Christi Himmelfahrt

Im Evangelium zum Fest der Himmelfahrt Christi hören wir die ernsten Worte: „Und Er sprach zu ihnen: Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk 16,15f). Glaube und Taufe sind die unverzichtbare Bedingung für das ewige Heil, ohne Glauben bleibt nur die Verdammnis. Der Glaube seinerseits wird abhängig gemacht von der Predigt durch die Apostel und ihre Nachfolger und Gesandten. Der heilige Paulus faßt es so zusammen: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden. Wie werden sie nun den anrufen, an welchen sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von welchem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger? Wie aber werden sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind?“ (Rö 10,13-15). Das kirchliche Lehramt ist somit unerläßlich für unseren Glauben und unser ewiges Heil.

Jene, die auf die Predigt der Apostel hörten, zum Glauben kamen und sich taufen ließen, nannte man Christen. Sie alle bildeten gemeinsam die Kirche, bestehend aus der lehrenden und der hörenden Kirche. Doch noch zu den Zeiten der Apostel schlichen sich Irrlehrer ein, welche den Glauben verfälschten und Anhänger um sich scharten. Es entstanden Sekten, die sich gleichwohl „christlich“ nannten. So wurde die Bezeichnung „Christen“ allmählich zu einer Art Gattungsname, der verschiedene „Arten“ von Christen umfaßte. Um die eigentlichen Christen unterscheiden und hervorheben zu können, nannte man sie nunmehr „katholisch“, was soviel wie „universal“ bedeutet und eigentlich eine Tautologie ist; denn das Christentum, die Kirche ist per se universal, weil für alle Menschen aller Zeiten von Christus selbst als Heilsanstalt errichtet.

Mit der „Reformation“ erhob sich in der Neuzeit weitere Verwirrung, als sich nämlich neue „Kirchen“ etablierten, und somit auch „Kirche“ zum Gattungsnamen wurde. Wieder erwies es sich als notwendig, die wahre Kirche durch den Zusatz „katholisch“ zu kennzeichnen. Man gewöhnte sich allmählich an diesen Sprachgebrauch und sah die einzige und wahre Kirche nur noch als eine unter vielen, die einzig wahren Christen, welche den wahren Glauben haben, nur noch als eine Spielart unter mehreren möglichen Weisen des Christentums. Gleichzeitig beklagte man die „Spaltung der Christenheit“. Der modernistische Ökumenismus basiert ganz auf diesem falschen Christen- und Kirchenbegriff.

Im 19. Jahrhundert drang der Liberalismus zunehmend in die Kirche ein. Es entstand das merkwürdige Phänomen der „liberalen Katholiken“ - eigentlich ein Widerspruch in sich. Die wahren Katholiken und Christen nannte man nun „Ultramontane“, weil sie sich jenseits (ultra) der Berge (montane), am Papst in Rom nämlich, orientierten. Sie wußten eben immer noch, daß man ohne oder gegen das kirchliche Lehramt nicht Christ sein kann. So wurde auch der Begriff des Katholischen mehr und mehr in Vielgestaltigkeit aufgelöst, es gab nun solche und solche Katholiken.

Nachdem es den Feinden im 20. Jahrhundert gelungen war, die Kirche zu infiltrieren und eine liberale Menschenmachwerkskirche zu installieren, welche sie als die katholische Kirche ausgaben, wurde die Sache noch verwirrender. Die wahren Katholiken galten nun plötzlich gar nicht mehr als wirklich katholisch. Man grenzte sie als „Fundamentalisten“, „Erzkonservative“, „Ewiggestrige“ „Traditionalisten“ oder gar „Rechtsextreme“ aus. Immerhin waren sie auf diese Weise noch als nicht zur liberalen Menschenmachwerkskirche gehörig erkennbar.

Je mehr jedoch auch diese Kreise vom Liberalismus unterwandert wurden und mit Macht die Anerkennung durch die Menschenmachwerkskirche anstrebten, verlagerte sich der Begriff erneut. Heute nennt man die wahren Christen und Katholiken für gewöhnlich „Sedisvakantisten“, weil sie angeblich den Heiligen Stuhl (sedes) für unbesetzt (vakant) halten. In Wahrheit halten sie einfach an dem Prinzip fest, daß unser Glaube vom Hören kommt („fides ex auditu“), und zwar vom Hören auf das lebendige Lehramt vor allem des römischen Papstes, mit welchem die Unfehlbarkeit der Kirche steht und fällt. Sie beherzigen das, was in dem Kirchenlied „Fest soll mein Taufbund immer stehen“ so schön und kräftig ausgedrückt wird: „Ich will die Kirche hören ... und folgsam (sein) ihren Lehren“. Vom Hören auf die Kirche hängt unser Glaube ab, und von unserem Glauben die ewige Glückseligkeit. Nicht anders hat es der Heiland uns gesagt.

Sollen wir nun auf einmal auf ein „Lehramt“ hören, das uns Häresien verkündet, das unseren Glauben und die Kirche zerstört? Das sei ferne! Oder sollen wir glauben, daß es zwar das kirchliche Lehramt ist, das uns solche Häresien verkündet, wir ihm jedoch gleichwohl nicht zu folgen brauchen? Wie weh tut solche Rede katholischen Ohren! Wir sollen glauben, daß das kirchliche Lehramt Häresien verkünden kann? Und wir sollen als Katholiken uns weigern, dem kirchlichen Lehramt zu folgen? Wie kann man solches von uns verlangen? Weil wir also diesem „Lehramt“ nicht folgen, da es unmöglich das Lehramt unserer heiligen und makellosen Mutter, der Kirche, sein kann, nennt man uns „Sedisvakantisten“, was soviel bedeutet wie Sektierer und Schismatiker. In Wahrheit sind wir nichts als Katholiken und Christen ganz in dem Sinn, wie diese immer waren, nur daß wir heute – Gott sei es geklagt! – mit einem vorübergehenden Ausfall des lebendigen Lehramts zurechtkommen müssen.

Dem Teufel ist es durch seine Machenschaften gelungen, eine Pluralität vorzutäuschen, einen Marktplatz der Möglichkeiten, um das Heil zu finden. Viele Religionen stehen dafür zur Auswahl, auch viele christliche Denominationen, und nun auch viele Arten des Katholischen und sogar des „traditionell“ Katholischen. So verwischt er die Spur des einzigen Wegs, der zum Himmel führt, und der doch gerade wegen seiner Ausgrenzung wieder einzigartig bleibt, wenngleich verfemt und verlassen. Aber hat nicht Unser Heiland von einem schmalen und steilen Weg und einer engen Pforte gesprochen, die zum Himmel führt? Und nach wie vor ist es ein und derselbe Weg: Wer auf die Predigt der Apostel und ihrer Nachfolger, des Lehramts und seiner Gesandten hin „glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“.