Gedanken zum Christkönigsfest

Es ist sicherlich in dieser königslosen Zeit besonders notwendig, das Christkönigsfest zu feiern. Denn das Königtum Jesu Christi ist ewig, Seine Herrschaft kennt kein Ende – auch wenn man Ihm inzwischen alle weltlichen Reiche geraubt hat, gibt es doch weltweit keinen einzigen katholischen Staat mehr. Unsere Festmesse beginnt mit dem Vers aus der Geheimen Offenbarung: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, zu empfangen Macht und Gottheit und Weisheit und Kraft und Ehre. Ihm sei die Herrlichkeit und die Herrschaft in alle Ewigkeit.“



Das Übel der Säkularisierung

Wer unseren Herrn Jesus Christus als Sohn Gottes bekennt, der muß Ihn auch als König der ganzen Welt ehren. Denn als wahrem Gott ist selbstverständlich alles Seiner Herrschaft unterworfen. Jeder echte Katholik versteht das intuitiv, spontan, mit Leichtigkeit. Darum ist es auch für jeden Katholiken ein Anliegen, daß auch der Staat, in dem er lebt und arbeitet, katholisch ist. Denn nur so können auch die Lebensbedingungen dem hl. Glauben und den Geboten Gottes angeglichen werden. Wie schwer es wird, wenn der Glaube und die Gebote Gottes überhaupt nicht mehr in der Öffentlichkeit geschützt werden, erleben wird heute auf der ganzen Welt. Die laizistischen Staaten werden naturnotwendig immer antichristlicher, entfernen sie sich doch immer mehr von der christlichen Lehre und Moral. Schauen wir darum ein wenig auf die Geschichte des Christkönigtums, um den Herrschaftsanspruch unseres göttlichen Herrn noch besser zu begreifen.

Die Beendigung der Christenverfolgung durch das Toleranzedikt von Mailand

Als Kaiser Konstantin die Verfolgungen gegen die Christen beendete und diesen die Freiheit schenkte, ihre Religion im Römischen Reich auszuüben, war es selbstverständlich, daß der wachsende Einfluß der Christen auch den römischen Staat veränderte. Die göttliche Wahrheit breitete sich aus und das Heidentum wurde zurückgedrängt. Dementsprechend schreibt der hl. Paulus an die Römer: „Gott sei Dank, ihr wart einst Knechte der Sünde, seid aber von Herzen den Vorschriften der Lehre gehorsam geworden, der ihr übergeben worden seid. Frei von der Sünde, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden. Um der Schwachheit eures Fleisches willen rede ich menschlich. Einst habt ihr eure Glieder in den Dienst der Unlauterkeit und Gesetzwidrigkeit gestellt und so ein gesetzwidriges Leben geführt. Stellt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit, damit ihr ein heiliges Leben führt. Solange ihr noch Knechte der Sünde wart, wart ihr der Gerechtigkeit entbunden. Welchen Gewinn hattet ihr damals von den Dingen, deretwegen ihr euch jetzt schämt? Denn das Ende dieser Dinge ist der Tod. Jetzt aber, von der Sünde befreit, in Gottes Dienst stehend, gewinnt ihr die Heiligkeit und habt als Ziel das ewige Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, das Gnadengeschenk Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm. 6, 17-23).

Der Gegenangriff des Heidentums durch Kaiser Julian Apostata

Als Kaiser Konstantin im Mai 337 starb, war das Heidentum natürlich noch nicht ausgestorben, sondern im Gegenteil noch recht stark. Durch die Wirren der arianischen Irrlehren wurde zudem der katholische Glaube geschwächt und schon bald wieder durch die Irrlehre zurückgedrängt. Als schließlich Flavius Claudius Iulianus 360 römischer Kaiser wurde, setzte das Heidentum zum Gegenangriff an. Der Kaiser, der im arianischen Irrglauben erzogen worden war, fiel vom christlichen Glauben ab und ließ die Christen wieder verfolgen. Darum wird er meist Iulianus Apostata genannt ‚Julian der Apostat‘, d. h. ‚der Abtrünnige‘. Es war also recht mühsam, das Christkönigtum zu verwirklichen und einen christlichen Staat zu errichten, in dem die Kirche Jesu Christi ihre Freiheit hat, öffentlich zum Heil der Seelen zu wirken.

Ein Neues Rom

Das westliche römische Reich ist schließlich in den Wirren der Völkerwanderung untergegangen. Da hat die göttliche Vorsehung ein neues Reich entstehen lassen, ein Reich nördlich der Alpen, das aber ganz Europa prägen sollte. In der Weihnachtsnacht des Jahres 800 wurde Karl der Große in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Der Kaisertitel lautete: „Romanum gubernans imperium“ – „Herrscher des römischen Imperiums“. Der Frankenkönig sah sich als Nachfahre der römischen Kaiser – das Römische Reich jedoch ganz im katholischen Sinne verstanden. Ein neues Reich, verwandelt durch den Glauben an Jesus Christus.

Von diesem Gedanken beseelt, dachte Karl der Große daran, auch ein „Neues Rom“ zu errichten, als er um 800 Aachen zum Mittelpunkt seines Reiches erklärte und den schon vorhandenen Königshof in seine Reichsresidenz umwandelte, wo er auch eine Pfalzkapelle, die Marienkirche, errichten ließ. Schon unter der Regierung seines Vaters Pippin war in Aachen ein kleines Gotteshaus entstanden, um dessen Altar sodann die neue Pfalzkapelle gebaut wurde.

Eine neue architektonische Epoche

Mit dem Bau seiner Pfalz begründete Karl der Große eine neue architektonische Epoche. Da er nicht auf eine heimische Tradition zurückgreifen konnte, ließ er Handwerker aus südeuropäischen Ländern kommen. Diese sollten seine Pfalzkapelle nach dem Vorbild oströmischer Kaiserkirchen in Byzanz und im Mittelmeerraum errichten. Dabei gelang es dem Baumeister Odo von Metz, in der Marienkirche west- und oströmische Bautraditionen zu verbinden und damit eine Pionierarbeit auf deutschem Boden zu leisten. Die neuen Bauten waren untrennbar mit dem Kaiser und dessen religiösem und politischem Gedankengut verbunden.

Weil das hl. Meßopfer Teil der göttlichen Liturgie war, ließ Karl der Große seine Marienkirche zu einem vollkommenen Abbild des Himmlischen Jerusalem werden. Im himmlischen Jerusalem berühren sich genauso wie im hl. Meßopfer Himmel und Erde, das Irdische mit dem Himmlischen. Wenn man das Ergebnis betrachtet, wundert es einen nicht, daß mit dem Bau der Pfalzkapelle in Aachen Karl der Große die geistige und politische Wiedergeburt Westeuropas begründete. Den Zeitgenossen erschien die Pfalzkapelle als ein Wunder der Baukunst. Mit seinen Säulen aus griechischem und italienischem Marmor, den beeindruckenden Bronzetüren, sowie als erstes mit einer Gewölbedecke ausgestattetes Bauwerk nördlich der Alpen seit der Antike, stellt der Dom ein außergewöhnliches Meisterwerk künstlerischen Schaffens dar.

Nach seinem Tod am 28. Januar 814 wurde Karl der Große in der Marienkirche beigesetzt. Im Jahr 936 bestimmte Otto I. Aachen zum Ort seiner Krönung, womit die glanzvolle Geschichte der Aachener Krönungen begann. Über 30 Könige bestiegen in den darauffolgenden 600 Jahren nach ihrer Weihe den Königsthron im Aachener Dom. Otto III. wurde auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin nach seinem Tod im Jahr 1002 ebenfalls im Aachener Dom beigesetzt.

Der Königsthron im Aachener Dom

Um die Besonderheit dieses katholischen Königtums einigermaßen verstehen zu können, schaut man am besten etwas eingehender auf den Königs-Thron im Aachener Dom. Dieser steht im oberen Umgang auf der Westseite, dem Salvator-Altar gegenüber. Er ist sehr schlicht und verzichtet auf jegliche Verzierung. Die Sitzfläche besteht aus einer Eichenholzplatte, unter der in einer Aushöhlung eine oder mehrere Reliquien aufbewahrt wurden. Die Stufen zum Thron sind aus antiken Säulenspolien herausgeschnitten. Ob der Hohlraum unter dem Thron tatsächlich zum Durchschreiten bestimmt war oder als Raum für die Niederlegung von Objekten diente, die die Gegenwart des gekrönten und gesalbten Königs heiligen sollte, war bis vor kurzem nicht bekannt.

Dieser Thron in der Pfalzkapelle überrascht zunächst durch seine Schlichtheit. Womöglich ist man sogar enttäuscht und fragt sich, hätte man das damals nicht viel besser machen können? Welche Bedeutung hat also dieser schlichte Thron in der Pfalzkapelle? Der Kaiser konnte vom Thron aus das hl. Meßopfer mitverfolgen, wobei er auf dem höchsten betretbaren Punkt des Domes saß. Über ihm war nur Gott und unter ihm seine Untertanen. Vor sich sah er den Altar, über sich an der Gewölbedecke des Oktogons in prachtvollen Mosaiken Christus als Weltherrscher, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten und den 24 Ältesten aus der Apokalypse des heiligen Apostels Johannes, die dem König der Könige ihre Kronen zu Füßen legen und Ihn anbeten.

Zwar dürfte dieses Mosaik erst im 12. Jahrhundert entstanden sein, aber es ergänzt harmonisch das theologische Programm des Domes. Dieses aus der Stauferzeit stammende Mosaik wurde im späten 17. Jahrhundert von Giovanni Giustino Ciampini in Kupfer gestochen und diente der Neuschöpfung Ende des 19. Jahrhunderts als Vorlage. Wenn der Kaiser auf seinem Thron saß, dann konnte er mit eigenen Augen sehen, der eigentliche König ist Jesus Christus. In Ihm soll auch der Kaiser seine Herrschaft begründet sehen und für Ihn herrschen.

Die Geschichte des Königsthrones

Nun war man bis vor nicht allzu langer Zeit gar nicht mehr sicher, ob Karl der Große je selbst auf diesem Thron gesessen ist. Die Zweifel meldeten sich mehr und mehr zu Wort, wie es heute überall üblich geworden ist, und man schenkte ihnen vermehrt auch Gehör. Das hat sich jedoch wieder geändert, seit der Kölner Mittelalterarchäologe und Bauforscher Sven Schütte sich darum bemühte, die Geheimnisse des Kaiserthrones zu enthüllen. Dabei hält dieser nichts von fabelhaften Vermutungen, vielmehr ermittelt er lieber als wissenschaftlicher Detektiv mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Eines Tages stand also Sven Schütte mit Georg Minkenberg, Leiter der Domschatzkammer, und dem damaligen Dompropst Hans Müllejans am überaus spartanisch anmutenden Königssitz, der bis 1531 insgesamt 30 deutschen Königen als Krönungsort diente. Schütte fragte nach dem Aufmaß, also den Aufzeichnungen zum vermessenen Objekt. Man schüttelte die Köpfe, denn bisher gab es nichts Derartiges. Da sagte der Domprobst zu Sven Schütte: „Dann machen Sie mal.“ — Das war der formlose Auftakt für eine ideenreichen Detektivarbeit, in deren Verlauf Schütte alle bisherigen Hypothesen zusammentrug, um sie später zu bestätigen oder zu widerlegen.

Eine der auftauchenden Fragen war etwa, ob denn der Durchgang unter dem Thron wirklich von den Leuten genutzt wurde, um den Thron als Reliquiar zu verehren. Es mußte also untersucht werden, ob der Boden unter dem Thron wirklich abgenutzt war? Eine weitere Frage: Lagen im Fach unter dem Sitz tatsächlich Königsreliquiar und Stephansbursa, die Teil der Reichskleinodien in Form einer mit Edelsteinen besetzten Pilgertasche war, die heute in der Wiener Schatzkammer aufbewahrt wird?

Ein archäologischer Detektiv ermittelt

Um die erste Frage zu beantworten, ging Schütte in ein Bastelgeschäft und kaufte Silikonkautschuk, um damit einen Abdruck vom Boden unter der Treppe des Throns zu nehmen. Das Ergebnis war eindeutig: Die Ornamente der Fliesen zeichneten sich mit scharf geschliffenen Konturen ab — kein abgenutzter Boden, sondern bestens erhaltener karolingischer Belag.

Auch in seinem weiteren Vorgehen blieb Schütte unkonventionell und erfinderisch. Von der Haushälterin des Dompropstes lieh er sich kurzerhand den Staubsauger, setzte einen frischen Beutel ein und widmete sich vermutlich als Erster in der Geschichte des Karlsthrones dem historischen Staub im Inneren. „Der Beutel war rasch prall gefüllt, da hat wohl seit 800 keiner mehr Staub geputzt“, sagt Schütte. In dem Beutel befanden sich schließlich sozusagen 1200 Jahre Staub-Geschichte. Darunter waren u.a. tote Käfer, Haare, Mörtelstaub — allerdings auch ein kleiner vergoldeter Kupfernagel, ein Holzstückchen und die Silberkapsel mit einem Knochenpartikel von Karl dem Großen (das Karlsreliquiar!).

Es stellte sich heraus, daß die Nagelsorte üblichen Befestigungen von Goldblechen auf Goldschmiedearbeiten mit Holzkern aus frühmittelalterlicher Zeit entsprach. Um den Nagel einem bestimmten Zweck oder Gegenstand zuordnen zu können, reiste Schütte nach Wien, wo er sich mit Kollegen traf und die Stephansbursa genauer untersuchte. „Die Verkleidung wurde abgenommen“, erzählt er. „Vier Nägel konnte ich sogar mit nach Köln nehmen.“ Dort stellte sich heraus: Sie stammten nicht nur vom selben Metallblock, wie der gefundene Nagel; selbst der Quecksilberanteil der Vergoldung und der anhaftende Schmutz waren identisch! Der Holzpartikel passte zudem in die Reliquienumhüllung — ein Stückchen Weidenholz vom Holzkern der Bursa. Damit war bewiesen, daß das Karlsreliquiar und die Stephansbursa wenigstens während der Krönung sich als Reliquien unter dem Thron befanden.

Schließlich widmete sich der Archäologe auch noch den übrigen Bauteilen des Thronsitzes. Bei diesen hatte man bisher lediglich die Einritzungen eines antiken Mühlespiels und einer frühen Kreuzigungsdarstellung für bedeutsam gehalten. Dabei gab es da durchaus noch mehr zu sehen: Die Stufen zum Thron etwa sind mit Graffitis von kleinen Kalvarienbergen und Kreuzen übersät. Schütte reiste zu weiteren Untersuchungen nach Jerusalem. Dort stellte er fest, daß nicht nur die Marmorplatten des Thronsitzes aus der Grabeskirche stammen, sondern gleichfalls die Stufen. Diese waren einst eine Säule, die man zu Platten zersägt hatte.

Der Mittelpunkt der christlichen Welt

Der Zusammenhang mit der Krönungssymbolik überzeugte spontan, denn das Heilige Grab galt als Mittelpunkt der christlichen Welt — die nach Aachen transportierten Einzelteile behielten dabei ihre mystische Bedeutung, es waren Reliquien. Und wenn man bedenkt, welche Bedeutung zur damaligen Zeit Reliquien hatten, wundert es einen nicht mehr, daß der Thron äußerlich so schlicht war. Sein Wert war ein anderer, ein geistiger! Sven Schütte erklärt es so: „Wer einmal ein Vaterunser lang im Mittelpunkt der Welt gesessen war, war gültiger König.“ Aufgrund der neu gemachten Entdeckungen schließt er den Thronbau zu einer späteren Zeit — etwa zur Krönung Ottos des Großen 973 — aus: „Der Thron ist untrennbar mit dem Architekturwunder dieser Kirche verbunden und völlig auf sie eingerichtet.“ Darum ist er auch fest davon überzeugt: „Ja, Karl der Große ist sehr wahrscheinlich auf diesem Thron gesessen.“

Die sakramentale Reichsidee des frühmittelalterlichen Kaisertums

Wir sehen, im Jahr 800 hatte man also noch ein tiefbegründetes Wissen über das Christkönigtum. Das ganze neu errichtete Kaiserreich versteht sich allein von diesem Christkönigtum her. Die Reichsidee dieses Kaisertums ist sakramental, so kann und muß man feststellen und verstehen. Wenn der Kaiser auf dem Thron saß, dann saß er auf Marmorplatten aus der Grabeskirche und betrat über Stufen aus der Grabeskirche seinen Thron. Warum? Was bedeutet das? Seine Herrschertum beruht auf der Erlösung. Das Heilige Grab war deswegen der Mittelpunkt der christlichen Welt, weil unser Herr Jesus Christus für uns gelitten hat und vom Grabe auferstanden ist. „Er hat uns der Gewalt der Finsternis entrissen und in das Reich Seines geliebten Sohnes hineinversetzt. In Ihm haben wir die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden. ER ist das Ebenbild Gottes, des Unsichtbaren, der Erstgeborene vor aller Schöpfung… Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten. So sollte Er in allem den Vorrang haben; denn es gefiel Gott, in Ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen und durch Ihn alles wieder mit Sich zu versöhnen, alles auf Erden und alles im Himmel, indem Er durch das an Seinem Kreuz vergossene Blut Frieden stiftete; in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Vgl. Lesung des Christkönigsfestes).

Wenn man die Erlösungswirklichkeit im Glauben erfaßt hat, so wird es leicht greifbar: Wie sollte ein christlicher König regieren können ohne Jesus Christus? Wie sollte er seinem Volk Wohlfahrt schenken können ohne Jesus Christus? Wie sollte er die Reichsgeschäfte führen können ohne den König der Könige? Darum, wenn der Kaiser auf seinem Thron saß, sah er vor sich den Altar zur sakramentalen Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi und über sich sah er Christus, den Weltenherrscher, den Pantokrator, den König der Könige, vor dem sich alle Könige auf die Erde werfen und Ihm anbetend ihre Kronen zu Füßen legen.

Thron und Altar

Aber noch etwas heutzutage besonders Bedeutsames kommt in dem Kaiser-Thron von Aachen zum Ausdruck. Der Thron steht nicht im Königspalast, sondern in der Marienkirche, und ein Altar befindet sich direkt an seiner Rückseite. Denn auch der Kaiser braucht die Sakramente der Kirche, auch er lebt vom hl. Meßopfer, auch er lebt von der Versöhnungstat Jesu Christi am Kreuz. Darum braucht er die Fürsprache Mariens und aller Heiligen; er braucht die Lehre der Kirche, damit er in Wahrheit und Weisheit sein Volk leiten kann. Zuguterletzt braucht er die Hilfe der Kirche, um sein Volk zum Himmel führen zu können. Denn was würde dem Volk die irdische Wohlfahrt nützen, wenn diese etwa gar zum Hindernis der ewigen Wohlfahrt würde?

Das antichristliche Reich der irdischen Wohlfahrt

Wird nicht der Antichrist in dieser Weise der Welt einen Wohlstand versprechen, wie es ihn noch niemals gegeben hat? In seinem Buch, „Das Geheimnis der Bosheit“, beschreibt Antanas Maceina diesen folgendermaßen: „Im zweiten Jahre seiner Herrschaft erließ er ein neues Manifest, in dem er verkündete: ‚Völker der Erde! Ich habe euch den Frieden versprochen, und ich habe ihn euch geschenkt. Aber nur durch Wohlstand wird der Friede schön. Wem im Frieden die Nöte der Armut drohen, dem wird auch der Friede nicht zur Freude. Kommet her zu mir alle, die ihr hungert und friert, ich will euch satt und warm machen.‘ Um dies zu erreichen, kündigte er eine allumfassende Sozialreform an. ‚Dank der Konzentrierung der Weltfinanzen und eines kolossalen Grundbesitzes in seiner Hand‘ konnte er diese Reform auf eine merkwürdige Weise durchführen: er befriedigte die Armen ‚ohne fühlbare Schädigung der Reichen‘. Jeder empfing ‚nach seinen Fähigkeiten‘, und jede Fähigkeit war ‚nach ihren Bemühungen und Verdiensten‘ ermessen. Das Hauptziel der kaiserlichen Unternehmung war ‚die feste Herstellung der grundlegenden Gleichheit für die gesamte Menschheit: der Gleichheit des allgemeinen Sattseins‘“ (Antanas Maceina, Das Geheimnis der Bosheit, Verlag Herder, Freiburg 1955, S. 161).

Der illusorische Traum der Monarchisten

Es gibt auch heute noch Monarchisten, die davon träumen, daß die Monarchie, die christliche Monarchie wiederhergestellt würde. Aber ein König braucht auch ein Volk, das sich von ihm regieren läßt. Wie aber sollte ein König ein Volk regieren, das von der „Gleichheit des allgemeinen Sattseins“ träumt, das gar nicht mehr bereit ist, sich von einem König, der die wahre Wohlfahrt des Staates im Auge hat, etwas sagen zu lassen. Dieses Volk wird sich nur von einem Tyrannen regieren lassen, wie es der Antichrist sein wird.

Die verbliebenen, verborgenen Reiche des Christkönigs

Wenn man all das erwägt, erscheint einem das Christkönigsfest nicht mehr als Freudenfest. Die Fahnen stehen vielmehr auf Halbmast, hat man doch dem Christkönig alle Staaten geraubt. Was allein noch für Ihn übrig bleibt, das sind die Herzen der einzelnen. So schreibt P. Franziskus Höger S.J. in dem Buch „Das geöffnete Heiligtum“ im Jahre 1724:

„Dabei habe ich das vornehmste und mächtigste Königreich noch nicht angesprochen, von welchem sich Christus einen König nennt, und ein unvergleichlicher König ist, nämlich 'Rex cordium', ein König der Herzen, welcher allein, was allen anderen Königen unmöglich, und über ihrer Gewalt ist, die Herzen der Menschen besiegen, bemächtigen und beherrschen kann, 'Rex cordium', ein König der Herzen. Diese Seine Gewalt über die Herzen hat Christus noch auf Erden gezeigt, da Er die Herzen der Sünder und Sünderinnen, sollten sie noch so verhärtet gewesen sein, oft mit einem Wort, mehrmals mit einem Anblick beweget, und an sich gezogen hat, wie etwa an Petrus und Matthäus, wie an Magdalena und die Samariterin, von anderen ganz zu schweigen, sichtbar ist; noch mehr aber nach Seinem Tod abertausend Herzen, welche JESUS, Rex cordium, ein König der Herzen gewonnen, sich Lieb- und Leib-eigen gemacht, bis Er sogar die widerspenstige, ungeeignete und Feind-seligen Herzen besiegt und an sich gezogen hat.“

Erheben wir also heute am Christkönigsfest den Christkönig auf den Thron unserer Herzen, versprechen wir ihm kindliche Liebe und Gehorsam. Wenigstens dieses Reich soll Ihm gehören und in diesem Reich soll Er unumschränkt herrschen können. Wissen wir doch, daß Er ein wunderbarer König der Herzen ist, der sagt: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast! Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater, als nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Matth. 11, 25-30).

Jedem Christkönigskind ist das eine Gewißheit, ja eine Erfahrungstatsache: Sein Joch ist überaus sanft und Seine Last leicht. Wer nur Jesus Christus zum König seines Herzens erwählt, der wird Ruhe finden für seine Seele, denn der Sohn wird ihm den Vater offenbaren. In der Communio der Festmesse zum Christkönigsfest beten wir dementsprechend: „Auf ewig thront der Herr als König; mit Frieden segnen wird der Herr sein Volk.“ Und in der Postcommunio flehen wir: „Nachdem wir die Speise der Unsterblichkeit empfangen haben, bitten wir Dich, o Herr: da es unser Stolz ist, unter dem Banner des Königs Christus zu dienen, laß uns auch einst mit Ihm auf himmlischem Throne ewig herrschen: der mit Dir lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“