Herzenssache

Die wahre Religion kann nur etwas Besonderes sein, etwas Außerordentliches, denn sie ist notwendigerweise etwas Göttliches. Das wird jeder sofort einsehen, der sich nur einen einigermaßen klaren Gottesbegriff bewahrt hat. Die wahre Religion muß das Siegel der Echtheit an sich tragen. Dies muß man heute extra hervorheben, weil nicht nur die Kenntnis des wahren Gottes, sondern auch die Kenntnis der falschen Götter fast ganz verloren gegangen ist – und das, obwohl die falschen Götter heute wieder Legion sind, also sehr sehr viele. Der heidnische Götterhimmel hat sich die letzten Jahrhunderte sozusagen allmählich wieder gefüllt, die Dämonen sind in ihre alten Heimstätten zurückgekehrt, weil sie durch den Un- und Irrglauben der Menschen zurückgerufen wurden. Das ist insofern nicht verwunderlich, weil jede Sünde die Dämonen anzieht, wohingegen die Heiligkeit sie vertreibt. Je mehr darum die Sünde überhand nimmt, desto mehr Macht erhalten die Dämonen. Wenn man heutzutage allein die Sünden gegen das fünfte und sechste Gebot in Rechnung stellt, so muß die Dämonisierung der Welt inzwischen fast vollständig sein. Jedenfalls hat eine Welt – und damit ist die ehemals katholische Welt gemeint –, die einen Roncalli alias Johannes XXIII. und einen Karol Wojtyla alias Johannes Paul II. als Heiligen verehrt, notwendigerweise jegliches Wissen über die wahre Heiligkeit verloren, und es ist zu befürchten, daß sie die bösen nicht mehr von den guten Geistern unterscheiden kann.

Die Dämonen haben zu allen Zeiten ein erstes Ziel angestrebt, wenn möglich zerstören sie das Verhältnis des Menschen zu Gott, indem sie die ungeordneten Leidenschaften zwischen den Menschen und Gott stellen. Diese Strategie war zu allen Zeiten sehr erfolgreich, warum sollten die Dämonen heutzutage von ihr abweichen? Die Dämonen wissen, wie sehr die ungeordneten Leidenschaften des Menschen seine Vernunft verdunkeln und seinen Willen schwächen können, sodaß die Erkenntnis Gottes verloren geht und die Liebe erkaltet. Dem leidenschaftlichen Menschen erscheint Gott als Gegner seiner ungeordneten Wünsche und Begierden, weshalb er Schritt für Schritt unfähig wird zur Wahrheit. Diese Entwicklung ist inzwischen großteils abgeschlossen, der moderne Mensch ist unfähig geworden, göttliche Wahrheit von dämonischer Lüge zu unterscheiden. Das Ergebnis ist die neuheidnische Gesellschaft, die sich um einiges degenerierter präsentiert als die des alten Heidentums. Jeder moderne Mensch wird von diesem neuheidnischen Geist beeinflußt, und viele sind von ihm inzwischen durch und durch geprägt. Deswegen ist die Religion seit Jahrhunderten allgemein am Sinken, die wahre katholische Religion ist damit natürlich gemeint. Wo man hinschaut, begegnet man Verwirrung, Unsicherheit, Irrtum und Mißständen. Es fehlt allgemein am Herz – aber Religion ist Herzenssache. Das ist nicht im modernistischen Sinne gemeint, als wäre die Religion ein Gefühl, ein irrationaler, unerkennbarer Akt der Seele. Sondern es ist damit gesagt, daß die Religion eine grundlegende Entscheidung einer geistigen Person ist, eine Entscheidung, die alles einfordert, den ganzen Menschen mit allen seinen Kräften. Gerade das fällt dem modernen Menschen so schwer, Gott ganz ernst zu nehmen, Ihm mit allen Kräften zu dienen.

Unser göttlicher Lehrmeister sagt, wir müssen Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten, denn solche Anbeter sucht der Vater im Himmel. Wir müssen also Gott mit klarem Verstand, mit lichter Erkenntnis und in der Kraft der Heiligen Geistes anbeten. Getragen von den übernatürlichen Tugenden – Glaube, Hoffnung und Liebe – erkennen wir Gott als unseren höchsten Herrn, Schöpfer und Erlöser an und wenden Ihm unser Herz im Heiligen Geist zu. Die Gnade, die unsere Seelen verwandelt, läßt uns Anteil nehmen am göttlichen Leben, sie ermöglicht zwischen uns und Gott eine wahre Herzensgemeinschaft, von einer Tiefe und Innerlichkeit, die nur die Heiligen ganz verstehen, wir aber nur dunkel ahnen.

Unser göttlicher Erlöser weist uns im Laufe der Geschichte öfters auf dieses Sein Herz hin – ganz ausdrücklich und besonders aber im 17. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Rationalismus, der Geisteskälte, dem das Jahrhundert der sog. Aufklärung folgen sollte. Also in einer Zeit, in der sich Gott so sehr zur bloßen Idee verflüchtigt hat, daß der Philosoph Emanuel Kant, der bei seinen Zeitgenossen noch als gottgläubig galt, sich sein ganzes Leben und selbst noch auf dem Sterbebett weigerte, auch nur ein einziges Gebet zu seinem „Gott“ zu sprechen. Was muß das für eine Philosophie sein, die nur noch einen „Gott“ kennt, zu dem man nicht mehr beten kann und darf? Und das, nachdem der ewige Sohn des Vaters Mensch geworden ist und 33 Jahre unter uns gewohnt hat! Was ist das noch für ein Christentum – Emanuel Kant galt immerhin noch als protestantischer Christ – das sich weigert, mit Gott zu sprechen? Was ist das für ein Geist, der unfähig geworden ist, die Güte und Menschenfreundlichkeit unseres am Kreuz für uns gestorbenen Gottes wahrzunehmen? Da ist es nicht verwunderlich, wenn die Schüler Kants noch etwas konsequenter als ihr Meister einen Schritt weitergingen: ein „Gott“, zu dem man nicht mehr betet, so schlossen sie ganz zurecht, ist kein Gott. Diese nächste Generation hat sich zudem die Frage gestellt, ob im Grunde der von Kant geforderte autonome Mensch nicht selbst Gott ist? Einen Gott, der nur noch ein Postulat oder Platzhalter ist, so sehr nur noch ein Postulat oder Platzhalter, daß man mit ihm nicht mehr sprechen kann, den kann man auch getrost aus dem System streichen – dann aber bleibt der Mensch ganz sich selbst überlassen und ist den Dämonen ausgeliefert.

Der wahre Gott dagegen hat uns nicht nur etwas, sondern sehr viel, ja Entscheidendes zu sagen, die Ewigkeit Entscheidendes. Dieser wahre Gott hat zudem ein Herz, das ein unerschöpfliches Wohlwollen Seinen Geschöpfen gegenüber in sich birgt. Aber gerade deswegen, weil der wahre Gott ein Herz hat, ist er – menschlich gesprochen – auch verletzlich. Er wartet nämlich auf die Seinem Wohlwollen entsprechende Antwort Seiner Geschöpfe, Er verlangt das freie Bejahen dieses Seines Wohlwollens durch sie und die Bereitschaft, sich diesem Wohlwollen hinzugeben. Und gerade diese freie Bereitschaft zerbricht allmählich im Zeitalter der Aufklärung. Der satanische Hochmut ergreift die Seelen und läßt jeden wahren Aufschwung der Seele zu Gott, oder noch besser des Herzens zu Gott ersterben. Mehr und mehr „Gläubige“ werden sog. Deisten, d.h. sie glauben an einen „Gott“, der in dieser Welt nichts mehr zu tun, zu sagen und zu suchen hat. Ihr „Gott“ ist irgendwo im Himmel droben, unendlich weit von unserer Welt entfernt, und sie sind ihrerseits alleingelassen auf dieser einsamen Erde, die nichts anderes mehr ist als ein winziges Staubkorn im unermeßlich großen Weltall. Es gibt also zwei fein säuberlich getrennte Reiche, in denen sich nichts mehr in die Quere kommen kann. So wie man einerseits Gott gleichsam in Seinen Himmel einschließt und Redeverbot für diese Seine Welt erteilt, nimmt man anderseits die Erde autonom, selbständig, gottunabhängig in Besitz und macht die eigene Vernunft zum Maß aller Dinge. Mit anderen Worten, der Mensch beginnt, Gott zu spielen, was ein sehr gewagtes, riskantes, lebensgefährliches Spiel ist, das auch nicht selten tödlich endet – tödlich für die ewige Glückseligkeit!

Die Offenbarungen des heiligsten Herzens Jesu an Margareta Maria Alacoque

Dieser deistischen und herzlosen Weltsicht hält der göttliche Erlöser Sein heiligstes Herz entgegen. Dieses Herz, das von Seinen Geschöpfen so sehr beleidigt wird, beleidigt ganz besonders durch die Geisteskälte, mit der sie sich Seinem Herzen verweigern und der Sünde Tür und Tor öffnen. Am 27. Dezember 1673 kniete die hl. Margareta Maria Alacoque nach der Kommunion vor dem Tabernakel, da erschien ihr das göttliche Herz Jesu auf einem Flammenthron, strahlend wie die Sonne, die Wunde der Lanze sichtbar, von einer Dornenkrone umgeben, und auf dem Herzen das Kreuz. Jesus sprach zu Margareta Maria: „Mein göttliches Herz ist so voll von Liebe zu den Menschen und besonders zu dir, daß ihre Flammen hervorbrechen, um sie durch dich den Menschen zu offenbaren, und sie zu bereichern mit den Schätzen, welche du siehst, und die überreiche aber notwendige Gnade enthalten, um die Menschen zu retten vor dem Abgrund des Verderbens. Dich, Unwürdige und Unwissende, habe ich auserwählt zur Erfüllung meiner Absichten, damit es klar werde, daß alles ganz mein Werk ist. Deshalb gib mir dein Herz!“ Die Heilige tat wie ihr befohlen wurde, und ihr göttlicher Herr nannte sie von jetzt an „Schülerin des Herzens Jesu“. Jesus verlangte, man solle das Bild Seines Herzens überall aufstellen und verehren, und dort, wo sein Bild den Ehrenplatz einnehme, würden die reichsten Segnungen herniederströmen.

Am 8. Februar 1674 erschien der Heiligen Jesus auf gleiche Weise, Er zeigte ihr wiederum sein Herz mit seiner Liebe zu den Menschen, die ihm aber alle Wohltaten nur mit Undank lohnten, was ihm schmerzlicher sei, als alle Qualen, die Er während seines bitteren Leidens erduldet habe. „Gehe jeden ersten Freitag des Monats zur heiligen Kommunion“, fordert der Herr Margareta Maria auf. Diese hl. Kommunionen sollten ein Ehrenersatz sein für die vielen kalten Herzen, die dem Gastmahl der göttliche Liebe gleichgültig fernblieben oder unwürdig kommunizierten.

Am 19. Juni 1675, in der Fronleichnamsoktav, erschien Jesus Margareta Maria wieder, wie so oft, als sie vor dem Tabernakel kniete. Er zeigte ihr Sein Herz und sagte: „Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, daß es nichts gespart hat, um sich zu opfern, und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, daß Herzen, die Mir besonders geweiht sind, Mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange Ich von dir, daß der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung Meines Herzens werde; daß man an dem Tage sich dem heiligen Tische nahe, und einen Ehrenersatz leiste, zur Sühnung all der Beleidigungen, welche Meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche dir, daß Mein Herz diejenigen im reichsten Maße den Einfluß seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren, und die sorgen, daß es auch von andern verehrt werde.“

Wir wollen uns besonders mit der hl. Margareta Maria Alacoque beschäftigen, denn ihr Leben war eine wunderbare Interpretation des Wunsches des göttlichen Herzens Jesu. Vor allem lehrt sie uns durch ihr Beispiel die Pflicht, das göttliche Herz Jesu zu trösten, indem wir uns diesem Herzen anbieten, um die geistige Kälte der Menschen dem göttlichen Erlöserherzen gegenüber auszugleichen. Sie führt uns in das Geheimnis des ausgleichenden Opfers ein.

Am Anfang ihres religiösen Lebens sah die Heilige ein ungeheures Kreuz. Sie konnte dessen Ende nicht sehen. Und dieses Kreuz war ganz bedeckt mit Blumen. „Nach und nach“ — wurde ihr erklärt — „werden diese Blumen wegfallen und es werden nur noch die Dornen bleiben.“ Gott, der beste Pädagoge, den man sich denken kann, führt die Menschen auf dem Weg der Gnade zur Heiligkeit. Dabei entwöhnt er sie immer mehr dem natürlichen Bedürfnis nach sinnlichem Glück und ER erfüllt sie mit dem übernatürlichen Geist des Opfers, der sich in einer besonderen Liebe zum Kreuz offenbart.

„Meine Tochter, willst du mir dein Herz geben, um darin meine leidende Liebe zur Ruhe zu bringen, die von allen verachtet wird?“ so bittet ihr göttlicher Erlöser. Die Heilige versteht sehr gut, daß die großen Gelegenheiten zum Opfer im alltäglichen Leben selten sind. Was unser Herr vor allem verlangt, das ist der großherzige Verzicht aus Liebe in all den kleinen Gelegenheiten, die uns die Vorsehung bereitet: Die vielen kleinen Widrigkeiten des Alltags, die Annahme der Umstände, die Treue gegen die Regel, die mangelnde Gesundheit, usw. „Wenn Sie wüßten“, schreibt sie an Mutter Saumaise, „wie er — unser Herr — mich drängt, ihn mit der Liebe der Gleichförmigkeit zu lieben, nicht indem ich außergewöhnliche Prüfungen erdulde, sondern indem er mich in einem fortwährenden Akte des Opfers haben will. Er liefert mir selbst die Mittel dazu durch die Beschäftigung, in die er mich stellt, in der ich mit Freude sehe, daß jede Handlung mir eine neue Qual ist durch die Abneigung, die er mir die Gnade gibt, dabei zu empfinden.“

In einem Brief an die gleiche Adresse betont sie, daß um das Kreuz zu lieben, reine Liebe nötig sei. Und sie ermahnt ihre ehemalige Oberin, dem Herzen des höchsten Königs das ganze Opfer ihres Herzens zu bringen, „damit sie sich dessen nimmer anders bediene als zu seiner Liebe; ihm alle Ehre und allen Ruhm verschaffe, soviel in ihrer Macht liegt“. Einer anderen Oberin, der Mutter Greyfie, erklärt sie, daß sie das Kreuz mit der Möglichkeit, das Reich des Herzens Jesu auszubreiten, dem Glück der Seraphim vorziehe. „Ich kenne nichts“, schreibt sie an die Schwester Le Barge, „was so sehr die Länge des Lebens versüßt, als liebend immer zu leiden. Dulden wir also liebevoll und halten wir die Augenblicke für verloren, die wir ohne Leiden zugebracht haben.“ An die gleiche Adresse schreibt sie ein andermal: „Verlieren wir keinen Augenblick für das Leiden, da man anders nicht lieben kann.“

Der moderne Mensch stößt sich sicher an dieser „negativen“ Sicht des Lebens. Aber die Heilige erklärt uns klar, was sie unter „Leiden“ versteht, und selbst wenn sie für ihre eigene Person dem höchsten Maß von Leiden auch nicht abgeneigt ist, so weiß sie doch ihre Mitschwestern in den Wegen der Besonnenheit und der Vorsicht zu erhalten, denn Gott fordert von jedem immer nur das, was er auch geben kann. „Nicht als ob man um Leiden bitten müßte“, betont sie, „denn das Vollkommenste ist, nichts zu verlangen und nichts zu verweigern, sondern sich der reinen Liebe hinzugeben, um uns nach ihrem Wunsche kreuzigen und verbrauchen zu lassen.“ Scharfsichtig bemerkt sie zudem, es sei unsere ganze Liebesmacht nicht zu groß, um die Liebe zu lieben. Wie töricht sind deswegen jene, die ihren Schatz vergeuden und ihre Liebe auf andere Gegenstände als den einzigen, der ihrer wert ist, verwenden. „Unser Herz ist so klein, daß es nicht eine zweifache Liebe enthalten kann, und da es nur für die göttliche geschaffen ist, hat es keine Ruhe, wenn man darin eine Beimischung aufkommen läßt.“ Schon vor ihrem Eintritt ins Kloster hatte Margareta Maria nur einen Wunsch, sich dem leidenden Leben unseres Herrn anzugleichen. Sie wirft sich zu Füßen ihres Kreuzes nieder und betet: „O mein lieber Heiland, wie wäre ich glücklich, wenn Du mir Dein leidendes Bild einprägtest.“

Gleich zu Beginn ihres Lebens im Kloster gibt ihr der Herr zu verstehen, daß es ihr Beruf sei, den Sündern das Heil zu verschaffen. Wie wird sie das aber in einem beschaulichen Orden, der keinerlei Tätigkeiten in der Welt ausübt, können? — Sie verwirklicht dies, indem sie Seine beleidigte Gerechtigkeit besänftigt, und das kann nur durch die Darbringung eines Sühneopfers geschehen. Ihr ganzes Leben lang wird die Heilige vor allem zwei Ziele vor Augen haben: sühnen für die Sünder und dem Geliebten ähnlich werden. Ihr göttlicher Bräutigam fragt sie: „Meine Tochter, willst Du mir dein Herz geben, um meine leidende Liebe darin ruhen zu lassen, die alle verachten.“ Und ein andermal: „Siehe, die schlechte Behandlung, die mir in dieser Seele widerfährt, die mich soeben empfangen hat. Ich will, daß du dich zu meinen Füßen niederwirfst, wenn du mich empfangen hast, um meinem Herzen Sühne zu leisten, indem du meinem Vater das blutige Kreuzopfer und dein ganzes Sein zu diesem Zwecke darbringst.“

Vor ihrer Ordensprofeß läßt sie unser Herr klar erkennen, was er von ihr erwartet: „Denke daran, daß du dich mit einem gekreuzigten Gott vermählen willst. Darum mußt du dich ihm ganz gleichförmig machen, indem du alle Freuden des Lebens verabschiedest, da es für dich nur mehr vom Kreuz durchquert sein wird.“ Während ihrer Exerzitien mehren sich die Erleuchtungen. Ihr göttlicher Bräutigam sagt ihr: „Hier ist meine Seitenwunde, in der du deine gegenwärtige und ewige Wohnung aufschlagen sollst. Sei in Zukunft taub, stumm, blind und unempfindlich für alles Irdische.“ Sie fühlt sich immer mehr zum Kreuz hingezogen und entschließt sich, nie mehr „einen Augenblick ohne Leiden zuzubringen“. Ihre Gelübdeformel unterschreibt sie mit ihrem Blut: „Margareta Maria, der Welt gestorben“, und fügt hinzu: „Alles von Gott, nichts von mir. Alles gehört Gott, nichts mir. Alles für Gott, nichts für mich.“

Kurze Zeit nachher offenbart ihr unser Herr eine doppelte Heiligkeit: Einerseits die Heiligkeit seiner Gerechtigkeit und anderseits die Heiligkeit seiner Liebe. Von nun an ist im Leben der großen Beschauerin des göttlichen Herzens gleichsam ein Rhythmus, bald wird sie von der Gerechtigkeit niedergeschmettert, bald von Liebe verzehrt. Sie ist wie vernichtet beim Anblick der unzähligen Sünden, um sodann wieder selig entzückt zu sein über die unendliche Barmherzigkeit Jesu. Eines Tages betrachtete sie (1673) Jesus am Ölberg, der zu ihr sagt: „Hier habe ich innerlich mehr gelitten als in meiner ganzen übrigen Passion, da ich mich von Himmel und Erde verlassen sah, beladen mit den Sünden aller Menschen.“ Und Er fügt hinzu: „Meine Gerechtigkeit ist verletzt und bereit, die verborgenen Sünder mit sichtlicher Züchtigung zu strafen, wenn sie nicht Buße tun.“ Was ist also tun? Wie kann man den Sündern helfen? Der Heiland schärft ihr ein, sich anzubieten, ihn, Jesus, dem Vater für die Erlösung der Welt aufzuopfern, „indem du mich fortwährend meinem Vater anbietest als das für die Sünden dargebrachte Sühnopfer, indem du mich wie einen Wall zwischen die Gerechtigkeit und die Sünder stellst, um Barmherzigkeit zu erlangen“. Und etwas später: „Der Herr ist des Wartens müde.“„Mein auserwähltes Volk verfolgt mich insgeheim.“

Jesus sagt: „Mein auserwähltes Volk.“ Mit diesen Worten bezeichnet unser Herr die ausdrücklich Gott geweihten Seelen. Ach, wie viel Versagen bei all jenen, die bestimmt waren, die Blüte des Christentums zu sein! „Er entdeckte mir sein liebendes, ganz zerrissenes, durchbohrtes Herz mit den Worten: ‚Sieh, die Wunden, die mir mein auserwähltes Volk schlägt. Die andern geben sich damit zufrieden, auf meinen Leib zu schlagen, diese greifen mein Herz an... Meine Liebe wird endlich meinem gerechten Zorn nachgeben, um zu strafen. — Es bleibt ihnen nur noch der Name von Religiösen.‘ Währenddessen“, fügt die Heilige hinzu, „hörte ich nicht auf, Gott um eine wahre Bekehrung für alle diese Seelen zu bitten, gegen die seine Gerechtigkeit erzürnt war, indem ich ihm zur Genugtuung für die empfangenen Beleidigungen die Verdienste meines Heilandes darbrachte. Ich bot mich selber seiner göttlichen Güte an, um alles zu erdulden, was er mir an Leiden schicken wollte, damit diese Seelen, die Ihn so viel gekostet haben, nicht zugrunde gingen.“

Und an einem anderen Tag: „Nach der hl. Kommunion ließ er mich eine schmerzliche Krone aus 19 sehr spitzigen Dornen sehen, die in sein Haupt drangen. Er sagte mir, er habe mich besucht, damit ich ihm diese Dornen ausziehe, die ihm durch eine untreue Braut eingedrückt worden seien.“ Die Fehler diese Ordensfrau waren Fehler des Stolzes. Unser Herr verlangt Sühne durch Übungen der Demut. „Nach 5 Tagen zeigte er mir drei Dornen, die ihn viel weniger schmerzten. Die andern blieben noch sehr lange.“ Unser Herr hat Margareta Maria ganz besonders dazu bestimmt, ihm Sühne für die Sünden der Auserwählten zu leisten. — Sie wird erfahren, diese tapfere Jungfrau, was eine Seele kostet. Unser Herr hat sie übrigens zu dieser Sühneaktion nicht gezwungen. Er beruft sich vielmehr auf ihre freie Annahme: „Meine Tochter, willst du mir wohl dein Herz schenken als Ruheort für meine leidende Liebe, die von allen verachtet wird? ... Ich habe es erwählt, daß es meinem ewigen Vater feurige Opfer bringe, um seine Gerechtigkeit zu besänftigen und ihm unendliche Ehre zu weihen, indem du mich in diesen Opfern darbringen wirst und das Opfer deines Herzens damit vereinigst, um das meine zu ehren.“

Es soll kurz darauf hingewiesen werden, wie tief diese vorgeschlagene Sühneandacht im katholischen Glauben wurzelt. Nach unserem Glauben ist die einzige Persönlichkeit der Welt, die dem Vater eine angemessene Genugtuung für alle Sünden der Menschen leisten kann, Jesus und sonst niemand. Ihn muß man dem Vater aufopfern. Und wir können es, da unsere Taufe uns mit dieser Opfermacht ausgestattet hat, die der hl. Petrus als „Königliches Priestertum“ jedes Christen bezeichnet. Wir haben als Glieder am mystischen Leib Christi kein Recht, außerhalb des Opfers zu bleiben, wir müssen vielmehr unseren Platz neben unserem Herrn auf dem Opferaltar einnehmen. Diese Notwendigkeit drängt sich jedem auf, der sein Leben in Christus Jesus recht versteht. Sehr oft legt unser Herr bei seiner Dienerin besonderes Gewicht auf diese Wahrheit: „Siehe, meine Tochter, die schlechte Behandlung, die ich in dieser Seele erfahre, die mich soeben empfangen hat. Ich will... daß du, nachdem du mich empfangen hast, mir zu Füßen fällst, um meinem Herzen Abbitte zu leisten, indem du meinem Vater das blutige Kreuzopfer und dein ganzes Sein zu diesem Zwecke darbringst, um dem meinen zu huldigen und die unwürdige Behandlung, die mir in diesem Herzen zuteil wird, zu sühnen. Nicht als ob sie in der Sünde wäre, aber der Wille zur Sünde ist nicht aus ihrem Herzen fortgezogen, was mir entsetzlicher ist als die selbst sündige Tat.“

Bald betont die Heilige die Opfergabe, die sie aus Jesus macht: „Mein Gott, ich opfere Dir Deinen vielgeliebten Sohn ...“ bald wieder die Opfergabe, die sie aus sich selbst macht: „Ich werfe mich zu seinen Füßen nieder, wie eine lebendige Hostie, die keinen andern Wunsch hat, als dargebracht und geopfert zu werden.“

Der Gründer des Ordens der Heimsuchung selbst hat ihr in einer berühmten Erscheinung das Wesen der Sühne für andere in Erinnerung gebracht. „Da die zu große Weichlichkeit, die mit dem Gefallen an den Geschöpfen sich eingeschlichen hatte, die Ursache all dieser Fehler (gegen die Demut und die Liebe) und vieler anderer ist, müssen alle diese Fehler“, so sagt er, „durch den Geist einer liebenswürdigen Strenge und fortwährender Wachsamkeit gutgemacht werden ...“ „Am Tage meines Festes werde ich alle meine wahren Töchter auswählen und der göttlichen Majestät darbringen, um Ersatz zu leisten für die unvollkommenen.“ Denn an Unvollkommenen fehlt es nie: „Ich sah ihn mit schwerer Bürde: — ‚Willst du das Gewicht meiner Gerechtigkeitsheiligkeit tragen? Ich bin im Begriffe, es auf diese Klosterfrau dem Namen nach drücken zu lassen‘ und er ließ mich sie sehen. Als ich mich vom Boden erhob, war ich mit einer Last beladen, die mich so sehr niederdrückte, daß ich mich nicht weiterschleppen konnte.“ Nach dieser Erscheinung wurde die Heilige für einige Zeit von einer schmerzlichen Krankheit befallen. Für alle Arten von Sünden, für alle Formen von Weichlichkeit fordert sie unser Herr zu ausgleichender Mitarbeit auf. Er zeigt ihr etwa den Schmerz, den Ihm unwürdige Kommunionen verursachen: „Siehe, wie die Sünder mich behandeln.“ Und dieses Wort, begleitet von dem schrecklichen Anblick, genügt, um die Heilige in unbeschreibliches Leid zu versenken. „Wieder sah ich ihn in einem Herzen, das seiner Liebe widerstand: er hielt die Hände vor seine heiligsten Ohren, hatte die Augen geschlossen und sprach: 'Ich will nicht hören, was er zu mir sagt noch auf sein Elend schauen, damit mein Herz nicht davon gerührt werde.'“

Für die Bekehrung der verhärtetsten Herzen legt ihr unser Herr eine Übung für jeden Freitag nahe: 33 Mal vor dem Kreuze anbetend niederknien. Oft klagt der gute Meister über die Kälte: und er bettelt bei ihr um ein wenig Liebe. „Du wenigstens ...“ Damit ihr Ersatz für die Sünder wenigstens in etwa den Forderungen der göttliche Gerechtigkeit entspreche, teilt ihr unser Herr einen Funken seiner eigenen Liebe mit und ladet sie inständig ein, so oft, als sie nur könne, zu kommunizieren.

Unter anderen Übungen, die der Meister von ihr verlangte, muß man besonders die hl. Stunde hervorheben. Sowohl um seinen göttlichen Zorn zu besänftigen, indem sie um Erbarmung für die Sünder flehen sollte, als auch um einigermaßen die Bitterkeit zu versüßen, „die ich darüber empfand, daß meine Apostel mich verließen“, sollte sie diese Übung abhalten. Folgenderweise spricht sie darüber in der Autobiographie. Der göttliche Erlöser erklärt ihr: „In jeder Nacht von Donnerstag auf den Freitag lasse ich dich teilnehmen an dieser Todesangst, die ich im Ölgarten empfinden wollte… Und um mich in diesem demütigen Gebete zu begleiten, das ich dann meinem Vater inmitten all der Ängsten darbrachte, wirst du zwischen 11 und 12 Uhr nachts aufstehen und mit mir eine Stunde lang, das Antlitz zur Erde gebeugt, ausgestreckt sein, sowohl um den göttlichen Zorn zu besänftigen, indem du um Barmherzigkeit für die Sünder flehst, als auch um irgendwie die Bitterkeit zu versüßen, die ich empfand, da meine Apostel mich verließen und während dieser Stunde wirst du tun, was ich dich lehren werde.“

Die Heilige gesteht, daß sie die größten Gnaden Gottes entweder nach der hl. Kommunion oder in der Nacht empfing und sie spielt auf diese Nachtwachen an, wo der Heiland am Ölberg sie teilnehmen ließ an seiner Todesangst. „Hier habe ich mehr gelitten als in meiner ganzen übrigen Passion, weil ich mich in gänzlicher Verlassenheit von Himmel und Erde sah, mit den Sünden der Menschen beladen. Ich erschien vor der Heiligkeit Gottes, die ohne Rücksicht auf meine Unschuld, mich in ihrem Zorne zermalmte und mich den Kelch trinken ließ, der die ganze Galle und Bitterkeit seiner gerechten Empörung enthielt und als ob er den Vaternamen vergessen hätte, um mich seinem gerechten Zorne zu opfern. Es gibt kein Geschöpf, das die Größe der Qual ermessen könnte, die ich damals erlitt.“ Man kann sich den Schmerz der Heiligen über dieses schreckliche Geheimnis vorstellen, wovon ihr auf mystische Weise eine gewisse Erfahrung geschenkt wurde.

Nachdem sie von Jesus in die Schrecken der Todesangst eingeführt ward, kam noch die Teilnahme an der Schmach der Kreuzigung hinzu. Die heilige Dreifaltigkeit selbst erscheint der Heiligen und schenkt ihr das Kreuz. Dann versprach ihr unser Herr „einen Hunger, der nicht gesättigt, einen Durst, der nicht gestillt, eine Hitze, die nicht abgekühlt würde,“ den dauernden Hunger nach Leiden, in Vereinigung mit dem Leidenshunger des Erlösers. Jesus zeigt ihr zwei Bilder. In dem einen den triumphierenden Christus, im andern den blutenden und schmerzvollen. Ohne zu zögern wählt sie das Bild der Kreuzigung.

Das sind keine leeren Worte, sondern Tat. Für eine Zeit ist sie Krankenschwester. Man weiß, zu welch heroischen Taten der Selbstverleugnung sie die Opferliebe antreibt. Unser Herr legt ihr nahe, sich zu bestreben, ein lebendiges Abbild seiner gekreuzigten Liebe zu werden. Wenn dieses Bild dem seinen gleich sei, werde er sie ans Kreuz heften. Sie strebt mit der ganzen Kraft ihrer Seele nach der möglichst vollkommenen Verähnlichung mit ihrem leidenden Erlöser, „und ich hatte keinen glühenderen Wunsch als den, aus mir ein wahres und vollkommenes Abbild meines gekreuzigten Jesus zu machen.“ Und immer wieder deckt ihr der Herr die Schwäche und die Schandtaten der Menschheit auf, für die Sühne geleistet werden muß. Am 20. November 1677 verlangt er von ihr, sich zu opfern für die Feigheit der Gesamtheit und — ohne nähere Bezeichnung — „für eine religiöse Gemeinde, in welcher der Eifer im Sinken war“. „Ich will, daß du durch die Verdienste meines heiligsten Herzens für ihre Undankbarkeit (der Menschen im allgemeinen) Ersatz leistest. Dies mein Herz will ich dir geben. Aber zuerst mußt du ein Schlachtopfer werden, damit du durch seine Vermittlung die Strafen abwendest, die seine im Zorn gewaffnete göttliche Gerechtigkeit über eine religiöse Gemeinde verhängen will, um sie zu rügen und zu strafen.“ Von Furcht ergriffen beim Anblick der Gerechtigkeit Gottes und des Ersatzes, den sie fordert, schreckt Margareta Maria zurück, was seit ihrer Berufung zur Sühneleistung selten geschah. Sie will sich zurückziehen: „Ich hatte nicht den Mut“, gestand sie demütig, „mich zu opfern“. Aber es war nur für einen kurzen Augenblick. Unser Herr beschwichtigte alsbald ihre Furcht, indem er ihr Seine Hilfe versprach. Sie braucht nur einzuwilligen, ihm zu helfen, so verspricht er ihr Seinen Beistand.

Die Zeit der Exerzitien war gekommen. Wir sind im Jahre 1678 und der Herr bezeichnet ihr klar: „Ich will dein Herz als meinen Zufluchtsort betrachten, wohin ich mich zurückziehe, um mein Vergnügen darin zu finden, wenn die Sünder mich verfolgen und mich aus dem ihren verweisen. Wenn ich dich erkennen lasse, daß mein göttlicher Zorn gegen sie aufgebracht ist, so empfängst du mich in der hl. Kommunion. Wenn du mich auf den Thron deines Herzens gesetzt hast, wirst du mich anbeten, indem du dich zu meinen Füßen niederwirfst. Du wirst mich meinem ewigen Vater aufopfern, wie ich es dich lehren werde, um seinen gerechten Zorn zu besänftigen und seine Barmherzigkeit geneigt zu machen, daß sie ihnen verzeihe. Du wirst meinem Willen keinen Widerstand entgegensetzen, wenn ich dich ihn erkennen lasse ... Du bist das Opfer meines Herzens, das bereit sein muß, für die Liebe geschlachtet zu werden.“ Von diesem Tage an entschließt sie sich zu voller Hingabe ihrer selbst an das heiligste Herz Jesu. Sie unterschreibt diese Hingabe mit ihrem Blut, nachdem sie sich mit einem Messer den Namen Jesu auf die Brust geschrieben hatte.

Ein heftiger Wunsch verzehrt sie, sich mit dem Durst unseres Herrn zu vereinen und während 50 Tagen trinkt sie nichts. Sie hat nur mehr einen „zweifachen Hunger“: zu kommunizieren und zu leiden, und während der Exerzitien 1679 belebt sie mit einer Kerze aufs neue den in ihrem Fleische eingetragenen Namen Jesu. Oft, besonders zu den Zeiten, da die Sünde mehr wütet, erinnert sie Jesus an ihre Opferrolle. Nach einer Kommunion sagte er: „Ich komme, damit du die Beleidigungen gutmachst, die ich von diesen lauen und feigen Herzen empfing, die mich im heiligsten Sakramente entehren. Diese Seele, die ich dir gegeben, wirst du Gott, meinem Vater, anbieten, um die Strafen abzuwenden, die diese untreuen Seelen verdient haben. Durch meinen Geist wirst du ihn ohne Unterlaß in der Wahrheit anbeten für all diese Geister, die ihn nur mit Verstellung und falschem Scheine anbeten und all das für mein auserwähltes Volk. Zu diesem Zwecke habe ich dir ein so großes Geschenk gemacht.“

Es ist Fasching 1682. Nach der hl. Kommunion zeigt sich Jesus als Ecce Homo, mit dem Kreuz beladen, ganz bedeckt mit Wunden und Verletzungen. Sein anbetungswürdiges Blut fließt von allen Seiten. „Ist niemand, der Mitleid mit mir hätte, mit mir fühlte und teilnähme an meinem Schmerz in dem bemitleidenswerten Zustand, in den die Sünder mich besonders jetzt versetzen?“ Sie bietet sich unverzüglich an. „Alsbald ward ich mit einem schweren, von Nägelspitzen ganz stacheligen Kreuz beladen. Ich begann, die Bosheit der Sünde besser zu verstehen. Er ließ mich erkennen, ich müsse mich mit ihm daran heften ... indem ich an den Schmerzen, der Verachtung, der Schande und anderen Schmähungen teilnehmen sollte, was er durch eine heftige Krankheit bewerkstelligte.“ — Und dann findet sich da der erstaunliche und uns in unserem Kleinglauben womöglich erschreckende Satz, denn welche Möglichkeiten zeigt er auf: „Eine gerechte Seele kann für tausend verbrecherische Verzeihung erlangen.“

Unser Herr hat sie teilnehmen lassen an Seiner Todesangst und Kreuzigung. Nun kommt noch die Teilnahme an der Dornenkrönung hinzu: Kopfschmerzen plagen sie unaufhörlich, durch einen dreifachen Unfall hat sie viel zu leiden, nichts geht ihr ab. Das Geheimnis, das sie am liebsten hat, schrieb sie an Schwester Le Barge, ist das Schweigen unseres Herrn: „Indem ich schweige wie er, in allen Gelegenheiten der Demütigung und des Duldens.“ Sie wird durch die Gnade Gottes unersättlich im Leid. Nicht diesen oder jenen Teil des Körpers überläßt sie den Schlägen der Gerechtigkeit, sondern ihr ganzes Wesen, daß es zum Schlachtopfer werde. Während der Exerzitien von 1684 schreibt sie: „Unser Herr ließ mich verstehen, da er mich dazu bestimmt habe, ihm in seinem Wesen als Hostie und als Schlachtopfer im heiligsten Altarssakrament ununterbrochen zu huldigen, sollte ich ihm fortwährend mein Sein durch Liebe, Anbetung, Vernichtung, Gleichförmigkeit mit seinem Leben des Todes in der heiligen Eucharistie opfern, indem ich mein Gelübde nach diesem geheiligten Vorbilde übe.“

Welch unauslotbar tiefen Sinn hat dieses Wort „Hostie“ in diesem Zusammenhang, dieses Wort, das heute so profaniert wird. Margareta Maria legt das uns erschreckende Geständnis ab: „Der Wunsch nach Leiden vergrößerte sich in mir so sehr, daß ich gern alle Marterwerkzeuge zu meiner Peinigung verwendet gesehen hätte.“ Dem früheren Superior der Jesuiten von Paray, dem Pater Rolin, erklärt sie, daß sie so durchdrungen war von den Schmerzen des Herzens Jesu, „daß ich nichts anderes tun konnte, als mich wie ein Schlachtopfer seiner Gerechtigkeit hinzugeben.“ Hatte ihr heiliger Gründer ihr an seinem Fest, dem 29. Januar 1687, nicht erklärt, „daß eine wahre Tochter der Heimsuchung eine lebendige Hostie sein müsse“? Sie ist in der vollen Kraft des Wortes „Tochter der Heimsuchung“ geworden.

12 Verheißungen unseres Herrn Jesus Christus an die hl. Margareta Alacoque für die Verehrer seines Göttlichen Herzens:

    1. Alle werden mittels dieser liebenswürdigen Andacht alle für ihren Stand notwendige Hilfe finden.
    2. Er wird ihren Familien den Frieden schenken. Er wird die getrennten Familien wieder vereinigen.
    3. In ihrer Not wird er sie trösten.
    4. Sie werden in diesem Herzen ihre Zuflucht im Leben, besonders aber in der Stunde des Todes finden. Wie süß ist das Sterben, nachdem man eine beständige Andacht zum Herzen dessen unterhalten hat, der uns richten wird. Die, welche dieses heilige Herz verehren, werden nie verloren gehen.
    5. Über alle ihre Unternehmungen wird er Segnungen ausgießen. Er wird sie in allen ihren Arbeiten unterstützen.
    6. Ich hoffe, daß dieses göttliche Herz eine überfließende und unerschöpfliche Quelle von Barmherzigkeit und Gnaden werde..., um den gerechten Zorn Gottes für so viele Verbrechen zu besänftigen..., Gott wird im Hinblick auf die Liebe, die er zu diesem heiligen Herzen trägt, den Sündern verzeihen. Das heilige Herz ist wie eine Feste und ein sicherer Zufluchtsort für alle armen Sünder, die sich dorthin flüchten wollen, um der göttlichen Gerechtigkeit zu entgehen. Das heilige Herz ist allmächtig, um Barmherzigkeit zu erlangen.
    7. Er hat mir versprochen..., die süße Salbung seiner brennenden Liebe über alle Gemeinden auszugießen, welche ihn verehren und sich unter seinen besonderen Schutz stellen werden: er wird die Züchtigungen seiner göttlichen Gerechtigkeit entfernen, um sie wieder eifrig zu machen, wenn sie lau geworden sein sollten.
    8. Ich kenne keine andere Übung der Frömmigkeit, die imstande wäre, in kurzer Zeit eine Seele zur höchsten Vollkommenheit emporzuführen.
    9. Mein göttlicher Erlöser gab mir zu verstehen, daß alle, welche am Heile der Seelen arbeiten, die Gabe haben werden, auch die verhärtetsten Herzen zu rühren; sie werden, falls sie nur selber eine zarte Andacht zu seinem heiligen Herzen pflegen, mit wunderbarem Erfolg arbeiten. Es genügt, das göttliche Herz bekannt zu machen und dann ihm die Sorge zu überlassen, die Herzen, die er sich vorbehalten hat, mit der Salbung seiner Gnade zu durchdringen: glücklich, wer zu dieser Zahl gehört!
    10. Da er die Quelle allen Segens ist, so wird er diesen reichlich über alle Orte ausgießen, an denen das Bild dieses liebenswürdigen Herzens zur Liebe und Verehrung aufgestellt ist.
    11. Er ließ mich viele Namen schauen, die darin (im heiligen Herzen) eingeschrieben waren wegen ihres Verlangens, seine Ehre zu fördern, darum wird er es nie gestatten, daß sie daraus getilgt werden. Er entdeckte mir Schätze von Liebe und Gnaden für die Personen, welche sich ihm weihen und hinopfern, damit sie ihm alle Ehre, Liebe und Verherrlichung verschaffen, die nur in ihrer Macht steht.
    12. Unser Herr spricht: „Im Übermaß meiner Barmherzigkeit verspreche ich dir, daß meine allmächtige Liebe all denen, welche neun Monate nacheinander am ersten Freitag kommunizieren, die Gnade der endlichen Bußfertigkeit gewähren wird; sie werden nicht in meiner Ungnade, noch ohne Sakramentenempfang sterben und mein Herz wird für sie eine sichere Zuflucht in dieser Stunde sein.“