Kirchliche Verwandlung mit Gaspedal und Bremse

1. Als Weihbischof Fellay, der „Generalobere“ der „Piusbruderschaft“, im September mit „Kardinal“ Müller von der „Glaubenskongregation“ zusammentraf, vereinbarte man miteinander, „die doktrinellen Gespräche in einem erweiterten und weniger formellen Rahmen als bei den vorherigen Unterredungen aufrechtzuerhalten“, wie Mgr. Fellay es in einem „DICI“-Interview formulierte. Konkret hatte man darunter zu verstehen, wie später „durchsickerte“, daß „informelle“ Treffen zwischen „Pius“-Mitgliedern und „Bischöfen“ der „Konzilskirche“ stattfinden sollten, um auf dieser Ebene die Hindernisse abzubauen und der Einigung vorzuarbeiten. Diese Treffen sollen gemäß „Pius“-Instruktion ohne Öffentlichkeit ablaufen und dienen angeblich dazu, geneigten „konziliaren Bischöfen“ die Position der „Piusbruderschaft“ verständlicher zu machen.

2. Ein geheimes Schreiben des „Pius-Generalhauses“ an die Mitglieder vom 26. November war trotz strengen Verbots kurz darauf im Internet aufgetaucht. Darin wird den Herren „Pius“-Patres vertraulich mitgeteilt, daß noch im Dezember eine erste solche Zusammenkunft abgehalten werden soll, und zwar im „Pius“-Seminar zu Zaitzkofen bei Regensburg mit „Kardinal“ Brandmüller. Dieser gilt als sehr „konservativ“ und stand bei den Diskussionen um die „Familiensynode“ Bergoglios an der Seite anderer „Konservativer“ wie Burke und Müller, trat aber bislang nicht gerade als „Pius“-Freund in Erscheinung. Als Teilnehmer aus der „Piusbruderschaft“ sind neben dem „Generaloberen“ u.a. die „Distriktoberen“ von Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie der „Regens“ von Zaitzkofen vorgesehen. Im Mittelpunkt des Gesprächs werde das „II. Vatikanum“ stehen, seine Autorität, seine Interpretation und seine Besonderheit als „pastorales Konzil“, hieß es im geheimen Schreiben.

Kaum war dies ruchbar geworden, da verteidigte der uns bereits bekannte Geschichtslehrer Jacques-Régis du Cray alias „Côme de Prévigny“ unter seinem Pseudonym „Ennemond“ auf dem „Forum Catholique“ das Vorgehen der „Pius“-Oberen. Dieses Zusammentreffen mit Brandmüller zeige nur, daß die Oberen der „Piusbruderschaft“ nicht meinten, außerhalb des Werkes von Erzbischof Lefebvre gebe es keine Katholiken mehr. Auch sei dies nichts Neues oder Besonderes, denn immer wieder habe man in den Seminaren und Prioraten der „Piusbruderschaft“ „Kardinäle und Bischöfe der Heiligen Kirche (!) empfangen, ohne dies an die große Presse-Glocke zu hängen. Mgr. Morilleau, Bischof von La Rochelle, sei mehrfach in Ecône gewesen, Kardinal Thiandoum habe dort sogar genächtigt und die Seminaristen hätten bei seiner Messe gedient. Diözesanbischöfe besuchten seit den Anfängen der „Piusbruderschaft“ immer wieder deren Priester, ohne daß diese ihre „Überzeugungen“ abgelegt hätten. Abbé Moulin habe vor einiger Zeit den Bischof von Nizza in seinem Priorat empfangen (dies belegt der „Côme“ durch ein Photo), und ein ehemaliger Distriktoberer habe einen französischen Kardinal als Gast zu Tisch in einem Priorat gehabt, ohne deswegen geglaubt zu haben, alle Welt darüber informieren zu müssen.

3. Die freundschaftlichen Kontakte zwischen der „Piusbruderschaft“ und der „Heiligen Kirche (!) sind also nicht neu. Aber das wußten wir bereits. Interessanter fanden wir da schon die Meldung, daß der „Pius-Generalobere“ Weihbischof Fellay durch Vermittlung von Alain Escada, dem Präsidenten von „Civitas“, einem französischen Tradi-Polit-Aktiv-Verein, und auf Einladung des parteilosen Europa-Abgeordneten Mario Borghezio am 9. Dezember im Europaparlament zu Brüssel eine Weihnachts-Krippe gesegnet hat, die dort in einer Halle installiert worden war. Begleitet wurde Mgr. Fellay von Abbé Thierry Legrand, dem „Distriktoberen“ von Belgien und den Niederlanden, hatte jedoch darauf bestanden, die Segnung selbst vorzunehmen. Er sprach auch ein paar Worte folgenden Inhalts: „Hier hat alles angefangen, in der Krippe. Es ist also normal, daß die Führer Europas diesem Gott Ehre erweisen, der unter die Menschen kam, um sie zu erlösen, Er, der König der Könige. Denn erinnern wir uns, was Kardinal Pie sagte: 'Wenn der Moment nicht gekommen ist für Jesus Christus zu herrschen, dann ist auch nicht der Moment gekommen für die Regierungen zu bleiben.' Durch die Segnung dieser Krippe bindet die Kirche diese Umgebung an die Gnade des Lieben Gottes. Dieser kleine Ort wird ein Sakramentale werden und allen nützen, die hierherkommen, um sich zu besinnen.“ Anwesend waren bei dieser kleinen Zeremonie mehrere Europaabgeordnete aus Frankreich, England, Griechenland, Portugal und Italien. Der Hintergrund ist ein derzeit in Frankreich tobender Streit darüber, ob das Aufstellen von Krippen in der Öffentlichkeit mit dem Laizismus vereinbar sei. Mit der Krippe im Europäischen Parlament wollte der „Civitas“-Verein offensichtlich ein politisches Zeichen setzen.

Nun ist es ja merkwürdig genug, daß ausgerechnet der „Generalobere“ der „Piusbruderschaft“ im Namen der „Kirche“ das EU-Parlament „an die Gnade des Lieben Gottes“ bindet (wozu es freilich ein bißchen mehr bräuchte als die Segnung einer Weihnachts-Krippe). Noch sonderbarer ist dies, da doch erst vor wenigen Wochen der Vorsteher der „Heiligen Kirche (!), „Papst Franziskus“, im Europaparlament weilte und dort eine lange Ansprache hielt, in welcher er das bemerkenswerte Kunststück fertigbrachte, nicht ein einziges Mal Unseren Herr Jesus Christus zu erwähnen. Stattdessen war viel von „Menschenwürde“ und „Menschenrechten“ die Rede und natürlich von den „Migranten“. Vielleicht zeichnet sich hier schon die künftige Kooperation zwischen der Bergoglio-Kirche und der „Piusbruderschaft“ ab. Bergoglio deckt den gottlosen Bereich ab, die „Piusbruderschaft“ den frommen.

4. Jorge Mario Bergoglio seinerseits hatte bereits zu Beginn seines „Pontifikats“ beteuert, er wolle „Papst“ sein sowohl für diejenigen, deren Fuß auf dem Gaspedal stehe, als auch für jene, welche die Bremse drücken, also sowohl für „progressive“ als auch für „konservative“ Kräfte. In der Tat sucht er ein gewisses Gleichgewicht zu halten, wenngleich erstens zu zweifeln ist, ob er überhaupt „Papst“ sein will, und zweitens seine Präferenzen schon recht eindeutig „links“ liegen. Erst kürzlich vertrieb er seine Langeweile im Gästehaus wieder einmal damit, Telefonate zu führen (zum Beten hat er nach eigenen Angaben wenig Zeit, und wenn, dann schläft er gerne dabei ein, es sei denn, es handle sich ums Gebet gen Mekka in einer Moschee). Er rief wiederholt einen jungen Mann in Spanien an, welcher sich als „Mißbrauchsopfer“ eines katholischen Priesters bezeichnet, was für Bergoglio stets ein willkommener Anlaß ist, zum Hörer zu greifen, und gab sich als „Pater Jorge“ aus. Der junge Mann brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, wen er da am Telefon hatte. Am 27. November erzählte Bergoglio in einer „der für ihn charakteristischen 'nicht formalen' Ansprachen“ (kath.net) vor Teilnehmern am Internationalen Kongress der Pastoral für die Großen Städte von einer „kirchlichen Verwandlung“ und davon, daß die Epoche der „Ecclesia Magistra“ vorbei sei. „Franziskus: ‚Ecclesia – Mater et Magistra’? ,Mater’ ja, ‚Magistra’ – nicht mehr“, so lautete die Titel-Unterschrift bei „kath.net“. Wo keine „Magistra“, da kein „Magisterium“, kein Lehramt, und also auch kein Papst. Hierin ist „Pater Jorge“ ganz konsequent.

5. Unlängst äußerte sich Bergoglio erneut in einem „Interview“. Diese Art der Lehrverkündigung ist bekanntlich auch in „traditionalistischen“ Kreisen beliebt. Sie hat unter anderem den großen Vorteil, daß man hinterher immer sagen kann, man sei falsch wiedergegeben worden. Bergoglio seinerseits bekümmert sich um solche Details allerdings nicht. Er überläßt es anderen, darüber zu streiten, wie authentisch seine „Interviews“ tatsächlich sind und freut sich über den Qualm und Nebel, unter welchem er wieder kräftig die Dinge in Bewegung gebracht hat. So auch diesmal.

Nach einem Bericht von „kath.net“ ging es natürlich auch um die Frage des Kommunionempfangs von „wiederverheirateten Geschiedenen“. Bergoglio habe seine „Position weiter offen“ gelassen, behauptet der Artikel, aber gesagt: „Das allein kann keine Lösung sein, die Lösung ist die Integration.“ Er habe davon gesprochen, ob man nicht den Ausschluß jener „Wiederverheirateten“ von Ämtern wie Taufpaten oder Kommunionhelfer überdenken müsse, und es beklagt, daß sie wie Exkommunizierte behandelt würden, ohne es doch zu sein. „Zum Vorschlag des deutschen Kardinals Walter Kasper, den bisherigen Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von der Kommunion zu überdenken, sagte der Papst, Kasper habe Thesen aufgestellt, die 'einige Theologen' erschreckt hätten“, so „kath.net“. „Sie hätten eine Zulassung zur Eucharistie abgelehnt, gleichzeitig jene zur geistlichen Kommunion jedoch befürwortet. Wörtlich fuhr der Papst fort: 'Sagen Sie mir: Braucht man die Gnade Gottes nicht, um die geistliche Kommunion zu empfangen?'“

Kurz darauf fand sich prompt ein weiterer Artikel in „kath.net“, in welchem wir lesen: „Das jüngste Interview von Papst Franziskus wurde von der KNA und der KATHPRESS beim Thema 'wiederverheiratete Geschiedene' offensichtlich verzerrt wiedergegeben.“ Ein „konservativer“ Moraltheologe hatte sich die Frage gestellt: „Ist es denkbar, dass der Papst einen derartigen Vorschlag gemacht hat? Wie könnte es von der Sache her vertretbar sein, dass eine Person, die selber wegen eines irregulären Zustandes am Kommunionempfang gehindert ist, als Kommunionspender tätig ist?“ Natürlich war dies nicht „denkbar“, denn was nicht sein darf, kann ja auch nicht sein. Er hatte daraufhin die Sache untersucht und war zu folgendem Ergebnis gelangt: „Der Papst hat gar keinen solchen Vorschlag ausgesprochen! Wahr ist einzig dies, dass Papst Franziskus Beispiele aufgezählt hat, woran wiederverheiratete Geschiedene gemäß kirchlichem Recht oder aus anderen Gründen gehindert sind (Patenamt, Dienste als Lektoren und Kommunionhelfer, katechetische Aufgaben etc.). Daraus hat er jedoch nur die allgemeine Folgerung abgeleitet, sie müssten besser ins kirchliche Leben integriert werden. Eine Zulassung zum Patenamt für solche Personen unter bestimmten Voraussetzungen kann er sich vorstellen; nicht jedoch verlangt Papst Franziskus eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener als Kommunionspender. Das wäre ja auch, insofern für jene Personen ein grundsätzliches Hindernis für den Kommunionempfang besteht, in sich widersprüchlich. Eben deshalb könnte es auch der Papst gar nicht fordern – und wie die Recherche zeigt, er hat dies auch nicht getan!“ Damit ist „Franziskus“ wieder einmal gerettet und der Schwarze Peter einmal mehr der „verzerrten Wiedergabe“ gewisser Presseagenturen zugeschoben.

Der „Moraltheologe“ übersieht dabei ein kleines, und zwar die durchaus korrekte Feststellung Bergoglios, daß eine geistliche Kommunion nur im Stand der Gnade empfangen werden kann, ebenso wie die sakramentale. Das Argument Kaspers, welches auf den „konservativen“ Ratzinger zurückgeht, welcher den „wiederverheirateten Geschiedenen“ zur geistlichen Kommunion geraten hatte, wenn ihnen schon die sakramentale verwehrt sei, beruht nämlich gerade darauf: Wer geistlich kommunizieren kann, befindet sich im Stand der Gnade, und dann gibt es kein wesentliches Hindernis mehr, ihn auch sakramental kommunizieren zu lassen. Und warum sollte er dann nicht auch das „konzilskirchliche“ Amt des „Kommunionhelfers“ ausüben dürfen? Bergoglio ist auch hier also ganz konsequent und läßt seine Position in keiner Weise offen. Natürlich befürwortet er eine volle „Integration“ der „wiederverheirateten Geschiedenen“ mit Zulassung zur Kommunion und allen Ämtern. Und dies will und wird er auch erreichen. Aber auf seine Art. Eben durch „kirchliche Verwandlung“.

6. Schon laufen die Vorbereitungen für die nächste „Familiensynode“ im Jahr 2015. Von „konservativer“ und „traditionalistischer“ Seite wurde Bergoglio verdächtigt, unliebsame Personen entfernt zu haben, so vor allem den „erzkonservativen“ und halb-“traditionalistischen“ amerikanischen „Kardinal“ Raymond Leo Burke, der bei der jüngsten „Familiensynode“ ein Hauptvertreter des „konservativen“ Widerparts gewesen ist. Tatsächlich wurde dieser im November von seinem bisherigen Posten als Präfekt der Apostolischen Signatur entfernt und zum Kardinalpatron des Malteserordens ernannt. Bergoglio bestreitet in seinem Interview, daß dies eine „Strafversetzung“ gewesen sei.

Auf „Aleteia“ fand sich dazu ein interessanter Artikel. Der Autor meint, man müsse die Dinge in ihrem Zusammenhang sehen. „Ist Papst Franziskus Befürworter einer liberaleren Sichtweise in gewissen Fragen? Die Antwort ist zweifelsfrei ja. Prallen seine Ansichten mit denen Kardinal Burkes zusammen? Wie es scheint, abermals ja. Steht seine Art zu lehren und die Liturgie zu feiern im Gegensatz zu dem mehr konservativen und 'High Church'-mäßigen Stil Kardinal Burkes? Unbestreitbar. Weicht die Sichtweise von Franziskus in Fragen der Politik und der Wirtschaft von der des Kardinal Burke ab? Das ist möglich. Gibt es einen kulturellen Schock zwischen dem nordamerikanischen Kardinal aus der Vorstadt und dem Südamerikaner der Elendsviertel? Wahrscheinlich. Aber bedeutet dies, daß die beiden Männer wirklich im Konflikt sind? Ist Kardinal Burke bereit, ein traditionalistisches Schisma anzuführen? Gibt es ein von Franziskus geführtes Komplott, um die Kirche von Konservativen zu reinigen? Nein, und hier der Grund.“

Der Autor führt aus: „Jene, welche die Theorie einer Fehde bestreiten, unterstreichen, daß, wenn Kardinal Burke aus seiner Funktion entlassen wurde, Papst Franziskus damit nicht auf die von Burke in der Synode angeführte Opposition reagierte. Diese Umbildung des Vatikan war bereits seit Monaten vorgesehen. Es handelt sich wohl um einen Teil des umfangreicheren Richtungswechsels, welchen der Papst plant, wie es P. Mark Drew in einem exzellenten Artikel im britischen Catholic Herald dargestellt hat. Gleichzeitig ist Kardinal Burke am Ende jener fünf Jahre Amtszeit angelangt, welche traditionell für die Präfekten der Apostolischen Signatur vorgesehen sind. Jene, die angesichts der Fehde-Gerüchte die Schultern zucken, sagen: 'Viel Lärm um nichts. Die Versetzung stand an.' Als Antwort auf jene, welche die Versetzung Burkes für einen überlegten Versuch seitens Franziskus halten, seine Feinde zum Schweigen zu bringen, antworten dieselben: 'Burke zum Schweigen gebracht? Sein neuer Posten als Patron des Malteserordens überträgt ihm zwar so gut wie keine Verantwortung, liefert ihm aber eine Basis in Rom und die Zeit zu reisen, zu lesen, zu schreiben und seinen Gesichtspunkt darzustellen und zur Geltung zu bringen.' Statt Kardinal Burke zum Schweigen zu bringen, ist es wohl eher so, daß Franziskus ihm ermöglicht, sich zu äußern und damit die 'loyale Opposition' des Kardinals in gesunder Weise fördert.“

Ferner: „Ein weiteres Argument, welches der Theorie der 'Reinigung von Konservativen' zu entgegnen ist: Andere bekannte Gestalten werden nicht entfernt. Kardinal Pell ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel. Als führendes Mitglied der Ratgebergruppe von acht Kardinälen, die von Franziskus eingerichtet wurde, wurde er vom Papst ausgewählt, die Reformen der Vatikanbank voranzubringen. Kardinal Müller, Haupt der mächtigen Glaubenskongregation, ist eine andere konservative Stimme in der Nähe von Papst Franziskus. Bei der Synode haben sich Müller ebenso wie Pell frei im Namen der konservativen Richtung der Synode geäußert. Jene, welche eine Fehde zwischen Franziskus und Kardinal Burke argwöhnen als Teil einer großen Säuberungsaktion, müssen anerkennen, daß die Beweislage dürftig ist. Es ist wahr, daß Franziskus sein Programm der Reformen voranzubringen sucht, aber es ist falsch zu behaupten, daß er all jene entfernt, die nicht mit ihm übereinstimmen.“

Diese Beobachtungen dürften durchaus zutreffend sein. Tatsächlich äußerte Bergoglio in seinem Interview zur Versetzung Burkes laut „kath.net“, daß diese im Zusammenhang mit der geplanten Kurienreform und einer „Neustrukturierung der vatikanischen Gerichte“ gestanden sei. Darum hatte er Burke bis dato in seinem Amt nicht bestätigt, obwohl er ihn vorläufig darin belassen habe. „Dann habe er die Anfrage des Malteserordens nach einem neuen Kardinalpatron erhalten. Da sei ihm Burke in den Sinn gekommen, weil dieser sich als US-Amerikaner in dem Ambiente bewegen könne.“ Und tatsächlich hat Bergoglio für die nächste Familiensynode im Oktober 2015 als zusätzliches Präsidiumsmitglied den „konservativen“ „Kardinal“ Wilfrid Fox Napier ernannt, welcher bei der letzten Synode als Kritiker allzu aufgeweichter Positionen aufgefallen war.

So scheint uns die Folgerung des „Aleteia“-Autors ganz stichhaltig: „Auch wenn Franziskus ohne jeden Zweifel progressistische Ansichten über gewisse Fragen hat und gerne 'ein Durcheinander stiftet', so ist er sich doch seiner Rolle als Papst bewußt [wir würden wohl besser sagen: seiner Rolle als Moderator, um die verschiedenen Strömungen zusammenzuhalten bzw. für sich einzuspannen]. Er hat denkwürdige Worte gesprochen, als er sagte, daß er Papst sein müsse 'für jene, die den Fuß auf dem Gaspedal haben, und jene, welche auf der Bremse stehen'. Seine postsynodale Ansprache war eine deutliche Mahnung an die Führer der Kirche über die Gefahren sowohl der liberalen als auch der konservativen Denkrichtungen. Er hat sich bei den Synodenvätern für die freie und offene Debatte bedankt in voller Anerkennung, daß dies, trotz aller Spannungen, die beste Form des Voranschreitens sei.“

7. Kurzum, es dünkt uns zu kurz gegriffen und zu eindimensional gedacht, wenn man Bergoglio ganz einfach ins Links-Rechts-Schema einordnet und ihn als Konservativen-mordenden Progressisten und Traditionalisten-Schreck hinstellt. In Wahrheit ist er ein gewiefter Dialektiker, der nach gut modernistischer Manier seine Reformen mithilfe des dialogischen Wechselspiels der verschiedenen Kräfte, „Gaspedal“ und „Bremse“, voranbringen will, um auf diese Weise desto sicherer voranzukommen und alle Seiten in den Prozeß mit einzubinden. Bisher ist ihm das ja auch auf beeindruckende Weise gelungen. Das Ergebnis der letzten Synode, die zwar keine Zwei-Drittel-Mehrheit, wohl aber eine absolute Mehrheit selbst für „umstrittenste“ Passagen zustandebrachte, ist dafür ein eindrucksvoller Beleg. Bergoglio dazu in seinem Interview: „Der synodale Prozess ist kein parlamentarischer Prozess, sondern ein geschützter Raum.“ „Dies sei notwendig, damit der Heilige Geist wirken könne“, gibt ihn „kath.net“ wieder. „Es sei zwar wahr, dass es unterschiedliche Positionen während der Synode gegeben habe, so Franziskus weiter. Doch diese hätten sich noch in einem 'Stadium des Suchens nach der Wahrheit' befunden. Für jene, die in ihren Positionen sehr festgelegt seien, müsse man beten, dass der Heilige Geist sie verwandele, so Franziskus.“ Genau um diese „Verwandlung“ geht es ihm, um „Transformation“. Starr bleiben darf also keiner, nicht „links“ und nicht „rechts“.

Bergoglio kann sich sicherlich vorstellen, in diesen dialektischen „Transformations“-Prozeß auch die „Traditionalisten“ der „Piusbruderschaft“ mit einzubeziehen. Und schon sind sie ja dabei, ihren „Dialog“ mit den „konziliaren Bischöfen“ zu führen; ihre „Verwandlung“ ist in vollem Gang, sodaß sie sogar bereits im durch und durch mondialistischen EU-Parlament wohlgelitten werden. „Pater Jorge“ macht seine Sache ganz gut, er versteht sein Geschäft. Vielleicht wird er ja eines Tages in Begleitung von „Kardinal“ Fellay vor der UNO auftreten und dort von Menschenwürde und Menschenrechten schwadronieren, während sein Begleiter einen Tannenbaum – oder besser eine Palme – segnen darf, um die UN „an die Gnade des Lieben Gottes“ zu binden. Dann wird man von einer rundum gelungenen „kirchlichen Verwandlung“ sprechen dürfen.