Die drei Weisen aus dem Morgenland

Sie sind einfach beeindruckend, die drei Weisen aus dem Morgenland. Wie ehrfurchtgebietend erscheint dieser große Zug, an dessen Spitze die heiligen Drei Könige reiten, der eine auf einem Pferd, der andere auf einem Kamel und der dritte auf einem Elefanten, wie es die Tradition zu erzählen weiß. Sie haben sich auf den Weg gemacht, einem Stern zu folgen. Darum ziehen sie von ihren fernen Ländern über Hunderte von Kilometern durch viele fremde Länder zum Christkind. Auch wenn sie ihr Ziel nicht genau kennen, so wissen sie dennoch, daß sie ihr Königskind finden werden, denn der Stern ist ihr sicherer und kundiger Wegbegleiter.

Die heiligen Drei Könige werden in der Heiligen Schrift Weise genannt. Man könnte schon recht wehmütig werden, wenn man diese weisen Männer betrachtet, denn heutzutage sind die weisen Männer ausgestorben. Unsere Welt ist wohl auch deswegen so grauenvoll geworden, weil überall die weisen Männer fehlen.

Gebildet ist nicht weise

Es ist schon etwas merkwürdig, obwohl so viel Geld für Bildung und noch mehr für Forschung ausgegeben wird, obwohl ein ganzes Heer höchstbezahlter Wissenschaftler ständig über alles Mögliche forscht, sah die Welt noch nie so trostlos aus wie heute. Der Grund dafür ist, es gibt zwar sehr viele gebildete, studierte Leute, aber es gibt keine Weisen mehr. Ein weiser Mann ist selbstverständlich viel viel mehr als ein bloß gebildeter.

Der Unterschied ist wohl am deutlichsten durch ein Beispiel aufzuzeigen. Wie wir wissen, hat eine ganze Gruppe von Wissenschaftlern daran gearbeitet, die Atombombe zu bauen. Als dann die beiden Atombomben über Japan abgeworfen worden waren, taten diese Herren so, als hätten sie mit den weit über 100 000 Toten und den vielen verletzten und verstrahlten Menschen nichts zu tun. Diese gelehrten Herren bauen eine alles vernichtende Bombe und sind dann entsetzt über deren Wirkung und das unsagbare Leid, das sie über die Menschen in Japan gebracht hat. Warum? Sie sind keine Weisen gewesen. Ein weiser Mann würde eine solche Bombe, mit der man letztlich die ganze Welt vernichten kann, gar nicht erst bauen.

Ein weiser Mann übersieht nämlich das Ganze, er erwägt die Konsequenzen im Voraus, weil er weiß, daß er sie vor Gott und der Welt verantworten muß. Der moderne Wissenschaftler scheint dagegen gar kein Gewissen mehr zu haben. Alles Machbare wird einfach gemacht, wenn es nur Geld bringt, mag auch die ganze Welt zur Wüste und mögen alle Menschen ausgerottet werden. Die Erbauer der Atombombe werden als große Physiker hoch geehrt, aber sind sie wirklich große Männer gewesen? Sicherlich nicht, waren sie doch keine Weisen. Wären sie Weise gewesen, dann hätten sie dieses zerstörerische Wissen für sich behalten und der Menschheit einen drohenden Atomkrieg erspart. Was für eine grausig-kalte Welt ist durch sie entstanden! Jeden Augenblick kann auf unserer Erde durch Knopfdruck der ganze Lebensraum ausgelöscht werden!

Das erloschene Licht wahrer Erkenntnis – Der Eckstein, den die Bauleute verworfen haben

Wie konnte es so weit kommen? Es konnte so weit kommen, weil sie Unseren Herrn Jesus Christus verworfen haben. Damit ist das göttliche Licht wahrer Erkenntnis erloschen. Nicht mehr Ehrfurcht vor der Schöpfung und den göttlichen Geboten beherrscht nunmehr das Forschen der Menschen, sondern Neugierde und Machtgelüste. Der moderne Wissenschaftler spielt ständig Gott. Aufgrund seiner technischen Erfolge konnte und kann er der Versuchung Luzifers, sein zu wollen wie Gott, nicht mehr widerstehen. Er baut inzwischen neue Lebewesen zusammen, er erfindet immer neue, z.T. hochgiftige Stoffe, er schafft inzwischen eine neue künstliche Welt, ohne auch nur im Geringsten zu wissen und übersehen zu können, welche Folgen das alles letztlich für uns Menschen und unseren Lebensraum Erde haben wird.

Die drei weisen Sterndeuter aus dem Orient bestaunen die göttliche Ordnung…

An einer solchen Forschung hätten sich die heiligen Drei Könige niemals beteiligt. Sie verstanden die ganze Welt noch als Schöpfung Gottes und priesen den allmächtigen Schöpfer in all Seinen Werken. Für sie war es die eine, grundlegende und alles begründende Gewißheit unseres ganzen Wissens: Gott hat alles wunderbar aus nichts erschaffen. Wir Menschen müssen uns deswegen in dieses Wunder der Schöpfung einfügen, sind wir doch ein Teil davon. Nur wer sich in das Wunder der Schöpfung einfügt, lernt die Dinge wahrhaft verstehen. Nur wer dem Schöpfer dient, kann auch dem Menschen recht dienen.

Die drei Weisen aus dem Morgenland waren Sterndeuter. Jeder von uns muß zugeben, daß es eine recht schwierige Wissenschaft ist, Sterne zu deuten. Als Sterndeuter haben sie vornehmlich den Himmel betrachtet – und aus den unzählbar vielen Himmelslichtern und ihren Bewegungen die Weisheit Gottes, Seine Macht und Güte, Seine alles lenkende Vorsehung herausgelesen. Unvorstellbar schön und geheimnisvoll erschien ihnen wieder und wieder der gewaltige Sternenhimmel. Alles in ihm war ihnen voller göttlicher Geheimnisse und geheimnisvoller Hinweise auf eine andere, unsichtbare Welt. Daher fragten sie sich auch: Wie waren die Bewegungen der Sterne und ihre vielfältigen Konstellationen zu deuten? Was wollte Gott ihnen durch die gewaltigen Sternenhaufen sagen?

… und die modernen Wissenschaftler vermeinen ein Chaos

Wenn die modernen Wissenschaftler mit ihren riesigen Maschinen ins Weltall schauen, dann sehen sie seltsamerweise nicht mehr die wunderbare Ordnung, die darin waltet, sondern nur noch Chaos. Überall entdecken sie Hinweise auf den vermeintlichen Urknall, das Grunddogma ihrer Forschung, obwohl sie in Momenten der Ehrlichkeit und wissenschaftlichen Redlichkeit doch auch wieder zugeben können und müssen, daß sie mit ihren ganzen Theorien kaum irgendetwas wirklich erklären können. Im Grunde sind ihre Theorien eine bloße Erzählung des Unwirklichen, Phantastischen – Science-Fiction!

Das ist schon etwas merkwürdig: Je größer und teurer die Maschinen werden, desto kleiner wird die Erkenntnis. Oder ist es gar nicht so merkwürdig, sondern vorneweg zu erwarten? Der hl. Thomas von Aquin gibt uns darüber Aufschluß, wenn er feststellt: „Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen.“ Wenn man die Wirklichkeit auf die Materie – also auf die niederen Dinge, wie sie der hl. Thomas nennt – einschränkt, dann muß man sich nicht wundern, wenn auch der Erkenntniswert letztlich immer gering bleibt, mag man noch so viel Aufwand treiben. Das Wissen um winzige Details wird zwar immer genauer, aber es fehlt der Überblick, es fehlt der Zusammenhang, die Schau des Ganzen – ja, es fehlt die ganze Welt des Geistes, der Gnade, d.h. es fehlt die Welt Gottes! Was für ein großer Aufwand für eine solch geringfügige Erkenntnis!

Ein Stern geht auf aus Jakob…

Unsere drei Weisen hatten bei weitem nicht die riesigen Maschinen der modernen Wissenschaftler, sie hatten noch nicht einmal ein Fernrohr, dennoch entdeckten sie den Stern von Bethlehem – und waren sodann sogar in der Lage, diesen recht seltsamen Stern richtig zu deuten. Das ist große Weisheit! Wenn die heutigen Wissenschaftler mit ihren riesigen Maschinen den Stern von Bethlehem entdecken würden, würden sie sicherlich eine Unzahl neuer Theorien darüber aufstellen, wie dieses Phänomen im Rahmen einer ihrer Theorien erklärt werden könnte, aber sie würden niemals zu der einzig richtigen Einsicht kommen: Dieser Stern ist der Stern des neugeborenen Königs der Juden. Um nämlich zu einer solch tiefen Einsicht kommen zu können, braucht es nicht große Maschinen, sondern Weisheit. Diese schöpft aus allen zugänglichen Erkenntnisquellen und versteht alles Wissen in den Dienst der Wahrheit zu nehmen. Es war wohl eine uralte Prophezeiung, die die heiligen Drei Könige auf den Stern aufmerksam machte und sie lehrte, ihn recht zu deuten.

Die Alten haben es schon vorausgesagt: „Ich sehe ihn, doch nicht jetzt, ich schaue ihn, doch nicht nah: Ein Stern geht auf aus Jakob, ein Zepter reckt sich aus Israel. Moabs Schläfen wird es zerschmettern, Sets Söhne allesamt vernichten!“ (Num 24,17). Es war der Stern des vor Urzeiten verheißenen Königs von Israel, der das Reich der Gnade wiedererrichten und den Teufel besiegen wird. Der Stern desjenigen Königs, auf den alle menschliche Hoffnung auf wahres, ewiges Glück sich gründete. Diesen Stern sollten sie nicht nur beobachten und verstehen lernen, diesem Stern sollten sie folgen, denn er wird sie führen, wie einst die Feuersäule bei Nacht und die Wolkensäule bei Tag das Volk Israel durch die Wüste ins gelobte Land geführt hatte. Dieser König der Könige wird der gottgesandte Bote sein, der ihnen den Willen Gottes kundtun wird.

Die Sehnsucht nach dem Erlöser

Die drei Weisen waren nüchterne Männer. Darum lastete auf ihnen schwer das Wissen um die Sündenschuld der Menschen. Zudem standen ihnen ihre eigenen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten klar vor Augen. Der Stern wies ihnen nun den Weg heraus aus der Sünde ins gelobte Land der neugeschenkten Gnade durch den Heiland der Welt. Darum hielt sie nichts mehr zuhause zurück. Sie machten sich schließlich auf den langen Weg – der Stern aber zog hell leuchtend vor ihnen her.

Die Väter erklären uns: Die heiligen Drei Könige versinnbildlichen die Völkerscharen der Heiden. Auch diese werden zum Glauben an Jesus Christus gerufen. Über den verirrten Heidenvölkern geht ein Stern auf, der sie nach Judäa führt, zur Krippe nach Bethlehem. Ihre Sehnsucht ist in den Jahrhunderten der Verirrungen riesengroß geworden. Nun ist das wahre Licht über allen Menschen aufgegangen. Der Irrwahn der Vielgötterei zerbricht im hellen Licht des göttlichen Kindes. Der hl. Augustinus sagt: „Sie waren die Erstlinge der Heiden, wir sind das Volk der Heiden. Uns hat die Zunge der Apostel dies kundgetan, ihnen ein Stern, gleichsam die Zunge des Himmels; uns haben die Apostel, gleichwie die Himmel, die Herrlichkeit Gottes verkündet. Ein großes Geheimnis! Er lag in der Krippe und führte doch die Weisen aus dem Morgenlande. Er lag verborgen im Stalle und wurde doch angebetet im Himmel. Aber der im Himmel Angebetete wurde auch im Stalle geoffenbart und dieser Tag wurde daher Epiphanie genannt, was man in unserer Sprache mit Offenbarung wiedergeben kann. Dieser Tag bringt uns gleichzeitig seine Hoheit und seine Erniedrigung in Erinnerung; denn der, auf den am offenen Himmel durch die Sternzeichen als den Höchsten hingewiesen wurde, der wurde in der engen Herberge als ein schwaches Geschöpf gefunden, umkleidet mit den Gliedern eines Kindes, eingehüllt in Kindeswindeln; so wurde er von den Weisen angebetet, von den Bösen gefürchtet.“

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Da der Stern gemäß der wachsenden Erkenntnis der drei weisen Männer immer heller leuchtete, ermunterten sie sich gegenseitig: Suchen wir Ihn und huldigen wir Ihm mit würdigen Geschenken. Aber was ist ein würdiges Geschenk für diesen Königssohn? Ihre Geschenke sind eindeutig mystische Geschenke, wie uns die Heilige Schrift berichtet, Geschenke würdig der Weisheit ihrer Geber.

Der hl. Gregor der Große erklärt dazu: „Die Weisen bringen also Gold, Weihrauch und Myrrhen. Das Gold paßt für den König, der Weihrauch wird Gott geopfert, mit Myrrhen werden die Leichname einbalsamiert. Die Weisen beten ihn an und verkünden ihn zugleich durch ihre bedeutungsvollen Geschenke, durch das Gold als ihren König, durch den Weihrauch als ihren Gott, durch die Myrrhe als einen dem Tode Geweihten. Nun gibt es manche Irrgläubige, die zwar an seine Gottheit glauben, aber keineswegs glauben, daß er überall regiert. Die opfern ihm zwar Weihrauch, aber das Geschenk des Goldes verweigern sie ihm. Andere verehren zwar sein Königtum, leugnen aber seine Gottheit; sie bringen ihm also die Gabe des Goldes, opfern ihm aber keinen Weihrauch. Ferner gibt es solche, die ihn als Gott und König anerkennen, aber leugnen, daß er einen sterblichen Leib angenommen hat. Diese opfern ihm Gold und Weihrauch, wollen ihm aber nicht die Myrrhe für die sterbliche Natur, die er angenommen, darbringen. Wir wollen nun dem neugeborenen Herrn Gold opfern und damit bekennen, daß er überall regiert; wir wollen ihm Weihrauch darbringen und damit bekennen, daß er, der in der Zeit erschienen ist, Gott war von Ewigkeit; wir wollen ihm Myrrhe darbringen und damit bekennen, daß er, obwohl er, wie wir glauben, seiner Gottheit nach leidensunfähig war, seiner Menschheit nach dem Tode unterworfen war.“ Was für eine beeindruckende Theologie verbirgt sich allein in den drei Geschenken, die unsere Weisen mit auf den Weg nehmen!

Über den weiten Weg der drei Weisen bis nach Bethlehem kann und soll sich jeder Leser selbst ein wenig Gedanken machen. Es ist so ergreifend schön, diese weisen Männer auf ihrer Reise zu begleiten. Wie beeindruckend ist ihr königliches Benehmen, wie würdig ihr Umgang untereinander und mit ihren Leuten und wie tief sind ihre Gespräche. Und noch eines: Immer wieder schauen sie zum Himmel auf und bewundern den Stern, dem sie folgen. Wir wollen diese Zeit der weiten Reise übergehen und die drei weisen Männer nur noch bei ihrer Ankunft in Bethlehem begleiten.

Sein Königtum ist nicht von dieser Welt

Da ist nun wirklich höchste Weisheit vonnöten, als der Zug draußen vor einer kleinen Stadt vor einem Stall Halt macht. Denn hier entspricht nichts dem Geschmack des sündigen Menschen. Hier ist keine Macht und keine Pracht, hier ist kein Prunk und kein weltliches Treiben wie bei Herodes. Er ist nämlich kein König, der sich auf weltliche Händel einläßt. Der Stall und die Krippe sind dafür bis heute beredte Zeugen, und sie sind zudem ein großes und schweres Erbe für jeden rechten König. Die drei weisen Könige erkannten es mit der Gnade Gottes sofort: Sein Königtum ist nicht von dieser Welt! Darum erhebt Er den höchsten Anspruch als König der Könige im Gewand der Armut und Demut. Generationen um Generationen von christlichen Königen und Fürsten haben diese Sprache verstanden und sich bemüht, in ihrer Herrschaft dem Königskind in der Krippe gerecht zu werden.

So steigen also die drei Könige von ihren Tieren und bereiten sich darauf vor, in den Stall zu treten. Ihre Herzen sind schon ganz wund vor Sehnsucht, so muß man es wohl am besten ausdrücken. Wie lange haben die Heiden unbewußt auf Ihn gewartet! Wie lange dauerte die Zeit der Finsternis! Nun ist das Licht in die Welt gekommen. Und wie unvorstellbar lieblich leuchtet dieses göttliche Licht ihnen entgegen!

Der hl. Josef öffnet die Türe. Der älteste König, Kaspar, erhebt die Hand – und alles verstummt. Eine erhabene Stille legt sich auf den ganzen Heerhaufen. Alle sind in höchster Erwartung. Nun treten die Könige langsam in den Stall. Sie tragen ihre Kronen auf ihren Häuptern und die feinst verschnürten Geschenke in den Händen. Die Mutter des Kindes erhebt sich ganz ruhig und majestätisch, voll himmlischer Anmut und zugleich so allerliebst, daß die drei Männer vor Freude lächeln müssen. Maria weist mit der Hand wie flüchtig zur Krippe und zeigt auf das Kind. Sie muß nichts sagen, denn die drei weisen Männer verstehen die Sprache des Herzens.

Auf! werde licht, Jerusalem!

Da ist es nun, das lang ersehnte, Jahrhunderte erwartete Königskind, dessen Stern ihnen gütigst erschienen war. Der Stern hatte sie nicht getäuscht, er hatte wahr gesprochen, ganz wahr gesprochen. Es ist ihnen, als hörten sie die Worte des Propheten Isaias: „Auf! werde licht, Jerusalem! Siehe, es kommt dein Licht; die Herrlichkeit des Herrn ging strahlend auf über dir. Denn Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker; über dir aber geht der Herr auf, und Seine Herrlichkeit erscheint in dir.“

O wie licht wird es in ihren Herzen, als das göttliche Kind sie allwissend anlächelt. So viel Licht haben sie noch niemals in ihrem Leben erfahren. Angesichts des Kindes erschien ihnen mit einem Mal alles Wissen der Welt wie nichts im Vergleich mit der Erkenntnis der Liebe Jesu Christi, die jede Erkenntnis übersteigt und die sie mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt werden ließ. Da konnten sie einfach nicht mehr anders, sie mußten sich niederknien und voller Himmelsseligkeit das göttliche Kind anbeten. Während dieser wenigen Augenblicke wurden ihre Seelen so mit übernatürlichem Glauben und vielen vielen Gnaden erfüllt, daß sie Heilige wurden. Weise heilige Könige, die ihr größtes Glück darin sahen, ihr Volk zur Erkenntnis Jesu Christi führen zu dürfen.

Als sich darum die heiligen Drei Könige erhoben, bat König Kaspar die hochheilige Mutter um die außerordentliche Huld, das Kind auf die Arme nehmen zu dürfen, um es seinem und der anderen Könige Gesinde zu zeigen. Maria war zunächst etwas überrascht und besorgt, aber schnell überwand sie all dies und reichte dem König ihr Kind. Ungemein gerührt und ehrfürchtig trat dieser mit dem Kind in die Türe und hielt es ein wenig in die Höhe, daß es auch alle sehen konnten. Beim Anblick des Kindes knieten alle ergriffen nieder und beteten den König der Könige an und schenkten Ihm ihr Herz. Dann begannen sie, vor lauter Glück leise zu singen, ein neues Königslied wie es schien. Ihr Gesang wurde lauter und lauter, so daß es gewaltig wie das Gloria der Engel auf den Fluren Bethlehems klang. Schließlich endete es so bezaubernd, als verklänge es in die Ewigkeit hinein. Hierauf ward alles wieder wunderbar still.

Wie wir wissen, kehrten die drei Weisen aus dem Morgenland aufgrund eines Traumgesichtes auf einem anderen Weg nach Hause zurück, was den König Herodes sehr erzürnte. Wie glücklich müssen jedoch ihre Völker gewesen sein, solche Könige über sich regieren zu sehen. Für uns sind diese drei Weisen Männer ganz große Vorbilder. Am beeindruckendsten ist sicherlich ihre Weisheit, die ganz von ihrem übernatürlichem Glaubensgeist getragen wurde. Wie sehr müssen wir gerade heute um diesen tiefen und ersten Glaubensgeist ringen. Auch wir sollen dem göttlichen Kind Geschenke zur Krippe bringen.

Der hl. Papst Gregor der Große fügt in seiner Predigt über die Geschenke der drei Weisen noch einen Gedanken an, der uns bei der Wahl unserer Geschenke helfen kann: „Und doch kann man unter Gold, Weihrauch und Myrrhe auch noch etwas anderes verstehen. Durch Gold wird auch die Weisheit bezeichnet, nach dem Zeugnis Salomons, der sagt: Ein wünschenswerter Schatz liegt im Munde des Weisen. Durch den Weihrauch, der für Gott angezündet wird, wird auch die Kraft des Gebetes ausgedrückt; denn so spricht der Psalmist: Laß mein Gebet wie Rauchwerk vor Dein Angesicht kommen. Durch die Myrrhe wird auch die Abtötung des Fleisches versinnbildet. Daher spricht die heilige Kirche von ihren Arbeitern, die bis zum Tod für Gott streiten: Meine Hände triefen von Myrrhe.“

Das sind nun wirklich sehr persönliche und äußerst wünschenswerte Geschenke. Treten auch wir wie die heiligen Drei Könige mit Weisheit, Gebet und Abtötung vor das göttliche Kind und bringen wir Ihm das Geschenk unseres Herzens dar. Denn darauf kommt es letztlich an. Dabei können uns diese drei weisen Männer nicht nur als große Vorbilder dienen, sondern zudem als Fürsprecher unsere himmlische Helfer sein. Ahmen wir sie dabei in dieser weihnachtlichen Zeit vor allem in jenen Augenblicken nach, an denen sie voller himmlischer Seligkeit vor der Krippe gekniet haben. Denn alle Weisheit beginnt mit der Anbetung Gottes. Wie uns nämlich die Heilige Schrift lehrt, beginnt jegliche Weisheit mit der Gottesfurcht.