Ist der Gott des Urknalls der Gott der Katholiken?

Es gab eine Zeit, da war man als Katholik jeweils froh, wenn einem ein Wissenschaftler wieder einmal versicherte, es gebe in ihrem (an sich atheistischen) Wissenschaftssystem immer noch Platz für einen Schöpfergott. Der Platz wurde zwar je nach neuestem Forschungsstand dann manchmal doch recht eng, aber ganz und gar auszuschließen war die Theorie eines schaffenden Gottes dann auch wieder nicht. Und – Gott sei Dank, so ist man in diesem Sinne schon fast versucht zu sagen – hat sich die Theorie von Stephen Hawkings vom ewigen Universum dann doch nicht durchsetzen können.

Kürzlich meldete sich wieder einmal ein Astrophysiker, Prof. Börner aus dem Max Planck Institut für Astrophysik Garching bei München, mit der beruhigenden Feststellung zu Wort, Wissenschaft und Religion seien keine Gegensätze. Einer der Aspekte des Seins, so meint Prof. Börner, die nicht innerhalb der Naturwissenschaften beantwortet werden könnten, sei die Frage: „Was war vor dem Urknall?“ Es sei doch „sehr bemerkenswert, daß die moderne Urknalltheorie sehr gut zu der biblischen Aussage paßt, Gott habe die Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Nichts geschaffen“.

Also – Gott sei Dank, soll man wohl jetzt sagen – wir Katholiken können wieder einmal beruhigt sein, es ist noch Platz für unseren Gott in der modernen Naturwissenschaft – Platz hinter dem Urknall nämlich. Aber, so müßte man sich als Katholik eigentlich besorgt fragen, ist das der rechte Platz für unseren Gott? Und es ist sicher nicht müßig, dieser Frage ein wenig nachzugehen…

Wenn man die moderne Naturwissenschaft verstehen will, ist es zunächst sehr hilfreich, einen kleinen geistesgeschichtlichen Rückblick zu halten, denn immerhin ist die Urknalltheorie ihrer Entstehung nach gar nicht so neuen Datums, wie viele meinen, sie hat inzwischen einige hundert Jahre auf dem Buckel – ganz abgesehen von Denkentwürfen griechischer Philosophen, denen eine derartige Theorie ebenfalls nicht fremd war. Der eine oder andere von Ihnen, verehrte Leser, kann sich womöglich noch aus dem Physikunterricht an den Kant-Laplace´schen Urnebel erinnern. Dieser Urnebel war nichts anderes als der damals noch rein theoretisch geforderte Urknall, der anfangs nur noch nicht so laut knallte, sondern viel friedfertiger daherkam. Bei unserem Kant-Laplace´schen Urnebel haben wir jedoch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber dem späteren Urknall: Herr Kant war kein Physiker von Beruf, sondern ein Philosoph. Und als solcher hat er seine Theorie auch gleich gründlich durchgedacht. Das haben die Philosophen nun mal so an sich, sie denken viel nach.

Wie kam Immanuel Kant eigentlich zu seiner Idee vom Urnebel? Wie schon angedeutet nicht durch physikalische Experimente, sondern durch Nachdenken, bzw. durch Weiterdenken der damals wirklich noch modernen Ansichten von unserer Welt.

Man muß nun wissen, Kant lebte immerhin schon zu einer Zeit, in der die Welt wieder in zwei Teile zerbrochen war: Auf der eine Seite die materielle Welt, auf der anderen Seite die Welt des Geistes, die Welt der Ideen. Von der materiellen Welt nehme der Mensch nichts als Erscheinungen wahr und deshalb habe er von ihr bloß eine Vorstellung, so meint Kant, von der geistigen Welt dagegen haben wir eine Anschauung. Dabei sieht Kant zwischen diesen beiden Welten keine Möglichkeit einer wirklichen Verbindung, vielmehr laufen beide Welten unvermittelt parallel nebeneinander her, in grauer Vorzeit womöglich prästabilisiert und synchronisiert durch einen deistischen Gott. Die Materie hatte also nichts mehr mit dem Geist zu tun und der Geist hatte nichts mehr mit der Materie zu tun. Die Materie hatte ihre eigene Gesetzlichkeit, der Geist ebenfalls, wobei beide, wie gesagt, durch eine unüberbrückbare Kluft getrennt sind.

Was ergibt sich daraus als Folge für unsere Erkenntnis der Wirklichkeit? In der materiellen Welt ist alles ausschließlich Ursache und Wirkung, eine endlose Kausalkette von Einzelereignissen, die zu immer neuen – ja, zu was führen eigentlich diese unzähligen Kausalereignisse? Selbstverständlich zu einer Evolution, d.h. einer Entwicklung vom Einfachen zum Komplizierteren, zu einer ständigen Erhöhung der Komplexität! Am Anfang war also alles ganz, ganz einfach, so einfach wie ein Urnebel, so hat Kant damals schon geschlossen. Aus diesem Urnebel hat sich schließlich gemäß dem Ursache-Wirkungs-Gesetz die heutige Welt über viele, viele, viele Jahre hinweg immer fortentwickelt.

Schon seit der Renaissance hatte man sich daran gewöhnt, die ganze Natur mehr und mehr in mathematischen Formeln zu sehen, und man war hoch erfreut, nunmehr die Wirklichkeit mathematisch genau beschreiben bzw. berechnen zu können. Die berühmteste Formulierung dieser Überzeugung hat sicher Galilei gegeben, der sagt, das Buch der Natur sei in der Sprache der Mathematik geschrieben. Dabei hat die praktische Effizienz dieser neuen Mathematik für Jahrhunderte ihre Begründungsdefizite und ihre unausgesprochenen, aber höchst spekulativen Basisannahmen völlig überdeckt. Wenn nämlich alle Wirklichkeit nur durch diese neue Mathematik zugänglich wird, dann ist damit die Überzeugung vorausgesetzt:
1. daß in der Berechnung rein quantitativer Verhältnisse die Realität tatsächlich erfaßt werden kann, und
2. daß die Welt mathematisch berechenbar ist, d.h., daß sie immanent mathematisch strukturiert und von dieser Struktur vollständig und durchgängig geprägt ist.

Erst im 19. Jh. hat man diese Begründungsdefizite bemerkt und etwa mit der sog. Mengenlehre versucht, Abhilfe zu schaffen. Zur Zeit Kants war man noch ganz von der neuen Einsicht fasziniert, daß die ganze Natur präzise wie ein Urwerk abläuft und deswegen alles genau berechnet und damit natürlich auch (wenigstens theoretisch) mathematisch genau zurückverfolgt oder vorausberechnet werden kann. Denn wenn man nur alle möglichen Ursachen ganz genau einberechnet, dann gibt es keinerlei Zufälligkeiten mehr.

Es müßte nun eigentlich für einen nachdenkenden Menschen ganz klar sein, daß es in diesem System nicht nur keine Zufälligkeiten mehr gibt, sondern auch keinen Raum mehr für einen schaffenden Gott. Denn Gott hat in diesem weltimmanenten Entwicklungsprozeß praktisch gar nichts mehr zu tun. Schließlich erklärt sich alles, was geschieht, allein aus den Naturgesetzen. Kant hatte das durchaus so gesehen, und er lehnt daher auch ein Eingreifen Gottes in diesen Prozeß vollkommen ab. Ja, für ihn wäre das Annehmen eines solchen Eingreifen Gottes in die Weltentwicklung ein bloßer Aberglaube. Und vom modernen Wissenschaftssystem aus gesehen hatte Kant auch durchaus recht, in dem modernen agnostizistischen Welterklärungssystem braucht es keinen Gott mehr. Wenn man überhaupt noch von einem Gott spricht, dann immer nur von einem deistischen Gott, also einem Gott, der die Welt, d.h. den Urknall zwar geschaffen, dann aber alles vollkommen sich selbst überlassen hat. Aber auch diese Annahme eines schaffenden Gottes hinter dem Urknall wäre für Kant immer nur eine reine Vermutung. Denn für ihn ist ein Sprung über die Grenze der Erfahrung zu einer transzendenten Wirklichkeit Gottes im Sinne eines „Dinges an sich“ ganz unmöglich. Schon in der Vorrede zur 2. Auflage seiner „Kritik der reinen Vernunft“ (KrV, B XX) stellte Kant ganz klar als Grenze der Vernunfterkenntnis a priori fest, „daß sie nämlich nur auf Erscheinungen gehe, die Sache an sich selbst dagegen zwar als für sich wirklich, aber von uns unerkannt liegen lasse“; umso weniger ist sie fähig, überhaupt etwas über „Dinge an sich“ ausmachen zu können, deren Realität sich - wie die Gottes - nicht einmal in ihrer Erscheinung anzeigt.

Aber selbst wenn ein solcher Sprung über unsere Erfahrung möglich wäre, brächte er dennoch nicht das gewünschte Ergebnis: „Erlaubte man aber auch den Sprung über die Grenze der Erfahrung hinaus vermittelst des dynamischen Gesetzes der Beziehung der Wirkungen auf ihre Ursachen: welchen Begriff kann uns dieses Verfahren verschaffen? Bei weitem keinen Begriff von einem höchsten Wesen, weil uns Erfahrung niemals die größte aller möglichen Wirkungen (als welche das Zeugniß von ihrer Ursache ablegen soll) darreicht.“ (KrV, B 665f)

Nach Kant geht man in der Ursachenkette immer nur zurück zu einer weiteren weltimmanenten Ursache, aber man übersteigt niemals diese Ebene, um zu einem höchsten Wesen gelangen zu können. Daher ist Gott für Kant nicht mehr mit unserer theoretischen Vernunft erkennbar, sondern ausschließlich ein Postulat der praktischen Vernunft.

Wie ist es nun mit dem Gott des Urknalls? Ist dieser Gott, wenn man genauer hinsieht, nicht auch nur ein reines Postulat der praktischen Vernunft? Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Ist Gott hier nicht zu einem bloßen Lückenbüßer für (noch) mangelnde naturwissenschaftliche Erklärungen geworden? Gott darf noch den Urknall schaffen, weil und solange man dafür noch keine andere befriedigende Erklärung hat. Mehr als den Urknall schaffen darf und kann er aber in diesem System auch nicht mehr. Bei der eigentlichen Entstehung der einzelnen Dinge dieser Welt, d.h. der konkreten Welt, wie sie wirklich ist, ist Gott nur noch ein unbeteiligter Zuschauer. Das ist das eine, was zu bedenken ist.

Dazu kommt aber noch ein Zweites, das kaum noch ernsthaft in Erwägung gezogen wird: Der wahre Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, ist gar kein deistischer Gott, der nur den Urnebel ins Dasein setzt, um sich sodann untätig in seinen Himmel zurückzuziehen. Das ist nicht das katholische Dogma der Schöpfung! Nach katholischer Lehre hat Gott alle Dinge, die ganze Welt, quoad substantiam, also ihrer ganzen Substanz nach geschaffen. Und das ist viel mehr, als nur einen Urnebel bzw. Urknall zu schaffen, aus dem sich dann alles wie von selbst weiterentwickelt! Es ist schon sehr erstaunlich, daß so viele katholische Gelehrte (auch unter den sogenannten Traditionalisten!) dies nicht mehr sahen, bzw. sehen wollen. Ist der metaphysische Blick auf die Wirklichkeit inzwischen solchermaßen getrübt, daß der fundamentale Unterschied zwischen der Schöpfung aus dem Nichts und dem Werden der Dinge aus innerweltlichen Ursachen nicht mehr gesehen wird? Wie ist diese Blindheit zu erklären?

Man versucht letztlich krampfhaft (um nicht unmodern zu erscheinen) sich ins moderne Wissenschaftssystem einzuklinken, ohne noch die grundlegenden Unterschiede bedenken zu wollen und auch zu können. Man versucht etwa, Gott mit aller Gewalt in ein Evolutionsgeschehen einzuspannen, in dem er, systemimmanent gesehen, überhaupt keinen Platz mehr hat. Dieser Gott kann dann natürlich auch nicht mehr sein als ein reines Postulat des religiösen Gemütes – der Gott der Modernisten also – ein Postulat, das wissenschaftlich nicht mehr ernstgenommen werden muß und deswegen natürlich auch nicht mehr ernst genommen wird!

Aus demselben Grund versucht man zudem, als Schöpfung auszugeben, was mit dem katholischen Dogma der Schöpfung überhaupt nichts mehr zu tun hat. Denn die Uminterpretierung des Zufalls, des Scheiterns, ja der Vernichtung des einzelnen in ein für die Entwicklung des Ganzen notwendiges Geschehen haben die nachdarwinischen Evolutionstheorien nicht mit einer katholischen Philosophie gemeinsam, sondern vielmehr mit stoischen Selbsterhaltungstheorien. Anders als die meist für ‚christlich’ ausgegebene, in Wahrheit aber stoisch-neostoische Überzeugung, die ganze uns über die Sinne zugängliche Welt sei von einem fürsorglichen Gott in strenger Gesetzmäßigkeit geordnet, geht die Evolutionstheorie zunächst davon aus, daß nicht eine festgelegte Ordnung, sondern der Zufall und seine bloße Begrenzung durch die ‚Notwendigkeit’ der ‚Umwelt’ das Prinzip der Evolution seien. Wie schon Darwin selbst versäumen es auch gegenwärtige Evolutionsbiologen selten, darauf hinzuweisen, daß sie in ihrer Jugend Anhänger des alten theologisch begründeten Ordnungsgedankens gewesen seien. So steht also scheinbar der alte metaphysische Glaube an den alles durchwaltenden Schöpfergott in Antithese zu einer aufgeklärten wissenschaftlichen Welterklärung. Dabei sind die beiden gegnerischen Positionen, wenn man sie genauer betrachtet, nur in unwesentlichen Lehrstücken verschieden. Für die Stoiker ist ohne Zweifel die Welt von einer strengen Notwendigkeit zum Besten der einzelnen Lebewesen bestimmt. Es ist aber ebenso klar, daß die Stoiker den Zufall, das Negative, Zerstörerische in der Welt nicht einfach leugneten, sie gestehen seine Existenz vielmehr ausdrücklich zu. Nur behaupten sie, diese Zufälle stünden in Wahrheit im Dienst der Selbsterhaltung des Ganzen und hätten daher den Charakter des Zufalls und des Negativen nur für den Betrachter im jeweiligen Augenblick.

Im Unterschied dazu interpretieren die Evolutionstheoretiker den Zufall nicht um, sondern bestehen darauf, daß ein Zufall nichts als Zufall sei. Nichts desto weniger wird sodann für sie der Zufall zum Werkzeug der „Allmacht der Auslese“ (August Weismann), d.h. der Zufall mutiert unversehen zum eigentlichen Motor der Evolution. Denn die „Allmacht der Auslese“ hat den jetzigen Weltzustand insgesamt so organisiert, daß alles Zufällige, das in der Geschichte der Evolution der ‚Notwendigkeit’ standgehalten hat, zum Nutzen der erhalten gebliebenen ‚Biosysteme’ ist. In der Überzeugung, der Zufall könne zugleich Zufall und ein immanenter Steuerungsmechanismus sein, konvergieren also das stoische und das Evolutionssystem. Sofern der Zufall das Prinzip der (wissenschaftlichen) Naturgeschichte, d.h. der Evolution ist, diese aber (der darwinschen Theorie nach) dennoch berechenbaren Prinzipien folge, ist der Zufall selbst zugleich das an und für sich Notwendige. Unter diesem Aspekt kann man sogar sagen, daß die modernen Evolutionsbiologen weniger Problembewußtsein zeigen als die antike Stoa, wenn sie gar nicht mehr versuchen, den Zufall in ein als Ganzes notwendiges System einzupassen, sondern ihn unreflektiert selbst zum eigentlich Notwendigen erklären.

Es wäre doch nun eigentlich zu erwarten, daß man als katholischer Philosoph oder Theologe fähig ist, derartige Widersprüche zu durchschauen und einzusehen, daß auf diese Weise Gott nicht die Welt geschaffen haben kann. Aber leider war und ist das schon lange nicht mehr der Fall.

Man kann daher wirklich sagen, die Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie ist von katholischer Seite aus gesehen eine Tragik ganz eigener Art. Inzwischen ist es schon beinahe soweit gekommen, daß es nur noch von evangelikaler Seite ein wirklich engagiertes Eintreten für eine biblische Schöpfungslehre gibt. Die allermeisten Katholiken haben vor der Evolutionslehre schon grundsätzlich kapituliert und jegliches kritische Denken gegenüber dieser Theorie verloren. Sie sind mit dem Gott hinter dem Urknall vollauf zufrieden, was übrigens ein sicheres Zeichen dafür ist, daß der antimodernistische Geist am Aussterben ist, denn der Modernismus ist letztlich als der Versuch einer angleichenden Antwort auf die Evolutionstheorie über die Exegese des Schöpfungsberichtes in die katholische Theologie eingedrungen. Darum ist das Urteil über die Evolutionstheorie zugleich auch immer ein Modernismustest.

Warum wurde aber von den Katholiken die geistige Sprengkraft dieser Theorie nicht mehr richtig eingeschätzt? Wenden wir uns zur Beantwortung dieser Frage nochmals der Vergangenheit zu.

Zur Zeit Galileis haben allen voran die Jesuiten noch erkannt, daß Galilei nicht einfach das Bezugssystem der Himmelskörper geändert hat, dafür waren die jesuitischen Gelehrten nämlich durchaus offen, sondern daß er mit diesem das philosophische System wechselte. Galilei vertauschte die Wesensphilosophie mit dem Atomismus. Daher ist Galilei auch ursprünglich wegen Atomismus und nicht wegen seines heliozentrischen Weltbildes angeklagt worden, wie Pietro Dedondi in seinem Buch „Galilei der Ketzer“ ausführlich dokumentiert.

Heute ist dieser Atomismus die selbstverständliche Grundlage der modernen Naturwissenschaft und natürlich auch der Evolutionstheorie geworden, aber von fast keinem katholischen Gelehrten wird dies noch für problematisch angesehen. Daher ist wohl die mangelnde philosophische Einsicht in die Grundlagen der Evolutionstheorie letztlich der Grund für die vielfältigen Versuche katholischer Gelehrter, sich auf die heilige Kuh der Evolution zu schwingen, um darauf mitzureiten zu dürfen. All diese Gelehrten waren und sind der Überzeugung, daß man die Evolutionstheorie taufen kann, d.h. daß man dieses Welterklärungssystem als katholische Schöpfungslehre interpretieren kann.

Nach so vielen Jahren der geistigen Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie und den immensen geistigen Verheerungen, die von dieser Irrlehre angerichtet worden sind, ist das mehr als erstaunlich, und man kann wirklich nur noch resigniert fragen:

Hat man auf katholischer Seite wirklich nicht mehr erkannt, daß es in der Evolution
1. keine göttliche, persönliche Vorsehung geben kann, keine göttliche Fürsorge für jeden einzelnen Menschen, sondern nur das Gesetz: „fressen und gefressen werden“?
Hat man nicht mehr gesehen, daß es
2. in diesem System keinen Platz für das Paradies gibt, denn wenn Gott die Welt als Paradies geschaffen hat, dann steht das Vollkommene am Anfang und nicht das Primitive, und Adam war der vollkommenste Mensch und nicht ein primitiver Abkömmling von irgendwelchen Affen?
Hat man nicht mehr gesehen, daß es
3. in der Evolution zudem keine Erbsünde geben kann und infolgedessen die Erzählung vom Sündenfall zu einem bloßen Märchen wird, zu einem Versuch, das Böse in der Welt einfach bildhaft zu erklären?
Hat man nicht mehr gesehen, daß
4. infolgedessen in diesem System auch keine Erlösung und damit auch kein Erlöser notwendig ist? Usw.

Nein, der Gott des Urknalls ist nicht der Schöpfer des Himmels und der Erde, den wir im Glaubensbekenntnis bekennen. Der Gott des Urknalls ist allerhöchstens der deistische Gott der Aufklärung, der freimaurische Weltenbaumeister, der sich nicht mehr um seine Welt kümmert und deswegen genau genommen überflüssig, also wissenschaftlich irrelevant ist.
Dem entgegen ist der Gott unseres Glaubensbekenntnisses der wahre Schöpfer aller Dinge, der durch sein allmächtiges Wort alles nach seiner Art geschaffen hat. Erst wenn man die rechte Einsicht ins Schöpfungsdogma wiedergewonnen hat, ist auch eine wahre, katholische Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie möglich. Ansonsten freut man sich über jede Lücke in der Evolution, um darin Gott zu sehen – oder es bleibt einem nur noch der Gott hinter dem Urknall. Und darüber soll man sich dann als Katholik auch noch freuen…