Signum magnum apparuit - 3. Teil

Oft ist es so, daß ein Licht noch einmal hell aufleuchtet, ehe es erlischt. So hatte auch Gott der Welt noch einmal zwei Leuchten geschenkt in Gestalt eines großen heiligen Papstes und eines heiligmäßigen Kaisers als Seine Repräsentanten auf Erden, ehe sie von den Feinden beseitigt werden sollten, um die Stunde der Finsternis einzuleiten. „Aber das ist eure Stunde und die Macht der Finsternis“ (Lk 22,53).

Das letzte Heilmittel

Das Jahr 1917 war ein bedeutendes Jahr. Es war das einzige volle Jahr in der Regierungszeit Kaiser Karls von Österreich, es war das Jahr des Eintritts der USA in den Krieg und damit seiner endgültigen Ausweitung zum Weltkrieg, der erste seiner traurigen Art, und es war das Jahr der bolschewistischen Revolution in Rußland. P. Jentzsch schreibt dazu in seinem Buch „Fatima und der Halbmond“ (Teil 1, S. 166): „Immer mehr gelangt man zu der Erkenntnis, daß das Jahr 1917 einen entscheidenden geschichtlichen Wendepunkt in ganz großem Stil darstellt. Manche vertreten sogar die Meinung, daß in diesem Jahr das Ende der Neuzeit angesetzt werden kann. Auf der einen Seite nahm Amerika mit seiner Ideologie des Liberalismus sozusagen Europa 'in die Klammer', auf der anderen Seite stand Rußland mit der Ideologie des Kommunismus. Beide Ideologien sind im Grunde widerchristliche Ideologien. Eingekeilt zwischen diese beiden Weltideologien des Ostens und des Westens verkörperte Kaiser Karl gleichsam die dritte Kraft. Er kämpfte für die christliche Idee.“

„Durch die Geschehnisse während des Ersten Weltkrieges wurde in der Folge das katholische Kaisertum, der Rest des letzten heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, verwirklicht in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, von antikatholischen Mächten zerstört. Dadurch wurde überhaupt das Herrscheramt seiner geweihten Stellung enthoben. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden der Staat und die staatliche Gewalt als von Gott gegeben aufgefaßt. Auch dem weltlichen Herrscher war bewußt, daß er alleine gegenüber Gott für seine Handlungen verantwortlich ist, selbstverständlich zum Wohl und zur Wohlfahrt seiner Völker und Untergebenen. Von diesem Zeitpunkt an machten sich die Auswirkungen der französischen Revolution weltweit bemerkbar. 'Alle Macht geht vom Volke aus!' Das ist der Grundsatz der französischen Revolution. Diese Macht von unten ist der genaue Gegenpol zu Gott, der Macht von oben.“

Im gleichen Jahr, da die Revolution sich anschickt, die ganze Welt zu erobern und nach Beseitigung der dritten, der christlichen Macht ganz Europa zwischen den Ideologien des Liberalismus und des Kommunismus zu zermalmen, da der Drache also mit Gewalt sein Haupt erhebt, erscheint wiederum das große Zeichen am Himmel: Maria, die Unbefleckte Empfängnis. Zwischen dem 13. Mai und dem 13. Oktober 1917 zeigt sich die Himmelskönigin drei Kindern im portugiesischen Fatima.

Bei ihrer ersten Erscheinung bittet sie die Kinder, in den folgenden sechs Monaten jeweils am 13. zur selben Stunde sich am selben Ort wieder einzufinden und verspricht danach noch eine siebte Erscheinung. Sie fragt sie, ob sie bereit seien, sich Gott als Sühneopfer für die Sünden aufzuopfern und fordert sie auf, täglich den Rosenkranz zu beten, „um den Frieden in der Welt und um das Ende des Krieges zu erlangen“. Bei ihrer zweiten Erscheinung im Juni erneuert sie die Aufforderung zum täglichen Rosenkranzgebet.

Die dritte Erscheinung findet am 13. Juli statt. Hier kündigt Unsere Liebe Frau an, sie werde sich bei ihrer letzten Erscheinung im Oktober offenbaren und ein großes Wunder wirken zum Zeichen für die Echtheit und Übernatürlichkeit des Geschehens. Dann fordert sie erneut die Kinder auf, für die Sünder zu opfern, und zeigt ihnen eine Vision der Hölle, um sie mächtig zu diesem Liebeswerk anzuspornen. Dabei offenbart sie den drei Kindern ein Geheimnis, das nach den Worten Lucias „aus drei verschiedenen Teilen“ besteht, von welchen sie zwei gleich offenbart hat. „Der erste Teil war die Vision der Hölle“, schreibt sie in ihrer „Dritten Erinnerung“. Der zweite Teil besteht aus den Worten der seligsten Jungfrau:

„Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott in der Welt die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, und es wird Friede sein. Der Krieg wird ein Ende nehmen. Wenn man aber nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Papst Pius XI. ein anderer, schlimmerer beginnen. Wenn ihr eine Nacht von einem unbekannten Licht erhellt seht, dann wißt, daß dies das große Zeichen ist, das Gott euch gibt, daß Er die Welt für ihre Missetaten durch Krieg, Hungersnot, Verfolgungen der Kirche und des Heiligen Vaters bestrafen wird. Um das zu verhüten, werde ich kommen, um die Weihe Rußlands an mein Unbeflecktes Herz und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen des Monats zu verlangen. Wenn man auf meine Wünsche hört, wird Rußland sich bekehren und es wird Friede sein. Wenn nicht, wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Kirchenverfolgungen heraufbeschwören. Die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, verschiedene Nationen werden vernichtet werden, am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden.“

In ihrer „Vierten Erinnerung“ ergänzt Schwester Lucia diesen zweiten Teil des Geheimnisses noch durch folgende Worte: „In Portugal wird sich immer das Dogma des Glaubens erhalten usw. Davon sagt niemandem etwas; Francisco könnt ihr es mitteilen.“ Dies scheint auf den dritten Teil des Geheimnisses hinzuweisen, der vorderhand geheim blieb, jedoch frühestens 1944, als Lucia ihn niederschrieb, und spätestens 1960 enthüllt werden sollte, weil es „zu der Zeit klarer werden würde“, wie Schwester Lucia sagte. Diesen dritten Teil nannte man später meist – nicht ganz korrekt – das „dritte Geheimnis“ von Fatima. Der Umschlag, welcher es enthielt, wurde 1957 von Leiria in den Vatikan gebracht und 1959 durch Johannes XXIII. geöffnet. Wie wir heute wissen, ist das „dritte Geheimnis“ jedoch erst im Jahr 2000 durch den vatikanischen Staatssekretär bekannt gemacht und zusammen mit einem Kommentar des damaligen Glaubenspräfekten Ratzinger und seines Sekretärs Bertone veröffentlicht worden.

Es bestehen berechtigte Zweifel, ob es sich bei dem durch den Vatikan veröffentlichten „dritten Geheimnis“ wirklich um den dritten Teil des Geheimnisses von Fatima handelt. Allzu unverbindlich und ohne Brisanz erscheint die darin dargestellte Vision, als daß man verstehen könnte, warum diese so lange und noch 40 Jahre über das Jahr 1960 hinaus geheimgehalten wurde. Alle Experten waren sich bis dahin einig, daß es im „dritten Geheimnis“ um nichts anderes als die bereits in La Salette angekündigte Verfinsterung der Kirche gehen könne. Tatsächlich können wir nicht daran zweifeln, daß gerade vor dem gewarnt werden sollte, was sich nach dem Zweiten Weltkrieg vorbereitete und dann nach 1960 in der Kirche geschah. Das wäre auch der einzig stichhaltige Grund, warum die „Konzilspäpste“ Johannes XXIII. und Paul VI. nicht wollten, daß es bekannt werde, obwohl oder gerade weil sie nachweislich den Inhalt kannten.

Die Ereignisse in Fatima fanden ihren Abschluß am 13. Oktober. Die Erscheinung gab sich als „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ zu erkennen, forderte noch einmal eindringlich zum täglichen Rosenkranzgebet auf und wirkte zum Beweis der Wahrhaftigkeit das berühmte Sonnenwunder. Während dieses Wunders schauten die drei Kinder ein Panorama von Visionen, darunter der heilige Joseph, die heilige Familie sowie am Schluß Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel mit dem Skapulier.

Wir sehen den Bezug zu all den vorangegangenen großen Marienerscheinungen. Es werden jedoch die Dinge noch eindringlicher dargestellt und präzisiert. So fordert die Muttergottes hier noch dringender als zuvor zum Rosenkranzgebet auf, nennt sich selbst „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ und betont immer wieder, daß der Rosenkranz täglich gebetet werden soll. Auch die Aufforderung zu Buße und Sühne wird hier noch drängender und konkreter. Hatte sie sich in Lourdes bereits als die Unbefleckte Empfängnis geoffenbart, so stellt sie nun ihr Unbeflecktes Herz ganz besonders in den Vordergrund.

Vor allem jedoch betont die Königin der Propheten den apokalyptischen Charakter ihrer Erscheinungen. Sie nennt die Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen das „letzte Heilmittel“, das Gott dieser Welt gegeben hat. Sie zeigt, daß es wirklich um alles geht und die Entscheidungsschlacht zwischen ihr und ihrem Anhang sowie der Schlange und deren Anhang bevorsteht, wie dies auch Sr. Lucia in ihrem Gespräch mit P. Fuentes vom 26. Dezember 1957 betont. Sie gibt die Mittel an, wie diese Schlacht zu führen und zu gewinnen ist. Diese Mittel sind der Rosenkranz und die Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen, die unschwer mit der wahren Andacht zu Maria in Verbindung gebracht werden kann, die der hl. Ludwig Maria lehrt.

Schwester Lucia betont, die Muttergottes habe ihr geoffenbart, daß der Rosenkranz für diese Letzten Zeiten mit einer ganz besonderen Macht ausgestattet worden sei, sodaß sein andächtiges Gebet alle privaten wie öffentlichen Probleme lösen könne: „Die allerseligste Jungfrau gab dem Rosenkranz eine solche Wirkung, daß es kein materielles, spirituelles, nationales oder internationales Problem gibt, das nicht durch den Rosenkranz und durch unser Opfer gelöst werden kann“ (Gespräch mit P. Fuentes). Dies hat sich in der Folge viele Male bestätigt, am spektakulärsten vielleicht 1955 in Österreich, als dieses Land auf das Rosenkranzgebet hin von der sowjetischen Besatzung befreit wurde. Brasilien wurde 1964 vor dem Kommunismus gerettet und Portugal 1975, beide Male durch das Gebet des Rosenkranzes. Hier beweist die Rosenkranzkönigin die Macht dieses Gebetes vor allem im Kampf gegen jene Irrlehren, welche Rußland nach ihren Worten über die ganze Welt verbreiten würde, wenn man nicht auf sie und ihre Ermahnungen höre.

Die Andacht zu ihrem Unbefleckten Herzen ist zum einen die von allen zu übende Sühneandacht, deren einfachste Form Unsere Liebe Frau am 10. Dezember 1925 in Pontevedra der Seherin Lucia offenbarte und mit einer Verheißung bekräftigte: „Bemühe wenigstens du dich, mich zu trösten, und teile mit, daß ich verspreche, all jenen in der Todesstunde mit allen Gnaden, die für das Heil dieser Seelen notwendig sind, beizustehen, die fünf Monate lang jeweils am ersten Samstag beichten, die heilige Kommunion empfangen, einen Rosenkranz beten und mir während 15 Minuten durch Betrachtung der 15 Rosenkranzgeheimnisse Gesellschaft leisten in der Absicht, mir dadurch Sühne zu leisten.“

Zum anderen jedoch verlangt sie einen ganz besonderen Akt, der durch den Papst zu leisten ist, wie Unsere Liebe Frau Schwester Lucia am 13. Juni 1929 in Tuy, Spanien, mitteilte: „Es ist der Augenblick gekommen, in dem Gott den Heiligen Vater auffordert, in Vereinigung mit allen Bischöfen der Welt die Weihe Rußlands an mein Unbeflecktes Herz zu vollziehen. Er verspricht, es durch dieses Mittel zu retten.“ Es bleibt eben nach wie vor bei der engen Verbindung zwischen Maria und dem Papst.

Wie wir wissen, hat man nicht auf die Bitten der allerseligsten Jungfrau gehört, und es trat das ein, was sie für diesen Fall prophezeit hatte: Es kam ein weiterer, noch schlimmerer Krieg, und Rußland ging daran, seine Irrlehren in der ganzen Welt zu verbreiten. Vor allem aber erfüllte sich auch der dritte Teil ihres Geheimnisses, der ganz offensichtlich in erster Linie die Kirche und den Glauben betraf.

Der Zweite Weltkrieg

Im Jahr 1929 wäre noch die Zeit gewesen, die folgenden Katastrophen zu verhindern. 1927 war in der Sowjetunion Josef Stalin an die Macht gelangt, der 1929 mit seiner „Entkulakisierung“ durch „Verhaftungen, Enteignungen, Todesurteile und Verschleppungen“ (Wikipedia) und vor allem einer blutigen Verfolgung der gläubigen Christen, Orthodoxer wie unierter Katholiken, begann. Wenige Jahre später nahm das Verhängnis durch die „Machtergreifung“ des „böhmischen Gefreiten“ Adolf Hitler seinen Lauf. Es entstand jene bitterböse, dämonische Karikatur des Heiligen Römischen Reiches, indem ausgerechnet ein Österreicher, geboren noch in der Donaumonarchie, im ehemaligen Kernland des römischen Reiches, Deutschland, ein ganz und gar unheiliges, verbrecherisches „Drittes Reich“ errichtete. Die zwölf Jahre des Bestehens dieses „tausendjährigen Reiches“ genügten, nicht nur Deutschland, sondern praktisch das gesamte ehemals christliche Abendland zum Zusammenbruch zu bringen.

Wie wir gesehen haben, hat Maria, die Schlangenzertreterin, alles versucht, diesen Zusammenbruch zu verhindern. Schwester Lucia hatte „Mariens Wunsch, die Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens jetzt vorzunehmen“, sogleich „ihrem Beichtvater Francisco Rodriguez S.J.“ mitgeteilt, „der ihn nach Rücksprache mit dem Bischof von Leiria nach Rom weiterleitete“. „Als der damalige Heilige Vater Pius XI. aber bis zum Jahre 1931 mehrere auffallend günstige Gelegenheiten, diese Weihe zu vollziehen, verstreichen läßt - darunter z.B. das 1500-jährige Jubiläum des 'marianischen' Konzils von Ephesus von 431, da erhält Schwester Lucia im August 1931 in Rianjo, einer kleinen portugiesischen Küstenstadt nahe Pontevedra, die erschreckende Mitteilung, daß das Papsttum gleich den Bourbonen untergehen wird, da es sich geweigert habe, Rußland zu weihen. So wie letztere sich in der Gestalt Ludwigs XIV. 1689 geweigert hatten, ihr Land auf den Hinweis der hl. Margareta Maria Alacoque hin dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen - und einhundert Jahre später ihres Thrones verlustig gingen -, so würde auch das Papsttum aufgrund seiner Weigerung, Rußland dem Unbefleckten Herzen zu weihen, untergehen“ (aus: „Petrus und die Herodianer“ von Helmut Waldmann; vgl. Ferdinand Baumann SJ, Fatima und die Rettung der Welt).

In Deutschland bildete sich um diese Zeit ein Kreis um die oberpfälzische stigmatisierte Seherin Resl von Konnersreuth. Zu diesem Kreis gehörten u.a. der Konvertit und Publizist Fritz Michael Gerlich und der Kapuzinerpater Ingbert Naab. „Therese Neumann lehnte den Gott und Menschen verachtenden Hitlerismus und sein 'positives Christentum', die 'Herrgottsreligion' des Nationalsozialismus, kompromißlos ab“, schreibt Wolfgang Johannes Bekh in seinem Buch „Therese von Konnersreuth“. „'Wir müssen für den Heiland etwas tun!' war ihre stehende Rede. Bei einer der Zusammenkünfte im Wutzhaus forderte sie Pater Ingbert und Gerlich auf: 'Ihr zwei müßt kämpfen! Vielleicht wird es nichts helfen, aber ihr müßt kämpfen!'“

Mit ihrer Zeitschrift „Der Gerade Weg“ eröffneten Gerlich und Naab im Juli 1931 ihren Kampf gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Wie Pater Naab formulierte: „In unserem Kampf für die Wahrheit haben wir das Beispiel der Propheten vor Augen. Ihre Aufgabe war es, in Zeiten größter Katastrophen sich mit unbeugsamem Mut vor Land und Volk hinzustellen, eine 'eherne Säule' und 'eiserne Mauer'. Die Propheten laufen nie mit der Mehrheit. Sie bekommen im Gegenteil das Geschick der Vereinsamung furchtbar zu spüren. So durfte sich Jeremias nicht fürchten, 'sich zu sehr zu exponieren'... Die ganz Schlauen ziehen es vor, den Ausgang abzuwarten. Die Propheten aber müssen den geraden Weg weitergehen ohne Rücksicht auf Zustimmung oder Ablehnung.“ Sie versuchten bis zuletzt alles, um einen Sieg der Nazis zu verhindern. Nach der „Machtergreifung“ wurde Gerlich sofort verhaftet und später im Zusammenhang mit dem „Röhm-Putsch“ im Jahr 1934 ermordet, Pater Naab konnte fliehen und starb 1935 im Exil.

Man kann einen Tyrannen nur verhindern, bevor er an der Macht ist, danach ist es zu spät, so wurde gesagt. Das sollte sich auch hier erfüllen. War die „Machtergreifung“ nicht verhindert worden, was ohne Zweifel gelungen wäre, wenn der Papst die geforderte Weihe Rußlands vollzogen hätte, so war die Katastrophe nun nicht mehr aufzuhalten. Der Erzverbrecher Hitler riß Deutschland, Europa, ja die ganze Welt in einen furchtbaren Krieg, der unzählige Menschenleben forderte und schließlich vom einstigen christlichen Abendland nichts als Trümmer und Ruinen zurückließ, auf denen nun die „Neue Weltordnung“ ohne Christus und ohne Gott aufgebaut werden sollte. Vorderhand teilte sich die Macht zwischen den liberalen, kapitalistischen USA und dem kommunistischen Rußland. Die Grenzlinie zwischen beiden verlief mitten durch das alte Kernland des Heiligen Römischen Reiches, Deutschland, ja sogar mitten durch dessen letzte Hauptstadt Berlin.

Es dürfte außer Zweifel stehen, daß sich das Ende des II. Weltkriegs der Weltweihe verdankt, die Pius XII. am 31. Oktober 1942 vollzog. „Es war aber eine Weihe der Welt und nicht Rußlands“, schreibt P. Gérard Mura in seiner Broschüre „Fatima-Rom-Moskau“. „Man muß den Wunsch des Himmels nach der Weihe Rußlands von der Bitte des Himmels um die Weltweihe (mit spezieller Erwähnung Rußlands) und die je verschiedenen Versprechen des Himmels genau unterscheiden. Es sind zwei Weihen mit je zwei unterschiedlichen Versprechen des Himmels: Für die Weltweihe wurde die Abkürzung des Weltkrieges versprochen und für die Weihe Rußlands die Bekehrung Rußlands.“ Tatsächlich trat nach dieser Weltweihe eine Wende im II. Weltkrieg ein, die schließlich zum Kriegsende am Festtag des heiligen Erzengels Michael im Marienmonat, dem 8. Mai 1945, führte.

Es waren wohl in erster Linie politische Gründe, warum Papst Pius XII. ebenso wie sein Vorgänger Pius XI. dem Wunsch der allerseligsten Jungfrau nicht entsprach, obwohl er sogar zwei sehr persönliche Zeichen erhalten hatte. „Er ist am 13. Mai 1917 zur Mittagszeit zum Bischof geweiht worden, d.h. am Tag und zur Stunde der ersten Erscheinungen der Muttergottes in Fatima. Das ist ein sehr deutliches Zeichen des Himmels, das er auch als solches erkannt hat (Ansprache Papst Pius XII. anläßlich der Weihe der Kirche San Eugenio in Rom)“ (P. Mura a.a.O. S. 41). Er nannte sich sogar den „Papst von Fatima“. „Pius XII. hat auch mehrfach das Sonnenwunder von Fatima gesehen, und zwar in den Tagen der Definition der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Dies geschah 1950 am 30. und 31. Oktober, sowie am 1. und 8. November in den Gärten des Vatikans. Er hat dies auch offiziell in Fatima verkünden lassen“ (ebd.).

Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. feierlich das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel. Er selbst sah darin ein apokalyptisches Zeichen und ließ in diesem Sinn ein neues Meßformular für das Fest „Maria Himmelfahrt“ am 15. August verfassen, welches mit den Worten der Offenbarung des hl. Johannes beginnt: „Signum magnum apparuit...“ Allgemein wurde erwartet, daß anläßlich dieser Dogmatisierung und ihrer Feier in Rom der Papst in Vereinigung mit den Bischöfen, die zahlreich anwesend waren, auch endlich die verlangte Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens vollziehen werde. Die Erwartung war vergeblich. Der Papst ließ auch diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen. Das Bündnis zwischen Maria und dem Papst war zerbrochen.

Der Untergang des Papsttums

„Laß meine Diener wissen: da sie das Beispiel der französischen Könige befolgen und die Ausführung meiner Bitte verschieben, werden sie ihnen auch in ihrem Unglück folgen“, so sprach Christus in einer Vision im August 1931 zu Schwester Lucia, nachdem Pius XI. erkennbar die von Unserer Lieben Frau von Fatima verlangte Weihe nicht vollziehen wollte. So wie die französischen Könige „sich in der Gestalt Ludwigs XIV. 1689 geweigert hatten, ihr Land auf den Hinweis der hl. Margareta Maria Alacoque hin dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen - und einhundert Jahre später ihres Thrones verlustig gingen -, so würde auch das Papsttum aufgrund seiner Weigerung, Rußland dem Unbefleckten Herzen zu weihen, untergehen“. Nachdem nun auch Pius XII. ganz offensichtlich versagte, nahm das Unheil seinen Lauf. Noch in den 1950er Jahren unter seinem Pontifikat begannen die Vorbereitungen für jene Katastrophe, die Erzbischof Lefebvre einmal den „Dritten Weltkrieg“ genannt hat: das „II. Vatikanum“ und die daraus hervorgegangene „konziliare Kirche“ mit ihren „konziliaren Päpsten“. Es geschah das, was Unsere Liebe Frau von Salette bereits über hundert Jahre zuvor vorausgesagt hatte: „Die Kirche wird verfinstert werden. - Rom wird den Glauben verlieren und Sitz des Antichristen werden.“

Bereits seit 1948 war eine Vatikanische Liturgische Kommission unter dem Freimaurer Pater Annibale Bugnini am Werk, um eine umfassende liturgische „Reform“ durchzuführen, deren erster Schlag die alle liturgischen Traditionen umwerfende Neuordnung der Karwoche im Jahr 1955 war und die schließlich nach zwanzig Jahren mit dem „Novus Ordo Missae“ ihren letzten Triumph über die katholische Liturgie feierte. Nachdem 1954 schon allgemein mit dem Ableben des kranken Pius XII. gerechnet wurde, sagten einige freimaurerische Stimmen bereits die Wahl Kardinal Angelo Roncallis zum nächsten Papst voraus. Sogar sein Name Johannes XXIII. war diesen Eingeweihten schon bekannt sowie die Tatsache, daß er ein Konzil einberufen werde, um die Kirche zu revolutionieren (vgl. „Die Verfinsterung der Kirche“, Durach 2004, S. 67). Vier Jahre später, Ende 1958, war es so weit. Aus dem Konklave ging Roncalli als Papst Johannes XXIII. hervor.

Franco Bellgrandi, ein ehemaliger Kammerherr des Papstes und Mitarbeiter des „Osservatore Romano“, berichtet in einem 1977 erschienen Buch von einem Gespräch, das er kurz vor dem Konklave mit einer hochgestellten Persönlichkeit führte, „von der ich wußte, daß sie eine hohe freimaurersiche Autorität war und in Kontakt mit dem Vatikan stand“. Diese sagte Bellgrandi, der nächste Papst sei „bereits ausgesucht worden“ und es handle sich „um den Patriarchen von Venedig Roncalli“. Auf die überraschte Frage, von wem dieser ausgesucht worden sei, erhielt er die nicht minder überraschende Antwort: „Von unseren Freimaurern, die im Konklave vertreten sind.“ Als Bellgrandi erschreckt fragte, ob es denn tatsächlich Freimaurer im Konklave gebe, kam die Erwiderung: „Aber gewiß doch. Die Kirche ist in unseren Händen“ („Die Verfinsterung der Kirche“ S. 69f).

Es gibt unbezweifelbare Hinweise, daß sowohl Roncalli als auch Montini, der als Paul VI. sein Nachfolger und Fortsetzer des „II. Vatikanums“ werden sollte, Mitglieder der Freimaurerloge waren. „Wenn noch irgendwelcher Zweifel besteht, fordern wir alle, die es wünschen, dazu auf, die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils von Johannes XXIII. zu studieren, und man wird sehen, daß viele ihrer Grundlagen auf den Prinzipien und Postulaten der Freimaurerei fußen“, schreibt ein hochstehender „Eingeweihter“ (a.a.O. S. 74). Die Verschwörung der „Carbonari“ war somit endlich an ihr Ziel gelangt. Was im Jahr 1903 noch durch den österreichischen Kaiser verhindert worden war, war nun gelungen: Einer der ihren hatte den Thron Petri erstiegen.

Seit dieser Zeit also haben die Feinde Christi und der Kirche den Vatikan in ihrem Besitz. Der Einfluß der Freimaurerei wurde dabei mit den Jahren sicher nicht geringer, im Gegenteil. So überrascht es nicht, daß auch die Wahl Bergoglios zu „Franziskus I.“ bereits von freimaurerischer Seite vorhergesagt worden sein soll. Zumindest wurde sie von den Freimaurern hinterher sehr gelobt und begrüßt, so von „B'nai B'rith“ und der jüdisch-freimaurerischen „Anti Defamation League“. Wenn also seit nunmehr über fünf Jahrzehnten die Freimaurer bestimmen, wer auf den Stuhl Petri gelangt, kann dies nicht anders gewertet werden denn als – wenn auch vorübergehender – Untergang des katholischen Papsttums.

Ein übriges geschah durch den merkwürdigen Rücktritt Benedikts XVI. (der ja erstmals bereits die Tiara nicht einmal mehr im Wappen trug) und seinen Status als „emeritierter Papst“, die Doppelauftritte in weiß mit seinem Nachfolger und ihre „vierhändige Enzyklika“, sodaß klarsichtigere Beobachter von einem neuen Papsttum sprachen, das in Erfüllung des von Johannes Paul II. ausgesprochenen Wunsches in einem bloßen Ehren- oder „Liebes“-Primat besteht, während einfachere Gläubige ganz einfach verwirrt sind durch die „zwei Päpste“. Durch die Bemühungen Papst Bergoglios, der als „Franziskus I.“ von seinem Namen angefangen alles dafür tut, ja nicht irgendwo an eine päpstliche Tradition anzuknüpfen, sich stets nur „Bischof von Rom“ nennt, weder den Fischerring noch die roten Schuhe oder sonst ein päpstliches Zeichen außer der weißen Soutane trägt, im Gästehaus des Vatikan wohnt statt in den päpstlichen Gemächern etc., dürfte auch dem Letzten allmählich klar werden, daß das katholische Papsttum, wie wir es kannten, zu Ende ist.

Hierher mögen noch zwei Texte passen, die gerade zu diesen letzten Entwicklungen des Papsttums ein gewiß unverdächtiges Zeugnis geben. Der erste stammt von einem Freimaurer namens Ernesto Galli della Loggia, welcher den Rücktritt Benedikts XVI. in der italienischen Zeitung „La Stampa“ am 13. Februar 2013 wie folgt kommentierte: „Der päpstliche Rücktritt bedeutet durch die Macht des Faktischen eine Entsakralisierung seines Amtes. Die theologische Bedeutung desselben (Vikar Christi zu sein) mag unverändert bleiben, aber sein Designierungsmodus, seine Amtsausübung und seine 'Aura' werden auf eine absolut gewöhnliche Dimension reduziert. Wenn es nämlich möglich ist, daß ein Papst zurücktritt – und damit eine jahrhundertealte Praxis an der höchsten Spitze umstürzt – dann sind auch andere Neuerungen möglich. Dann können ebenso andere jahrhundertealte Praktiken auf den unteren Stufen umgestürzt werden. Mit dem Schritt von Benedikt XVI. wird daher in Wirklichkeit das Dasein der zentralen Struktur der Kirche in Frage gestellt: sie wird der Überprüfung durch die Fakten unterworfen, der harten Prüfung der Zeit und der menschlichen Wenigkeit.“

Der zweite Text fand sich in der „WELT“ vom 28. Februar 2013 und stammt von Richard Herzinger: „Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat eine Symbolwirkung, deren ganze Durchschlagskraft erst mit der Zeit offenbar werden wird. Steht und fällt die Aura der katholischen Kirche doch mit ihrer Behauptung, als Institution von Gott und nicht durch menschliches Bestreben eingerichtet worden zu sein. Folgerichtig gilt für den Papst - als dem Stellvertreter Christi auf Erden -, dass er weltlichen Fährnissen letztlich nicht unterworfen sei. Dass sich nun ein Papst aus gesundheitlichen Gründen aus dieser Position der Überweltlichkeit und, wenn man so will, Über- Menschlichkeit wieder zurückverwandelt und seinen Lebensabend als Privatier verbringen wird, führt diese Glaubenskonstruktion ad absurdum. Indem Josef Ratzinger angab, er könne das schwere Amt des Kirchenführers aus nachlassender physischer Kraft nicht mehr mit der nötigen Leistungsfähigkeit ausüben, sprach er wie ein Regierungschef oder Vorstandsvorsitzender eines Konzerns, nicht wie ein Heiliger Mann, der durch seine Transzendierung in die Sphäre des Sakralen der Diesseitigkeit bereits entrückt war. … So sehr sein Rücktritt aus Altersgründen menschlich verständlich, ja sogar sympathisch sein mag, so sehr belegt doch eben die Tatsache, dass unter dem sakralen Amt plötzlich wieder ein gewöhnlicher Mensch zum Vorschein kommt, wie weitgehend das Papsttum und die Institution, die es verkörpert, bereits in die Mühlräder der Säkularisierung geraten sind - und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie von ihnen schließlich zerrieben werden wird. Dass der Papst am Ende auch nur ein Mensch sein will wie du und ich, profaniert ein Amt, das nach dem Willen der Kirche - unbesehen aller Kritik an den konkreten Handlungen ihres Amtsinhabers - ein unantastbares Anderes zu der unzulänglichen weltlichen Existenz repräsentieren soll. Das Signum der Vermenschlichung und Verzeitlichung des Papstamtes wird nun für immer auch den Nachfolgern Benedikts anhängen.“

Einen weiteren interessanten Hinweis liefert uns Kardinal Roger Mahony, Teilnehmer am Konklave vom März 2013, der in seinem Internet-“Blog“ eine interessante Begebenheit schildert: „Ich weiß, daß viele Millionen Katholiken überall in der Welt gebetet haben, damit der Heilige Geist uns denjenigen zeigt, der am besten geeignet ist, die Kirche vorwärts zu führen. Als wir schließlich in der Sixtinischen Kapelle ankamen am 12. März, war ich noch in Erwägung von zwei oder drei Kandidaten. Als uns jedoch der erste leere Stimmzettel überreicht wurde und es darum ging, einen Namen daraufzuschreiben, geschah etwas Mächtiges und Sonderbares. Ich nahm meinen Stift, um zu schreiben, und fing an. Jedoch wurde meine Hand von einer größeren geistigen Macht bewegt. Der Name auf dem Stimmzettel geschah einfach. Ich hatte meine Gedanken noch nicht auf einen Namen konzentriert, es wurde für mich gemacht. Ich schrieb ihn und erschrak dann heftig. Da wußte ich, daß der Heilige Geist in voller Tätigkeit war in der Kirche Jesu Christi, und daß es nicht meine Aufgabe war, den neuen Nachfolger Petri zu 'wählen', sondern seinen Namen 'niederzuschreiben', einen Namen, der mir gegeben worden war. Die überwältigende Macht des Gebetes und des Vertrauens auf den Heiligen Geist übersteigt jede menschliche Vorstellungskraft.“ Für jeden, der auf diesem Gebiet über einige Kenntnisse und Erfahrung verfügt, ist klar, daß solche Dinge in den Bereich des Okkultismus gehören und die „größere geistige Macht“, die hier den Stift bewegte und die Wahl von Bergoglio betrieb, jedenfalls nicht der Heilige Geist gewesen ist.

Das Anti-Ephesus

Auf dem Konzil zu Ephesus, das als drittes Ökumenisches Konzil vom 22. Juni bis 31. Juli 431 n. Chr. in der kleinasiatischen Stadt Ephesus in der dortigen Marienkirche stattfand, wurde in Abwehr der Häresie des Nestorius die allerseligste Jungfrau Maria feierlich als „Gottesgebärerin“ deklariert. Es war dies einer jener großartigen Siege der Schlangenzertreterin über den Satan und seine Schlangenbosheit. Der Teufel aber vergißt nicht und sah nun seine Stunde gekommen, Rache zu üben und zum Gegenschlag auszuholen. Das von Johannes XXIII. begonnene und von Paul VI. fortgeführte „II. Vatikanum“ (1962 bis 1965) bot dazu die beste Gelegenheit.

Im Oktober 1963 entbrannte auf diesem Konzil eine Auseinandersetzung über das vorgesehene Schema über die Allerseligste Jungfrau. „Die Diskussion enthüllte den Gegensatz zweier Richtungen, einer maximalistischen und einer minimalistischen“, schreibt Roberto de Mattei in seinem Buch „Das Zweite Vatikanische Konzil – Eine bislang ungeschriebene Geschichte“. „Die 'Maximalisten' waren die Fortsetzer der großen marianischen Bewegung des 20. Jh., die nach der Definition des Dogmas der Himmelfahrt Mariens die Proklamation eines neuen Dogmas seitens des Papstes und der auf dem Konzil versammelten Bischöfe wünschte: Maria als Mittlerin der Gnaden“ (S. 352 f).

Bereits beim marianischen Kongress von 1958 in Lourdes seien, so unser Autor, unter den Mariologen „zwei Richtungen zu Tage getreten, eine maximalistische, die alle göttlichen Privilegien Mariens aus ihrer göttlichen Mutterschaft im Rahmen der hypostatischen Ordnung ableitete“, also letztlich aus dem Mariendogma von Ephesus, „und eine minimalistische, der zufolge die Mariologie ihre Grundlage im Parallelismus von Maria und der Kirche besaß“. „Die erste Richtung wurde als 'christotypisch' bezeichnet, weil sie die enge Verbindung von Christus und seiner Mutter in dem einen Heilsgeschehen betonte. Aus dieser Vereinigung rührten die Miterlöserschaft und die Mittlerschaft Mariens her. Die zweite Richtung vertrat hingegen die Ansicht, dass die Rolle Mariens der Rolle der Kirche, welcher der erste Platz nach Christus zukomme und von der Maria nur ein Mitglied sei, untergeordnet sei. Ihre Privilegien wurden auf das Innere der christlichen Gemeinschaft beschränkt, deren 'Typus' und Modell sie war. Aus diesem Grund wurde die Richtung 'ekklesiologisch' genannt“ (a.a.O. S. 353 f).

Eine „anti-maximalistische“, in Wahrheit anti-marianische Offensive wurde von den Konzilstheologen Congar, Rahner und Laurentin gestartet. Gegen die Ausführungen des „Mariologen“ Laurentin wandte sich als Verteidiger der Gottesmutter der wahrhaft große Mariologe P. Roschini. In seiner ausführlichen Untersuchung gelangt er zu dem Ergebnis, daß man von einer „maximalistischen Richtung“ eigentlich gar nicht sprechen konnte. Man „kann hingegen mit sachlichem Fundament von einer minimalistischen Richtung sprechen, die die Lehre des ordentlichen Lehramtes komplett übergeht und absolute Wahrheiten nicht nur leugnet und in Zweifel zieht, sondern sogar bis an den Punkt vorgestoßen ist, dem Glauben an die göttliche Mutterschaft 'vorzuziehen', um die allerheiligste Maria schließlich mit der Kirche zu identifizieren und sie damit auf das Niveau aller anderen Glieder des mystischen Leibes Christi herabzusetzen, als prima inter pares (a.a.O. S. 358).

In Wahrheit handelte es sich also um eine weitere Schlacht zwischen dem Weib und ihrem Anhang sowie der Schlange und deren Anhang. Bekanntlich setzten sich die „Minimalisten“ im Namen des „Ökumenismus“ durch und machten so das „II. Vatikanum“ zum „Anti-Ephesus“. Unnötig zu erwähnen, daß die zum Anlaß des Konzils von einer Reihe der Konzilsväter vorgeschlagene und erbetene Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens natürlich abermals nicht erfolgte.

Stattdessen kam es zur weltweiten Apostasie, jenem großen „Abfall von Gott“ (2 Thess 2,3), welcher als eines der Vorzeichen des Antichristen gilt. Verstärkt wurde dieser große Abfall noch durch die „Öffnung des Ostens“ seit Ende des 20. Jahrhunderts, die einerseits das Eindringen des Liberalismus in bis dahin noch durch den Widerstand gegen den kommunistischen Druck katholisch gebliebene Länder wie Polen ermöglichte, andererseits das Übergreifen des Atheismus auf westliche Länder, die bis dahin noch mehrheitlich christlich waren. In Deutschland vor allem führte die „Wiedervereinigung“ zu einem schlagartigen Anwachsen des Anteils der Bürger, die keine Religion mehr bekennen; nach neuesten Zahlen liegt er inzwischen bei 40 Prozent.

Der Antichrist

Schwester Lucia soll einmal gesagt haben, daß der Inhalt des „Dritten Geheimnisses“ in der Heiligen Schrift zu finden sei, näherhin in den Kapiteln 8 bis 13 der Offenbarung des heiligen Johannes. Darin tritt jedoch als schreckliches „Tier aus dem Meere“ der Antichrist auf, dem es gegeben ist, die Heiligen zu bekämpfen und zu besiegen, bis er selbst am Ende vom Aufleuchten Christi besiegt und überwunden wird. Nachdem die Muttergottes bereits in La Salette vom Kommen des Antichristen gesprochen hat, ist es nur folgerichtig, daß sie auch in Fatima noch dringender davor gewarnt haben muß.

Wir haben oben schon gesehen, daß der heilige Paulus in seinem 2. Brief an die Thessalonicher von einer hemmenden Macht spricht, welche dem Kommen des Antichristen noch entgegensteht. Wir haben ebenfalls gesehen, daß viele heilige Väter darunter das römische Reich verstanden. Wir dürfen also davon ausgehen, daß es der Kaiser und das Papsttum waren, welche das Kommen des Antichristen verhinderten. Daher wird die Zeit des Antichristen auch als kaiser- und papstlose Zeit beschrieben. Sollte es nun soweit sein?

Der „Weltverfolgungsindex“ von 2012 nennt die Christen als die weltweit größte Gruppe aller religiös Verfolgten. Bereits Ende Dezember 2011 äußerte sich der italienische Soziologe, Religionswissenschaftler und OSZE-Beauftragte gegen Rassismus, Xenophobie und Diskriminierungen gegen Christen, Massimo Introvigne, gegenüber Radio Vatikan über das „Jahrhundert der Märtyrer“, wie er das 20. Jahrhundert bezeichnete, das sich im 21. Jahrhundert verstärkt fortsetze. Dabei beträfen die Verfolgungen der Christen nicht nur jene Länder, in denen ein militanter Islam herrsche, der Kommunismus oder ein religiös geprägter Nationalismus, sondern umfassten auch das, „was hier bei uns im Westen, in Europa geschieht“. „Obwohl es nichts gäbe, was mit der Gewalt vergleichbar wäre, die in gewissen Gebieten Afrikas und Asiens zu finden sei, könne in Europa 'jener subtile und bisweilen nicht einmal sehr subtile Versuch festgestellt werden, das Christentum an den Rand zu drängen und es einzuschränken, die christliche Identität sowie die christlichen Wurzeln zu leugnen und auf vielfältige Weise die Kirche und den Heiligen Vater anzugreifen'“ (kath.net am 27.12.2011). Ein zunehmend antichristlicher Geist kann also jedenfalls weltweit festgestellt werden, zumal ihm kaum mehr Widerstand entgegengesetzt wird.

Der kleine Rest

Im Gefolge des „II. Vatikanums“ bildete sich innerhalb der katholischen Kirche eine Widerstandsbewegung, die man auch gerne „Traditionalisten“ nannte. Befeuert durch die nachkonziliaren Neuerungen unter Paul VI., dann noch einmal durch den schrankenlosen Ökumenismus Johannes Pauls II. und dessen Assisi-Greuel, nahm diese Bewegung in den 1970er und 1980er Jahren einen beachtlichen Aufschwung. Als ihre führende Gestalt kristallisierte sich immer mehr der französische Erzbischof Marcel Lefebvre heraus, der mit seiner „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ und mit dieser befreundeten Gemeinschaften eine weltweite Struktur aus Priestern, Seminaren, Prioraten, Kapellen und Klöstern aufzubauen verstand, die zunehmend eine Ersatzfunktion für die durch die „Konzilskirche“ besetzten und ausgefallenen kirchlichen Institutionen übernahm. Der geistige Zusammenbruch der inzwischen zur „Piusbruderschaft“ verkommenen Gründung Erzbischof Lefebvres konnte daher nur die gravierendsten Folgen haben.

Im Vorwort der Statuten seiner Bruderschaft schrieb Erzbischof Lefebvre: „1965-1990 – das Zeitalter der Untergrabung des katholischen Priestertums. 1970-1990 – die göttliche Vorsehung erweckt in ihrer unendlichen Weisheit ein Werk zur Erneuerung des katholischen Priestertums, um die Schätze, die Jesus Christus Seiner Kirche anvertraut hat, zu behüten, nämlich den Glauben in seiner Unversehrtheit, die göttliche Gnade durch Sein Opfer und Seine Sakramente, sowie die Hirten, die zur Austeilung dieser Schätze göttlichen Lebens bestimmt sind.“ Er sah in seinem Werk eine durch göttliche Vorsehung bestellte kleine Arche zur Rettung der wesentlichen Güter der Kirche und nannte seine Bruderschaft „Apostel Jesu und Mariä“. Die Bischofsweihen, die er im Jahr 1988 ohne päpstliches Mandat vornahm und die ihm die „Exkommunikation“ eintrugen, nannte er „Aktion Überleben“ und begründete sie mit der Notwendigkeit, „damit die Kirche fortbestehe“. Noch kurz vor seinem Tod wurde Mgr. Lefebvre von der jüdisch-freimaurerischen „Anti Defamation League“ vor Gericht gezerrt und dort wegen „Rassismus“ verurteilt – er, der den besten Teil seines Lebens als Missionar für die Menschen in Afrika geopfert hatte.

Nach dem weitgehenden Versagen fast aller von ihm damals geweihten Bischöfe und dem Niedergang der von ihm gegründeten Bruderschaft, der noch vor seinem Tod begann und in den letzten 15 Jahren zu deren vollständigem geistigen Ruin geführt hat, bleibt von dieser Arche nichts als hohle Trümmer. Die „Bewegung der Tradition“ ist kraftlos geworden, zerplittert, zerstritten, zerstreut. Wo also wäre noch ein echtes Hindernis, eine geballte geistige Kraft, die sich dem Kommen des Antichristen entgegenstellen würde?

Mehr denn je gilt heute die Vorhersage der seligen Anna Katharina Emmerich, die wir oben schon wiedergegeben haben: „Die Brunnen, in welche jetzt das heilige Feuer aus der Kirche geflüchtet wird, sind die wenigen heiligen Seelen jener Zeit, welche unter den Wassern der Leiden und Trübsale die Schätze zu bergen haben, welche, sonst die Wonne und Zierde der Braut Jesu Christi, nun von Solchen in Staub getreten sind, an welchen sie leuchten, von Jenen preisgegeben und verraten, welche sie behüten und wahren, von Jenen aber geplündert und vergeudet sind, welche sie schirmen und verteidigen sollten.“ Diese wenigen heiligen Seelen sind die „Ferse“ der Schlangenzertrerin, von welcher der heilige Ludwig Maria gesprochen hat, es sind jene unscheinbaren, armen Menschen n den Augen der Welt, „von allen erniedrigt, getreten und gedrückt, wie die Ferse im Vergleich zu den übrigen Gliedern des Körpers“, die aber dafür reich sind „an Gnaden vor Gott, die ihnen Maria im Überfluß zuwenden wird.“ Es sind die wenigen Auserwählten, welche die Königin der Propheten in La Salette nannte „meine Kinder, meine wahren Frommen; jene, die sich mir hingegeben haben, damit ich sie zu meinem göttlichen Sohne führe; jene, die ich sozusagen in meinen Armen trage; jene, die von meinem Geiste gelebt haben“. Durch sie wird Maria den Antichristen überwinden und besiegen, sie sind eben die Ferse, womit sie der Schlange das Haupt zertreten wird.

„Wenn einer Ohren hat, so höre er. Wer zur Gefangenschaft bestimmt ist, geht in die Gefangenschaft. Wer mit dem Schwert getötet werden soll, wird mit dem Schwert getötet. Hier muß sich die Standhaftigkeit und die Glaubenstreue der Heiligen bewähren“ (Off 13,9f).

Der Triumph des Unbefleckten Herzens

Wir wissen, daß der Sieg des Antichristen kommen wird, wir wissen aber auch, daß er nur vorübergehend sein kann und schließlich dem Sieg des Christkönigs weichen muß. Maria wird der Schlange das Haupt zertreten. „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Diese Vorhersage der Himmelskönigin gilt absolut. „Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden“, sagt Unsere Liebe Frau von Fatima, aber „es wird spät sein“. „Wie der König von Frankreich werden sie dies bereuen,“ nämlich nicht auf die Bitte des Himmels um die Weihe Rußlands gehört zu haben, „werden es dann tun, aber es wird spät sein“, so die Botschaft an Schwester Lucia von 1931.

Es wird also wieder einen katholischen Papst geben, welcher die Weihe endlich vollziehen wird. Es wird nach vielen seriösen Prophetien auch wieder einen katholischen Monarchen, einen Kaiser, geben. Es wird eine große Bekehrung der ganzen Welt und eine Erneuerung der Kirche stattfinden. Es wird wahrhaft Friede sein, denn der Triumph des Unbefleckten Herzens wird uns die Herrschaft ihres göttlichen Kindes, des Christkönigs, bescheren. Allerdings wird dieser Friede nicht von langer Dauer sein, wie die Muttergottes bereits in La Salette vorhersagt. Danach muß der Satan noch einmal für eine kurze Zeit losgelassen werden, um die satt und lau gewordenen Menschen aufzurütteln für den großen und schrecklichen Tag der Wiederkunft Christi.

„Das Reich Gottes des Vaters hat gedauert bis zur Sündflut und sein Ende gefunden durch eine Wasserflut; das Reich Jesu Christi fand in einem Strom von Blut seinen Abschluß. Dein Reich aber, o Geist des Vaters und des Sohnes, setzt sich fort in einer Flut von Feuer von Liebe und Gerechtigkeit“, so betet der hl. Ludwig Maria Grignion in seinem „prophetischen Flammengebet“ zum Heiligen Geist. „Wann wird diese Feuerflut der reinen Liebe kommen, die Du auf der ganzen Erde entzünden und sanft und mächtig anfachen wirst, damit alle Völker, die Türken, die Götzendiener, ja selbst die Juden davon erfaßt und sich zu Dir bekehren werden? Non est, qui se abscondat a calore ejus – niemand kann sich vor seiner Glut verbergen.“

„Accendatur: Dieses göttliche Feuer, das Du, o Jesus, auf diese Erde bringen willst, möge sich entzünden, bevor Du das Feuer Deines Zornes senden wirst, das alles in Asche verwandeln wird. Emitte Spiritum tuum et creabuntur et renovabis faciem terrae – sende aus Deinen Geist und sie werden erschaffen werden, und Du wirst das Angesicht der Erde erneuern!“ Das Feuer des Heiligen Geistes, das im Unbefleckten Herzen Seiner heiligsten Braut brennt, das Feuer reiner Liebe soll die Erde zuerst noch erfüllen, ehe dann im letzten Feuer „die Himmel krachend vergehen“, die „Elemente verbrannt und aufgelöst“ werden und „die Erde, und alles was auf ihr ist“, nicht mehr gefunden werden. „Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst, wie heilig und fromm müßt ihr dann leben, den Tag Gottes erwarten und seine Ankunft beschleunigen! An jenem Tag wird sich der Himmel im Feuer auflösen, und die Elemente werden im Brand zerschmelzen. Dann erwarten wir, Seiner Verheißung gemäß, einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt“ (2 Petr 3,10-13). „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr“ (Off 21,1).