Freudentage

Was für Freudentage wir diese Woche erleben mit dem Geburtstag der allerseligsten Jungfrau Maria und mit ihrem heiligen Namensfest, das können wir erst so recht ermessen, wenn wir uns mit dem heiligen Ludwig Maria Grignion jene Wahrheiten vor Augen halten, die er wie kaum ein zweiter gesehen und erkannt hat. Das Ziel des Menschen ist Gott. Doch dieses Ziel hatte der Mensch durch die Sünde völlig verloren, es war vollkommen unerreichbar geworden. Nur Gott selbst konnte den Weg wieder bahnen, und Er hat es getan, durch die Menschwerdung Seines Sohnes. Jesus Christus ist der „Weg, die Wahrheit und das Leben“. Durch Ihn, und durch Ihn allein, können wir gerettet werden, können wir unser Ziel wieder erreichen.

Doch auch dieser Weg wäre für uns Menschen noch zu hart und schwierig gewesen. Wir machen uns keinen Begriff von unserer Schwäche und Armseligkeit, die zu einem wahren christlichen Leben bei weitem nicht hinreicht. Gott aber kannte diese Schwäche, und so eröffnete Er uns in Seiner großen Liebe und Barmherzigkeit einen für jeden gangbaren und einfachen Weg, einen Weg nicht neben Christus, sondern einen Weg zu Christus: Maria. Wer zu ihr seine Zuflucht nimmt, der kann gewiß sein, daß er sein Ziel auch erreicht, mag er so schwach und armselig sein wie immer. Die wahre Andacht zu Maria, sagt der heilige Ludwig Maria, „ist ein leichter, kurzer, vollkommener und sicherer Weg, um zur Vereinigung mit Gott zu gelangen, worin die Vollkommenheit des Christen besteht“. Und darum haben wir allen Grund, in diesen Tagen Gott besonders für dieses unermeßliche Geschenk, für die Gottesmutter Maria zu danken.

Die Andacht zu Maria ist ein leichter Weg. „Wie kommt es denn aber, wird mir ein treuer Diener Mariä sagen, daß die getreuen Diener dieser guten Mutter dennoch so viele Leiden zu ertragen haben, oft mehr als die anderen, welche ihr nicht so ergeben sind? Man widerspricht ihnen, man verfolgt sie, man verleumdet sie, man kann sie nicht leiden; oder aber sie wandeln selbst in inneren Finsternissen und durch Wüsten, wo nicht der geringste Tropfen Himmelstau fällt. Wenn diese vollkommene Andacht zur allerseligsten Jungfrau den Weg zu Christus erleichtert, woher kommt es dann, daß ihre treuesten Anhänger am meisten gekreuzigt sind?“ Eine sehr berechtigte Frage, die der Heilige hier stellt. Doch hören wir auch seine Antwort.

„Ich antworte ihm: Es ist keineswegs zu leugnen, daß die getreuen Diener der heiligen Jungfrau, da sie ihre größten Lieblinge sind, von ihr auch die größten Gnaden und Gunstbezeugungen des Himmels empfangen, und dieses sind vor allem die Kreuze und Leiden hier auf Erden. Ich behaupte aber auch, daß es gerade die Diener Mariä sind, welche diese Kreuze weit leichter, verdienstlicher und ehrenvoller tragen, als die übrigen Menschen. Was einen anderen tausendmal aufhalten oder zu Fall bringen könnte, hält sie kein einziges Mal auf, befördert vielmehr ihren Fortschritt. Denn diese gute Mutter, ganz voll der Gnade und Salbung des Heiligen Geistes, macht all diese Kreuze leicht erträglich. Wie wohlschmeckende Früchte, zubereitet in dem Zucker ihrer mütterlichen Güte und in dem kostbaren Saft ihrer reinen Liebe, reicht sie die Leiden dar, so daß man sie gleich eingemachten Nüssen freudig annimmt, obschon sie an sich sehr bitter sind. Auch glaube ich, daß jemand, der ein frommes, christliches Leben führt, und daher bereitwillig Verfolgung leiden und alle Tage sein Kreuz tragen will, niemals sein Kreuz freudig bis zum Ende des Lebens tragen wird, ohne eine zarte Andacht zur allerseligsten Jungfrau zu pflegen, welche jedes Kreuz versüßt, gleichwie niemand ohne große, beharrliche Überwindung grüne Nüsse genießen könnte, wenn sie nicht durch Zucker versüßt sind.“

Nicht umsonst führt der Weg vom Geburtstag und vom Namenstag Unserer Lieben Frau direkt hin zum Kreuz unseres Herrn Jesus Christus und vollendet sich im Fest ihrer Sieben Schmerzen. Maria ist die Schmerzhafte Mutter unter dem Kreuz, und dort finden sich auch alle ihre Diener. Und doch sind es eben sie, denen ihre Herrin die Kraft und den Mut verleiht, das Kreuz zu tragen und es bis zum Ende zu tragen, oft große und schwere Kreuze, und sie mit einer erstaunlichen Leichtigkeit zu tragen, wo selbst Giganten erliegen müßten.

Es bleibt also dabei: Maria ist der einfache, der leichte, der sichere, kurze und vollkommene Weg zu Gott. So wollen wir aus Dankbarkeit gegenüber diesem so guten, uns so sehr liebenden Vater diesen Weg mit neuem Eifer, neuer Liebe und neuem Schwung beschreiten.