Nachgedanken zum Fronleichnamsfest

Jahr für Jahr könnte es wieder für jeden sichtbar werden, der noch Augen hat zu sehen, daß die Institutionen der Kirche fremdbesetzt sind, wobei die Fremdbesetzer das Ziel haben, den wahren, übernatürlichen Glauben nicht nur einfach zu zerstören, sondern auszulöschen – und das, ohne daß das Kirchenvolk es wahrnimmt. Das Fronleichnamsfest veranschaulicht jeweils überdeutlich diese Tatsache, dennoch wacht niemand mehr aus dem Kirchenvolk aus dem nachkonziliaren Albtraum auf. Vielmehr engagieren sich die wenigen sonntäglichen Kirchgänger besonders an diesem Tag, um – ja, warum eigentlich? Welchen Grund gibt es für einen solchen konzilskirchlichen Kirchgänger noch, sich für seine Menschenmachwerkskirche zu engagieren?

Fronleichnamsprozession und „Mahlfeier“

Es ist zu vermuten: für die meisten ist Fronleichnam einfach noch ein Stück Brauchtum, kirchliches Brauchtum sogar, das man nicht einfach auch noch aufgeben möchte, wo man doch schon so viel preisgegeben hat. Ein Mindestmaß an Identität braucht selbst der moderne Mensch in der modernen Gesellschaft. Da kann ein Fest wie Fronleichnam in einem Dorf oder auch selbst in einer Stadtgemeinde das Zusammengehörigkeitsgefühl wachrufen, wenn man zusammen Blumenteppiche gestaltet, Prozessionswege und Altäre schmückt, insofern es überhaupt noch mehrere Altäre geben sollte, denn das Fronleichnamsfest hat sich natürlich in Folge des in der Menschenmachwerkskirche herrschenden Modernismus gewandelt.

So dürfte eine solch konservative Sicht der Dinge wohl viel zu optimistisch sein, denn immerhin haben viele Pfarreien schon seit langem ihre Fronleichnamsprozession aufgeben müssen, weil einerseits nicht mehr genügend Helfer aufzutreiben waren, die noch bereit gewesen wären, die Altäre aufzustellen und zu schmücken, aber auch aus Mangel an Mahlvorstehern, wie man die Religionsdiener der Menschenmachwerkskirche wohl am treffendsten nennt. Wenn ein solcher Mahlvorsteher inzwischen im Schnitt für etwa fünf Gemeinden zuständig ist, dann muß natürlich auch die sonntägliche „Eucharistiefeier“ dementsprechend reduziert, bzw. zusammengelegt werden. Für einen wahren Katholiken, der jeden Sonntag regelmäßig 50 km und mehr zurücklegt, um am hl. Meßopfer teilnehmen zu können, ist das freilich kein besonders aufregender Gedanke, für einen nachkonziliaren Scheinkatholiken durchaus. Jedenfalls würde es selbst dann noch keine Platzprobleme in derjenigen Kirche, in welcher die Mahlfeier stattfindet, geben, wenn alle regelmäßigen Kirchgänger sich in einer Kirche des sog. Pfarrverbandes zusammenfinden würden.

Eines ist jedenfalls klar ersichtlich, für den jeweiligen Mahlvorsteher der Menschenmachwerkskirche stellt die Fronleichnamsprozession sowohl ein „liturgisches“ als auch ein „theologisches“ Problem und somit eine Herausforderung dar. Es ist für diesen nämlich gar nicht so einfach, die jeglicher Ehrfurcht entwöhnten „Gläubigen“ zu einer nur einigermaßen sinnvollen und würdigen Prozession zusammenzusammeln, eine Prozession, bei der man das „heilige Brot“ mit sich trägt, denn was soll man unterwegs eigentlich tun, wenn man gerade keine Mahlfeier hält? Wie soll man den Leuten erklärlich machen, warum sie hinter diesem Stück Oblate herlaufen sollen, das sie das ganze Jahr nur als gemeinsame Mahlspeise erlebt haben, wobei die Art der Speise doch zugegebenermaßen recht kümmerlich ist?

Da helfen auch die Brothostien der Modernisten nicht wirklich aus der Verlegenheit. Ein richtiges Mahl stellt man sich doch etwas umfangreicher und natürlich auch schmackhafter vor, was auch den einen oder anderen Mahlvorsteher schon zu außergewöhnlicheren Einfällen inspiriert hat. Mahlfeiern mit ganzen Brotlaiben etwa oder zuweilen mit Pommes frites und Cola anstatt Brot und Wein. Wobei man immer noch zugeben müßte, wenn man sich noch so viel Ehrlichkeit bewahrt hätte, daß das immer noch kein rechtes Mahl ist. Dazu braucht es doch mindestens einen Schweinsbraten oder Schnitzel und Salate und und und…

Die erzwungene Zerstörung jeglicher liturgischer Form

Noch eine Bemerkung ist hierzu angebracht: Es ist wohl kaum einer der liturgisch bewegten Kapläne, Pfarrer oder auch Bischöfe für solche Entgleisungen gerügt worden, wohingegen man jeden Priester, der es wagte, am katholischen Meßopfer festzuhalten, mit schwersten Strafen drohte und diese auch rigoros verhängte, wenn keine „Besserung“ eintrat. Darin zeigt sich jedem, der es sehen will, daß die Zerstörung des hl. Meßopfers und sogar jeder liturgischen Form gewollt war und immer noch ist. Die Grundlage für das systematische Zerstörungswerk war letztlich die Einführung der sog. Neuen Messe, die ihrem ganzen Wesen nach formlos ist und jeglicher katholischer Meßopfertheologie entbehrt bzw. dieser widerspricht.

Es ist sicherlich wert, diese Gedanken noch etwas auszufalten, ehe wir auf das katholische Fronleichnamsfest zu sprechen kommen. Wir wollen dies auf drei Ebenen tun, einmal auf der Ebene der Theorie, sodann auf der Ebene der Gemeinde und schließlich der Jugendpastoral.

Der „Tag der Liturgie“

Im Rahmen des Tages der Liturgie am 2. März 2012 in der Diözese Innsbruck hat Prof. Guido Fuchs einen Vortrag gehalten zum Thema „Fronleichnam – ein Fest in Bewegung“. Prof. Fuchs leitet das „Institut für Liturgie- und Alltagskultur“ in Hildesheim und er ist seit fast 30 Jahren Schriftleiter und Herausgeber der Gottesdiensthilfe „Liturgie konkret“, also ein Fachmann auf dem Gebiet modernistischer „Liturgie“.

Gleich am Anfang seines Vortrags macht der Liturgiewissenschaftler eine grundsätzliche Feststellung, daß sich nämlich in der Kirche in den letzten Jahrzehnten vieles verändert hat, wobei aber die äußeren Formen nicht immer mit der Veränderung Schritt gehalten haben. D.h. die Kirche erscheint immer noch konservativer als sie in Wirklichkeit ist – und das ganz besonders an Fronleichnam. Dieses Phänomen betrifft nach Prof. Fuchs viele Feste der Kirche: „Zu ihnen gehört zweifellos das Fronleichnamsfest, das nach außen vielfach immer noch so erscheint und begangen wird, wie es früher ‚üblich‘ war, obwohl viele Faktoren, die zur Entstehung und besonderen Feierform dieses Festes geführt hatten, seit geraumer Zeit entweder nicht mehr vorhanden sind oder aber sich stark verändert haben.“ Was hat sich aber, verborgen unter der traditionellen Oberfläche der Fronleichnamsprozession, „stark verändert“?

Der Verlust der Ehrfurcht

Zunächst ist die Ehrfurcht zu nennen: „Auch die Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten, die in früheren Zeiten eher gegeben war, wenn alle sich beim Segen mit der Monstranz beugten oder niederknieten, ist heute nicht mehr so gegeben. Da kommt es immer wieder vor, dass Leute sich beim Aufstellen zur Prozession laut unterhalten, während der Priester daneben die Monstranz mit dem Allerheiligsten trägt, auch wenn entsprechende Hinweise gegeben wurden. Im vergangenen Jahr erlebte ich, dass eine junge Dame neben der Prozession in Badebekleidung aus dem Auto ausstieg und am Altar vorbei in ihre Wohnung ging und dass ein Mann unmittelbar neben dem Allerheiligsten seine Zigarette rauchte. Sie taten das, was für sie ganz normal ist. Nur ist es heute nicht mehr normal, wenn die Kirche bei einer solchen Prozession beansprucht, dass sich die Leute auf einmal in ihren Gewohnheiten umstellen, weil die Straße zum Gottesdienstraum deklariert wird.“

Daß die Neuheiden, die inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung bilden, keine Ehrfurcht mehr haben, das ist selbstverständlich und nicht der Rede wert. Aber die Ehrfurchtslosigkeit betrifft nicht nur die Neuheiden, sie gilt genauso für die Anhänger der Menschenmachwerkskirche. Auch diese haben großteils jegliche Ehrfurcht vor Gott und damit natürlich auch vor dem Allerheiligsten verloren. Eine sog. Neue Messe fällt doch gerade durch ihre Banalität und aufdringliche Gewöhnlichkeit auf, so daß jegliche Ehrfurcht im Keime erstickt wird. Keiner der Mahlfeierbesucher macht noch eine Kniebeuge oder auch nur irgendwelche Ehrfurchtsbezeigungen, wenn er die Kirche betritt. Der derzeitige Chef der Menschenmachwerkskirche ist darin das negative Vorbild schlechthin: Während er bei seiner Mahlfeier konsequent keinerlei Kniebeuge wegen angeblicher gesundheitlicher Schwierigkeiten macht, ist es ihm wunderbarerweise, muß man schon sagen, plötzlich möglich, sich vor einem protestantischen Religionsdiener niederzuknien, um von diesem den „Segen“ zu empfangen, oder vor muslimischen Damen, um diesen am Gründonnerstag die Füße zu waschen.

Die allgemeine Respektlosigkeit

Der Liturgiewissenschaftler kann auch aus eigener leidvoller Erfahrung einige Beispiele solcher Ehrfurchtslosigkeit in der Liturgie anführen: „So sind tatsächlich neben mangelnder Ehrfurcht und Abbrüchen eucharistischer Frömmigkeit auch schlimme Entgleisungen zu konstatieren. Etwa wenn mit Bezug auf die Hostie (wie von Kommunionkindern [!] gehört) von ‚Jesuscracker‘ oder ‚Fresspappe‘ gesprochen wird. Über das unangemessene Verhalten mancher Kommunikanten kann sicherlich jeder, der Kommunion austeilt, etwas beitragen: Das reicht vom Kaugummi-Kauen während des Anstehens zum Empfang über das In-die-Tasche-Stecken der Hostie oder das ‚Paddeln‘ mit der Hostie im konsekrierten Wein bei der Kelchkommunion bis zum mehrfachen Anstellen von Kindern oder Jugendlichen zur Kommunion, um herauszufinden, ‚ob der Priester was merkt‘. Doch der Mangel an Ehrfurcht vor dem Religiösen allgemein ist ein vielbeklagtes Phänomen unserer Zeit; er geht einher mit einem mangelnden Respekt vor Menschen und all dem, was ihnen heilig ist. Das zeigt sich in dieser Zusammengehörigkeit besonders in vielen Comedy-Shows, in denen religiöse Äußerungen karikiert und verächtlich gemacht werden. In diesem geistigen und geistlichen Umfeld ist nicht nur jede Erstkommunion ein Problem geworden; der Boden, in dem auch das Fronleichnamsfest wurzelt, scheint ausgedörrt.“

Es ist bezeichnend für einen Modernisten, daß er nach Aufzählung solch schlimmer Entgleisungen nicht die eigentliche Ursache derselben in den Blick bekommt. Prof. Fuchs erkennt zwar, unser Fronleichnamsfest paßt immer weniger in die neuheidnische Umwelt, aber es paßt genauso wenig in die neue Kirche, die doch keinen übernatürlichen Glauben mehr besitzt und vielmehr den Menschen und nicht Gott anbetet, denn seit der vatikanischen Revolution ist auf einmal der Weg der Kirche der Mensch. So stehen diese modernen ungläubigen „Katholiken“ recht ratlos vor der Hostie, mit der sie nichts mehr anzufangen wissen.

Zum Ursprung des Fronleichnamsfestes

Den wesentlichen Unterschied zwischen dem Fronleichnamsfest der Menschenmachwerkskirche und dem der katholischen Kirche spricht Prof. Fuchs ganz kurz und prägnant an, nämlich in Punkt 2: „Abbrüche und Diskrepanzen“: „Dazu zählt etwa die zum Fest gehörige jahrhundertealte konfessionelle Abgrenzung, Auseinandersetzung und Polemik. Schon in der Bulle Papst Urbans IV. zur Einführung dieses Festes im Jahr 1264 wurde als Motiv für die Feier auch der siegreiche Kampf gegen eucharistische Häresien des Mittelalters genannt. Vor allem in der Zeit nach der Reformation wurde Fronleichnam zum Fest der Abgrenzung gegenüber der reformatorischen Lehre und damit – im Verständnis vieler bis heute – zum katholischen Fest schlechthin und zur Demonstration katholischer Rechtgläubigkeit. Die ‚veritas‘, die Wahrheit und Wirklichkeit der Gegenwart Christi, sollte den Zweiflern und Leugnern, den Lügnern und Häretikern als Glaubenswahrheit und -wirklichkeit im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen gestellt werden. Hinsichtlich der Sakramentsverehrung im Zusammenhang des Fronleichnamsfestes heißt es im Dekret über die Eucharistie auf dem Konzil von Trient von 1551: ‚Die Gegner sollten angesichts solcher Prachtentfaltung und überzeugender Glaubensfreude der Kirche entweder geschwächt, gebrochen und erschüttert werden oder sich beschämt und verwirrt bekehren.‘ Davon ist heute – gottlob – keine Rede mehr. Damit entbehrt aber auch die triumphale Prozession einer gewissen Grundlage.“

Wie Professor Fuchs ausführt, geht es beim modernen Fronleichnamsfest nicht mehr um den übernatürlichen göttlichen Glauben, den man schon lange nicht mehr kennt und hat und versteht. Deshalb erscheint ihm auch eine Polemik gegen die Zweifler und Leugner, die Lügner und Häretiker im Zeitalter der Ökumene als nicht mehr angebracht. Das Bekenntnis eines solchen tiefen und ernstgenommenen Glaubens ist jetzt auf einmal triumphal und nicht mehr selbstverständlich – „Davon ist heute – gottlob – keine Rede mehr“.

Der „neue Sinn“ der Fronleichnamsprozession „als Darstellung des pilgernden Gottesvolkes“

Was bleibt aber vom Fest Fronleichnam noch übrig, wenn man das Wesentliche, nämlich das ganz klare, ernsthafte Bekenntnis zum Wunder der Gegenwart Jesu Christi mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit in der hl. Hostie als überwunden hinstellt? Nun, es bleibt nichts mehr übrig als unverstandenes Brauchtum und Folklore. Wenn man das Fronleichnamsfest nicht einfach abschaffen will, was das Ehrlichste wäre, denn kann man es nur umfunktionieren, wie Prof. Fuchs auch folgerichtig ausführt: „Das hat in den letzten Jahrzehnten ebenfalls zu Veränderungen der Theologie des Fronleichnamsfestes geführt. Das betrifft gerade die Bedeutung der Prozession als ein Unterwegssein mit Christus. Das Bild der ‚pilgernden Kirche‘, nicht zuletzt durch das II. Vatikanische Konzil wieder ins Bewusstsein gehoben, findet hier seinen vollendeten Ausdruck. Auf der Suche nach einem ‚neuen Sinn‘ der Fronleichnamsprozession wurde und wird daher auch immer wieder auf diese Bedeutung verwiesen; so etwa François Reckinger: ‚Das rituelle Einherschreiten der Gemeinde mit dem im Zeichen des Brotes real gegenwärtigen Herrn sollte dabei als Darstellung des pilgernden Gottesvolkes verstanden werden, das aus dieser Welt mit Christus zum Vater hinübergeht und die Kraft immer neu aus der Eucharistiefeier schöpft.‘“

Es ist schon äußerst merkwürdig, die Gemeinde der Menschenmachwerkskirche schreitet nicht mehr neben „dem im Zeichen des Brotes real gegenwärtigen Herrn“ einher, um Ihm Loblieder zu singen, sich im Glauben über Seine Gegenwart zu freuen und Ihm immer wieder anzubeten und sich und die ganze Schöpfung von Ihm segnen zu lassen, sondern um das pilgernde Gottesvolk darzustellen. Auf so einen Unsinn kann man nur gestützt auf das sog. Vatikanum 2 kommen. Keinem Katholiken wäre so etwas jemals eingefallen.

Protestantische Elemente in der Fronleichnamsprozession

Da jedoch dieser Unsinn für den modernen sinnengebundenen Menschen doch etwas zu theoretisch und abstrakt ist, muß man auch noch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen, das Fronleichnamsfest mit einer neuen Bedeutung zu füllen: „Dieses neue Bewusstsein eines alten Verständnisses hatte auch Auswirkungen auf die Feier des Fronleichnamsfestes. In Ausweitung des alten Festgedankens wurde und wird seither in manchen Gemeinden – nach meiner Umfrage, die ich im Jahr 2002 über die Zeitschrift ‚Liturgie konkret‘ gemacht habe, in etwa 25% – auch das Evangeliar, eventuell sogar unter dem ‚Himmel‘, mitgetragen; und das nicht, weil daraus die Evangelienabschnitte an den Stationen gelesen werden, sondern als Zeichen der Gegenwart Christi in seinem Wort.“

Die „dynamische Präsenz Christi“

Ist denn die reale, also wirkliche sakramentale Gegenwart Jesu Christi in der hl. Hostie nicht mehr genügend, so daß dieser eine zweite, rein geistige Gegenwart zur Seite gestellt werden muß? Auch Prof. Fuchs ahnt diesen Einwand und meint darauf erwidern zu können: „Natürlich, so kann man sofort einwenden, ist das Mittragen des Evangeliars nicht nur eine Ausweitung und Veränderung des ursprünglichen Festgedankens, sondern auch eine Relativierung des eucharistischen Bekenntnisses. Könnte man aber nicht auch umgekehrt fragen, ob die Konzentrierung auf die eucharistische Gegenwart in der Gestalt der Hostie eine Verengung dieser Vorstellung der dynamischen Präsenz Christi darstellt?“

Da staunt der Laie und wundert sich der Fachmann! Mit solchen Tricks wird aus dem heiligen Glauben ein bloßes Jonglieren mit leeren Begriffshüllen. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: Da führt „die Konzentrierung auf die eucharistische Gegenwart in der Gestalt der Hostie“ zu einer „Verengung der Vorstellung der dynamischen Präsenz Christi“. Es zeigt sich wieder einmal, daß die Modernisten mit dem realen Gott, dem wirklichen Gott nichts mehr anzufangen wissen. Ihnen ist darum eine irgendwie geistig geartete Gegenwart, die man umso weniger ernst nehmen muß, je geistiger sie ist, viel lieber.

Aber kommen wir nochmals zum mitgetragenen Evangelienbuch zurück. Der eigentliche Grund dafür ist natürlich nicht die dynamische Präsenz Christi, sondern die Ökumene. Wenn schon die Protestanten, die sich evtl. überreden lassen, bei einer Fronleichnamsprozession mitzugehen, nichts mit der Hostie anfangen können, so doch wenigstens mit dem Evangelienbuch. Dementsprechend erklärt Prof. Fuchs: „Wie es aus den Antworten auf die Umfrage anklang, wird das Mittragen des Evangeliars auch als ein ökumenisches Zeichen gewertet, wobei es dann eventuell vom evangelischen Geistlichen getragen wird.“

Ein wirklich sinniger Vorschlag, der im Grunde ganz klar die immer noch bestehenden ökumenischen Schwierigkeiten beim Fronleichnamsfest aufzeigt, der „katholische“ Pfarrer mit der Monstranz neben dem evangelischen Geistlichen mit dem Evangelienbuch gemeinsam unter dem „Himmel“ einherschreitend. Prof. Fuchs muß sodann doch zugeben, daß eine ökumenische Fronleichnamsprozession „sicherlich noch die große Ausnahme darstellt“. Aber seit dem sog. Konzil hat sich diesbezüglich natürlich viel getan.

Die ökumenische "Fronleichnamsprozession"

Hierzu eine wichtige Bemerkung: Es scheint, als hätten inzwischen die Protestanten ihrerseits mehr Schwierigkeiten mit so einer ökumenischen Fronleichnamsprozession als die Anhänger der Menschenmachwerkskirche. Was wohl daran liegen mag, daß die Protestanten ihren Irrglauben immerhin noch ernster nehmen als diese den ihren. Jedenfalls ist auch von offizieller Seite inzwischen viel geschehen, um die immer noch vorhandenen Unterschiede kleinzureden. Prof. Fuchs verweist auf das Dokument „Das Herrenmahl“ von 1978: „Gemeinsam bekennen katholische und lutherische Christen, dass die eucharistische Gegenwart des Herrn Jesus Christus auf den gläubigen Empfang ausgerichtet ist, dass sie gleichwohl nicht nur auf den Augenblick des Empfangens beschränkt ist. Lutherischerseits hat man an gewissen Formen der eucharistischen Frömmigkeit, die mit dieser Überzeugung zusammenhängen, nicht selten Anstoß genommen. Man wertet sie als unzulässige Trennung vom Mahlgeschehen. Wiederum verletzt mancher lutherischerseits praktizierte Umgang mit den übrig gebliebenen Elementen das katholische Empfinden und signalisiert eine noch nicht bewältigte Diskrepanz. Was die eucharistische Anbetung betrifft, sollten die Katholiken darauf achten, dass ihre Praxis nicht der gemeinsamen Überzeugung vom Mahl-Charakter der Eucharistie widerspricht und ‚dass ihre Formen eucharistischer Verehrung sich gegenüber der ursprünglichen Bedeutung der Eucharistie als Speise nicht verselbstständigen‘. Lutheraner sollten ihrerseits bedenken, ‚dass die Anbetung des reservierten Sakramentes‘ nicht nur ‚in hohem Maße ein Teil katholischen Lebens und eine bedeutsame Form der Frömmigkeitspraxis für viele Jahrhunderte gewesen ist‘, sondern dass auch für sie ‚Gottesdienst, Verehrung und Anbetung so lange angemessen sind, wie Christus sakramental gegenwärtig bleibt‘.“

Abschließend möchten wir noch einen Rückblick wiedergeben, den ebenfalls Prof. Fuchs in seinem Vortrag erwähnt und der einen sehr nachdenklich stimmt, denn wir vergessen nur allzu leicht, daß diese Menschenmachwerkskirche inzwischen seit Jahrzehnten den Glauben der Leute deformiert: „‚Wenn das ganze Jahr hindurch keine Andacht mehr vor ausgesetztem Allerheiligsten und keine Betstunde vor dem Tabernakel gehalten wird, wenn es kaum noch einen Segen mit der Monstranz gibt, wenn man die Ewige Anbetung, das vierzigstündige Gebet und andere Übungen eucharistischer Frömmigkeit aus der Gottesdienstordnung gestrichen hat, und wenn die Besuchung in der Kirche und das Knien vor dem Tabernakel dem gläubigen Volk kaum noch ermöglicht wird, dann kann man nicht erwarten, dass einmal im Jahr eine freudige Zustimmung der Pfarrangehörigen zur Fronleichnamsprozession erfolgt‘, hieß es in einem Beitrag zu Fronleichnam in einer Zeitschrift schon 1974.“

Man muß es sich schon ganz klar vor Augen stellen: Das war vor inzwischen 48 Jahren, also noch zu Beginn der systematischen Zerstörung der katholischen Liturgie durch die sog. Neue Messe. Aufgrund der eigenen Erfahrungen muß Prof. Fuchs einräumen: „Allerdings wird man auch hier nicht einfach Altes wiederbeleben können, zumal nicht in der herkömmlichen Andachtsform, die eine Krise durchleidet. Und viele neue Feierformen zielen mehr auf ‚Aktionen‘ als auf Stille.“ Eine sehr euphemistische Art der Resignation angesichts des allgemeinen Trends zu immer mehr „Event“ muß man das wohl nennen.

Fronleichnam in der modernen Pfarrgemeinde – eine Predigt

Aber verlassen wir nun die universitäre Ebene und begeben wir uns einmal mitten hinein in eine konkrete moderne Pfarrgemeinde. An Fronleichnam hätte es sein können, daß wir uns während der Predigt folgende Überlegungen des Herrn Pfarrers hätten anhören müssen: „Ich habe diese Lesung aus dem 1. Korintherbrief gewählt – ich sag‘s ganz ehrlich, weil ich mit den beiden anderen, die die Liturgie heute vorschlägt zur Zeit, nicht zurechtkomme. Besonders nicht mit der zweiten aus dem Hebräerbrief, der diese unselige Kastenordnung, hier Priester hier Laien, begründet hat, und das bewegt mich zur Zeit negativ.“

Es ist leicht vorzustellen, daß ein unglücklicherweise in der Menschenmachwerkskirche Priester Gewordener sich mit der Zeit etwas unwohl fühlt aufgrund der „unseligen Kastenordnung“ – „hier Priester hier Laien“. Schon mit der Einleitung zieht der moderne Mahlvorsteher seine Zuhörer mitten in den Modernismus hinein, muß dieser doch hören, daß der Pfarrer sowohl mit dem Wort der Heiligen Schrift als auch mit seinem Stand unzufrieden ist. Ihm wäre es viel lieber, wenn es gar keinen Unterschied zwischen Laien und Priester geben würde, auch wenn in der Heiligen Schrift etwas ganz anderes steht. Für einen Modernisten ist nämlich die Heilige Schrift nur Menschenwort, mit dem man natürlich schon einmal unzufrieden sein kann, und seine Kirche ist nur Menschenwerk, dessen „Kastenwesen“ einem durchaus Unbehagen bereiten kann.

Der Prediger konfrontiert seine Zuhörer mit noch weiteren persönlichen Unzufriedenheiten: „Ich stehe dazu - ja - Eucharistiefeier ist christliches Urgestein; ja - Eucharistiefeier war für sie eine Existenzfrage - aber: das heißt nicht, daß jede christliche Feier am Sonntag, eine Eucharistiefeier, ein Fronleichnam sein kann und darf: drängt nicht einen Priester dazu, am Sonntag vier Eucharistiefeiern zu feiern, ihr macht ihn zum Eucharistieautomaten, ihr bringt ihn auf die Dauer um die Freude, Eucharistie feiern zu dürfen; bitte erspart ihm die Tortur, innerhalb von zwei Stunden zwei eucharistische Gottesdienste feiern zu müssen für zwei Gemeinden, die so verschieden sind. Eucharistiefeier ist keine Eintopfsuppe, sie ist Feier mit einer Gemeinde, die ihre Geschichte, ihr Gesicht, ihr Profil hat, ihre je eigenen Probleme und Fragen, ihre je eigene Art zu feiern, und erspart euch die Dauerenttäuschung, die für euch daraus erwachsen würde.“

Wir haben den Satz so stehen lassen, wie er wohl auch gesprochen wurde, weil er die ganze Not eines modernen Mahlvorstehers zum Ausdruck bringt, der fünf und mehr Gemeinden betreuen soll und dabei der Erwartungshaltung der wenigen Leute doch nicht in allem nachkommen kann, und zudem seine Auffassung von Eucharistiefeier dokumentiert. Weil sich der Pfarrer nun schon einmal in Rage geredet hat, ist es der Unzufriedenheit immer noch nicht genug: „Und noch ein Thema muss ich anschneiden: den Wunsch einiger, im Wortgottesdienst Kommunion auszuteilen. Dieser Wunsch war vor Jahren einmal auf dem Tisch, da habe ich vierzehn Experten in Liturgie in Österreich, in der Schweiz, in Deutschland und einen in England angeschrieben, alle waren sie dagegen und haben es in langen Briefen begründet. Steckt, bitte, zurück von dieser Unmäßigkeit von diesem Alles-Haben-Wollen, von dieser ungezügelten Habgier, und zerstört nicht den Sinn und die Werthaftigkeit der Eucharistie, und hungert lieber nach dem Wort Gottes und legt es aus und überdenkt und meditiert es und versucht es zu leben, das wird euch genügen; und ihr werdet in neuer Tiefe mit hungrigem Herzen, Eucharistie feiern.“

Unser Herr Pfarrer scheint selbst nicht so ganz überzeugt zu sein von den langen Briefen der gelehrten Herren, wo ihm doch derzeit das „Kastenwesen“ in der Kirche so schwer im Magen liegt, daß er sogar nochmals darauf zurückkommen muß: „Und noch eines: Auslegen des Wortes Gottes in der Eucharistiefeier durch Laien, Männer und Frauen, ich habe letzten Sonntag mit dem Pater Neuner gesprochen, ein Jesuit, seit 60 Jahren Missionar in Indien, heute 91, er war einige Tage in Feldkirch, seiner Geburtsstadt. ‚Sie machen einen Fehler‘, hat er gesagt ‚wenn sie das Kastensystem neu aufbauen wollen zwischen Laien und Priestern.‘ Er weiß aus 60 jähriger Erfahrung was Kastensystem heißt. Ein Unrecht, eine Anmaßung ein Ausschließen, wo doch so viele reich sind an Spiritualität, an Lebenserfahrung und Charismen.“

Na also, weg mit dem „Kastenwesen“, weg mit dem Unrecht, der Anmaßung und dem Ausschließen – nur mit dem Kommunionausteilen beim Wortgottesdienst bitte noch warten, bis die obere „Kaste“ die ausdrückliche Zustimmung gegeben hat – „Spiritualität, Lebenserfahrung und Charismen“ hin oder her. Nach so viel erleuchteter Einsicht beginnt man sich spätestens jetzt zu fragen, was denn der Herr Pfarrer am Fronleichnamsfest eigentlich gemacht hat und vor allem bei der Prozession, falls eine solche überhaupt noch stattgefunden hat, denn die Eucharistiefeier hat doch schon unter freiem Himmel stattgefunden. Da braucht man doch dann gar nicht mehr mit der Hostie durch die Gegend laufen, oder?

Zum Ende der Predigt ruft der Mahlvorsteher seinen Leuten noch zu: „Freunde, ich pfeife auf Fronleichnam, wenn es nicht Konsequenzen hat, für das Leben einer Gemeinde, wenn es nicht dorthin führt, wo Paulus hingedrängt hat: als ihr in der Taufe Christus übereignet wurdet, habt ihr Christus angezogen wie ein Gewand. Es hat deshalb nichts mehr zu sagen, ob einer Jude ist oder Nichtjude ist, Sklave oder freier Mann oder Frau ist, oder ist etwa der Graben zwischen Laien und Priester so noch tiefer, dann wehe der Kirche! Freunde, Fronleichnam ist also gefährlich, Fronleichnam ist Dynamit, Fronleichnam reißt uns die Masken vom Gesicht, und Fronleichnam ruft nach Konsequenzen… Amen.“

Es ist doch zu befürchten, daß die Zuhörer nach diesen „erbaulichen“ Worten ihres Herrn Pfarrers zum Fronleichnamsfest dann doch etwas verwirrt waren. So sieht es also auf der Ebene der Pfarreien mit ihren Pfarrern aus. Nun noch ein ganz kurzer Blick auf die Basis, und zwar auf die Jugend.

„Auf dem Weg mit Gottes Brot“

In dem Arbeitsheft „Auf dem Weg mit Gottes Brot - Andachtselemente zu Fronleichnam“ werden Anregungen „für die Gestaltung eines Gottesdienstes am Fronleichnamsfest“ gegeben. Wir wollen nur den 1. Themenblock erwähnen, in dem es heißt:

„Kraft durch das Brot Gottes
‚Bei welchem Konzert warst du zuletzt?
Heute machen sich viele Leute auf den Weg, um ihre Musikgruppe, ihre Stars zu sehen.
Sie wollen dabei auch ein gewisses High-Gefühl erfahren.
Im 13. Jahrhundert, also vor mehr als 700 Jahren, haben viele Leute ebenfalls weite Wege auf sich genommen, um ihr High-Gefühl zu erleben.
Sie wollten im Kommunionbrot Jesus sehen. Die Hostie zu sehen, war das Spitzengefühl. Wer sie gesehen hatte, war glücklich. Darum ist auch das Fest von Fronleichnam entstanden. Man wollte Gott für den vron lichnam danken.
Vron (=Herr) lichnam (=lebendig) heißt auf deutsch:
Lebendiger Herr.
Den lebendigen Herrn im Kommunionbrot zu sehen, hieß, selber lebendig zu werden und Kraft für das Leben zu finden. Wir sind zwar nicht High-süchtig. Aber es gibt genügend Erfahrungen in unserem Leben, bei denen wir uns ein Mehr an Kraft wünschen würden.‘
(„Liturgie für junge Menschen“ von Hans Bauernfeind/Günter Maier)“

Es ist unschwer zu erkennen, hier ist alles spezifisch Katholische inzwischen erfolgreich ausgesiebt. Es bleibt eine reine Gefühlsreligion mit einem irrationalen Gefühlsglauben übrig. Die arme Jugend ist somit doppelt betrogen: Erst hat man sie nicht mehr den wahren Glauben gelehrt, und nun wird sie, falls sie noch Interesse am Glauben hätte, mit einer billigen Gefühlsduselei abgespeist. Ob die Jugend daraus wirklich mehr an Kraft gewinnt, darf sicherlich mit vollem Recht bezweifelt werden.

Das katholische Fronleichnamsfest

Wenden wir uns nun von der Menschenmachwerkskirche ab und der kleinen Herde zu, welcher der Gute Hirte beruhigend zusichert: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben“ (Lk 12,32). Diese kleine Herde muß sich in diesen Zeiten der Verfinsterung der Kirche inmitten des Chaos zurechtfinden. Hierbei kann eine Betrachtung über die Bedeutung des Fronleichnamsfestes für unsere Zeit sehr hilfreich sein. Wir haben schon aufgezeigt, daß die Menschenmachwerkskirche mit diesem Fest im Grunde nichts mehr anzufangen weiß, weil sie den übernatürlichen göttlichen Glauben verloren hat, der sich ganz besonders in der Anbetung unsers göttlichen Herrn in der heiligen Hostie manifestiert. Während den Modernisten das Fronleichnamsfest eine Peinlichkeit nach der anderen bereitet, ist es für uns ein ganz tiefes Anliegen, denn unserem Herrn Jesus Christus in der kleinen weißen Hostie gebührt die Anbetung und Verehrung aller Menschen und im gewissen Sinne sogar der ganzen Schöpfung. Man kann Gott in der heiligen Hostie niemals genug ehren, deswegen ist in der echten, wirklich katholischen Liturgie das Fronleichnamsfest mit einer Oktav verbunden. Ein einzelner Tag genügt gar nicht, um den Reichtum dieses Geheimnisses auch nur einigermaßen anzusprechen. Natürlich hat Bugnini, der „Vater“ der „Neuen Messe“, diese Oktav schon im sog. 1962er Meßbuch gestrichen. Ganze acht Tage, das schien ihm wohl zu viel Aufmerksamkeit für das eucharistische Brot.

Die Liturgie des Fronleichnamsfestes – Der Sonntag in der Oktav

Wir wollen uns dem Fronleichnamsfest sozusagen von hinten nähern, nämlich von der Liturgie des Sonntags in der Fronleichnamsoktav her. Wie bei der Lesung von Fronleichnam, in welcher der hl. Paulus von der Einsetzung des hl. Meßopfers berichtet und sodann auf das Opfermahl der hl. Kommunion zu sprechen kommt – mit der ernsten Mahnung: „Wer also unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn“ – so spricht das hl. Evangelium vom Sonntag in der Oktav vom Gastmahl, zu dem viele geladen sind, sich aber alle Geladenen entschuldigen lassen.

Ein Gastmahl des Kaisers Caligula

Im See von Nemi, 30 Kilometer südlich von Rom, hat Kaiser Caligula (12-41 n. Chr.) zwei Riesenschiffe bauen lassen, die bereits in den 1930er Jahren des 20. Jahrhunderts aus dem See geborgen wurden. Die Schiffe hatten im Verhältnis zu dem kleinen See mit seinen ungefähr 1000 Metern Durchmesser gigantische Ausmaße: Das erste Schiff war 73 Meter lang und 24 Meter breit, das zweite maß 71 Meter Länge und 20 Meter Breite. Auf einem der Schiffe stand ein Tempel für die Göttin Diana, der mit Marmorsäulen, Mosaikböden und vergoldeten Bronzeziegeln geschmückt war. Das zweite Schiff trug eine Palastanlage für Caligula mit einem Warmwassersystem, das Thermen an Bord versorgte. Ob die Schiffe sofort nach dem Sturz Caligulas im Jahr 41 n. Chr. versenkt wurden oder erst später untergingen, ist bis heute ungeklärt.

Auf diesen Riesenschiffen hielt der Kaiser seine Gastmähler ab, zu denen er natürlich die Großen seines Reiches einlud. Tacitus schreibt in seinen Annalen über die Gastmähler des Kaisers Nero: „Ich will als einziges Beispiel anführen, um nicht öfters von derartiger Verschwendung berichten zu müssen. Tegellinus ließ also auf dem Teich des Agrippa ein Floß herstellen, das durch andere Schiffe von der Stelle fortbewegt werden konnte, während das Gastmahl stattfand. Die Schiffe waren mit Gold und Silber ausgelegt… Geflügel und Wild hatte er aus fernen Ländern, Fische sogar aus dem Ozean kommen lassen…“

Bei so viel Luxus und einer solchen Fülle von Gaumenfreuden, müßte man sich doch denken, die Großen des Landes hätten sich überaus geehrt gefühlt, zu einem dieser Gastmähler geladen zu sein und sie seien natürlich gerne gekommen. Auf diesen Riesenprunkschiffen inmitten einer atemberaubend schönen Natur zusammen mit dem Kaiser zu speisen, das mußte doch ein einmaliges Erlebnis gewesen sein. Nun wohl kaum, denn Caligula war ein wahnsinniger Kaiser, bekannt durch seine Launenhaftigkeit, Unberechenbarkeit und Grausamkeit. Es wird von ihm u.a. berichtet: „Viele geachtete Männer ließ er zuerst brandmarken und verurteilte sie dann zu Zwangsarbeit in den Bergwerken, zum Straßenbau oder zum Kampf mit wilden Tieren. Er sperrte sie auch wie Tiere in Käfige, worin sie sich nur auf allen Vieren bewegen konnten, oder ließ sie in der Mitte durchsägen. Und dies nicht etwa aus schwerwiegenden Gründen, sondern weil sie sich vielleicht über ein von ihm gegebenes Schauspiel geringschätzig geäußert oder niemals bei seinem Schutzgott geschworen hatten. .... Ein Dichter wurde wegen eines einzigen, einen zweideutigen Witz enthaltenden Verses mitten im Amphitheater verbrannt.“

Aufgrund dieser Tatsache läßt sich leicht denken, wie sich einerseits keiner der geladenen Gäste getraut hat, angesichts dieser Grausamkeit des Kaisers dessen Einladung abzuschlagen, aber anderseits auch jeder sehr froh war, wenn er nach dem Gastmahl wieder heil zu Hause angekommen war. Mit welchen Ängsten müssen die Gäste diese Gastmähler besucht haben, da ihnen praktisch ständig der Tod drohte. Wenn etwa ein Gast bei einem Witz des Kaisers nicht gelacht hat, hat er da nicht befürchten müssen, kurzerhand über Bord geworfen zu werden? Oder jemand lacht, weil er meinte, der Kaiser hätte einen Witz erzählt, konnte nicht auch ein solches Lachen jederzeit je nach Laune des Kaisers tödlich enden? Die Großen des Reiches waren sicherlich alle sehr froh, als der Kaiser endlich gestürzt und die Riesenschiffe auf dem Boden des Sees versenkt waren.

Das Gleichnis vom Gastmahl

Beim Gastmahl, von dem das Evangelium des Sonntags in der Oktav von Fronleichnam berichtet, ist es ganz anders. Ein Mann gibt ein Gastmahl und lädt viele dazu ein. Der Mann möchte seine Gäste nicht tyrannisieren, er möchte sie vielmehr an seiner Freude teilnehmen lassen – sozusagen ganz ohne Nebenabsichten. Es soll ein Gastmahl der Freude für alle sein, die daran teilnehmen dürfen, einer vollkommenen Freude, durch keine Sorgen oder Ängste getrübt.

Aber offensichtlich haben die Geladenen gerade das vollkommen vergessen, denn die Freude dieses Gastmahles ist rein geistig, ja sogar übernatürlich, man kann sie nur im göttlichen Glauben erfassen, nur mit einem ganz lebendigen göttlichen Glauben. Die geladenen Gäste hatten keinen lebendigen übernatürlichen Glauben mehr, weshalb sie meinten, weltliche Freuden dem Gastmahl vorziehen zu sollen und zu können. Sie bildeten sich tatsächlich ein, sie seien durch ein Landgut, fünf Joch Ochsen oder eine Frau vom Gastmahl entschuldigt. Darin liegt eine ganz tiefe Tragik, denn wir Menschen neigen seit der Erbsünde zur Selbsttäuschung. Gott hat sozusagen Seine liebe Not, uns Menschen jene übernatürliche, göttliche Freude greifbar zu machen, die Er uns schenken möchte, erscheinen uns doch die irdischen Freuden größer und vor allem greifbarer als die himmlischen.

Die Wüstenwanderung des Volkes Israel – Das Bild unseres Menschenlebens

Ein ganz großes Vorbild und immer gültiges Gleichnis dafür ist das auserwählte Volk Israel auf seinem Weg durch die Wüste. Die Kirchenväter haben diesen Weg durch die Wüste als Bild unseres Menschenlebens gedeutet. Der Zug durch das Meer war Bild der Taufe, der Einzug ins Gelobte Land ein Bild des Einzugs in den Himmel. Dazwischen aber ist die Zeit der Bewährung und Prüfungen.

Das himmlische Manna – Die Speise auf dem Weg ins gelobte Land

Wir wissen, Gott hat das auserwählte Volk durch die Wüste geführt und dort Jahrzehnte hindurch auf wunderbare Weise mit einem Himmelsbrot genährt, wie im Buch Exodus berichtet wird: „Die Israeliten aber nannten es Manna. Es war weiß wie Koriandersamen, und sein Geschmack war wie der von Honigkuchen. Daher befahl Mose dem Aaron: ‚Nimm einen Krug, tu einen Gomer voll Manna hinein und stelle ihn vor der Gesetzeslade zur Aufbewahrung für die kommenden Geschlechter nieder!‘ Die Israeliten aßen vierzig Jahre lang Manna, bis sie in bewohntes Land kamen. Sie aßen Manna, bis sie die Grenzen des Landes Kanaan erreichten“ (Ex 16, 31. 33. 35).

Das sind überaus aussagereiche Sätze. Der erste gibt zu bedenken, das Manna hatte kein außergewöhnliches Aussehen, es war wie Koriandersamen und schmeckte wie Honigkuchen. Moses befiehlt Aaron, einen Krug voll Manna vor die Gesetzeslade zu stellen, damit auch die folgenden Geschlechter von der wunderbaren Speisung in der Wüste Zeugnis bekommen. Das Manna ist aber diejenige Speise, durch die das auserwählte Volk solange genährt wird, bis es endlich an die Grenze des verheißenen Landes Kanaan gelangt. Kanaan ist das Land, in dem Milch und Honig fließt, also ein Vorbild für den Himmel. Mit der Himmelsspeise gelangt man also bis zur Grenze des gelobten Landes, bis zur Grenze des Himmels! Das Manna ist die himmlische Nahrung für diese irdische Zeit der Bewährung.

Nun müßte man meinen, das auserwählte Volk wäre überaus dankbar gewesen für diese himmlische Nahrung und die darin zum Ausdruck kommende Güte und Zuvorkommenheit Gottes. Aber das war nicht immer so. Der folgende Bericht aus dem Buch Numeri zeigt uns, auch an ein so großes Wunder kann man sich mit der Zeit gewöhnen. Ein Wunder, das Tag für Tag geschieht, erscheint einem allmählich gewöhnlich. Das Wunder verliert sogar so sehr seinen übernatürlichen Glanz, daß man es nicht mehr als solches wahrnimmt. „Als nun das zugelaufene Volk, das sich in ihrer Mitte befand, Gelüste nach anderen Speisen bekam, fingen auch die Israeliten wieder an zu jammern. Sie klagten: ‚Wer gibt uns Fleisch zu essen? Wir denken an die Fische zurück, die wir in Ägypten umsonst zu essen bekommen haben, an die Gurken und Melonen, an den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Jetzt aber sind wir am Verschmachten. Gar nichts ist da. Wir bekommen nichts zu sehen als Manna.‘ Das Manna hatte die Gestalt von Koriandersamen und sah aus wie Bdelliumharz“ (Num. 11, 4-7).

Es ist schon sehr eigenartig, aber auch wieder so ganz und gar menschlich. Das Wunder der himmlischen Speisung des Volkes Israel in der Wüste hat sich auch bei den anderen Völkern herumgesprochen, sodaß sich sogar manche Leute auf den Weg in die Wüste machten, um ebenfalls von dem Wunder zu leben. Es war doch allzu verlockend, nicht mehr arbeiten und sich abmühen zu müssen und doch immer genügend zu essen zu haben – auch wenn man dafür in der Wüste leben mußte. Dieses zugelaufene Volk wurde jedoch den Israeliten zur Verführung, denn sie bekamen Gelüste nach anderen Speisen. Man kann es kaum glauben, die Israeliten sehnten sich mit einem Mal zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens! „Wir denken an die Fische zurück, die wir in Ägypten umsonst zu essen bekommen haben, an die Gurken und Melonen, an den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch.“ Sie haben vor Begierde nach Fleisch sogar ganz vergessen, daß sie in Ägypten Sklaven waren und meinen jetzt irrtümlich, dort hätten sie „umsonst zu essen bekommen“. Und wie schmackhaft erscheinen ihnen die Gurken und Melonen, der Lauch, die Zwiebeln und der Knoblauch Ägyptens. Das Manna war ihnen nicht mehr gut genug, ja sie jammerten: „Jetzt aber sind wir am Verschmachten. Gar nichts ist da. Wir bekommen nichts zu sehen als Manna.“

Die meisten Israeliten verlieren den Geschmack am himmlischen Manna

Man hört direkt das Jammern beim Lesen dieser Worte: Immer nur Manna essen, wir können das Manna nicht mehr sehen, riechen und schmecken. Uns ekelt vor dem Manna! Es ist erschütternd, die meisten Israeliten haben den Geschmack an der himmlischen Speise vollkommen verloren, deswegen erschienen ihnen die Fleischtöpfe Ägyptens erstrebenswerter, begehrenswerter als das himmlische Manna. Immer nur dieses Manna da – wir wollen endlich wieder einmal Fleisch zu essen!

Der Herr schickt Wachteln … und straft Sein Volk

Der biblische Bericht geht weiter: „Da erhob sich auf Gottes Geheiß ein Wind, der vom Meer her Wachteln herbeiführte und sie über dem Lager im Umkreis von einer Tagereise auf allen Seiten des Lagers bis auf zwei Ellen über dem Boden herabdrückte. Das Volk machte sich nun daran, den ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag Wachteln einzufangen. Wer wenig sammelte, brachte es auf zehn Hómer. Man breitete sie dann rings um das Lager herum zum Dörren aus. Noch war das Fleisch zwischen ihren Zähnen nicht verschwunden, da entbrannte der Zorn Gottes gegen das Volk. Und der Herr ließ über das Volk eine sehr schwere Heimsuchung kommen“ (Num. 11, 31-33). Gott ist zornig über Sein undankbares, aufrührerisches Volk und sendet – „Noch war das Fleisch zwischen ihren Zähnen nicht verschwunden“ – eine sehr schwere Heimsuchung.

Der Hausvater wird zornig

Auch der Hausvater im Evangelium wird zornig. Er hat gar kein Verständnis für die Entschuldigungen oder besser gesagt Ausreden der Geladenen. Warum hat er kein Verständnis? Weil es keine gültigen Entschuldigungen gibt, denn sie können und müssen wissen, um was für ein besonderes Gastmahl es sich hier handelt. Es ist das Gastmahl ihres Gottes und Herrn und Erlösers. Wie hätte es eigentlich sein sollen – der Wirklichkeit entsprechend sein sollen? Die Geladenen hätten beim Kommen des Boten sofort alles liegen und stehen lassen und sagen müssen: Wie schön, endlich darf ich zum Gastmahl kommen. Wie lange habe ich mich schon danach gesehnt, daran teilzunehmen, wie hat mich die Vorfreude beinahe verzehrt. Gibt es doch nichts Vergleichbares auf der ganzen weiten Welt.

Das himmlische Gastmahl ist über alle Maßen schön und erhaben und wohlschmeckend: Brot vom Himmel hast Du uns gegeben, das alle Süßigkeit in sich enthält! Das Manna in der Wüste war nur ein Schatten, das wahre Himmelsbrot ist der Leib und das Blut Jesu Christi. Im Grunde können wir es gar nicht richtig fassen: Das himmlische Gastmahl hat schon begonnen – und jeder ist dazu eingeladen, an der Tafel Gottes teilzunehmen. Das Fronleichnamsfest ist das Fest des unter der Gestalt der kleinen weißen Hostie verborgenen Gottes, die heilige Hostie ist die Opferfrucht aus dem heiligen Meßopfer.

Das Fronleichnamsfest – Das Fest vom himmlischen Gastmahl

Unser heiliger katholischer Glaube zeigt gerade am Fronleichnamsfest seine ganze Größe und seine gottgeschenkte Geheimnismacht, denn er leitet uns an, die kleine weiße Hostie aus unseren Kirchen und Kapellen hinauszutragen, um öffentlich zu bekennen: Wir glauben, daß unter der Brotsgestalt dieser kleinen Hostie unser Herr Jesus Christus mit Gottheit und Menschheit, mit Fleisch und Blut wahrhaft und wirklich gegenwärtig ist, so daß sich jedes Knie vor Ihm in der hl. Hostie beugen muß, um Ihn gebührend anzubeten und zu verherrlichen. Die göttliche Vorsehung hat alles in der Welt so gelenkt, damit wir das Fest Fronleichnam feiern können. Dieses Fest gibt uns schon eine Vorahnung dessen, was in der Geheimen Offenbarung des hl. Johannes für das Ende der Zeiten verheißen wird: „Und der auf dem Thron sitzt, sprach: ‚Siehe, ich mache alles neu‘“ (Offb 21, 5).

Vermittelt nicht der Schmuck unserer Kirchen und Kapellen und unserer Altäre – und die ganze wunderbare Natur draußen – eine Ahnung dieser neuen Welt, die für unseren Herrn Jesus Christus so schön ist? Die ganze Schöpfung soll unseren Gott in der weißen Hostie preisen: Ihr Berge und Hügel, lobet den Herrn! Ihr Felder und Wälder, lobet den Herrn! Ihr Gräser und Blumen, lobet den Herrn! All ihr Vögel des Himmels, lobet den Herrn! Lobet und preiset Ihn in alle Ewigkeit! In diesen Lobpreis wollen und dürfen wir selbst einstimmen und ihm sozusagen erst das verständige und liebende Herz hinzufügen. So wollen auch wir Menschen unseren Herrn in der weißen Hostie lobpreisen – und zwar mit der ganzen Kraft unserer Seele und mit unserem ganzen Gemüte.

Der Gnadenstrom, der vom Kreuze fließt

Es ist zu befürchten, daß wir Katholiken allzu leicht vergessen, wie denn überhaupt diese neue Welt wiedererstehen konnte, wo doch nach der Sünde Adam und Evas alles so aussichtslos schien, menschlich vollkommen aussichtslos schien. Das „Siehe, ich mache alles neu“ muß zusammen gesehen und gelesen werden mit einem anderen Wort, nämlich: „Es ist vollbracht!“ Das Werk der Neuwerdung unserer Menschenwelt ist am Kreuz vollbracht worden. Der menschgewordene Sohn Gottes hat am Kreuz das Erlösungswerk vollbracht – und zwar mit einem unermeßlichen Übermaß an Gnade. Angesichts dieser Tatsache beginnt man sich doch zuweilen zu fragen: Warum ist unsere Welt nicht besser und heiliger, wenn doch der Gnadenstrom so reichlich fließt? An einem Mangel an Gnade kann es nicht liegen – wohl aber an einem Mangel an Bereitschaft der Menschen, sich der Gnade Gottes zu öffnen und diese in sich wirken zu lassen.

Versuchen wir, uns diese neue Gnadenwelt Gottes lebendig vor Augen zu stellen, wenn wir unseren göttlichen Herrn, verborgen in der kleinen weißen Hostie, durch unsere kleine Welt tragen. Versuchen wir, die Gnade wahrzunehmen, die überall wirken möchte und vielfach am Wirken ist. Um die ganze übernatürliche Wirklichkeit zu fassen, gehört wohl noch ein anderes Wort hierher: „Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine Braut, die für ihren Bräutigam geschmückt ist“ (Offb 21, 2). Die erlöste Welt, das ist die so überaus teuer erkaufte Braut unseres göttlichen Erlösers, das neue Jerusalem, das vom Himmel stammt. Wie schön ist die Braut Christi, wie makellos rein und heilig!

Wenn wir das himmlische Jerusalem betrachten, dann wird es faßbar, es ist gar nicht so leicht, eine neue Welt zu schaffen aus der Sünde, denn die Braut des Lammes ist reingewaschen im kostbaren Blut ihres göttlichen Erlösers. Letztlich hat es die Allmacht Gottes allein ermöglicht, die Macht der Sünde zu überwinden – und durch zwei Worte bleibt das Wunder der Wandlung durch alle Jahrhunderte gegenwärtig: „Das ist mein Leib“ – und: „Das ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes“. Die kleine weiße Hostie und das kostbare Blut im Kelch beim heiligen Meßopfer weisen uns hin auf die durch das Opfer Jesu Christi verwandelte Welt – und sie zeigen uns zugleich, daß diese Welt allein aus der Kraft des hl. Meßopfers bewahrt werden kann. Nur diese durch das kostbarste Blut Jesu erlöste Welt kann Gott wahrhaft anbeten und recht huldigen. Welch eine Gnade ist es, zu dieser erlösten Welt zu gehören und dieses Fest gebührend mitfeiern zu dürfen. Ein Priester hat in einem Gedicht, dieses unser wunderbares katholisches Glaubenswissen so wiedergegeben:

Gebet

O Gott,
mit Trümmern hast Du meinen Weg bestreut,
und zu Gefährten gabst Du mir die Todeskranken –
zu Träumen aber Deiner Ewigkeit
und Deiner Allmacht Gottgedanken.

So schmerzt die Lippen, daß ich heimlich weine,
das Wort der Weihe, wenn statt Wein und Brot
ich Scherben nur erheb’ und harte Steine,
der wunden Herzen Harm und Not.

O, sprich erst Du das hohe Wort und wende
zu Brot den Stein und meiner Hände
leidvollen Kelch zu Wein, und ich
will dankend Deiner Wandlung Brote brechen,
mit wundersamem Spruch den Wein besprechen,
will wandeln alle Welt in Dich!

(Hildebrand Bernet)

Die Gegenwart Jesu im Tabernakel

Legen einem die Worte dieses Gedichtes nicht die Frage auf die Lippen: Bin ich noch geheimnistauglich? Nehme ich das Wunder der Wandlung noch wahr? So lebendig wahr, daß mein Herz zittert und meine Seele jauchzt vor überfließender Freude? In der „Nachfolge Christi“ ist zu lesen: „Viele wallfahrten zu verschiedenen Orten, um die Reliquien von Heiligen zu verehren, staunen über deren Taten, bewundern die herrlichen Gotteshäuser und betrachten und küssen die in Seide und Gold gehüllten Gebeine. Und siehe, hier im Altar bist Du bei Mir gegenwärtig, Du, mein Gott, der Heilige der Heiligen, der Schöpfer der Menschen und der Herr der Engel. Bei solchen Wallfahrten der Leute sind oft nur Neugier und Schaulust die treibenden Momente. Darum bedeuten sie auch nicht viel für die sittliche Erneuerung, besonders wenn es nur ein leichtfertiges Umherlaufen ist, ohne wahre Herzensreue. Hier aber, im Altarssakrament, bist Du, mein Jesus, als Gott und Mensch ganz gegenwärtig. Hier erntet man die reife Frucht des ewigen Heils, sooft man Dich würdig und andächtig empfängt. Dahin aber treibt nicht irgendeine Leichtfertigkeit, Neugier oder Sinnlichkeit, sondern der feste Glaube, Andacht, Zuversicht und aufrichtige Liebe!“

Der übernatürliche Glaube – das Fundament des Gnadenschatzes im Allerheiligsten Altarsakrament

Der Gnadenschatz, der uns im Allerheiligsten Altarsakrament eröffnet ist, ist unermeßlich, denn „im Altarssakrament, bist Du, mein Jesus, als Gott und Mensch ganz gegenwärtig“. Aber der Zugang zu dieser Gnadenquelle ist allein „der feste Glaube, Andacht, Zuversicht und aufrichtige Liebe“. Das allein ist das Fundament einer wahren eucharistischen Frömmigkeit und nicht „irgendeine Leichtfertigkeit, Neugier oder Sinnlichkeit“, wie es die Modernisten den Leuten einreden. Ohne das Fundament des übernatürlichen Glaubens kann man dieses Geheimnis nicht fassen und darum auch nicht gnadenhaft verlebendigen. Wer nicht vor der hl. Hostie niederknien und den göttlichen Herrn voller Ehrfurcht im Allerheiligsten anbeten kann, der kann auch nicht Fronleichnam feiern. Er muß es umfunktionieren zu irgendeinem „Event“, um die Leute zu unterhalten, so wie sie es von der sog. Neuen Messe her gewöhnt sind.

Wer sich aber von der wirklichen Gegenwart Gottes ergreifen läßt, der wird auch durch die Gnade immer mehr verwandelt werden. Er wird mit der „Nachfolge Christi“ zum Herrn im allerheiligsten Altarsakrament sprechen: „Ohne Dich kann ich nicht sein, ohne Deine Gegenwart nicht leben. Deshalb muß ich häufiger zu Dir kommen und Dich als Arznei des Heiles empfangen, damit ich nicht etwa auf dem Wege ermatte, wenn ich die himmlische Nahrung entbehre... Da ich sooft falle und sündige, so schnell ermatte und versage, muß ich eifrig beten und öfters beichten und kommunizieren, um mich zu erneuern, zu reinigen und die Glut in mir anzufachen... Wenn ich auch nicht an jedem Tag fähig und zur Feier der heiligen Messe genügend vorbereitet bin, so will ich mich doch bemühen, zu geeigneten Zeiten die göttlichen Geheimnisse zu empfangen und mich einer so großen Gnade teilhaftig zu machen...“ (IV. Buch, Kap. 3, Nr. 2-3).

Wir wollen unsere Gedanken über das Fronleichnamsfest mit jener Bitte beenden, welche in der hl. Messe des Tages vom hl. Thomas von Aquin so eindringlich formuliert wurde: „O Gott, Du hast uns in dem wunderbaren Sakramente das Andenken an Dein Leiden hinterlassen; wir bitten Dich, laß uns die heiligen Geheimnisse Deines Leibes und Blutes so verehren, daß wir die Frucht Deiner Erlösung allezeit in uns erfahren, der Du lebst…“