Am Abgrund zum Wahnsinn

In den letzten Jahren haben wir es schon öfter feststellen können und müssen, Bergoglio treibt die Traditionalisten in den Wahnsinn. Er treibt sie in den Wahnsinn, weil er ihnen eine Ausrede nach der anderen einfach wegnimmt. Aber die Tradis wollen sich durchaus ihre fadenscheinigen Ausreden nicht einfach wegnehmen lassen, denn sie sind verliebt in ihr Tradiland. Da mag kommen, was will, da mag passieren, was will – wir lassen uns unsere heile Tradiwelt nicht kaputt machen!

Unwillkürlich denkt man an den erfolgreichen Liedermacher Reinhard Mey und seine „Annabelle“. Dieser hatte 1972, also vor 51 Jahren, gesungen:

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Du bist so wunderbar negativ
Und so erfrischend destruktiv.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell.
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach‘ meine heile Welt kaputt!

Nun, die Annabelle der Tradis heißt Bergoglio. Die Tradis sind jedoch bei weitem nicht so wagemutig wie unser Sänger, was ihnen freilich nicht viel helfen wird, denn Bergoglio ist eifrig dabei, ihre heile Welt kaputt zu machen, ob sie es wollen oder nicht …

Schisma oder synodaler Weg?

Es ist schon eine Weile her, da hat Edmund Pevensie in der Zeitschrift THEOLOGISCHES vom Nov/Dez 2022 einen Text veröffentlicht, mit dem für einen Katholiken äußerst seltsam anmutenden Titel: „Das Schisma wagen“! Bei den eher konservativen Lesern der Zeitschrift haben seine Gedanken großen Zuspruch gefunden, drücken sie immerhin die untergründige Verzweiflung dieser Leute aus, dieser Leute, die unter „Papst“ Bergoglio katholisch sein und bleiben wollen – denn Bergoglio ist sicherlich genauso wunderbar negativ und so erfrischend destruktiv wie Annabelle.

Der konkrete Anlaß für die Überlegungen Edmund Pevensies sind die derzeitigen Umtriebe in der deutschen Sektion der Menschenmachwerkskirche aufgrund des „synodalen Weges“. Nicht wenige wollen nämlich mit deutscher Gründlichkeit umsetzen, was Herr Bergoglio in Rom als „neuen“ Weg der „Kirche“ angedacht und verkündet hat. Sie wollen eine „Kirche“ von unten, eine durch und durch demokratische Kirche, in der das Bischofsamt überflüssig ist – was es selbstverständlich im katholischen Sinne genommen de facto schon lange ist, denn welcher Bischof kommt tatsächlich noch seiner Pflicht als Hirte seiner Herde nach?! Ganz in diesem überflüssigen Sinne konnte Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, dreist behaupten: „Der Heilige Stuhl sieht die Gefahr einer Schwächung des bischöflichen Amtes – ich erlebe synodale Beratung geradezu als eine Stärkung dieses Amtes.“ Die modernen Bischöfe denken nicht mehr nach, sie erleben – dabei wird jeder Pfarrer, der die letzten Jahrzehnte noch Pfarrer sein und demgemäß seine Pfarrei tatsächlich leiten wollte, sicherlich aus leidvoller Erfahrung mit seinem Pfarrgemeinderat Bätzing in dem Sinne rechtgeben, daß er sich dadurch bis zum Davonlaufen in seinem Amt als Pfarrer gestärkt erlebt. Ein Alptraum ist schließlich auch ein Erlebnis. Der eine erlebt den Wahnsinn als Stärkung der andere als unerträgliche Zumutung.

Die Kollegen Bätzings, die „Bischöfe“ von Augsburg, Eichstätt, Regensburg und Passau erleben es offensichtlich anders und wandten sich deswegen gemeinsam mit dem Kölner „Kardinal“ Rainer Maria Woelki in einem Brief an den Vatikan. Hierauf kam ein erneutes Machtwort aus Rom gegen den deutschen „Synodalen Weg“. Ein dauerhaftes Leitungsgremium, in dem Kleriker und Nicht-Kleriker gemeinsam entscheiden, sei nicht erlaubt.

Überholverbot

Blickt man von den deutschen auf die neurömischen Umtriebe, so kann man die Differenzen nicht ganz nachvollziehen, will denn nun Bergoglio plötzlich doch keine synodale Kirche mehr, wo er die letzten Jahre unverkennbar und beharrlich darauf gedrängt hat?

Bergoglio bemerkte gegenüber dem deutschen „Synodalen Weg“: „In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon.“ So war es in der Jesuiten-Zeitschrift „La Civiltà Cattolica“ zu lesen. Bergoglio präzisiert: „Das Problem entsteht, wenn der Synodale Weg von den intellektuellen und theologischen Eliten entspringt und viel durch Druck von außen beeinflusst wird.“ Es gebe dagegen auch einige Bistümer, in denen der Synodale Weg langsam mit den Gläubigen, also dem Kirchenvolk, entwickelt werde. Also „Synodaler Weg“ als langsamer Prozeß im und mit dem Kirchenvolk und nicht als von oben angeordnete Agenda der Machthaber, so könnte man zusammenfassend sagen, das ist in Ordnung. Oder nochmals etwas anders ausgedrückt: Bergoglio mag es nicht, wenn er auf der linken Spur überholt wird, wie es die Deutschen selbstbewußt und forsch versucht haben. Wo käme er denn da hin, wenn jeder dahergelaufene Bischof noch progressiver als er sein könnte?

Angesichts dieses Kuriosums fragt man sich: Wie geht es eigentlich bei Reinhard Meys Annabelle weiter?

Früher war ich ahnungslos wie ein Huhn,
Doch sie erweitert mein Bewußtsein nun,
Und diese Bewußtseinserweiterung
Ist für mich die schönste Erheiterung.
Seit ich auf ihrem Bettvorleger schlief,
Da bin ich ungeheuer progressiv,
Ich übe den Fortschritt und das nicht faul:
Nehme zwei Schritt auf einmal und fall‘ aufs Maul.

So geschah es mit den deutschen Bischöfen in Rom: Nehme zwei Schritt auf einmal und fall‘ aufs Maul. Einmal deutsche Bischöfe zu Besuch reicht Herrn Bergoglio, so war unlängst zu lesen, was man recht gut nachvollziehen kann. Kommen wir nach dieser Vorarbeit zurück zu unserem Text von Edmund Pevensie „Das Schisma wagen“.

Deutsches Schisma?

Gleich einleitend konfrontiert uns der Autor mit einer Einsicht, die zwar für uns in keiner Weise neu ist, aber bei seinen Lesern einen Aufschrei des Entsetzens provoziert haben dürfte: „… dass nämlich das Schisma, auch wenn es noch nicht förmlich vollzogen wurde, in der Sache längst existiert“.

Wir fragen uns: Was ist damit konkret gemeint? Wann ist bei einem Modernisten ein Schisma förmlich vollzogen? Heißt das, daß er nunmehr ganz ausdrücklich und nachhaltig sich von der Gemeinschaft ausgrenzt? Aber warum sollte er sich überhaupt von einer Gemeinschaft trennen und ausgrenzen wollen und sollen, die sowieso seit Jahrzehnten pluralistisch jede Meinung als richtig gelten läßt? Da dürfte es recht schwer sein, eine Trennung förmlich zu vollziehen.

Unser Autor verrät mit dieser Bemerkung seine für die Konservativen typischen Wahrnehmungsstörung. Damit befindet er sich jedenfalls argumentativ auf ziemlich dünnem Eis. Was heißt es etwa konkret und auf den Punkt gebracht, wenn er weiter feststellt: „Damit meint Striet, dass es eine faktische Spaltung dogmatischer und moraltheologischer Positionen in der katholischen Kirche in Deutschland, aber sicher auch auf weltkirchlicher Ebene gibt, die logisch nicht mehr vermittelbar sind.“

Man muß es schon extra hervorheben, damit man es nicht einfach übergeht: Dieses Faktum beginnt unserem Autor im Jahr 2022 allmählich aufzuleuchten, weil die Revolution jetzt endgültig ihre Kinder auffrißt – die „Kinder“ sind übrigens hier die Bischöfe, die dazu mehrheitlich in Deutschland auch noch Beifall klatschen, weil sie sich selber schon lange kollegial abgeschafft haben. Ist das nicht reichlich spät?! Edmund Pevensie meint zwar auch: „Das Verdienst, diese Spaltung sichtbar zu machen, kommt ebenso dem Synodalen Weg im Ganzen zu, der sie zwar vorantreibt, aber keineswegs erst etabliert“, aber wo bleibt die Konsequenz? Denn hieraus drängt sich jedem unmittelbar die Frage auf: Seit wann hat sich diese Spaltung etabliert? Wann beginnt der synodale Weg lehrmäßig? Zweifelslos ist das, was wir jetzt erleben, nur noch die praktische Umsetzung einer schon lange etablierten Irrlehre.

Auch unser Autor muß das wenigstens anerkennen, wenn er feststellt: „Der Streit, der mitsamt seinen ganzen Folgeerscheinungen mittlerweile auch die katholische Kirche in bürgerkriegsartige Verhältnisse stürzt, ist letztlich und entscheidenderweise der Konflikt zwischen zwei fundamental verschiedenen Philosophien.“

Im modernen Kontext ist es wohl am Treffendsten, „Philosophien“ mit Denkgewohnheiten zu übersetzen, Denkgewohnheiten ohne Fundament in der Wirklichkeit. Wie kann es aber „in der Kirche“ dazu kommen, daß zwei fundamental verschiedene Philosophien sich gegenüberstehen können? Was ist in den letzten Jahrzehnten „in der Kirche“ geschehen?

Wir ersparen uns den Kommentar zu den nun folgenden Ausführungen des Autos zu diesen modernen Philosophien und ihrer neuen Denkart, die mit Denken im Grunde nichts mehr zu tun hat, weil wir uns schon seit vielen Jahren ausführlich und immer wieder darüber Gedanken gemacht und deren geistesgeschichtliche Wurzeln deutlich aufgezeigt haben.

Globale Revolution 2.0

Es soll hier nur das Ergebnis der Überlegungen Pevensies kurz wiedergegeben werden, denn in ihm kommt das Dilemma, in das jeder Menschenmachwerkskirchler notwendigerweise gerät, griffig zum Ausdruck:

„Genau dieses Ziel verfolgt die Reformation 2.0, die ebenso wie in den Positionen Striets auch im Plädoyer Wendels für ein „undogmatisches Christentum“ gut abgebildet ist, in dem das Undefinierte zur eigentlichen Definition der Kirche werden soll. Ein Kirchenbild erscheint vor uns, in dem alle übernatürlichen Dimensionen abgeschmolzen und die klassischen Topoi des geistlich-mystischen Lebens wie die Heiligung der Seelen, des Messopfers, der Anbetung, der Umgestaltung in Christus und der Sühne komplett verschwunden sind. Man muss sich nur die abstrakten religiösen Symboliken und grässlichen Liturgien des Synodalen Weges anschauen und weiß, wie platt und immanentistisch diese Kirche aufgestellt sein wird, deren primäre Anliegen mit denen des heutigen links-grünen Mainstreams ununterscheidbar verschmolzen sind. Dieses Gebilde hat mit der Kirche des Augustinus, Edith Steins oder Padre Pios nichts mehr zu tun. Aber nur die derart in ihren zentralen Dimensionen verflüssigte Kirche stellt kein Hindernis mehr für die globale Religion 2.0 dar.“

Wenn es nur hieße Reformation ohne 2.0, könnte man das Ganze für einen Text aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts halten, als auch Reinhard Mey seine „Annabelle“ geschrieben und besungen hat. Das „undogmatische Christentum“ ist, wie jeder Katholik weiß, keine Erfindung unserer Tage, sondern Grundprinzip des Modernismus. Denn im Modernismus gibt es keine Dogmatik, d.h. unveränderliche, ewige Wahrheiten. Daß deswegen das „Kirchenbild“ der Modernisten, „in dem alle übernatürlichen Dimensionen abgeschmolzen“ sind, mit der katholischen Kirche nichts mehr gemein hat, überrascht keinen Katholiken, sondern nur einen rückständigen Modernisten, der sich hartnäckig weigert, die Konsequenzen aus diesen grundlegenden Irrtümern zu ziehen, weil er weiter so tun möchte, als sei in der Kirche noch alles in Ordnung. Dieses Fehlverhalten war bis vor kurzen noch möglich, jetzt entzieht ihm der Synodale Weg die allerletzten Selbsttäuschungsmöglichkeiten.

Reinhard Mey sah es so:

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Zerstör‘ mir meine rosa Brille
Und meine Gartenzwergidylle!
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach‘ meine heile Welt kaputt!

Bei den Tradis hat man freilich Zweifel, ob das bei ihnen auch so ist:

Zerstör‘ mir meine rosa Brille
Und meine Gartenzwergidylle!

Nochmals sei es festgestellt: Die Tradis wollen sich ihre Gartenzwergidylle nicht einfach kaputtmachen lassen, aber dennoch ermuntern sie durch ihr permanentes Fehlverhalten Bergoglio ständig dazu:

Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach‘ meine heile Welt kaputt!

Und Bergoglio läßt sich das nicht zweimal sagen…

Leeramt mit Haltbarkeitsdatum

Auch unser Autor wehrt sich standhaft gegen die naheliegendste Einsicht, was sich so anhört:

In der kirchlichen Konsequenz heißt das, dass dieser Haltung mit den Mitteln der klassischen dogmatischen Erkenntnislehre – etwa mit Konzilsbeschlüssen oder päpstlichen Definitionsakten – allein nicht mehr begegnet werden kann. Die Vertreter des Synodalen Weges wie Bischof Bode sagen das auch ganz offen: selbst wenn das römische Lehramt Sätze mit höchstem, endgültigem Verbindlichkeitsanspruch formuliert, gelten diese Sätze doch nicht als solche, sie sind ihrer geschichtlichen Natur nach immer überholbar. Das würde dann auch für alle römischen Verwerfungen der Positionen des Synodalen Weges gelten. „Roma locuta, causa finita est“, ist in der politischen Realität des entfesselten Selbstermächtigungswillens ebenso zur Makulatur geworden wie die Verfahrensregelungen beim Synodalen Weg selbst, die, wie wir erlebt haben, sogleich gebrochen werden, wenn sie die revolutionären Zwecke behindern.

Wir haben gemeint, daß das „Roma locuta, causa finita est“ spätestens mit dem sog. 2 Vatikanum Schnee von gestern war. Denn eine Kirche, die das Widerspruchsgesetz außer Kraft setzt, kann ihrem Wesen nach keine letztverbindlichen, endgültigen Entscheidungen mehr treffen, sondern nur noch jederzeit überholbare Meinungen von sich geben. Was für eine Illusion ist es, wenn der Autor tatsächlich meint: Es wäre die Aufgabe Roms, die Interpretationsfronten durchgreifend – theologisch und disziplinär – zu klären. Das kann man fordern, ohne ein theologischer Scharfmacher zu sein, weil es nur die Forderung nach Wahrhaftigkeit, also nach Anerkennung der Realität ist.

Nein, das kann man nur fordern, wenn man die letzten 65 Jahre Kirchengeschichte verschlafen hat. Das modernistische Leeramt klärt theologisch und disziplinär überhaupt nichts, es fällt nur noch ideologisch bedingte, bzw. politisch motivierte Entscheidungen – mit einem Haltbarkeitsdatum von allerhöchstens einem Jahr! Denn – um es mit Konrad Adenauer zu sagen – was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?!

Verzweifelt gesteht Edmund Pevensie:

Das Schisma ist in der Sache bereits da, und das sollte auch so benannt werden. Handelte Rom seinem Auftrag gemäß, käme das Schisma mit hoher Wahrscheinlichkeit auch formell zustande, in Deutschland würde die katholische Kirche sehr klein. Und nur das wäre ihre Rettung. Dass Rom dies jedoch tun und der sich nun auch innerkirchlich bis ins Unerträgliche aufplusternden modernen Subjektivität entgegentreten wird, ist gegenwärtig extrem unwahrscheinlich.

Flucht ins Neutrum: Rom

Da ist er wieder, der Traditionalistenplatzhalter, der immer dann auftaucht, wenn eine unangenehme Wahrheit vertuscht werden soll: Rom! Warum nicht Bergoglio, sondern Rom? Rom, weil es nicht seinem Auftrag gemäß handelt und es gegenwärtig extrem unwahrscheinlich ist, daß dieses Rom der auch innerkirchlich bis ins Unerträgliche aufplusternden modernen Subjektivität entgegentreten wird. Das kann man so gelassen zwar von „Rom“ sagen, aber nicht von „Bergoglio“, wenn dieser der eigene Papst sein soll.

Unser Autor hat weiter oben in seinem Text geschrieben – dort erwähnt er den „Papst“ und nicht „Rom“: „Der Papst hat kürzlich im Blick auf den Synodalen Weg entsprechend darauf verwiesen, dass es ja bereits eine – wie er meinte sehr gute – evangelische Kirche in Deutschland gebe, die alle Forderungen der synodalen Majorität präzise erfülle, und also gar keine Notwendigkeit bestünde, die katholische Kirche noch in eine protestantische zu transformieren.“

Wir haben dieses Zitat ebenfalls schon angeführt, aber auch geschrieben, was Bergoglio sonst noch in seinem Interview mit der Jesuiten-Zeitschrift „La Civiltà Cattolica“ gesagt hat, was Edmund Pevensie jedoch seinen Lesern verschweigt, weil es ihm nicht in den Kram paßt: „Das Problem entsteht, wenn der Synodale Weg von den intellektuellen und theologischen Eliten entspringt und viel durch Druck von außen beeinflusst wird.“

Immerhin rafft sich unser Autor zu der an sich zutreffenden Einsicht auf:

Aber weil nicht geschieht, was geschehen müsste, wird das Selbe umgekehrt geschehen. Das neue Lehramt des Synodalen Weges wird, wenn erst einmal der Synodale Rat der sich zum Maß aller Dinge ermächtigenden Subjekte politisch etabliert ist, dafür Sorge tragen, dass die Widerständigen abgesetzt und exkommuniziert werden. Es ist alles angekündigt und hat ja längst begonnen, und niemand wird später sagen können, er habe es nicht gewusst.

Da heißt es: Das neue Lehramt des Synodalen Weges – warum nicht auch das neue Leeramt der Menschenmachwerkskirche erwähnen, durch das dieses noch neuere Leeramt des „Synodalen Weges“ erst ermöglicht wurde und das schon lange all jene exkommuniziert hat, die noch wahre Katholiken sein und bleiben wollten, weil es sich tatsächlich einen Irrglauben nach dem anderen zu eigen gemacht hat und zum Sammelbecken aller Häresien geworden ist? Wir stimmen dem Autor ganz und gar zu und fordern ihn dazu auf, wenn er schon „A“ sagt, auch „B“ zu sagen: Es ist alles angekündigt und hat ja längst begonnen, und niemand wird später sagen können, er habe es nicht gewusst.

Mut zum Schisma

Nun, der Autor will nicht „B“ sagen, denn so viel Realität ertragen die Konservativen und Traditionalisten nicht. Ein Rest von Verblendung muß immer bleiben, denn die Konsequenz aus der Realität wäre einfach zu furchtbar!

Aber ist die Konsequenz aus der selbstverschuldeten Verblendung nicht noch furchtbarer? Diese hört sich so an: „Ich erlaube mir abschließend einen Rat an die wenigen widerständigen deutschen Bischöfe: Nehmt die Priesterflüchtlinge bei euch auf, schließt euch mit den traditionstreuen Priestern zusammen und nutzt den euch noch verbliebenen Einfluß. Fürchtet das Schisma nicht mehr. Die Zeit der Harmonien, nach denen sich fromme Seelen oft so sehr sehnen, ist abgelaufen, der Krieg wurde erklärt.“

Na also: Mut zum Schisma!!! – Es stellt sich nur jedem noch denkfähigen Menschen die Frage, wer denn nun eigentlich und genau genommen in diesem modernistischen Chaos mit wem im Schisma ist? Diese Frage zu beantworten, dürfte im Rahmen des nachkonziliaren Leerchaos unmöglich sein. Denn letztlich gibt es so viele Schismen, wie es Menschenmachwerkskirchler gibt, hat doch jeder von ihnen seinen eigenen selbstzusammengebastelten Irrglauben. Jeder Menschenmachwerkskirchler in Deutschland fürchtet spätestens seit der „Königsteiner Erklärung“ das Schisma nicht mehr, weil er seitdem mit seiner Bischofskonferenz formal im Schisma lebt. Aber was soll’s, der Krieg wurde erklärt, die Zeit der Harmonien ist abgelaufen…

Wie sang noch Reinhard Mey so treffend und erfrischend wirklichkeitsnahe:

Früher war ich, wie das alles zeigt,
Einem billigen Vergnügen niemals abgeneigt.
Doch ab heute wird nicht mehr genossen,
Dafür diskutier‘n wir beide unverdrossen.
Wenn ich zu Ihren Füßen lieg‘,
Dann üb‘ ich an mir selbst Kritik.
Und zum Zeichen ihrer Sympathie
Nennt sie mich „Süßer Auswuchs kranker Bourgeoisie“

Treffender und amüsanter könnte man den Tradilandbewohner wohl kaum mehr beschreiben: „Süßer Auswuchs kranker Bourgeoisie“. Der göttliche Glaube verlangt nun einmal mehr als die Traditiönchen der Traditionalisten. Da muß man schon etwas weiter über den Tellerrand hinausschauen. Unser Autor hat dazu zumindest einen Anlauf genommen, wenn er seinen Lesern zu bedenken gibt:

„Betrachtet man diese Entwicklung, wird man kaum umhinkommen festzustellen, dass es hier nicht einfach nur um eine Neuerfindung des Christentums, sondern der Religion als solcher geht. Dieses hochambitionierte Projekt, das ebenso die Agenda der modernen Kultur im Ganzen ist, stellt vermutlich sogar das zentrale Moment der Heidegger’schen Machenschaft dar. Jetzt ist erst einmal die katholische Kirche an der Reihe, dabei soll es aber nicht sein Bewenden haben. Entstehen soll die radikal anthropozentrische Religion 2.0. Ist es aber so weit gekommen, wird man Heidegger beipflichten müssen, dass der Gott und die Götter entflohen sind. …

Man muss sich ungeschminkt vergegenwärtigen, was das für das kirchliche Leben bedeutet. Logisch gibt es für diese konfligierenden Positionen kein tertium [Drittes] mehr, es ist schlicht ein unversöhnbarer Widerstreit. Er bezieht sich nicht einfach auf diesen oder jenen materialtheologischen Gegenstand, sondern auf die alles umgreifende Formalität der katholischen Kirche selber, auf die schlechthin grundlegende, buchstäblich über alles entscheidende Erkenntnis- und Wahrheitsfrage als solche. Das, was etwa die Bischöfe Bode und Bätzing verlautbaren, eliminiert die Identität der katholischen Kirche. Das wissen die Herren ganz genau, und sie wissen, dass die immer wieder eingestreuten Beschwichtigungsrhetoriken nur eine politische List sind.“

Da liest man: was etwa die Bischöfe Bode und Bätzing verlautbaren, eliminiert die Identität der katholischen Kirche – wo bleibt bitte Bergoglio, wo Ratzinger, Wojtyla, Montini und Roncalli!!! Wurde nicht die Identität der katholischen Kirche schon auf dem sog. 2. Vatikanum eliminiert, als man lehrte: „Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Das schließt nicht aus, daß außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen.“

Damit war diese „katholische Kirche“ nicht mehr die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“, sondern nur noch eine Verwirklichungsform der Kirche Jesu Christi neben vielen anderen. Somit hätte sich jeder Katholik von dieser neu errichteten Menschenmachwerkskirche distanzieren und durchschauen müssen, dass die immer wieder eingestreuten Beschwichtigungsrhetoriken nur eine politische List sind.

Pius XII. mußte schon in seiner Enzyklika „Humani generis“ vom 12.8.1950 Versuche tadeln, die Identität zwischen der Kirche Jesu Christi und der katholischen Kirche zu verflüchtigen:

„Manche meinen, sie seien nicht gebunden durch die Lehre, die wir vor wenigen Jahren in Unserer Enzyklika darlegten und die in den Quellen der ‚Offenbarung‘ gründet, wonach der mystische Leib Christi und die römisch-katholische Kirche ein und dasselbe ist.“

Aber nein, es sind nur die Verlautbarungen der Bischöfe Bode und Bätzing u.a., die die Identität der katholischen Kirche eliminieren und nicht diejenigen Bergoglios und seiner Vorgänger. Da staunt der Fachmann und wundert sich der Laie. Unser Autor steht vor dem Abgrund dieses Wahnsinns und was macht er? Er springt hinein!

Wie endete eigentlich Reinhard Meys „Annabelle“?

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Du bist so herrlich emanzipiert
Und hast mich wie ein Meerschweinchen dressiert.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Und zum Zeichen deiner Emanzipation
Beginnt bei dir der Bartwuchs schon.