Nachruf - Zum Tod von Herrn Anton Holzer

In der Nacht vom Gründonnerstag auf Karfreitag, am 25. März 2016, ist nach schwerer Krankheit Herr Anton Maria Holzer von uns gegangen. Er hatte in den letzten Monaten die großen Schmerzen der Krankheit in Geduld und im Vertrauen auf die Gnadenhilfe Gottes ertragen und dem Tod ruhig aus der Kraft des Glaubens entgegengesehen.

Der Verstorbene hat sich als Antimodernist im Kampf gegen die Menschenmachwerkskirche durchaus einen Namen gemacht. Darum wollen wir einen kurzen Blick auf das Leben und das Werk des Verstorbenen werfen.

Anton Holzer ist am 11. November 1942 in Weingarten geboren worden, sozusagen im Schatten eines Benediktinerklosters mit einer jahrhundertealten Tradition. Als in den Nachkriegsjahren die Not der Bevölkerung noch sehr groß war, hat ein Pater des Klosters dem offensichtlich durch seine Begabung auffallenden Schüler das Angebot gemacht, im Kloster zu studieren, weil es dort wenigstens warm war. Die Familie hatte nämlich nicht genug Geld, sich das notwendige Heizmaterial zu kaufen. Der Verstorbene war sein ganzes Leben lang für diesen Liebesdienst dankbar und blieb auch mit den Benediktinern verbunden. Er selbst wurde später Benediktineroblate, also Mitglied des 3. Ordens des hl. Benedikt. Bei den Benediktinern lernte er schon früh die Schönheit unserer hl. Liturgie kennen und schätzen. Der gregorianische Choral war ihm sein ganzes Leben lang eine Freude und ein Anliegen. Eine Zeit lang hatte er engen Kontakt mit den Benediktinern von Le Barroux, bei denen er gewöhnlich, wenn irgend möglich, während der Sommerferien mehrere Wochen verbrachte.

Herr Holzer war nicht nur ein besorgter Vater und Großvater, er war zudem ein Mann des Geistes, ein echter Denker. Er hat in Freiburg und Innsbruck Philosophie, Theologie und Latein studiert. Zwar hat er schließlich nicht eine akademische Laufbahn eingeschlagen, sondern wurde Gymnasiallehrer, wobei er aber einer jener überqualifizierten Lehrkräfte war, die es auf Gymnasien immer wieder gibt. Wer Herrn Holzer näher kennenlernen konnte, dem erschien er eher als ein Professor, war er doch ein sehr begabter, umsichtiger und klar denkender Philosoph und Theologe, der noch ganz im Geist des hl. Thomas von Aquin dachte und arbeitete. Diesem Zug seines Wesens wollen wir ein wenig nachspüren.

Die geistige Größe eines Menschen erkennt man vor allem daran, wie er Schwierigkeiten bewältigen kann. Und Schwierigkeiten gab es für einen Katholiken in den letzten Jahrzehnten genug.

Herr Anton Holzer gehörte schon Mitte der 70er Jahre einem Kreis von Katholiken an, die sich bemühten, in dem allgemeinen Chaos der nachkonziliaren Zeit eine Orientierung zu finden. Früh erkannte er, daß das sog. 2. Vatikanum kein gewöhnliches Konzil der Kirche war. Dieses wich vielmehr in vielen Punkten von der kirchlichen Norm ab. In seinem Buch „Vatikanum II. Reformkonzil oder Konstituante einer neuen Kirche“, CH-SAKA Basel, hat er schon 1977 in einer klaren Analyse und Aufarbeitung der neuen Lehren dieses sog. Konzils seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und betont, daß mit dieser Versammlung im Vatikan keine Reform der Kirche eingeleitet, sondern vielmehr eine neue Kirche gegründet wurde.

Wenn man das Buch heute liest, dann kann man nur feststellen: Die Darlegungen des Verstorbenen sind bei weitem klarer und einleuchtender als das allermeiste, was heute zu dem Thema geschrieben wird. Mit anderen Worten, sie hatten einen prophetischen Charakter – womit sich ein wahrer Denker und Philosoph ja gewöhnlich ausweist, erkennt er doch die Gedanken, die über der Zeit stehen, und weiß diese deswegen auch schon zu deuten und zu verstehen, während andere noch lange im Dunklen tappen.

Unter der Überschrift „Zeugen der Revolution“ schreibt Anton Holzer: „Dass das Vaticanum II eine innerkirchliche Revolution darstellt, ist für jeden, der nicht freiwillig die Augen verschliesst oder ihr Parteigänger ist, evident. Aussenstehende und Kirchenfeinde haben davon schon längst gesprochen, auch ihre Komplizen im Schoss der Kirche, d.h. die Enthusiasten des Vaticanum II, für die es freilich nur einen Ausgangspunkt, einen neuen Anfang darstellt, der Anfang der permanenten Revolution, nachdem diese aus dem Stadium der Subversion und offenen Kontestation durch das Konzil in das Stadium ihrer Manifestation getreten ist. So erklärte im Jahre 1965 der belgische Kirchenhistoriker Roger Aubert: 'Dieses Konzil war bezogen auf die Vergangenheit ein Wunder, im Blick auf die Zukunft ist es ein Gestammel.' Und das enfant terrible der modernen Theologie, Hans Küng, spricht anerkennend von einer 'Wende um 180 Grad'; Galli-Moosbrugger schreiben ein Buch über das Konzil mit dem Titel 'Reformation aus Rom'; Xavier Rynne redet von einer 'Zweiten Reformation'; Yves Congar vergleicht das Vaticanum II (speziell im Hinblick auf die Kollegialität der Bischöfe) mit der russischen 'Oktoberrevolution' von 1917; Kardinal Suenens nennt das Vaticanum II 'das 89 der Kirche' (1789 ist das Jahr der Französischen Revolution)“ (S. 78).

Das sog. 2. Vatikanum war eine Revolution. Und wie jede Revolution brauchte auch das 2. Vatikanum einen Kopf, denn Revolutionen werden nicht von der Masse gemacht, wie die Revolutionäre den Dummköpfen weismachen wollen, sondern von Eliten. In seinem Buch geht Herr Holzer auch auf diese Frage ein, da er auf die verborgenen Kräfte der Revolution verweist, die letztlich in der Freimaurerei zu finden sind:

„Geheimdokumente des ersteren fielen in die Hände der bayerischen Regierung. Aus ihnen ging hervor, dass ein Komplott gegen die christlichen monarchistisch regierten Staaten («Tyrannei») im Gange war, um die katholische Religion und Kirche («Fanatismus») leichter zerstören zu können. Das Zerstörungswerk der Freimaurerei stellte im 19. Jahrhundert für den deutschsprachigen Bereich der Jesuit Pachtler dar in seinen beiden Werken «Der Götze der Humanität oder das Positive der Freimaurerei» (Freiburg/Br. 1875) und «Der stille Krieg gegen Thron und Altar oder das Negative der Freimaurerei» (Amberg 1875). Und wieder fielen Geheimdokumente in die Hände diesmal des Apostolischen Stuhles (Leo XII.), aus der Zeit von 1820—1846, die ihren Ursprung in der italienischen Freimaurerei haben. Sie wurden von dem Franzosen Cretineau-Joly in seinem Werk «L'Eglise Romaine en face de la Revolution» veröffentlicht auf Wunsch Gregors XV. und Pius' IX. Das in diesen Dokumenten zutagegetretene Komplott gegen die Kirche umfasst drei Etappen:
1. Zunächst sollen weltweit die liberalen, freimaurerischen Ideen und Praktiken erzeugt und verbreitet werden, die eine Vereinigung der ganzen Menschheit zu einer universalen Menschheitskirche der Humanität nahelegen (Liberalismus und Libertinismus);
2. Diese liberalen Auffassungen sollen vor allem in den Klerus eingeschleust werden; es soll nicht nur eine liberale Gesellschaft, sondern noch mehr ein liberaler Klerus geschaffen werden;
3. Schliesslich soll von diesem Klerus ein Papst gleicher liberaler Denkweise gewählt werden, der den Einflüssen von aussen, von der Welt her zugänglich ist und die Überführung der römisch-katholischen Kirche zur universalen Humanitätskirche vollzieht mit Hilfe einer liberalen Hierarchie“ (S. 85f).

Die Sachlage war somit von Anfang an klar und für jeden auch leicht erkennbar, der Augen hatte zu sehen – und Anton Holzer hatte, anders als die meisten seiner Zeitgenossen, Augen zu sehen und zudem einen durchdringenden Geist zum Verstehen.

Wir selber haben schon in einer eigenen Artikelreihe darauf verwiesen, wie sich in der Folge des sog. Konzils das Lehramt der Kirche zum Leeramt gewandelt hat. Auch Anton Holzer hat diese Wandlung in den Dokumenten des 2. Vatikanums angedacht gesehen. Das 2. Vatikanum verkündet nach ihm die „Cathedra der menschlichen Selbstherrlichkeit“: „Wir haben gesehen, was das von Johannes XXIII. und Paul VI. proklamierte «neue Pfingsten» zwischen den Zeilen sozusagen mitankündigt: einen Traditionsbruch, die Gründung einer «neuen Kirche» in Schisma und Häresie. Es konnte darum auch nicht ausbleiben (was Paul VI. später öffentlich beklagen wird), dass der «Rauch Satans» in die Kirche eindrang. Nicht nur durch bisher unbekannte «Ritzen», sondern durch das Programm selbst und die programmatisch weit geöffneten Fenster zur Welt. Frische Luft konnte niemals aus der Welt in die Kirche eindringen. Weiss sich doch die Welt selbst nicht mehr zu helfen in ihren Problemen der Luftverschmutzung und -vergiftung. Die Welt ist verseucht mit den Ideen und Institutionen des Liberalismus, den Wirkungen der menschlichen Selbstherrlichkeit. Die Unglückspropheten mussten so recht behalten.“

Weiter: „Der Geist dieser Welt, der Geist des Widersachers Gottes, des Gottes und Fürsten dieser Welt, hatte schon längst auf diesen Augenblick gewartet und darauf hingearbeitet, die «Kirche» zur «Welt» zu machen, in der «alles Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens» ist, in der die menschliche Selbstherrlichkeit Gott den Gehorsam aufkündigt. Freilich konnte Satan mit seinen Komplizen dies nicht mit offenem Visier schaffen, sondern nur maskiert, er selbst als Lichtengel verkleidet und seine Komplizen als Apostel Christi verstellt (2. Kor. 11, 13f), so dass sich viele täuschen lassen. Das Prinzip, die Mitte und das Ziel der Zerstörung der Kirche Gottes: die menschliche Selbstherrlichkeit oder der Liberalismus, mussten mit Hilfe entsprechender Schlagwörter, typischer Rede- und Handlungsweisen verschleiert werden. Diese wurden ansatzweise, andeutungsweise bereits in den beiden Eröffnungsansprachen Johannes' XXIII. und Pauls VI. proklamiert; sie wurden nicht nur für die Praxis der Konzilsabwicklung bestimmend, sondern fanden auch in den offiziellen Dokumenten des Konzils ihren Niederschlag“ (S. 107).

Der Kult des Menschen ist ein wesentliches Anliegen des 2. Vatikanums und nach Karol Wojtyla alias Johannes Paul II. der Schlüssel zum Verständnis des ganzen Konzils. Auch diese Einsicht hatte Herr Holzer schon in seinem Buch thematisiert: „Den hoministischen Grundzug der vatikanischen Revolution bestätigt Paul VI. in seiner Rede zum Konzilsschluss am 7.12.1965; er erklärte damals: «Die Kirche des Konzils hat sich sehr mit dem Menschen befasst... wie er leibt und lebt; mit dem Menschen, der sich nicht nur für wert erachtet, dass alle Bemühung auf ihn allein sozusagen als Mittelpunkt gerichtet wird, sondern der sich auch nicht scheut zu behaupten, er sei Prinzip und Grund aller Wirklichkeit... der laizistische und profane Humanismus... hat das Konzil herausgefordert. Die Religion, d.h. der Kult Gottes, der Mensch werden wollte, und die Religion — als solche muss sie nämlich angesehen werden — d.h. der Kult des Menschen, der Gott werden will, sind zusammengetroffen. Und was ist geschehen? Gab es einen Streit, einen Kampf, einen Bannfluch? Gewiss, das hätte geschehen können, aber es geschah durchaus nicht. Vorbild und Norm des Konzilsgeistes war jene alte Erzählung vom barmherzigen Samaritan. Denn eine grenzenlose Sympathie mit den Menschen hat das Konzil völlig durchdrungen. Die ganze Aufmerksamkeit des Konzils hat sich den Nöten der Menschen zugewandt, die umso beschwerlicher sind, je mehr der Sohn dieser Erde wächst. Zumindest dieses Lob sollt ihr dem Konzil zuerkennen, ihr Humanisten dieses unseres Zeitalters, die ihr die Wahrheiten leugnet, welche die Natur der Dinge übersteigen, und ebenso unsere neue Humanitätsbemühung anerkennen: denn auch wir, ja wir mehr als alle anderen, haben einen Kult des Menschen...» (AAS 58,1966, p. 55f: ...hominis cultores sumus; hier vom Verfasser etwas akzentuiert übersetzt)“ (S. 313f).

Ganz typisch für den Verstorbenen war es, nicht einfach bei der Feststellung der Tatsache zu bleiben, sondern auch deren fundamentale Bedeutung hervorzuheben, daß nämlich dieser Kult des Menschen schon eine entscheidende „Wegbereitung des Antichrist“ ist: „Dieser neuentdeckte Kult des Menschen, dieses allen Religionen gemeinsame anthropozentrische Grundprinzip eines sozialen Humanitätsideales, für das der Christusname bloßes Symbol, reine Chiffre des seine Isolierung und Selbstsucht (gruppendynamisch) überwindenden Menschen wird, bereitet den Weg für die begeisterte Aufnahme der Verkörperung dieses Ideals in einem neuen fleischgewordenen Humanitätsidol, dem man als dem Repräsentanten der Menschheit wie Gottes selbst kultische Verehrung erweisen wird. Der Kult des Menschen wird zum Wegbereiter des Antichrist, da er im Prinzip das Antichristentum ist“ (S. 314).

Das zusammenfassende Urteil über das 2. Vatikanum formuliert der Verstorbene im Jahr 1977 so: „Das Vaticanum II war die Konstituante dieser ’neuen Kirche’, dieser ‘lebendigen Kirche’, dieser ‘konziliaren Kirche’ (Mgr. Benelli), formell und materiell; formell durch die Errichtung einer neuen Cathedra wider die Cathedra der vorkonziliaren Kirche: der Cathedra der menschlichen Selbstherrlichkeit, die sich zum Richter über das Wort Gottes in Schrift und Tradition, zu seinem Meister aufgeworfen hat; materiell durch die Verkündigung eines neuen Evangeliums: des Evangeliums der menschlichen Herrlichkeit und Würde und des entsprechenden ganzheitlichen Heils auf Erden, sowie durch die Errichtung eines neuen Altares, einer neuen Liturgie, eines neuen Kultes gegen den Gottesdienst der traditionellen theozentrischen Kirche: des Menschenkultes.“

Es würde natürlich hier viel zu weit führen, im einzelnen auszuführen, wie sich diese Erkenntnisse in den folgenden Jahrzehnten immer deutlicher und für jeden erkennbar verwirklichten. Diesen Aufweis kann man sich aber auch im Grunde deshalb ersparen, weil die Tatsächlichkeit dieser 1977 gemachten Aussagen angesichts der skandalösen Taten des Herrn Begoglio in Rom, der sich doch nun wirklich jede nur erdenkliche Mühe gibt, sich über das Papsttum und die hl. Kirche lustig zu machen, jedem täglich vor Augen steht. Wer diese ins Auge springenden Evidenzen heute, im Jahre 2016, immer noch nicht zu sehen bereit ist, für den ist sicher Hopfen und Malz verloren.

Für Anton Holzer wurde schon vor beinahe 40 Jahren die Einsicht immer erdrückender: man kann als Katholik mit dem modernen Rom nichts mehr zu tun haben, wenn man den wahren Glauben bewahren und richtig leben will. In seinem Buch: „Novus ordo missae oder Die Zerstörung der heiligen Messe“, herausgegeben von der „Liga katholischer Traditionalisten e.V.“, Bensberg-Immekeppel, 1975, schrieb der Verstorbene:

Die von Maritain vor Jahren diagnostizierte „immanente Apostasie“ ist inzwischen zum offenkundigen Daseinsprinzip der postkonziliaren „neuen Kirche“ geworden. Wie Pater Werenfried van Straaten richtig erkennt:
„Die Hure von Babylon ist in die Kirche eingedrungen.“
Und was noch schlimmer ist: sie gibt sich mit erstaunlich wachsendem Erfolg in weiten Kreisen des Kirchenvolkes ohne Hemmung und Scham als die endlich nach „manchen Irrwegen“ nunmehr wieder von pfingstlichem Geist erfüllte, wahre Kirche der Liebe aus. Unwillkürlich drängt sich da der Gedanke an den „großen Abfall“ auf, den der hl. Paulus für das Ende der Zeiten vor dem Kommen des Antichristen ankündigt (2 „Thesse 2,3).
Wahrhaftig, der Teufel und seine Komplizen verstehen es meisterhaft, sich als „Engel des Lichts“ (2 Kor 11,14) zu verkleiden und - adulterantes verbum Dei (2 Kor 2,17) - im Namen der unergründlichen „Menschenliebe“ Gottes (Tit 2,4; vgl. Eph 3,18 f) und seiner unerschöpflichen Barmherzigkeit, eines tieferen und besseren Verständnisses des Christentums, eines von aller Kleinlichkeit geläuterten Gottesbegriffs usw. den Menschen, den Mittel- und Höhepunkt aller irdischen Dinge, dessen Dünkel allenthalben geschmeichelt wird durch den unaufhörlichen Hinweis auf seine (quasi-) göttliche Würde, diesen Menschen also aus dem Ebenbild zum Maß Gottes zu machen, den unbedingten Ernst der göttlichen Heiligkeitsforderung (Mt 5,48) zu unterlaufen und das durch Gottes Wort angekündigte furchtbare Strafgericht zu einer Farce zu machen, den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und seinem Widersacher als letztlich vergnügliches Spiel Gottes zu begreifen, in dem der Böse eine reine Schachbrettfigur Gottes darstellt und das Böse in der Welt auf Gott selbst zurückfällt, so daß der unendlich gute Gott der Christen zum gnostischen Gott jenseits von Gut und Böse wird, der alle Gegensätze umschließt, in dem darum auch das „mysterium iniquitatis“ (2 Thess 2,7) seinen Ursprung und Grund hat, so daß das gnostische Motto Goethes für den vierten Teil von „Dichtung und Wahrheit“ Recht behielte:
„Nemo contra Deum nisi Deus ipse“
(Niemand steht gegen Gott außer Gott selbst).
Nach alledem ist die unbedingte Notwendigkeit der Treue zur Tradition evident, die allezeit ein Bollwerk gegen die Gnosis war, bis man in unseren Tagen auf den satanischen Einfall kam, die Bastionen zu schleifen, und die daher durch die derzeitige gnostische Kirchenbesatzung der Modernisten und Progressisten allenthalben zugunsten eines tiefer verstandenen „wissenschaftlichen Christentums“ der Freimaurerei unterdrückt wird.
Auf diesem Hintergrund ist das „für alle“ der neuen Kelchformel ein schreiendes Zeichen dafür,
- daß der Glaube der Kirche in höchster Gefahr ist, da er im Namen der Kirche verfälscht wird,
- daß die traditionsfeindliche Liturgiereform kein Werk der Kirche und des Heiligen Geistes, sondern ein Werk Satans und der Gegenkirche ist und darum zu bekämpfen ist,
- wie hinterlistig und heimtückisch Satan in seinem derzeitigen Großangriff auf die Kirche Christi vorgeht und von welcher Dringlichkeit die Wachsamkeit der Christen sowie die Unterscheidung der Geister heute ist,
- wie aktuell die Warnung des hl. Petrus ist, die in der kirchlichen Komplet täglich wiederholt wird:
„Brüder, seid nüchtern und wachsam, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne. Widersteht ihm, standhaft im Glauben!“ (1 Petr 5, 8-9)
- wie nötig das leoninische Gebet zum Hl. Michael um Schutz „contra nequitiam et insidias diaboli“ heute ist und wie schlecht beraten Papst Johannes XXIII. war, - suadente diabolo? - es abzuschaffen. (S. 93f)

Nun wurde nach dem 2. Vatikanum nicht nur Glaubenslehre angetastet, es wurden auch sämtliche Sakramentsriten verändert. Auch hierzu wollen wir nochmals Herrn Holzer in seinem Buch „Novus ordo missae oder Die Zerstörung der heiligen Messe“ zitieren, wo er zu bedenken gibt: „Wenn man die Ruinen der alten römischen Liturgie überblickt, die der Reformwahn der Neuerer, gestützt auf das Reform-Programm der konziliaren Liturgie-Konstitution, noch gelassen hat, dann wird der Schluß unabweisbar, daß hier jemand am Werk war, der die Kirche bestens gekannt hat. In der hl. Messe ist der Lebensnerv der Kirche getroffen worden. Über die Tatsache, daß die hl. Messe gezielt zerstört wurde, kann objektiv nichts hinwegtäuschen. Alle Ausflüchte, Änderungen beträfen nur die Rubriken, textliche Einzelheiten, nur die Form, nicht den Inhalt, nicht das Wesen usw., all dies soll nur den Widerstand gegen eine Pseudo-Messe lähmen und einschläfern. Die hl. Messe ist nach der Intention der Reformer, die sich in ihren Taten realisiert hat, in ihrem tridentinischen Wesen vernichtet. Da der Opfer- und Sakramentscharakter der hl. Messe beide an der Konsekration von Brot und Wein bzw. an der Transsubstantiation hängen, galt der Angriff der Reform genau dieser: man vernichtet die hl. Messe, indem man die hl. Wandlung eliminiert. Das war taktisches Nahziel; strategisches Fernziel - damit bereits in die Nähe gerückt - bleibt die Vernichtung der gesamten römisch-katholischen Kirche; oder in Martin Luthers Worten: ‚Wenn die Messe fällt, so liegt auch das Papsttum (= röm.-kath. Kirche, d. Verf.) am Boden.‘ Mit der Einführung des Novus Ordo Missae also hat man das Nahziel bereits weithin erreicht, selbst wenn man von den blasphemischen Extravaganzen der im Gehorsam ja nur vorauseilenden Revolutionäre absieht. Man hat also die hl. Messe vernichtet, indem man die hl. Wandlung eliminiert hat!“ (S. 31f).

Zunächst hat der Verstorbene sich zwar noch kirchlich, wie viele andere Katholiken auch, an Mgr. Lefebvre orientiert, wobei er jedoch dessen Position niemals voll teilte und sich im Laufe der Zeit aufgrund seiner theologischen Studien immer mehr von diesem und seinem Werk distanzierte.

Ein Spezialgebiet im theologischen Studium von Herrn Holzer war das unfehlbare Lehramt der Kirche und darin besonders die Stellung des päpstlichen Primats. Seine Kenntnis der theologischen Literatur und der kirchlichen Verlautbarungen speziell zu diesem Thema war beeindruckend. Er hat mehrere nicht veröffentlichte Arbeiten zu diesem Thema geschrieben, aus denen wir wenigstens eine prägnante Stelle anführen wollen. In Jahre 2001 beschäftigte sich Anton Holzer mit dem Thema: „Die katholische Glaubensregel und der Kanon des hl. Vinzenz von Lérins, Über eine unter Traditionalisten verbreitete Irrlehre“ (Wie weit ist es in der Nacht?). Wir geben hierzu „Zusammenfassung und Schlußergebnis - zum Sinn des Lerinenser Kanons“ mit den original Fußnoten und Hervorhebungen wieder:

Aus den obigen Ausführungen und Zitaten geht in aller Deutlichkeit offensichtlich und unzweifelhaft hervor,
a) daß die Übereinstimmung der jeweils gegenwärtigen Allgemeinheit d.h. die zu irgendeinem bestimmten Zeitpunkt in der Kirche gegebene Einmütigkeit in der Lehrverkündigung des allgemeinen Lehramtes von Papst und Bischöfen zusammen bezüglich der Offenbarungs- bzw. Glaubenszugehörigkeit einer Wahrheit oder bezüglich der Nichtvereinbarkeit einer Behauptung mit der göttlichen Offenbarung, wie sie in Schrift und Tradition überliefert ist, für sich allein schon ein hinreichendes und unfehlbar zuverlässiges Kriterium ist, sei es für das absolute Altertum d.h. für die von Anfang an explizite Apostolizität der gelehrten Wahrheit oder für die Irrigkeit und Offenbarungswidrigkeit der verworfenen Meinung sei es für ein relatives Altertum d.h. für die schon vor dem Eintreten einer Streitigkeit erfolgte explizite Verkündigung und deswegen auch wenigstens eine gewisse Zeit lang schon bestehende Einmütigkeit der lehrenden Kirche bezüglich einer Wahrheit.
b) daß also beim tatsächlichen Vorliegen einer gegenwärtigen Übereinstimmung von Papst und Bischöfen bezüglich einer Lehre zur Gewißheit über deren Katholizität das ‘immer‘ des Kanons vom Wesen der Sache her weder im Sinn des absoluten noch auch nur eines relativen Altertums notwendig dazutreten muß, weil ja im Gegenteil die Kriterien des Kanons tatsächlich distributiv zu verstehen sind.
c) daß der Kanon des hl. Vinzenz überhaupt kein Kriterium für die Unfehlbarkeit des ordentlichen Lehramtes an die Hand geben will - das Vaticanum I gibt dafür ein einziges an, und zwar dasselbe wie für die feierlichen Urteile eines Konzils (DS 3011) - , sondern nur für die Katholizität und Apostolizität einer Lehre.
Und dieses positive und sichere Kriterium darf überdies keineswegs exklusiv verstanden werden, als ob nur das wahrhaft und wirklich katholische Tradition wäre, was immer schon als solche explizit gelehrt und geglaubt worden ist; es gäbe dann ja auch keinen Fortschritt in der Erkenntnis der Offenbarung Gottes in der Kirche
Man sieht also, daß die Behauptung von P. Gérard Mura gegenüber Rothkranz unhaltbar ist, wenn er sagt: „Das allgemeine ordentliche Lehramt muß eine Wahrheit beständig lehren, damit sie unfehlbaren Charakter annimmt...Es wird auf dem I. Vatikanum und von Pius IX. tatsächlich nur gelehrt, daß das universale und konstante Lehramt unfehlbar sei. So lehrt etwa auch Vinzenz von Lerin.“ Abgesehen davon, daß weder das Vaticanum I noch Pius IX. eine solche Bedingung lehren, steht Mura mit seiner Meinung allein gegen die übrigen Theologen, die zum Kanon des hl. Vinzenz Stellung nehmen.
Ebenso falsch liegt offensichtlich Michel Martin mit seiner Behauptung, die Sedisvakantisten hätten den Kanon des hl. Vinzenz verstümmelt, wenn sie das Wort ,,immer‘‘ weglassen. Nein, hierin haben die Sedisvakantisten - sowohl historisch wie auch dogmatisch gesehen - völlig unwiderlegt und unwiderlegbar recht. Wenn man ihre These widerlegen will, dann ist der Hinweis auf den Kanon von Lérins jedenfalls kein taugliches Mittel.

Das theologische Wissen Anton Holzers war außergewöhnlich. Er konnte zu jeder Zeit einem Fragenden eine detaillierte, lehramtlich wohl begründete Antwort zu den meisten aktuellen Themen geben. Dabei verfiel er nicht der immer mehr um sich greifenden Seuche der Ideologisierung, der er im Werk Lefebvres mehr und mehr begegnete. Im Gegenteil, er durchschaute durch sein tiefgründiges Wissen alle Scheinargumente und Scheinlösungen und bemühte sich, diese zu widerlegen. Im Schluß der oben erwähnten Arbeit legt er dar:

„Es gibt also, wie gesagt, eine Gruppe von Katholiken, die man aufgrund ihrer Mentalität mit Recht als Lefebvrianer bezeichnen kann und muß, auch wenn die FSSPX-Oberen und diese FSSPX-Fans selbst dies verständlicherweise nicht gern hören oder es gar abstreiten. Und diese Gruppe ist den hier zur Sprache gebrachten Irrtümern schutzlos ausgeliefert; da sie sich von der FSSPX sonst in allen Bedürfnissen ihres religiösen Lebens versorgt fühlt und ihr deswegen auch im Hinblick auf die katholische Lehre vorbehaltloses, volles Vertauen entgegenbringt. Und – wie Ernest Hello leider richtig feststellte: „Im Gemüt nehmen die Leute den Irrtum eher an, als wenn man sie zum Denken auffordert. Hat der Feind das Kleid gewechselt, scheinen sie ihn nicht mehr zu erkennen und werfen sich ihm an den Hals.“
Über deren Mentalität ist allerdings das Urteil bereits seit Urzeiten der Kirche gesprochen: Schon der Apostel Paulus hatte gewissen Leuten in Korinth den Vorwurf solcher Partei-Mentalität zu machen, als ihm von deren Gruppenbildungen und Streitigkeiten berichtet wurde: „...Jeder von euch sagt: Ich halte zu Paulus, ich aber zu Apollos, ich aber zu Kephas, ich aber zu Christus. Ist denn Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden, oder seid ihr etwa auf den Namen Paulus getauft worden? ...“ (1 Kor 1,11 ff)
Christus ist das Haupt und das Fundament der Kirche und die offizielle Hierarchie, so sie und wo sie tatsächlich formell und legitim besteht, ist von ihm mit Autorität und Unfehlbarkeit ausgestattet und erhebt die Forderung nach Glauben und Gehorsam zu Recht. Man kann sich ihr gegenüber nicht auf die moralische oder charismatische Autorität irgendeines Menschen, und sei es eines Bischofs oder eines Heiligen (wer entscheidet denn über dessen Heiligkeit?), berufen.
Wie schon der hl. Paulus, so warnte auch der hl. Augustinus wieder vor solcher Partei-Mentalität als einer Beleidigung der Kirche; er erklärt, man könne kein Christ sein, ohne Gott in seiner Herrlichkeit als Vater, Jesus Christus als Bruder und die Kirche als Mutter anzuerkennen und zu ehren, und zwar nicht bloß in Worten, sondern auch und vor allem in seinem Verhalten:
„...Niemand sage: Ich gehe zwar zu den Götzenbildern, ich befrage die Besessenen und die Wahrsager, aber deswegen trenne ich mich doch nicht von der Kirche: ich bin Katholik. - An der Mutter hältst du fest, beleidigst aber den Vater!
Ein anderer sagt ebenso: Das sei fern von mir, ich befrage nicht den Wahrsager, suche nicht die Besessenen auf, frage nicht nach gottesräuberischen Weissagungen, gehe nicht die Dämonen anbeten und diene nicht Steinbildern: aber zur Partei des Donatus gehöre ich doch. - Was nützt es Dir, den Vater nicht zu beleidigen, der die Beleidigung der Mutter an dir ahndet? Was nützt es, wenn du den Herrn bekennst, Gott ehrst, ihn verkündest, seinen Sohn anerkennst, bekennst, daß er zur Rechten des Vaters sitzt, und dafür seine Mutter lästerst? ...Wenn du einen Gönner und Beschützer hättest, dem du täglich deine Aufwartung machst, seiner Frau aber ein einziges häßliches Vergehen nachsagtest, würdest du dann sein Haus noch betreten? - Haltet also, Geliebte, haltet also einmütig fest an Gott als Vater und an der Kirche als Mutter!“
Über die aus dieser Partei-Mentalität und schismatischer Haltung sich notwendig ergebenden kirchlichen Konsequenzen hat bereits Papst Pius XI. in seiner Enzyklika Mortalium animos vom 6. Januar 1928 das klare Urteil gesprochen:
„In dieser einen Kirche Christi ist und bleibt niemand, der nicht die Autorität und Vollmacht von Petrus und von dessen rechtmäßigen Nachfolgern durch Gehorsam anerkennt und annimmt.“

Als letzten Gedanken führt er sodann – im Jahre 2001! – aus: „Wie lange wird es noch dauern, bis die Einsichtigeren der FSSPX sich von diesen Fehlern distanzieren oder bis die Mächtigeren der FSSPX sich mit der häretisch-schismatischen, modernistischen Konzilskirche (so das Urteil von Msgr. Lefebvre über die offizielle nach-konziliare Kirche) (re-)liieren, wenn man sie nur ohne Quantitätsverlust (der liefe für manche ja auf einen Gesichtsverlust hinaus) als Personaldiözese in einer Seitenkapelle eben dieser Konzilskirche das nach Msgr. Lefebvres Vorbild verlangte Experiment der Tradition ungestört machen läßt? Custos, quid de nocte (Jes 21,11)? - 'Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?' - oder – sensu accomodato: Wann wird’s bei ihnen endlich Tag?! Wann geht ihnen endlich das Licht auf?!“ Wir müssen nach 15 Jahren auf die Frage leider antworten: Niemals!

Seine theologischen Einsichten zwangen Herrn Holzer, sich schließlich öffentlich von der FSSPX zu distanzieren, was er im August 2003 wiederum ganz seiner Art entsprechend in seiner öffentlichen „Retraktation und Wiedergutmachung“ tat:

„Der Unterzeichnende erklärt in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der katholischen Moral, welche um der Gerechtigkeit und christlichen Liebe willen die öffentliche Retraktation und Wiedergutmachung im Falle öffentlicher Mitwirkung zur Verbreitung irriger Lehren bezüglich Glauben und Sitten fordert, hiermit öffentlich sein Bedauern, daß er durch langjährige aktive Teilnahme an Gottesdiensten der Priesterbruderschaft St. Pius X. (= FSSPX) und zeitweilige Übernahme gewisser Aufgaben (wie Schola, Sakristan, Bücherstand, Kassenbuchführung u.a.) jahrelang katholischen Gläubigen - zwar ohne es zu wollen, aber es infolge seines Stillhaltens auch nicht verhindernd - wider besseres Wissen und Gewissen - objektiv Anlaß dazu gegeben hat zu glauben, die offizielle Position (Lehre und Praxis) der FSSPX sei dem wahren katholischen Glauben gemäß, und daß er dadurch einer mit dem katholischen Glauben nicht vereinbaren, verderblichen Mentalität Vorschub geleistet hat, namentlich in folgenden Punkten… „
a) der Katholik könne jemals - ohne Häresie (bzw. wenigsten ohne schwere Sünde) - Lehren gegenüber, die das gegenwärtige lebendige Lehramt ausdrücklich als geoffenbart (bzw. als mit der Offenbarung verbunden vorlegt), die gebührende absolute Zustimmung verweigern;
b) er könne sich zur Rechtfertigung dieser Weigerung zu Recht auf eine zur aktuellen Lehre im Widerspruch stehende frühere Tradition berufen, ohne zugleich ebendadurch dem aktuellen Papst und den mit ihm verbundenen Bischöfen jede Autorität (Jurisdiktion und Lehrgewalt) abzusprechen;
c) es könne für den Katholiken erlaubt, ja sogar eine Pflicht sein, den Weisungen der legitimen Autorität von Papst und Bischöfen in Lehre, Liturgie und Disziplin den Gehorsam zu verweigern, obwohl man ihnen volle Autorität bzw. alle Vollmachten zuerkennt, die ihnen gemäß der göttlichen Verfassung der Kirche zukommen;
d) jemand, der auch nur in einem Punkt von der unfehlbaren Glaubenslehre durch freiwilligen Zweifel, Leugnung oder Umdeutung abweicht, könne sich noch mit Recht katholisch nennen und zu Recht behaupten, er habe bzw. bewahre den katholischen Glauben;
e) der Papst erfreue sich des ihm für die Ausübung seiner Primatialvollmacht von Christus zugesagten Geistbeistandes bzw. der Unfehlbarkeit nicht alle Tage und immer, wenn er in Ausübung seines obersten Hirten-, Lehr- und Richteramtes von seiner Primatialvollmacht Gebrauch mache, sondern nur selten, nämlich nur dann, wenn er in einem feierlichem Urteil eine Wahrheit des Glaubens oder der Sitten definiere; außerhalb eines feierlichen Urteils könne er grundsätzlich immer irren, auch wenn er eine Lehre als zur Offenbarung gehörig oder als mit der Offenbarung verbunden verkünde; und Gehorsam schulde man ihm im übrigen nur im Rahmen seiner Unfehlbarkeit;
f) die Unfehlbarkeit des Papstes erstrecke sich auch keineswegs auf die Approbation einer Liturgie oder Disziplin oder die Einführung eines neuen Kirchenrechts; vielmehr könne der Papst in allgemeinen disziplinarischen und liturgischen Gesetzen für die Kirche auch etwas (z.B. liturgisch-sakramentale Reformen) promulgieren, approbieren, erlauben oder vorschreiben, was in sich schlecht, für das Seelenheil verderblich, der Häresie förderlich oder für den Glauben schädlich sei;
g) ein legitimer Papst und Stellvertreter Christi könne demnach zugleich - d.h. ohne Verlust seiner Autorität - nicht nur für sich selbst schismatisch oder apostatisch, ja ein „Antichrist” sein, sondern auch in Ausübung seines Amtes und unter ausdrücklicher Beanspruchung der höchsten Apostolischen Autorität mittels einer falschen Pastoral die Gläubigen in die Apostasie führen;
h) ein Ökumenisches Konzil könne nur, wenn es dogmatisch sei und in feierlich-förmlichen Lehrurteilen Wahrheiten präsentiere oder Irrtümer verurteile, unfehlbar sein; es könne, wenn es sich als Pastoral-Konzil verstehe, nicht die höchste Autorität des allgemeinen ordentlichen Lehramtes für sich beanspruchen; Unfehlbarkeit könne ihm nur zukommen, wenn es in offensichtlicher Übereinstimmung mit der Tradition lehre; diese Übereinstimmung mit der Tradition sei Kriterium seiner Unfehlbarkeit in dem Sinne, daß der Hl. Geist nicht a priori die Übereinstimmung einer Lehre, die vom höchsten Lehramt als geoffenbart oder als mit der Offenbarung verbunden vorgelegt wird, unfehlbar garantiere, sondern umgekehrt erst durch das offenkundige Vorhandensein dieser Traditionsgemäßheit a posteriori die Unfehlbarkeit der Lehre garantiert werde;
i) das lebendige allgemeine ordentliche Lehramt der Kirche sei nicht zu jeder Zeit („alle Tage”, Mt 28,20) und immer dann, unfehlbar, wenn es eine Glauben und Sitten betreffende Lehre (zumindest moralisch) einmütig als zur Offenbarung gehörig bzw. als mit der Offenbarung verbunden vorlege; der Hl. Geist garantiere dann nicht notwendig und zwar a priori (so wie die Schriftgemäßheit auch) die Traditionsgemäßheit dieser Lehre;
j) vielmehr könne eine Lehre, auch wenn sie (moralisch) einmütig vom allgemeinen ordentlichen Lehramt (d.h. von der ganzen lehrenden Kirche) oder auch vom Papst allein zur Offenbarung gehörig bzw. als mit der Offenbarung verbunden vorgelegt werde, dennoch im Widerspruch zur Tradition stehen; und trotz solchen Widerspruchs könne dieses Lehramt ohne Verlust seiner Autorität weiterbestehen;
k) die Orthopraxie habe Vorrang vor der Orthodoxie, die Befriedigung von praktischen Bedürfnissen der Religiosität und Frömmigkeit (Teilnahme an der alten Liturgie, Sakramentenempfang, Rosenkranzgebet usw.) habe Vorrang vor der Anbetung Gottes „im Geist und der Wahrheit” (Joh 4,22 ff), habe Vorrang vor den Forderungen des Glaubens (der Erkenntnis, Anerkenntnis und dem Bekenntnis der ganzen katholischen Glaubenswahrheit); das Vertrauen in Erzbischof Lefebvre als einen (vermeintlich) charismatisch-prophetisch-unfehlbaren Leuchtturm der Orthodoxie und die Treue zu seiner FSSPX habe Vorrang vor der Treue gegenüber der Kirche und ihrer gottgesetzten Autorität, habe Vorrang vor dem Gehorsam gegenüber dem von Christus eingesetzten Lehramt, dem doch Christus selbst wirklich für „alle Tage” sein Mit-Sein (Mt 28,20) und damit auch für alle je in seinem Namen und mit dem Anspruch höchster Autorität für die ganze Kirche verbindlich gesetzten Lehrakte Unfehlbarkeit zugesagt hat, oder die Annahme Christi als des Lebens und Heiles (in Messe und Sakramenten) habe Vorrang vor der Annahme Christi als der Wahrheit (und daher dem unverfälschten und ganzen Glauben).
All diese aufgeführten Irrtümer stellen eine tödliche Verletzung des katholischen Dogmas in bezug auf die göttliche Verfassung der Kirche, ihr Lehramt, ihre Unfehlbarkeit und die besondere Stellung und Prärogative des Papstes dar.
Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von diesen Irrtümern; außerdem bedauere ich, daß ich in diesen Punkten durch das schlechte Beispiel meines inkonsequenten, mit meiner besseren Erkenntnis nicht übereinstimmenden, falschen Verhaltens grundsätzlich an der Irreführung meiner Glaubensbrüder, an der Entstehung oder Aufrechterhaltung einer unkatholischen Mentalität objektiv mitschuldig und für sie so ein Stein des Anstoßes bzw. objektiver Sünde geworden bin, und daß an meinem falschen Verhalten mancher auch tatsächlich Ärgernis genommen hat und sich zur Rechtfertigung - sozusagen als Alibi - für eigenes inkonsequentes Verhalten darauf berufen konnte. Alle, denen ich dadurch Ärgernis gegeben habe, bitte ich um Verzeihung. Künftig werde ich - den Grundsätzen der katholischen Sittenlehre gemäß - den Gottesdiensten der FSSPX, welche solche Irrtümer in Predigt und Schrifttum öffentlich vertritt und verbreitet, (außer in unvermeidlichen Fällen) fernbleiben - um der Reinheit des Glaubens willen und um kein Ärgernis mehr zu geben. Für nähere Erklärungen und Begründungen über die unten angeführten Äußerungen des Lehramts hinaus stehe ich gerne zur Verfügung.“
Im August 2003
Anton M. Holzer

Es ist bezeichnend für den geistigen Zustand der Anhänger der Piusbrüder, daß, soweit uns bekannt ist, niemand damals bei Herrn Holzer nachgefragt und eine nähere Erklärung gesucht hat. Nun erscheint womöglich dem einen oder anderen obiges Urteil bezüglich der Piusbruderschaft zu hart.

Dazu nur ganz kurz zwei Fakten: Was ist davon zu halten, wenn der Vereinsvorsitzende der Piusbrüder, Mgr. Fellay, öffentlich sagt, daß eine Kirche ohne Makel und Runzeln, also jene vom hl. Paulus beschriebene und von Jesus gegründete Kirche, eine Karikatur sei? Oder was ist davon zu halten, wenn einer der Priester der Piusbruderschaft in seiner Gottesdienstordnung schreibt, man müsse eine überlebensnotwendige Distanz zu Rom einhalten, wobei aus dem Zusammenhang ganz klar hervorgeht, daß der Priester mit „Rom“ seinen Papst, also das Lehramt der Kirche meint? Müßte nicht jedem Katholiken, der seinen Katechismus noch einigermaßen kennt, eine solche Rede als absurd erscheinen, weil sie vollkommen gegen den katholischen Glauben verstößt – oder wie der Verstorbene formulierte: „eine tödliche Verletzung des katholischen Dogmas in bezug auf die göttliche Verfassung der Kirche, ihr Lehramt, ihre Unfehlbarkeit und die besondere Stellung und Prärogative des Papstes“ darstellt?

Die praktische Folge der theoretischen Glaubenseinsicht war jedenfalls für Anton Holzer weitreichend, er mußte fortan bis nach Lothringen zu Pfr. Siegel fahren, um dem sonntäglichen Gottesdienst beiwohnen zu können. Was der Verstorbene sodann auch viele Jahre mindestens jeden Sonntag auf sich genommen hat. Die letzten Jahre seines Lebens besuchte der Verstorbene die Gottesdienste im Kloster Marienberg, da dieses sich von der FSSPX und ihrer Ideologie getrennt hatte.

Der Glaube erweist sich erst dann als echt, wenn er sich in der Prüfung bewährt. Das kann man bei Herrn Anton Holzer durchaus sagen: Er hat den Glauben so ernst genommen, daß er auch die unangenehmen Konsequenzen einer Glaubenserkenntnis auf sich genommen hat und in den vielen Prüfungen des Lebens standhaft geblieben ist. Davon gibt es heute nur noch wenige, denn nur wenige sind bereit, auch im Glauben konsequent zu sein.

Wenn man ein Leben auf den Punkt bringen müßte, wie würde man das Leben des Verstorben überschreiben? Uns kam angesichts des Lebens von Anton Holzer ein Satz des hl. Paulus in den Sinn – und wir waren nicht wenig überrascht, als wir genau diesen Satz auf der Todesanzeige wiederfanden: „Cursum consummavi, fidem servavi“ – „Ich haben den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.“ Beides kann man vom Verstorbenen sagen. Auch in der letzten großen Prüfung seines Lebens, der schweren, schmerzvollen Krankheit, war und blieb ihm sein Glaube die feste Stütze. Er war darum vollkommen gefaßt bereit, sein Leben in die Hände des göttlichen Richters zu legen – und wir können zuversichtlich hoffen, daß er einen gnädigen Richter fand. Der Tag seines Hinscheidens ist jedenfalls auffallend besonders: Karfreitag und 25. März, Fest Mariä Verkündigung.

Bewahren wir den Verstorbenen in unserer Erinnerung und begleiten wir ihn durch unsere Gebete in die Ewigkeit, damit ihm Gott möglichst bald den ewigen Lohn für all seine zeitlichen Mühen schenken möge.

O Herr, gib ihm die ewige Ruhe! Und das ewige Licht leuchte ihm!
O Herr, laß ihn ruhen in Frieden! Amen.