Terror des Geschwätzes

1. Jorge Mario Bergoglio alias „Franziskus“ redet bekanntlich viel, wenn der Tag lang ist, und das jeden Tag, und jeder Tag ist für ihn lang. Hier eine kleine Blütenlese vom Monat Oktober.

2. Am 10. Oktober empfing Bergoglio im Vatikan eine „Delegation der anglikanischen Gemeinschaft der Evangelikalen Episkopalkirchen (Altamonte Springs/US- Bundesstaat Florida)“, wie uns „kath.net“ berichtet. Bei dieser Gelegenheit forderte er „mehr Gemeinsamkeit von Katholiken und Evangelikalen“. „Sie sollten zusammen vorangehen, füreinander beten und miteinander Werke der Barmherzigkeit tun“ und nicht erst „warten, bis die Theologen alle Unterschiede aus dem Weg geräumt hätten“. Schließlich sei die „gemeinsame Taufe und der Glaube an den dreieinigen Gott“ wichtiger als „theologische Differenzen“, ja es sei „eine Sünde gegen den Willen Jesu Christi, wenn man sich allein auf die Differenzen der Kirchen und Konfessionen konzentriere“. Auch die Christenverfolger „fragten nicht, ob ihre Opfer Orthodoxe, Pfingstler oder Katholiken seien“, sondern „töteten sie, weil sie an Jesus Christus glauben“. Man könne hier von einer „Ökumene des Blutes“ sprechen.

Nun sind diese Gedanken ja in keiner Weise neu. Wir kennen sie zur genüge aus der „Konziliaren Kirche“ und unserem ökumenistischen Zeitalter – wenngleich sie selten von höchster Stelle so unverblümt und geradezu primitiv ausgedrückt wurden. Interessant ist jedoch der Hinweis auf die „Ökumene des Blutes“. Aus dem Katechismus wissen wir: „Wer des Glaubens wegen getötet wird, heißt Märtyrer oder Blutzeuge, weil er mit seinem Blute, d.h. durch Hingabe seines Lebens seinen Glauben bezeugt hat.“ Hier ist freilich der wahre, der katholische Glaube gemeint, denn der Katechismus fährt fort: „Wer aber für eine Irrlehre stirbt, ist kein Martyrer; denn einem solchen fehlt die Gottesliebe, ohne welche selbst der Martyrertod keinen Wert hat“, gemäß dem heiligen Paulus: „Und wenn ich meinen Leib hingebe zum Verbrennen, doch Liebe nicht habe, nützt es mir nichts“ (1 Kor 13,3). Die Rede ist dabei von der übernatürlichen Liebe, der theologischen Tugend, die ohne die gleichfalls theologische Tugend des Glaubens nicht bestehen kann.

Der heilige Augustinus schreibt in seiner Auslegung der Bergpredigt über die Seligpreisung des Heilands: „Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch alles Böse gegen euch sagen um meinetwillen. Freut euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel“ (Mt 5,11f). Der Kirchenlehrer erklärt dazu: „Es ist nämlich nicht fruchtbar, diese Dinge zu ertragen, sondern sie in Christi Namen nicht nur gleichmütig, sondern sogar mit Freude zu ertragen. Denn viele Häretiker, die im christlichen Namen die Seelen täuschten, haben vieles solches erduldet, sind aber von jenem Lohn ausgeschlossen, weil nicht nur gesagt ist: Selig, die Verfolgung leiden, sondern hinzugefügt ist: um der Gerechtigkeit willen. Wo aber der unversehrte Glaube nicht ist, kann die Gerechtigkeit nicht sein, denn es heißt: Der Gerechte lebt aus dem Glauben. Auch Schismatiker können sich keinen derartigen Lohn versprechen, denn wo die Liebe nicht ist, kann ebenfalls die Gerechtigkeit nicht sein. Die Nächstenliebe tut nämlich nichts Böses, und wenn sie diese hätten, hätten sie den Leib Christi nicht zerrissen, welcher die Kirche ist.“

Es ist also nicht das gleiche, ob man für den wahren katholischen Glauben sein Leben gibt oder für seine eigene christliche Überzeugung, die vom katholischen Glauben abweicht, mag sie noch so gut gemeint sein. Es kommt doch sehr auf die „theologischen Differenzen“ an, denn diese machen den Unterschied, ob man als wahrer Märtyrer stirbt oder nicht. Und dieser Unterschied kann nicht von Theologen „aus dem Weg geräumt“ werden, sondern nur durch die Hinwendung der Seelen zum wahren Glauben und Abkehr von den Irrtümern. Es gibt eben nicht den „gemeinsamen Glauben an den dreieinigen Gott“. Wäre es so, dann gäbe es ohnehin nur Katholiken.

Wir leiden mit allen gemarterten Christen und bewundern ihren Starkmut, der uns beschämt. Wir empfehlen sie alle der Barmherzigkeit Gottes, der dort, wo der wahre Glaube fehlt, wenigstens den guten Glauben sehen möge. Aber wir protestieren energisch dagegen, daß ihre unsäglichen Leiden nun dazu mißbraucht werden, den wahren Glauben zu demontieren, für den immerhin die Märtyrer so vieler Jahrhunderte ihr Leben gegeben haben, und ihn auf eine Stufe mit falschen Annahmen und Häresien zu stellen. Als so viele englische Katholiken einen grausamen Tod sterben mußten, weil sie sich weigerten, ins anglikanische Schisma zu folgen, da taten sie dies zum Zeugnis für die „theologischen Differenzen“ der „Kirchen und Konfessionen“, die eben den Unterschied zwischen der wahren Kirche Jesu Christi und falschen Kirchen ausmachen, und nun müssen sie sich sagen lassen, daß dies „eine Sünde gegen den Willen Jesu Christi“ gewesen sei! Wenn blindwütige Fanatiker gegen alles toben, was den Namen Christi trägt, und dabei keine Unterschiede machen zwischen Katholiken und Nicht-Katholiken, Rechtgläubigen, Schismatikern oder Häretikern, dann gilt unser Mitgefühl unterschiedslos allen Opfern; doch wir wehren uns dagegen, daß sie nun noch ein zweites Mal zu Opfern werden, indem sie als Beweis herhalten müssen, daß kein Unterschied bestehe zwischen wahrem und falschem Glauben!

Höchst sonderbar dünkt es uns, daß wir ähnliche „Argumente“ neuerdings auch aus „traditionalistischen“ Kreisen hören müssen. Dort werden die armen verfolgten Christen aus arabischen, afrikanischen und asiatischen Ländern als Strohhalm hergenommen für das verzweifelte Festhalten daran, daß die „konziliare Kirche“ die wahre Kirche Christi, die katholische Kirche, sei. Auch diesen kirchenpolitischen Mißbrauch haben jene bedauernswerten Opfer so schrecklicher Foltern und Qualen nicht verdient! Gott allein weiß, wie er diese Seelen erfunden hat, ob im wahren Glauben oder nicht. Die „Konziliare Kirche“ ist jedoch an ihren authentischen Früchten eindeutig für jeden als nicht katholisch zu erkennen – wie ihr derzeitiges Oberhaupt täglich beweist.

3. Eine weitere bemerkenswerte Aussage Bergoglios entnehmen wir einem Bericht von Radio Vatican, der auf „news.va“ wiedergegeben wurde. Demnach hat „Franziskus“ am 9. Oktober bei seiner üblichen täglichen „Plappermesse“ im Haus St. Marta übers Gebet gesprochen und dabei gesagt: „Ihr betet mit einem Freund, der euer Begleiter ist auf der Lebensreise, ihr betet mit dem Vater und ihr betet im Heiligen Geist. Der Freund ist Jesus.“ Er fuhr fort: „Er begleitet uns und lehrt uns zu beten. Und unser Gebet sollte trinitarisch sein. So oft heißt es: 'Aber glaubst du!' 'Ja, ja.' 'Woran glaubst du?' 'An Gott.' 'Aber was ist Gott für dich?' 'Gott, Gott.' Aber Gott existiert nicht – seid nicht schockiert! Also Gott existiert nicht! Es gibt den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, sie sind Personen, sie sind nicht irgendwelche vagen Ideen in den Wolken. Dieser Gott-Nebel existiert nicht! Die drei Personen existieren! Jesus ist unser Begleiter auf der Reise, der uns gibt, worum wir bitten. Der Vater sorgt für uns und liebt uns. Und der Heilige Geist ist die Gabe, die besondere Gabe vom Vater, die unser Bewußtsein nie zu hoffen gewagt hätte.“

Der „Papst“ sagt also: „Gott existiert nicht.“ Dreimal sagt er das. Eine Sensation? Hat irgendwer aufgeschrien? Nein. Vielleicht ist man das Bergoglio-Geschwätz schon zu sehr gewöhnt. Natürlich kann man mit einigem Wohlwollen versuchen, die Aussagen einigermaßen katholisch zu interpretieren, etwa so: Es gibt nicht irgendeinen unbestimmten Gott, sondern eben nur den trinitarischen, zu dem wir beten, weshalb wir nicht in irgendeinen „Gott-Nebel“ hineinrufen, sondern konkret zu den drei göttlichen Personen. Allerdings gibt die Formulierung diese wohlwollende Interpretation nicht wirklich her, denn Bergoglio behauptet ja ausdrücklich, daß es Gott nicht gibt, sondern NUR die drei Personen. Das ist eine falsche und häretische Aufstellung, denn tatsächlich existiert EIN Gott IN drei Personen. Das ist das Trinitäts-Dogma. Streng genommen leugnet „Franziskus“ hier die Gottheit der drei göttlichen Personen und damit tatsächlich Gott selbst. Also ist er doch Atheist, wie wir schon lange vermutet haben?

Wir erinnern uns an ein „Interview, das Papst Franziskus dem italienischen Journalisten Eugenio Scalfari gegeben hat, dem Gründer der linksliberalen Tageszeitung 'La Repubblica' und führenden Vertreter des italienischen Laizismus“, und das vor über einem Jahr, am 5. Oktober 2013, in der „Tagespost“ abgedruckt wurde. Der Atheist Scalfari hatte darin sein „Glaubensbekenntnis“ wie folgt abgelegt: „Ich glaube an das Sein, also an das Gewebe, aus dem die Formen, die Wesenheiten hervorgehen.“ Bergoglio hatte geantwortet: „Und ich glaube an Gott. Nicht an einen katholischen Gott, es gibt keinen katholischen Gott, es gibt Gott. Und ich glaube an Jesus Christus, seine Menschwerdung. Jesus ist mein Lehrmeister und mein Hirte, doch Gott, der Vater, ,Abba‘, ist das Licht und der Schöpfer. Das ist mein ,Sein'. Haben Sie den Eindruck, dass wir weit voneinander entfernt sind?“ Hier beteuert er zwar, daß es für ihn Gott gebe, aber „keinen katholischen Gott“. Jesus ist für ihn schlicht „seine Menschwerdung“ und „mein Lehrmeister und mein Hirte“, doch „Gott, der Vater“ (ist also Jesus Christus nicht Gott?) „ist das Licht und der Schöpfer“, und mit alledem meint er – nicht zu unrecht –, nicht allzuweit von den Ansichten des Atheisten Scalfari entfernt zu sein.

Bergoglio führt in genanntem Interview noch etwas weiter aus, wie er sich das mit dem „Licht“ vorstellt: „Ich beobachte meinerseits, dass Gott Licht ist und die Dunkelheit erleuchtet, auch wenn er sie nicht auflöst, und ein Funke dieses göttlichen Lichts ist in jedem von uns. Ich erinnere mich, dass ich Ihnen in meinem Brief an Sie gesagt habe, dass auch unsere Spezies enden wird, dass aber das Licht Gottes nicht enden wird, das zu diesem Punkt in alle Seelen eindringen wird, und das alles in allem sein wird.“ Auf die Entgegnung seines Gesprächspartners, dies klinge doch allzusehr nach Immanenz und nicht nach Transzendenz, antwortet Bergoglio: „Die Transzendenz bleibt, weil jenes Licht, alles in allem, das Universum und die Spezies, die es in jener Phase bevölkern, transzendiert.“ Das hört sich nun recht gnostisch an und klingt ein wenig nach Dualismus und ein wenig nach Pantheismus oder Monismus mit einem starken Einschlag von Teilhard de Chardin mit seinem „Punkt Omega“ oder „kosmischen Christus“. Insgesamt ist Bergoglio damit tatsächlich nicht weit entfernt von den Ansichten Scalfaris mit seinem „Glauben“ an „das Sein, ... aus dem die Formen, die Wesenheiten hervorgehen“.

Im Grunde ist es gleichgültig, ob jemand Atheist ist oder Pantheist oder Gnostiker oder Teilhardist. Es kommt auf dasselbe hinaus: Er hat den Glauben nicht. Seine Seele ist finster und leer, und ist es nicht eben das, was sich auf dem Gesicht eines Bergoglio ebenso spiegelt wie in seinem hohlen Geschwätz? Oder haben wir wieder nur alles falsch verstanden? Oder wurde alles gar nicht so gesagt, wie es geschrieben wurde? All diese Ausflüchte werden uns ja von beredten „Franziskus“-Apologeten stets eiligst offeriert, um nur ja ihren „Heiligen Vater“ und seine „Franziskus-Perlen“ zu retten. Doch die Frage sei erlaubt, wieso der Vatikan denn solche „Mißverständnisse“ nie offiziell korrigiert, nie dementiert, und vor allem, warum ein „Papst“ sich nicht endlich bemüht, sich in Fragen des Glaubens und der Sitten deutlich zu äußern und klar auszudrücken (wenn er schon andauernd plappern muß). Für uns gibt es nur eine Antwort: Bergoglio will es so. Will er bewußt die Unsicherheit und Unklarheit, um darunter desto sicherer den Glauben völlig zu zerstören? Jedenfalls hätte man in früheren Zeiten nicht gezögert, einen „Papst“, der lauthals herumposaunt: „Gott existiert nicht – Es gibt keinen katholischen Gott etc.“, kurzerhand für häretisch bzw. apostatisch und damit für abgesetzt zu erklären.

4. Damit kommen wir zu den An- und Einsichten, die Bergoglio zum Thema Evolution auf einer Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften von sich gegeben hat. Darüber berichtet „news.va“ am 27. Oktober 2014: „Wenn wir in der Genesis den Schöpfungsbericht lesen, laufen wir Gefahr, uns Gott als einen Magier vorzustellen mit einem Zauberstab, um alles zu machen. Aber es ist nicht so. Er erschuf Wesen und erlaubte ihnen, sich entsprechend der inneren Gesetze zu entwickeln, die Er einem jeden gegeben hatte, sodaß sie fähig waren, sich zu entwickeln und zu ihrer Fülle des Seins zu gelangen. Er gab den Wesen des Universums Autonomie und versicherte sie zur gleichen Zeit seiner dauernden Gegenwart, indem er jeder Realität Sein gab. Und so setzte sich die Schöpfung fort während Jahrhunderten und Jahrhunderten, Jahrtausenden und aber Jahrtausenden, bis sie das wurde, was wir heute kennen, genau deshalb, weil Gott kein Demiurg ist oder Zauberer, sondern der Schöpfer, der allen Dingen das Sein gibt. Der Anfang der Welt ist nicht das Werk eines Chaos, das seinen Ursprung einem anderen verdankt, sondern leitet sich direkt von einem höheren Ursprung ab, der aus Liebe heraus erschafft. Der Urknall, der heutzutage als Anfang der Welt angenommen wird, widerspricht dem göttlichen Schöpfungsakt nicht, sondern verlangt ihn vielmehr. Die Evolution der Natur steht nicht im Gegensatz mit der Auffassung der Schöpfung, da die Evolution die Schöpfung von Wesen voraussetzt, die sich entwickeln.“

„Wenn wir jedoch den Menschen betrachten, so gibt es hier eine Änderung und etwas Neues. Als am sechsten Tag im Bericht der Genesis der Mensch erschaffen wird, gibt Gott dem menschlichen Wesen eine andere Autonomie, eine Autonomie, die verschieden ist von derjenigen der Natur, nämlich die Freiheit. Und er befiehlt dem Menschen, alles zu benennen und durch die Geschichte voranzugehen. Das macht ihn verantwortlich für die Schöpfung, so daß er sie beherrschen kann, um sie zu entwickeln bis zum Ende der Zeit. Darum muß der Wissenschaftler, und vor allem der christliche Wissenschaftler, den Denkansatz übernehmen, sich Fragen zu stellen, welche die Zukunft der Menschheit und der Erde ins Auge fassen, und, da frei und verantwortlich, zu helfen, sie zu bearbeiten und zu bewahren, die Gefahren für die Umwelt sowohl der natürlichen als auch der menschlichen Natur zu beseitigen. Aber gleichzeitig muß der Wissenschaftler motiviert sein durch das Vertrauen, daß die Natur in ihren evolutionären Mechanismen Möglichkeiten zu entdecken und zu realisieren enthält für Erkenntnis und Freiheit, um die Entwicklung zu erreichen, die im Plan des Schöpfers ist. Somit ist, obwohl begrenzt, die Tätigkeit der Menschheit Teil von Gottes Kraft und ist fähig, eine Welt zu errichten, die seinem doppelten, körperlichen und geistigen, Leben entspricht; eine menschliche Welt für alle menschlichen Wesen zu errichten und nicht für eine Gruppe oder Klasse privilegierter Personen. Diese Hoffnung und dieses Vertrauen in Gott, den Schöpfer der Natur, und in die Fähigkeit des menschlichen Geistes kann dem Forscher eine neue Energie und tiefe Gelassenheit gewähren. Aber es ist ebenso wahr, daß das Handeln der Menschheit – wenn Freiheit Autonomie wird – was nicht Freiheit ist, sondern Autonomie – die Schöpfung zerstört und der Mensch den Platz des Schöpfers einnimmt. Und dies ist die schwere Sünde gegen Gott, den Schöpfer.“

Wenn wir versuchen, in diesem Gedankenwirrwarr ein wenig Ordnung zu schaffen, so dürfen wir also annehmen, daß Bergoglios „Schöpfer“ die Dinge nicht quoad substantiam, gemäß ihrer ganzen Substanz, aus nichts hervorgebracht hat – denn das wäre ja der „katholische Gott“, den es nicht gibt, in Bergoglios Augen ein „Demiurg“ oder „Zauberer“ – sondern vielmehr ihnen „Sein“ und „Autonomie“ gegeben hat, damit sie sich entwickeln unter den wohlwollenden Blicken seiner „dauernden Gegenwart“ (Wie steht es so schön auf dem Dollar-Schein: Annuit coeptis). Dem Menschen hat der Schöpfer sodann noch eine ganz besondere „Autonomie“ verliehen, nämlich die „Freiheit“, damit er verantwortlich „durch die Geschichte“ vorangehe und als „Teil von Gottes Kraft“ die „Entwicklung“ erreiche, die „im Plan des Schöpfer ist“, nämlich die Errichtung einer „menschlichen Welt“, in der „alle menschlichen Wesen“ ihren Platz haben und nicht nur „eine Gruppe oder Klasse privilegierter Personen“. Etwas unklar bleibt, was Herr Bergoglio mit dem Orakel meint, „daß das Handeln der Menschheit – wenn Freiheit Autonomie wird – was nicht Freiheit ist, sondern Autonomie – die Schöpfung zerstört und der Mensch den Platz des Schöpfers einnimmt“. Hatte er nicht oben selbst die menschliche Freiheit als die dem Menschen eigene „Autonomie“ bestimmt? Nun plötzlich sollen Freiheit und Autonomie verschiedene Dinge sein? Wir können uns nur ungefähr vorstellen, daß er hier auf das Abweichen der menschlichen „Autonomie“ vom göttlichen „Entwicklungsplan“ abzielt.

Da scheint nun ein wenig marxistisches Gedankengut eingedrungen zu sein von der historischen Entwicklung der Welt mit dem Ziel des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft. Auch Hegel läßt natürlich grüßen mit seiner pantheisierenden Geschichtsphilosophie, wonach der Endzweck der Weltgeschichte „die endgültige Versöhnung von Natur und Geist“ ist, verbunden mit der „Herstellung eines 'ewigen Friedens', in dem alle Völker als besondere Staaten ihre Erfüllung finden können“ (Wikipedia). Eines steht fest: Mit der katholischen Schöpfungslehre hat das alles nichts mehr zu tun. Nach katholischer Lehre hat Gott, der Herr, alle Dinge ihrer Substanz nach hervorgebracht, „ein jedes nach seiner Art“ – und nicht so, daß sie sich erst zu dem entwickeln, was sie sein sollen (das gilt auch für die Ausfaltung einzelner Lebewesen zu ihrer vollen Gestalt, denn eben das gehört zum Wesen lebender Dinge, daß sie wachsen, reifen und sich fortpflanzen, nicht aber, daß sie zu irgendetwas anderem werden als zu dem, was sie sind). Den Geschöpfen eignet keine „Autonomie“. Sie sind in ihrem Sein und Handeln vollständig vom Schöpfer abhängig, und das in jedem Augenblick. Wohl hat Gott den Geschöpfen verliehen, tätig zu sein und als Zweitursachen zu wirken; damit besitzen sie aber keine „göttliche Kraft“ und nehmen in keiner Weise an der eigentlichen Schöpfungshandlung teil, sondern können lediglich in und an der bestehenden Schöpfung im Rahmen ihrer natürlichen Kräfte wirken. Der Mensch ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen und daher berufen, innerhalb der Schöpfung ihr Herr zu sein, er besitzt darum einen Verstand und einen freien Willen, was ihn selbstverantwortlich macht. Er ist aber dennoch nicht „autonom“, sondern den Gesetzen und Geboten Gottes unterworfen, die er auch dort, wo sie freiwillig zu erfüllen sind, unter Androhung von Strafe gehalten ist zu befolgen. Der Mißbrauch der Freiheit zur „Autonomie“ ist daher tatsächlich eine „Sünde gegen Gott, den Schöpfer“. Das ist das einzige, was an dem Gefasel des Jorge Mario Bergoglio zutrifft, das ansonsten eher dem Chaos des „Urknalls“ ähnelt als der Ordnung des Schöpfers.

5. Fügen wir noch ein Bonmot aus jüngster Zeit an, das uns „Papst Franziskus“ auch als höchst kompetenten Lehrer christlicher Moral empfiehlt und obendrein ein sehr treffendes Selbsturteil enthält. Bei einer Konferenz der italienischen Ordensoberen am 7. November 2014 sagte er laut „kath.net“: „Wenn du was gegen deinen Bruder hast, sag's ihm ins Gesicht. Vielleicht endest du in einer Rauferei, aber besser dies als der Terror des Geschwätzes.“ Vergleichen wir damit, was der Heiland sagt: „Wenn du daher eine Gabe zum Altare bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe!“ (Mt 5,23f). Ach, wenn Herr Bergoglio doch öfters einmal schwiege und uns verschonte mit seinem „Terror des Geschwätzes“! Das sagen wir ihm auch gerne ins Gesicht.

Ein Nachtrag: Das Chaos des Herrn Bergoglio scheint recht ansteckend zu sein, denn nicht nur er versteht es, völligen Unsinn von sich zu geben, sondern auch sog. Traditionalisten. So stand jüngst in einem Blättchen „traditionalistischer“ Provenienz zu lesen: „Ein Rom des Papstes Franziskus, ein modernistisches Rom, ein durch und durch verdorbenes Rom, ein Rom der totalen Ökumene, ein Rom der entdogmatisierten Barmherzigkeit, ein Rom der protestantischen Mahlmesse, ein Rom der Unterhöhlung des Papsttums, ein Rom mit einem Papst, über den ein linkes österreichisches Blatt schreibt 'Ein Linker, der kein Linker ist, aber wie ein Linker redet', ein Rom, das die Franziskaner der Immaculata wegen ihrer Liebe zur tridentinischen heiligen Messe zerschlägt, … ist für unseren Glauben von größter Gefährlichkeit.“ Und dennoch: „Rom war und wird immer der Sitz der katholischen Kirche bleiben. Eine römisch-katholische Kirche kann es ohne Rom und ohne Papst nicht geben. Deshalb werden wir trotz aller Verirrungen nie und nimmer den Weg der Sedisvakantisten einschlagen. Was wir aber tun müssen, ist die Einhaltung einer überlebenswichtigen Distanz.“ Der „Sitz der katholischen Kirche“ ist also „für unseren Glauben von größter Gefährlichkeit“ und zwingt uns zur „Einhaltung einer überlebenswichtigen Distanz“. Das könnte von Luther gesprochen sein – oder eben von Bergoglio.