Unsere geistige Waffenrüstung

Im Kirchenjahr gibt es immer wieder festreiche Wochen – wobei natürlich höhere Feste gemeint sind, besteht doch das ganze Kirchenjahr aus einer einzigen Reihe von Festen. Ende September feiern wir das Fest des hl. Erzengel Michael, am 2. Oktober das Fest der hl. Schutzengel und am 7. Oktober das Rosenkranzfest. Es ist zudem bei uns der recht eindringliche liturgische Brauch, am ersten Sonntag des Monats das Fest der Rosenkranzkönigin vorzufeiern, um die ganze Gemeinde auf den Rosenkranzmonat einzustimmen.

Doch beginnen wir von vorne, d.h. beim hl. Erzengel Michael. Warum stecken wir inmitten einer ungeahnt schweren Katastrophe, einem noch nie gewesenen geistigen Niedergang – leben wir Katholiken doch inmitten einer Ruinenkirche? Irgendwie ist es gespenstisch, lauter geistige Ruinen um uns herum! Wobei das Wort „Ruinenkirche“ natürlich nur einen Teil der Wahrheit benennt. Wie kam es, ein wenig anders, mit den Worten der Gottesmutter von La Salette gefragt, zu dieser unheimlichen Verfinsterung der Kirche? Zu dieser geistigen Sonnenfinsternis, bei der sich eine Fremdinstitution vor die wahre Kirche Jesu Christi geschoben hat, so daß die allmeisten ehemaligen Katholiken den Mondschatten – die Menschenmachwerkskirche – für die Sonne halten? Es kam dazu, weil sie das göttliche Licht unseres hl. Glaubens nicht mehr von der Finsternis der vielfältigen Irrtümer unterscheiden konnten und können. Anders ausgedrückt, das Reich des Geistes ist den meisten Katholiken zur Fabel geworden, ihr Glaube beschreibt nur noch ein Märchenland. Das nennt man übrigens Modernismus, der göttliche Glaube als eine bloße Märchenerzählung. Darum kümmerte man sich in keiner Weise mehr um die göttliche Wahrheit, ein Glaubenssatz war es nicht mehr wert, darüber zu streiten. Wenn man nur irgendwie an Gott glaubte, dann war alles in Ordnung. Mehr fordert der „Gott“ der Modernisten von seinen Anhängern nicht, hatte sich doch dieser Glaube oder besser Irrglaube völlig von der Wirklichkeit losgelöst, er war zu einem bloßen frommen Wunsch verkommen. Die unmittelbare Folge davon war wiederum: Fast niemand verteidigte noch das göttliche Erbe, die allermeisten waren zufrieden mit ein wenig frommem Geschwätz.

Ein Krieg im Himmel

Wie wir als Katholiken wissen, führte der hl. Erzengel Michael im Himmel einen Krieg. Einen rein geistigen Krieg, muß man sofort hinzufügen, weil er als Engel reiner Geist ist. Für einen Engel ist Geist unmittelbare Wirklichkeit. Ein Engel weiß: richtig denken heißt, der Wirklichkeit gemäß denken. Ein Engel würde es darum spontan als absurd beurteilen, würde jemand sagen: Jeder kann denken, was er will. Das endet letztlich im Wahnsinn! Nein, Wahrheit ist, wenn unser Denken mit der Wirklichkeit übereinstimmt, d.h. vor allem, wenn wir die geistige Wirklichkeit mit unserem Verstand richtig erfassen.

Dem Engel ist die geistige Wirklichkeit – anders als uns Menschen – direkt sichtbar. Da meint man nun, wenn das so ist, dann könne ein Engel gar nichts Falsches denken, hat er doch eine viel tiefere, umfangreichere, klarere Erkenntnis von allem als wir. Und es ist in der Tat so, der Engel muß sich sozusagen ganz schön anstrengen, falsch zu denken – wohingegen wir uns ganz schön anstrengen müssen, richtig zu denken. Daran ersieht man den gewaltigen Unterschied zwischen uns Menschen und den hl. Engeln. Weil wir Geist nicht unmittelbar wahrnehmen können wie die Engel, „sehen“ wir die Engel nicht, sie müssen sich uns in irgendeiner Weise offenbaren, d.h. unserer Erkenntnisfähigkeit entsprechend zeigen.

Geistige Wirklichkeit

Diese Gedanken über die geistige Wirklichkeit sind für uns moderne Menschen äußerst wichtig, hat man doch selbst in der sog. Tradition immer mehr den Eindruck, die meisten Tradis stört es gar nicht, wenn sie falsch denken, solange es nur einigermaßen fromm klingt. Sie nehmen den Glauben gar nicht so ernst, wie sie immer tun. Das wird jeweils dann deutlich, wenn ihr Glaube von ihnen Konsequenzen fordert. Da zeigt sich schnell, sie sind durchaus nicht mehr bereit, für die Wahrheit eines Glaubenssatzes unbedingt einzustehen. Wie großzügig geht man etwa mit den Modernisten in Rom um, wie verharmlost man deren Irrtümer, die inzwischen Legion geworden sind? Ist etwa die seit Jahrzehnten systematisch betriebene Zerstörung des katholischen Glaubens nur ein Kavaliersdelikt? Ein Engel würde sich über ein solches Verhalten sehr wundern. Allen voran der hl. Erzengel Michael, der Heerführer Gottes. Denn sein Krieg galt im Grunde nur einem falschen Gedanken.

Wenn er, der Erzengel Michael, ein Tradi gewesen wäre, hätte er gedacht: Das kann man alles gar nicht so genau wissen. Kann man sich ganz sicher sein, daß alles falsch ist, was Luzifer sagt – 100% sicher? Sicherlich nicht! Also, im Zweifel für den Angeklagten. Letztlich meint er es gar nicht so aufwieglerisch ernst, wie es sich anhört, der Luzifer. Er ist nun einmal ein Hitzkopf, der etwas zur Übertreibung neigt. Womöglich kann man es sogar irgendwie richtig verstehen, wenn er etwa sagt: Ich bin Gott! Sind wir nicht alle Göttersöhne? Na also! Nun, das mit dem „Non serviam!“ ist freilich arg übertrieben, da muß man sicherlich nochmals miteinander reden, da wird Luzifer noch nachbessern müssen. So extrem geht es dann wohl doch nicht. Außerdem müssen wir bedenken, wir Engel müssen zusammenhalten. Nur gemeinsam sind wir stark! Wir können doch den Luzifer nicht einfach aus unserer Engelgemeinschaft ausgrenzen, wo kämen wir denn da hin, wo doch so viele seiner Meinung sind!

Wir müssen den Zusammenhang mit unserer Situation begreifen. Wir stellten schon fest: Der moderne Mensch kann einen Gedanken nicht mehr ernst nehmen, weil er nicht mehr weiß, was Wahrheit ist. Er bedenkt deswegen in keiner Weise mehr, daß ein falscher, ein irriger Gedanke der Wirklichkeit widerspricht. Außerhalb der Wirklichkeit kann man aber nicht leben. Im natürlichen Bereich würde einem das sofort auffallen. Wenn jemand etwa wissenschaftlich behaupten würde: Wir brauchen gar keine Luft zum Leben, das bilden wir uns nur ein. Dieser Zwang, ständig atmen zu müssen, ist eine bloße Laune der Natur. Diese Mühe kann man sich genauso gut sparen. Ohne Luft, ohne atmen zu müssen ist das Leben gerade so schön, ja noch viel schöner und angenehmer und leichter!

Nun, man müßte diesem Wissenschaftlicher sicherlich nur einmal für eine Minute Mund und Nase zuhalten, dann wäre er, so ist wenigstens zu hoffen, schnell von seinem Irrtum befreit. Bei dem heutzutage überall grassierenden Wahnsinn kann man sich da freilich nicht mehr ganz so sicher sein. Vielleicht würde unser Wissenschaftler seine Theorie nachbessern, anstatt Leben ohne Luft 1.0 eine neue Version, Leben ohne Luft 2.0: Etwas weniger Luft tut es auch!

Eine geistige Kluft

Der hl. Erzengel Michael sah die geistige Kluft, die sich durch den Gedanken Luzifers in der Engelwelt auftat. GOTT allein oder nicht? GOTT in allem oder nicht? GOTT alle Ehre oder nicht? Das waren letztlich die Fragen, die zur Diskussion standen und die Entscheidungen, die zu treffen waren. Der hl. Erzengel Michael brauchte nicht lange zu überlegen: Luzifer irrt sich! Er will DIE WIRKLICHKEIT GOTTES in seinen Gedanken nicht anerkennen. Er stellt die ganze Engelwelt auf den Kopf, denn er macht sich in seiner Selbstüberhebung selbst zum Maß aller Dinge. Sein Stolz drängt ihn zu einer argen Täuschung, die den anderen Engel gegenüber geäußert eine überaus gefährliche Lüge ist.

Der hl. Erzengel sah den Aufruhr sich ausbreiten: Wir wollen auch wer sein – nicht Gott allein! Gott darf uns nicht dreinreden. Wir brauchen Gott nicht. Wir wollen einen Engelhimmel ohne Gott, aber mit Luzifer! Dem himmlischen Heerführer kamen solche Gedanken recht kurios vor, denn er wäre niemals auf so abstruse Ideen gekommen. Warum sollte Gott eine Konkurrenz für seine eigene Größe sein, wo er doch im Grunde nichts war, wurde er doch von Gott aus nichts geschaffen? Alles was er war, war er ganz und gar durch Gott allein. Und war Gott nicht unermeßlich gut, ihm das Leben zu schenken und teilnehmen zu lassen an Seiner Herrlichkeit? Was gab es da also zu beanstanden?

Der Krieg im Himmel war im vollen Gang, die Gedanken prallten unversöhnlich aufeinander. Wahrheit und Lüge standen sich kampfbereit gegenüber – jeder Engel wußte, es gab keinen Kompromiß: Wahrheit ist Wahrheit und Irrtum ist Irrtum. Jeder mußte sich entscheiden, auf welcher Seite er stand: Auf der Seite Gottes oder des Luzifers.

Wer ist wie Gott?

„Da brach im Himmel Krieg aus. Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache und seine Engel führten Krieg, vermochten aber nicht standzuhalten; sie wurden aus dem Himmel vertrieben“ (Offb. 12, 7-8). Luzifer und sein Anhang paßten nicht mehr in den Himmel, weil ihre Gedanken nicht mehr wahr waren. Sie wurden durch ihr falsches Denken in die Hölle gestürzt. Beim letzten Gericht wird der ewige Richter zu denen zur Linken sagen: „Hinweg von mir, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist!“ (Mt 25, 41). Die Hölle ist der Ort ohne Gott, der dennoch allein aufgrund der Allmacht Gottes existieren kann. Es brennt darum in den Verdammten das ewige Feuer, es zerreißt sie in ewigem Schmerz, denn ihr Denken paßt nicht mit der Wirklichkeit zusammen. Sie hassen Gott, ihren Schöpfer und Herrn, der unendlich liebenswert ist, für immer, weil sie Ihn nicht lieben wollten. Ein größerer Widerspruch läßt sich gar nicht denken.

Wie verlief aber diese gewaltige geistige Schlacht im Himmel? Als Michael in dieser Schlacht Luzifer entgegenzog, ließ er einfach die Wahrheit vor allen Engeln hell aufleuchten. Und zwar mit einem Gedanken, einem einzigen Satz, der ihm zum Namen wurde: WER IST WIE GOTT? Da ward schlagartig allen offenbar: Das ist DIE WIRKLICHKEIT – NIEMAND IST WIE GOTT! Auf der Stelle zerschellte die Lüge Luzifers an dieser Wirklichkeit. Darin zeigt sich uns auch die ganze Macht der Wahrheit: Es war kein Platz mehr für Luzifer und seinen Anhang im Himmel.

Die Wahrheit Jesu Christi und Seiner Kirche

Kein wahrer Katholik kann daran zweifeln: Auch heute geht es um die göttliche Wahrheit. Auch heute gilt es diese gegen Luzifer und seinen Höllenanhang zu verteidigen. In der Geheimen Offenbarung heißt es nach der oben zitierten Stelle: „Und gestürzt wurde der große Drache – die alte Schlange, genannt Teufel und Satan –, der die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde geworfen und mit ihm seine Engel.Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel rufen: ‚Jetzt ist gekommen das Heil, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten, weil gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn besiegt kraft des Blutes des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht als das höchste Gut angesehen. Darum freut euch, ihr Himmel und ihr, die in ihm wohnt! Doch wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch mit großem Zorn hinabgestiegen, weil er weiß, wie wenig Zeit ihm verbleibt‘“ (Offb. 12, 9-12).

Unmittelbar vor dem Bericht über den Krieg im Himmel wird vom großen Zeichen gesprochen, das erscheint: „Und am Himmel erschien ein großes Zeichen: eine Frau, bekleidet mit der Sonne und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Sie ist schwanger und schreit in ihren Wehen und Geburtsnöten. Noch ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein großer feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und sieben Kronen auf seinen Köpfen. Sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde. Der Drache steht vor der Frau, die im Begriff ist, zu gebären, um ihr Kind gleich nach der Geburt zu verschlingen“ (Offb. 12, 1-4).

In unserer Menschenwelt tobt der geistige Kampf ganz besonders um eine Wahrheit: Die göttliche Wahrheit über unseren Herrn Jesus Christus und Seine hl. Kirche. Er, Jesus Christus, ist als der aus der Jungfrau Maria menschgewordene Sohn Gottes das einzige Heil für uns Menschen, und die hl. Kirche, Seine makellose Braut, ist die Heilsvermittlerin. Darum kommt niemand an Jesus und Maria vorbei, der in den Himmel kommen möchte – weder Engel noch Menschen. Um diese Wahrheit, um diese Wirklichkeit – Jesus Christus, Heiland und Seligmacher! – tobt ein gewaltiger, weltweiter Krieg. Im Hintergrund unserer ganzen geistigen Welt steht diese eine Wahrheit: „Da geriet der Drache in Zorn über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, die Gottes Gebote beobachten und festhalten am Zeugnis von Jesus“ (Offb. 12, 17).

Kein geistiger Krieg ohne Wahrheit

Natürlich kennt auch unser hl. Schutzengel diese Wahrheit. Er kennt zudem die Lüge Luzifers, war er doch bei der Entscheidungsschlacht im Himmel dabei. Er hat erfahren, wie furchtbar ein falscher Gedanke und wie hinterhältig die Lüge sein kann. Ein einziger Irrtum hat für ein Drittel der Engel alles Glück des Himmels vernichtet. Was für eine Katastrophe!

Sobald man diese Tatsache auch nur ein klein wenig bedenkt, wundert es einen doch, daß so wenige Tradis echtes Interesse an der göttlichen Wahrheit zeigen. Sie leben zufrieden in ihrem Tradiland, wenn man sie nur in Ruhe ihren Tradiglauben leben läßt. Wie verarmt und verkümmert ist inzwischen deren Denken! Es interessiert sie tatsächlich nur noch ihre Alte Messe. Zur Zeit ist deswegen ein riesiges Theater unter den Tradis, weil nämlich Herr Bergoglio, ihr Papst, ihnen ihr Lieblingsspielzeug einfach wieder wegnehmen will. Darüber sind sie über alle Maßen aufgebracht, die Tradis, obwohl sie selber ihre Alte Messe zum Lieblingsspielzeug haben machen lassen – durch Ratzinger. Damals haben sie noch ausgiebig gejubelt und sogar in ihren Kapellen und Kirchen ein Te Deum gesungen. Sie haben sich damals tatsächlich eingeredet, nun sei ihre Alte Messe gerettet.

Natürlich hat damals Ratzinger das nicht so gesagt – Lieblingsspielzeug der Tradis – er wäre ganz schön dumm gewesen, es zu tun. Nein, er sagte nicht „Lieblingsspielzeug der Tradis“, sondern „außerordentliche Form des römischen Ritus“. Er ist halt doch ein schlauer Fuchs, der Ratzinger, und weiß, wie man die Tradis anpacken muß. Er hätte auch sagen können: „Lieblingsspielzeug“ – aber nein, er hat gesagt: „außerordentliche Form des römischen Ritus“. Nun muß aber jeder zugeben, daß der Krieg um ein Lieblingsspielzeug nicht besonders ernst ist – oder etwa nicht? Das ist alles bloßes Kindergezänk! Ja, es ist so, der Kampf der Tradis um ihr Lieblingsspielzeug ist bloßes Kindergezänk! So sieht es auch Bergogolio, das darf man sicherlich vermuten. Jeder Katholik sollte wissen: Ohne Wahrheit kann man in keinen geistigen Krieg ziehen. Da macht einen der Teufel schnell platt – zur Zeit heißt der Teufel in Rom Bergoglio. Dieser wird sich wohl ab und zu wundern, warum die Tradis gar so dumm sind und einfach nicht verstehen wollen, was die Stunde geschlagen hat.

Unser Schutzengel schüttelt sicherlich sehr oft den Kopf – wenigstens stellen wir uns das so vor, obwohl wir wissen, ein Engel hat gar keinen Kopf wie wir, ist er doch reiner Geist – er schüttelt also den gar nicht vorhandenen Kopf über die Gedankenlosigkeit von uns Menschen. Erwägt man den Ernst der Stunde, drängt sich einem die Frage auf: Ist eine solche Gedankenlosigkeit nicht eine Unterlassungssünde für einen Katholiken?

Unser Schutzengel mahnt uns inmitten dieses geistigen Chaos wieder und wieder: „Mach dir Gedanken! Denke doch einmal richtig nach! Begreife die Wirklichkeit Gottes recht, damit du nicht aus ihr herausfällst, wie dazumal Luzifer! Bedenke, durchdenke es oft: Nur der ganze katholische Glaube faßt die Wirklichkeit, wohingegen auch nur ein einziger falscher Satz alles zerstört. Das mußt du sehen lernen – wie wir Engel es sehen. Also nochmals: Um für die göttliche Wahrheit kämpfen zu können, mußt du den Irrtum klar durchschauen!“ Wenn unser hl. Schutzengel so zu uns spricht, was antworten wir ihm darauf?

Göttliche Wahrheit gegen teuflische Lüge

Für unseren hl. Schutzengel ist es eine unleugbare Tatsache, weil er die geistige Wirklichkeit sieht, weil er die unzähligen Teufel vor Augen hat, die auf die Erde geworfen wurden: Jeder Mensch steht inmitten eines gewaltigen geistigen Krieges, eines gewaltigen geistigen Ringens zwischen Himmel und Hölle. Dabei geht es um die Verteidigung der göttlichen Wahrheit gegen die teuflische Lüge, d.h. um die Verteidigung der ewigen Wirklichkeit des Himmels gegen die ewige Wirklichkeit der Hölle.

Der Schutzengel mahnt

In einer etwas ungewöhnlichen Weise hatte dies der Schutzengel von Hedwig Bohner diese gelehrt. Er gab ihr den Auftrag, ein Engelbuch zu schreiben, oder besser gesagt, es ihn durch sie schreiben zu lassen. Um seine Glaubwürdigkeit zu beweisen, hatten Hedwig Bohner und ihr Mann vom Schutzengel ein Zeichen verlangt. Dieses Zeichen wurde ihnen in zweifacher Weise gegeben. Einmal dadurch, daß sie einen Benediktinerpater zu einer bestimmten Zeit vom Bahnhof abholen sollten, was niemand wissen konnte, sodann aber auch dadurch, daß dieser Benediktinerpater das vom Engel gezeichnete Zeichen sofort als die Benediktusmedaille erkannte.

Nach dem Erlebnis mit dem Benediktiner mahnt der Schutzengel Frau Bohner: „Habe doch Gott vor Augen, damit Er Dich beschütze alle Tage bis zum Ende. Gott wird Euch auch den Lohn dafür geben. Christus fordert nun von Dir das Zeichen wieder zurück. Das Zeichen sollst Du stets bei Dir tragen. Das Zeichen gibt Dir gewiss das Geleite in diesem Jammertal. Geh’ darum nie ohne das Zeichen aus dem Hause.“

Ein sicherlich heute ganz besonders zu beherzigender Rat des Engels. Der Schutzengel weist zudem darauf hin, daß Gott ein Strafgericht über die Menschen hereinbrechen lassen wird, wenn diese sich nicht bekehren.

„Jesus Christus hat uns den Weg gezeigt, wie wir das Gute wählen sollen. Es gab gute, aber auch böse Menschen, gottlose und unkeusche zur Zeit, als Jesus Christus für das ganze Menschengeschlecht litt und am Kreuze starb. Aber wie heute das Kreuz verunehrt und gelästert wird, wie heute Gott zum Gespött und namenloser Herausforderung getrieben wird, wie der Sohn Gottes zum Schauspiel gebraucht wird, das geht über das höchste Unrecht. Das geht über das größte Laster. Es ruft die Gottlosigkeit der Menschen um Rache, die zu gegebener Zeit hereinbrechen wird. Bevor aber die Strafe beginnen wird, lässt Gott noch Prüfungen über die Menschen kommen. Große Hungersnot, Wasserfluten, Kälte, furchtbare Krankheiten, zahllose Verfolgungen und Ermordungen der Guten. Manche aber werden hartnäckig und trotzig im alten Zustand verharren.“

Eine besondere Gefahr in dieser schweren Zeit sind die falschen Propheten:

„Es werden dann gelehrte Männer auftreten, doch Männer, nicht von Gott erleuchtet. Doch werden sie Aufsehen erregen, denn sie tun Zeichen und Wunder, aber nicht mit Gott, sondern mit dem Teufel. An den Früchten werdet ihr sie erkennen. Ganz das Gegenteil werden sie predigen, von dem was ihr tun sollt. Darum sollt ihr auch ganz das Gegenteil tun; ganz das Gegenteil wollen; ganz das Gegenteil denken; ganz das Gegenteil den Leuten sagen. [Denkt man dabei nicht sofort an die modernistischen Autoritäten in Rom und fast überall auf der Welt?] Darum sollt ihr auch zur Zeit der Trübsal nicht verzagen (da sind die Guten damit gemeint). An das Teuflische grenzen die bösen Werke der Gefallenen. Das böse Treiben wird den Höhepunkt erreichen zur Zeit der Ernte, wo Gott Abrechnung hält. Dann werden die Menschen zum Kreuze zurückkehren und Buße tun. … Bewahret zur Zeit der Verfolgungen den heiligen Glauben. Jesus Christus belohnt Euch dafür. Kommet doch alle zum göttlichen Herzen Jesu. Es wird Euch beschützen. …“

Zuflucht im göttlichen Herzen Jesu

Das göttliche Herz Jesu muß also unser Zufluchtsort werden, dann wird Jesus uns beschützen. Er wird seine göttliche Allmacht aufbieten, damit wir nicht in Sünde fallen, sondern unseren Glauben lebendig bewahren. Der Schutzengel hebt noch hervor: „Aber die Menschen glauben nicht an die Dreifaltigkeit Gottes, und deshalb wird das Strafgericht kommen. Es kommt wegen des Unglaubens, des Nichtglaubens an Christus als Erlöser. Christus hat Euch eine lange Gnadenfrist gegeben, doch für viele vergebens. Wie Gott das Gericht abhalten wird, das wird Er nach Seinem Willen einrichten. Geht dann nicht mehr aus dem Hause, ohne das Zeichen, das Gott Euch gegeben hat. Es wird Euch beschützen.“

Prüfet Euch!

Und unter der Überschrift „Mahnung zur Standhaftigkeit selbst bis zum Opfer des Lebens“ liest man:

„Doch dürft Ihr nicht ganz verzagen. Das Gebet der Guten dringt dann zum Throne Gottes. Gott gibt deshalb dem Menschen, der an die Dreifaltigkeit Gottes glaubt, das ewige Leben. Gegen das Christentum soll das ganze Menschengeschlecht gehetzt werden. Darum warten auch große Prüfungen auf Euch. (Das Wort ‚Euch‘ hat er dreimal unterstrichen. Also haben wir noch etwas zu gewärtigen.) Verzagt nicht zur Zeit der Trübsal. Fürchtet Gott mehr als die Menschen, weil sie den Leib töten, aber die Seele nicht verderben können. Fürchtet vielmehr den Teufel, welcher den Leib und die Seele in das Verderben stürzen kann. Tuet Gutes, aber am rechten Platz. Prüfet Eure Werke, ob sie auch aus Liebe zu Gott geschehen. Prüfet Eure Gedanken, ob sie auch aus Gott sind. Prüft Eure Worte, ob sie auch aus Liebe zu Gott gesprochen werden. Tuet nichts aus Mangel an Gottes Liebe. Gott sieht die geheimsten Absichten. Er weiß alles und sieht alles. Das Menschengeschlecht wird sich dann zu Gott bekehren.“

(Texte aus: Heinrich Kreuzer, Der Engel führte ihr die Hand. Das geheimnisvolle Engelbuch von Hedwig Bohner, Marianisches Schriftenwerk, Trimbach 1983)

Wie uns also der Schutzengel Hedwig Bohrers lehrt, müssen wir in diesem unerbittlichen Kampf gegen den Teufel allzeit auf die Hilfe der Gnade vertrauen, denn dann kann uns Gott auch in allen Gefahren beschützen. Ohne diese göttliche und himmlische Gnadenhilfe wären wir verloren.

Außerordentliche Bedeutung in diesem gegenwärtigen geistigen Kampf hat die Gottesmutter Maria. Zu Hedwig Bohrer sagte ihr Schutzengel einmal: „Bete eifrig zu Maria, sie wird Dir helfen. O Maria, hab’ Mitleid mit uns. Bitte doch bei Deinem Sohne für uns arme Sünder.“ Der hl. Ludwig Grignion von Montfort erklärt in seinem wohl berühmtesten Werk, der Abhandlung von der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria: „Nur einmal hat Gott eine Feindschaft und zwar eine unversöhnliche Feindschaft gestiftet, welche fortdauern, ja sogar zunehmen soll bis ans Ende der Zeiten: die Feindschaft zwischen Maria, der Mutter Gottes, und dem Teufel und damit auch zwischen ihren beiderseitigen Anhängern. Die furchtbarste und stärkste Gegnerin, welche Gott dem Satan gegenüberstellen konnte, ist Maria, die gebenedeite Jungfrau und Mutter des Erlösers. Gott verlieh ihr schon vom Paradiese an, obgleich sie damals nur in seiner Idee existierte, einen solchen Haß gegen diesen verfluchten Feind Gottes, einen so großen Eifer, die Bosheit dieser alten Schlange aufzudecken, und so große Macht, um diesen stolzen und ruchlosen Geist zu besiegen, niederzuwerfen und zu zertreten, daß dieser Maria mehr fürchtet als alle Engel und Menschen, ja in einem gewissen Sinn sogar mehr als Gott selbst. Damit soll gewiß nicht gesagt sein, daß die Feindschaft, der Haß und die Macht Gottes nicht unendlich größer wären als die der heiligsten Jungfrau, deren Vollkommenheiten begrenzt sind. Es soll vielmehr besagen, daß Satan in seinem Hochmut unendlich mehr leidet, von einer geringen und demütigen Magd des Herren als von diesem selbst besiegt und bestraft zu werden, und daß ihre Demut für ihn vernichtender wirkt als die Allmacht Gottes. Zudem hat Gott der Allerseligsten Jungfrau eine solche Gewalt über die Teufel verliehen, daß diese einen ihrer Seufzer zugunsten einer Seele mehr fürchten als die Fürbitten aller übrigen Heiligen und durch eine einzige ihrer Drohungen mehr zu leiden haben als durch alle anderen Qualen, wie dies die Teufel selbst schon oft genug wider Willen durch den Mund der Besessenen bekennen mußten.“

Der Rosenkranz – die Waffenrüstung gegen den Teufel

„Induite vos armaturam Dei: Zieht also die Waffenrüstung Gottes an (Eph 6, II), den heiligen Rosenkranz, und ihr werdet das Haupt des Teufels zertreten und in allen seinen Versuchungen standhaft bleiben. Daher kommt es, daß selbst der materielle Rosenkranz dem Teufel so schrecklich ist und daß die Heiligen sich desselben bedient haben, um den bösen Feind in die Flucht zu schlagen und aus dem Körper der Besessenen zu vertreiben, wovon mehrere Geschichten Zeugnis ablegen.“ Treten wir also ein ins Heer unserer himmlischen Königin, um mit ihr zusammen Krieg zu führen gegen Satan und seinem Anhang. Wenn wir nun unseren Schutzengel fragen, was für Waffen wir dazu brauchen, wird er uns erklären: Zunächst das Gebet, darunter vor allem das hl. Meßopfer und der tägliche Rosenkranz; sodann das Studium der göttlichen Wahrheit und schließlich die Bereitschaft zu jeglichem Opfer, das Gott fügt!

Gebet: Hl. Meßopfer und Rosenkranz.

Der Gebetsgeist eines Katholiken zeigt sich zunächst im Hören des hl. Meßopfers, wie man es früher ausgedrückt hat. Dem hl. Meßopfer muß man hörend beiwohnen, d.h. die übernatürliche Wirklichkeit vernehmend. Je lebendiger der Glaubensgeist ist, desto ergriffener ist derjenige, der das hl. Meßopfer hört, ist dieses doch ein geheimnisvolles, schauererregendes Geschehen.

Eines der größten Opfer ihres Lebens bringt Hedwig Bohner nach dem hl. Meßopfer und der Prozession des Fronleichnamsfestes. Sie schreibt: „Ich wusste nicht, wie ich das Opfer werde bringen können. Ich sagte nur immer: Heiland, Dir zuliebe in der heiligen Hostie; Dir zuliebe; Dir zum Dank, dass Du Dich so vernichtet hast in der Eucharistie.“

Zum hl. Meßopfer gesellt sich im Leben eines echten Katholiken der hl. Rosenkranz. Der hl. Rosenkranz ist sozusagen das hl. Meßopfer zum Mitnachhausenehmen. Nur wenige können gerade heute täglich dem hl. Meßopfer hörend bewohnen, aber alle können täglich den hl. Rosenkranz beten. Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort ist felsenfest davon überzeugt: „Es ist unmöglich auszudrücken, wie sehr Maria den Rosenkranz über alle Andachten schätzt und wie überschwenglich sie jene belohnt, die daran arbeiten, ihn zu predigen, einzuführen und zu pflegen, wie schrecklich sie aber gegen jene ist, die sich dagegen auflehnen. Dem heiligen Dominikus lag während seines Lebens nichts so sehr am Herzen, als die seligste Jungfrau zu loben, ihre Größe zu predigen und alle anzueifern, Maria durch den Rosenkranz zu verehren. Die mächtige Himmelskönigin hörte nicht auf, ihren Segen mit vollen Händen über den Heiligen auszugießen. Sie krönte seine Werke mit tausend Wundern, und nie hat er etwas von Gott erbeten, was er nicht durch die Fürbitte der Allerseligsten Jungfrau erlangt hätte.“

Angesichts der Verfinsterung unserer hl. Kirche und der daraus folgenden äußerst großen Gefahren für das Heil unserer Seelen ist das tägliche Rosenkranzgebet wohl eine aus der Liebe fließende Pflicht zu nennen. Also kein Tag ohne hl. Rosenkranz!

Studium

Zum Gebet muß sich notwendigerweise das Studium gesellen. Jeder Katholik ist vor Gott verpflichtet, seinen Glauben wenigstens soweit zu kennen, daß er ihn gegen die feindlichen Angriffe verteidigen kann. Darum ist ein regelmäßiges Lesen von entsprechenden Büchern unerläßlich. Wir müssen kennen, was uns Gott anvertraut hat. Kardinal John Henry Newman gibt zu bedenken:

„Die Tatsache einer Tradition der geoffenbarten Wahrheit war ein elementarer Grundsatz des Christentums. Die Lehre war als Ganzes von den Aposteln ihren ersten Nachfolgern überliefert worden, von diesen dann wieder der nächsten Generation, und dann der folgenden … ‚Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen‘, sagt der hl. Paulus zu Timotheus, ‚das vertraue zuverlässigen Menschen an, die geeignet sind, auch andere zu lehren‘. Das Ganze der Wahrheit wurde in der Folge ‚depositum‘ genannt, da es eine feste Lehre ist, nicht eine bloß zufällige Schlußfolgerung aus der Hl. Schrift. So sagt der hl. Paulus …: ‚Halte dich an die gesunden Worte‘, ‚Bewahre das dir anvertraute herrliche Gut‘ … Was ist das ‚Depositum‘? – Das was dir anvertraut worden ist, nicht was du entdeckt hast; was du empfangen hast, und nicht, was du ausgedacht; nicht eine Sache der Gescheitheit, sondern der Lehre; nicht etwas, was man privat handhaben kann, sondern eine Sache öffentlicher Überlieferung. Diese Lehre von einem Depositum [anvertrauten Gut] … schließt in seinem Begriff eine Lehre ein, die keine natürliche Grenze noch einen natürlichen Kreislauf hat. Solche Lehre, die möglicherweise in lebenslangem Kontakt zwischen Meister und Schüler weitergeführt wurde, war zumindest in Zeiten der Verfolgung zu umfassend, zu genau, zu vielschichtig, zu implizit, zu fruchtbar, um schriftlich aufgezeichnet zu werden. Sie wurde zum größten Teil mündlich übermittelt. Der Schutz vor Verderbnis lag in der großen Zahl und der Einmütigkeit ihrer Zeugen. Der Kanon der Heiligen Schrift war eine zusätzliche Bürgschaft – nicht jedoch als Begrenzung, sondern als Bestätigung. Ferner wurde sie [die Lehre vom Depositum] auch durch das Glaubensbekenntnis in der richtigen Lage gehalten und vor dem Abgleiten bewahrt; das heißt, durch eine festgelegte Formel von Worten. Seine [des Glaubensbekenntnisses] Artikel waren die Hauptpunkte und Merksätze für die Katecheten und Prediger. Sie wurden von jedem Taufkandidaten als Bekenntnis seines Festhaltens an jener ganzen Lehre aufgesagt und angenommen, die zu verwalten die Kirche bestimmt war.

(John Henry Newman, Essays Critical and Historical, Longmans, Green and Co. London 1888, I S. 125-126 (Juli 1836))

Der letzte Satz sollte uns heutzutage ganz besonders nachdenklich machen: …die zu verwalten die Kirche bestimmt war. In dieser papstlosen Zeit sind wir herausgefordert, das Depositum ohne die Hilfe des lebendigen Lehramtes zu bewahren. Umso mehr müssen wir das Glaubensgut dadurch jeweils tiefer verstehen lernen, daß wir die Texte des unfehlbaren Lehramts und der großen Theologen studieren. Darin sehen übrigens wir eine unserer wichtigsten Aufgaben im Kampf gegen den Modernismus.

Rechte Opferfreude

Aus eigener Erfahrung weiß wohl jeder, die Treue zu dem in der Kirche hinterlegten Glaubensschatz kostet viele Opfer. Es sind letztlich außergewöhnliche Tugenden notwendig, will man heutzutage im Glauben nicht irre gehen – also Tugenden, die wir letztlich nicht unser eigen nennen können. Es ist deswegen unabdingbar, den übernatürlichen Opfergeist unablässig in uns zu vertiefen. Mit anderen Worten: Wir müssen uns in all den täglichen Mühen um eine rechte Opferfreude bemühen.

Was ist nun aber das Wesen unseres persönlichen Opfers? Während Seiner Todesangst wiederholt unser göttlicher Heiland dreimal: „Mein Vater … nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt. 26, 39). Und bedenken wir, dieses „Ja“ seines menschlichen Willens zum Willen Gottes, also zum Leiden bis zum Tod am Kreuz, kostete Ihn blutigen Schweiß (vgl. Lk. 22, 44). Dabei hatte unser Herr Jesus Christus sich schon während seines ganzen Lebens dem Willen des Vaters mit unaussprechlicher Freude und bedingungslos unterworfen. Schon beim Eintritt in unsere Menschenwelt konnte Er sagen: „Ja, ich komme … um deinen Willen, Gott, zu tun“ (Hebr. 10, 7) Ja, Sein Gehorsam dem Vater gegenüber geht sogar so weit, daß er feststellen kann: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen“ (Joh. 4, 34). – „Es geht mir nicht um meinen Willen, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh. 5, 30). Sogar ganz grundsätzlich konnte Jesus sagen: „Ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh. 6, 38).

Jedes Opfer unseres Lebens ist eine Erprobung unseres Willens: Sind wir bereit, uns ganz dem Willen Gottes zu übergeben, indem wir Ihm vollkommen vertrauen? Moses bittet Gott, ihm Seine Wege zu lehren, Wege, die meist andere sind als unsere: „Wenn ich aber wirklich deine Gnade gefunden habe, so laß mich doch deinen Weg wissen! Dann werde ich dich erkennen, und es wird sich bestätigen, daß ich deine Gnade gefunden habe“ (Ex 33, 13).

Ganz sicher die Wege Gottes gehen können ist höchste Gnade. Es ist die königliche Straße des Willens Gottes und somit der Bereitschaft zu leiden, auf der uns Jesus vorausgeht. Denn der Gott, der uns am Kreuz erlöst hat, wird uns das Leiden nicht ersparen können.

Als Moses den Berg hinaufstieg, sagte Gott zu ihm: „Komm herauf zu mir auf den Berg, und bleib hier! Ich will dir die Steintafeln übergeben, … die ich aufgeschrieben habe, (um dich) darin zu unterweisen“ (Ex 24,12).

Ave Maria

Wer die Gebote Gottes vollkommen erfüllen, wer also Gott aus ganzem Herzen lieben will, der muß für den Willen Gottes völlig empfänglich und verfügbar sein. Es ist ein so ergreifender Gedanke: Im Augenblick der Menschwerdung sprachen Maria und Jesus dasselbe Wort der Hingabe aus: „Ja, ich komme, um deinen Willen zu tun.“ (Hebr. 10,9)

Durch das oft geübte Opfer erst erkennen und erfahren wir, wie bitter es ist, ganz auf den eigenen Willen zu verzichten, um ganz im Willen Gottes gefestigt zu sein. Diese Bitterkeit wird sich jedoch immer mehr in Süße verwandeln, wenn wir nur allzeit Jesus vor Augen haben und durch Maria zu IHM eilen, d.h. besonders eifrig den hl. Rosenkranz beten:

„Leidest du unter dem Elend der Sünde, so rufe die göttliche Mutter an und sage ihr: ‚Ave‘, d.h. ‚Gegrüßet seist du in tiefster Ehrfurcht, o Maria, die du ganz selig bist.‘ Sie wird dich aus dem Übel deiner Sünden befreien. Bist du in der Finsternis der Unwissenheit oder des Irrtums gefangen, so gehe zu Maria und sage ihr: ‚Ave Maria, ganz durchleuchtet von den Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit‘, und sie wird dir von ihrem Lichte mitteilen. Bist du vom Weg des Himmels abgewichen, rufe Maria an, den Stern des Meeres, den Polarstern, der unsere Schiffahrt durch diese Welt leitet, sie wird dich in den Hafen des ewigen Heiles führen. Bist du in der Trübsal, nimm deine Zuflucht zu Maria, dem bitteren Meere, das in dieser Welt von Bitterkeit erfüllt war, jetzt aber in ein Meer reinster Süßigkeit im Himmel verwandelt ist, sie wird deine Traurigkeit in Freude und deine Betrübnis in Trost verwandeln.“

(Hl. Ludwig Grignion von Montfort, Der Heilige Rosenkranz)