die Protestanten. Da sah ich, wie katholische Priester, Ordensleute, usw. die Kirchen ausräumten. Altäre, Heiligen Statuen und Bilder in den Graben warfen, um diesen voll zu bringen, sich den Protestanten anzupassen, damit sie herüberkämen. Als der Graben voll war, kamen sie zwar herüber, blickten in die katholische Kirche, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen und sagten entsetzt und enttäuscht, die können uns ja nichts mehr geben, die haben ja weniger als wir und liefen davon. Also, sie haben nur das Gegenteil erreicht.“

Das hier Beschriebene geschieht dann, wenn das sakramentale Weltbild endgültig ruiniert ist. Dann man macht die Kirche zur Ruine und wundert sich noch darüber, daß die Leute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und entsetzt und enttäuscht sagen: Die können uns ja nichts mehr geben, die haben ja noch weniger als wir! Es ist wahr, diese Menschenmachwerkskirche hat noch weniger als manche Protestanten. Es ist eine unfaßbare Tragödie, die wir zurzeit durchleben müssen. Möge uns Gott beistehen und möge Er uns trösten, damit wir Ihm und Seiner wahren heiligen Kirche allzeit die Treue halten können!